eigentlich pflege ich Beiträge, auf die ich antworte, vorher immer zu lesen, pix :-) hmm, solche, auf die ich nicht antworte, eigentlich auch ... und das eine wie das andere mache ich, weil ich sie gelesen habe ...
äh ... ich lese die FAZ nicht, auch nicht die am Sonntag. Ich nehme an, von daher ist mühelos rückschließbar, daß ich diese Gedanken nicht der FAZ nachformuliert habe. Sei außerdem versichert, daß sie auch keiner anderen Zeitung nachformuliert sind. Ich pflege, auf eigene Verantwortung zu denken.
Im übrigen ist deine Paraphrase der FAZ-Aussage etwas unvollständig, da fehlt im 2ten Teil des Satzes genau das, worum es in dem Satz wohl gehen soll, vielleicht kannst du das noch ergänzen; es wäre dann besser verständlich, was gemeint ist, denn so knn mensch sich vieles dabei denken.
Sachlich halte ich nicht viel von Begriffsbestimmungen auf Zeitungsniveau; gerade Zeitungen sind dem Zeitgeist in einer Weise und einem Ausmaß verpflichtet, die sie als "Experten" von über Zeitgeistikeit hinausreichenden Sachverhalten schlicht ungeeignet sind. "Bildung" ist in den Darstellungen der großen Zeitungen der letzten 20 Jahre zunehmend zu etwas verkommen, was sich gefälligst dem Wirtschaftsbedarf unterzuordnen hat wie alles andere auch. Damit haben sich zwar dies Zeitungen selbst desavouiert, aber das muss zeitung ja noch lange nicht zur Kenntnis nehmen, solange ihre Redaktion über Verve und Dreistigkeit genug verfügt.
Darf ich noch auf die Darlegung im Brockhaus zur "Bildung" verweisen. Äußerst luzid und ... bildend^^:
Bildung.
Unter Bildung versteht man sowohl den Prozess, in dem der Mensch seine seelisch-geistige Gestalt gewinnt, als auch diese Gestalt selbst (»innere Bildung«). Darüber hinaus wird auch das Wissen, insbesondere das Allgemeinwissen auf traditionell geisteswissenschaftlichem Gebiet, und mittlerweile auch die berufliche Bildung (mit der Auffassung, dass diese mit ihren Kenntnissen v.a. naturwissenschaftlich-technischer Art einen gleichberechtigten Rang neben der allgemeinen Bildung einnimmt) als Bildung bezeichnet. Gleichwohl wird nach wie vor zwischen Bildung schlechthin, bei der die Freiheit zu Urteil und Kritik im Vordergrund steht, und Ausbildung, der gewissermaßen als »Makel« die Anpassung an vorgegebene Verhältnisse anhaftet, unterschieden.
Der Begriff Bildung wurde Mitte des 18.Jahrhunderts in die pädagogische Fachsprache übernommen und von der Pädagogik der Aufklärung zu einem Schlüsselwort für den Bereich der Erziehung und des Unterrichts gemacht, wobei aus der Antike und aus der jüdisch-christlichen Tradition stammende Gedanken von großem Einfluss waren. Im Anschluss an die Philosophie von G.W. Leibniz wurde Bildung als Entfaltung der der Seele von Natur aus innewohnenden Kräfte aufgefasst, eine Vorstellung, die mit anderen damaligen Strömungen, etwa der Kulturkritik J.-J. Rousseaus, eine enge Verbindung einging. Bildung wurde also zu dem Versuch, jene Zwänge, die das Menschsein beeinträchtigen, zu erfassen, über diese aufzuklären und so ihre Abschaffung zu gewährleisten.
Der deutsche Humanismus fasste mit W.von Humboldt die Ausformung der individuellen Möglichkeiten eines Menschen als »höchste und proportionierlichste Bildung seiner Kräfte zu einem Ganzen« auf. Bildung wird dabei als Freisetzung des Individuums zu sich selbst, also als Selbstbestimmung, verstanden und letztlich nur als Selbstbildung für möglich gehalten. Die Behinderung der Bildung des Einzelnen wird deshalb in humanistischen Ansätzen auch zur Verletzung eines die Menschwerdung des Menschen verbürgenden Grundrechts. Bildung hat sich dabei in einer Welt zu vollziehen, die den Menschen nicht von vornherein auf bestimmte Zwecke festlegt: Sie soll rein und allgemein sein.
Im Laufe des 19.Jahrhunderts trat ein Verfall dieses humanistischen Bildungsideals ein, der in der Verdrängung humboldtscher Vorstellungen durch einen stofflich-lexikalischen Bildungsbegriff im Sinne einer Vielwisserei bei den preußischen Gymnasien sichtbar wurde. Erschwerend kam hinzu, dass durch das bestehende Bildungswesen das Bildungsprivileg der höheren Stände faktisch abgesichert wurde, womit die Bildungsideen des Neuhumanismus letztlich zur Tarnideologie verfälscht wurden. Zusammen mit der Abtrennung der bloßen Ausbildung von der eigentlichen Bildung, in der die stürmisch sich entwickelnden Naturwissenschaften und die Technik keinen Platz fanden, lösten diese Sachverhalte eine bis in die heutige Zeit andauernde vielfältige Kultur- und Bildungskritik aus.
Von K.Marx wurde dem humanistischen Bildungskonzept, das er als praxisfern und unpolitisch bezeichnete, die Idee einer polytechnischen Bildung entgegengesetzt, die er sich als Verbindung von produktiver Arbeit mit Unterricht und Gymnastik dachte. Auf dieser Grundlage entwickelte sich eine Theorie der sozialistischen Allgemeinbildung, die den Menschen zu einer allseitig gebildeten Persönlichkeit mit produktiv-praktischen, politisch-revolutionären und auch kulturschöpferischen Fähigkeiten werden lässt. Nach 1945 hat im deutschsprachigen Raum dieser Ansatz v.a. in der früheren DDR für die Gestaltung des Bildungswesens eine fundamentale Rolle gespielt.
In der Bundesrepublik Deutschland setzte sich die Diskussion um einen angemessenen Bildungsbegriff nach dem Zweiten Weltkrieg gleichfalls von den humanistischen Konzeptionen ab, wobei u.a. versucht wurde, bislang vernachlässigte Aspekte wie Arbeit, Beruf, Technik und Politik zu integrieren. In der Mitte der Sechzigerjahre wurde der Bildungsbegriff von der empirisch-analytischen Erziehungswissenschaft entweder aufgegeben oder auf die Behandlung möglichst empirisch untersuchbarer Teilaspekte beschränkt.
Ungeachtet dessen wird in manchen Konzeptionen versucht, die Umrisse eines neuen Bildungsverständnisses zu skizzieren, vielfach in Anknüpfung an die emanzipatorische Kraft des Bildungsbegriffs, was die Gegner einer solchen Auffassung jedoch oft für unzureichend halten, weil sich ein erneuertes Bildungsverständnis auf das reale Leben der Gegenwart beziehen und sogar noch darüber hinausweisen müsse. In diesem Zusammenhang werden fünf Merkmale genannt, die als Bedingungen dafür anzusehen seien, die Bildung als Selbstbildung zu ermöglichen: Gestaltbarkeit (historisch-politische Zusammenhänge aufzeigen); Durchschaubarkeit (Wissenschaftsorientierung und Erkenntniskritik fördern); Sinnlichkeit (zu Eigentätigkeit anregen und Erfahren mit Erleben verbinden); Ganzheitlichkeit (den lebenspraktischen Zusammenhang verständlich machen); Solidarität (Beschränkungen abbauen und die Schüler stärken).
(c) Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, 2005