http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,380494,00.html
Ich nehme diesen Spiegl-Artikel, der mir aus der Seele spricht ("Seele" in Anführungszeichen ), um hier mal zu fragen, was ihr von der Praxis mancher Unis halten, die Latein als Voraussetung für manche Fächer haben.
Ich zu meinen Teil muss bis zu meiner Zwischenprüfung das Latinum nachweisen, weil dies auf meiner Uni so vorgeschrieben ist, wenn man Philosophie auf L3 studiert. Damit plage ich mich jetzt schon mehrere Semester lang ab.
Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich schon damals in der Schule Latein hatte, aber ab einem gewissen Punkt nicht mehr mit kam und es von da an bergab ging. Frustriert und demotivert habe ich mich bezüglich Latein damals abgeschrieben, was zur Folge hatte, dass ich in meinem Abi-Zeugnis in Latein nicht die nötige Punktzahl stehen habe. Mir war das damals auch ziehmlich egal, weil ich davon ausging, dass es später e keine Rolle spielen würde, ob ich das Latinum hätte oder nicht. Ich hatte ja nicht vor Jurist oder Mediziner zu werden. Ich habe mich natürlich riesig geärgert, als ich Jahre später feststellen musste, dass ich es doch für das Studium brauche.
Da mir nun über Nacht nicht eine Gabe zum Übersetzen von Latein vom Himmel gefallen ist und ich mich schwer tue, mich für eine Sache zu begeistern, die ich eigentlich für völligsinnlos halte, mühe ich mich schon seit mehreren Semestern nur mäßig durch von der Uni angebotene Latein-Kurse. Allein wegen Latein wird sich mein Studium vorraussichtlich um mindestens 2 Semester verlängern, als wenn ich es nicht bräuchte. Die Hoffung, doch noch das Latinum zu bekommen, stirbt zuletzt, auch wenn ich die ganze Zeit über nicht von Zuversicht geprägt bin. Überhaupt sehe ich das Latinum als das größte Problem in meinem ganzen Studium an, abgesehen von möglichen zukünftigen Studiengebühren.
Aber wozu in aller Welt brauche ich das eigentlich? Ich werde nach dem Latinum nie in meinem Leben in die Situation kommen einen für mich relevanten Text zu übersetzen. Klar viele Philosophen haben Texte in der lateinischen Sprache verfasst, aber wozu gibt es deutsche Ausgaben? Wer liest schon freiwillig einen Text in einer Sprache, die ihm schwerfällt und nicht zusagt, wenn er das ganze auch auf deutsch bekommt?!
Einziger kleiner Trost ist, dass es die Studenten, die jetzt mit dieser modularisierten Scheiße anfangen, es noch schlimmer trifft als mich. Meinesgleichen sollten nach den Träumereien der Bürokraten das Latinum in drei Semestern schaffen, wobei es zu verschmerzen ist, wenn wir doch länger brauchen sollten. Dann muss man eben etwas mit der Zwischenprüfung warten. Die die jetzt mit einem modularisierten Studiengang anfangen (sprich Master & Co.) sollen das Latinum in ZWEI Semestern schaffen! Und da das bei denen ja nicht so frei zugeht, wie es noch bei den alten Studiengängen, können sie nicht einfach mal ein paar Semester dran hängen. KA wie man das schaffen soll. Das alles ist doch realitätsferner Wahnsinn, den sie die Politiker da ausgedacht haben...