Deutschlands Zukunft - die Probleme an den Schulen

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tjej
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Di 4. Apr 2006, 19:10 - Beitrag #1

Deutschlands Zukunft

Ich fasse es nicht. Kann es wahr sein? Kein Thread zu DEM aktuellen Thema.

Interessieren euch die Vorgänge in Berlin-Neukölln nicht? Lebt ihr nicht in Deutschland?

Nicht sehen. Nichts hören. Nichts sagen.


NB: Probleme verschwinden nicht dadurch, dass man sie ignoriert.

Ceitlyn
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Di 4. Apr 2006, 19:34 - Beitrag #2

Frage. Ist das dein Beitrag zu diesem Thema?

Und was bedeutet "aktuell"?
Bist du wirklich überrascht dass "so etwas" hier in "Deutschland" passieren kann?

Ich nicht
Das war mein Beitrag.
Denke ich jedenfalls. Mag mich irren.

ach ja.
Das Problem (welches meinst DU eigentlich?) Neu-Köln ist nicht das Problem Neu-Köln und bestand schon länger und wurde schon viel länger ignoriert. Warum jetzt damit aufhören?

Ipsissimus
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Di 4. Apr 2006, 19:35 - Beitrag #3

Bis vor wenigen Tagen kannte die Rütli-Schule in Neukölln außerhalb dieses Berliner Stadtteils wohl kaum jemand. Das hat sich gründlich geändert. Kamerateams belagern die Schule, Polizisten zeigen Präsenz und einige Jugendliche liefern die gewünschten Bilder, in dem sie einige Äste und Steine in Richtung der Kameras werfen.

Seit ein [extern] Brief öffentlich wurde, den das Lehrerkollegium der Hauptschule vor drei Wochen an die Schulaufsicht gesandt hat, scheint es, als würde dort die letzte Schlacht um die multikulturelle Gesellschaft geschlagen. Tatsächlich klingt der Wortlaut beängstigend.

Der Gesamtanteil der Jugendlichen nicht deutscher Herkunft beträgt 83,2 %. ... In unserer Schule gibt es keine/n Mitarbeiter/in aus anderen Kulturkreisen. Wir müssen feststellen, dass die Stimmung in einigen Klassen zurzeit geprägt ist von Aggressivität, Respektlosigkeit und Ignoranz uns Erwachsenen gegenüber. Notwendiges Unterrichtsmaterial wird nur von wenigen Schüler/innen mitgebracht. ...

Werden Schüler/innen zur Rede gestellt, schützen sie sich gegenseitig. Täter können in den wenigsten Fällen ermittelt werden. ... In vielen Klassen ist das Verhalten im Unterricht geprägt durch totale Ablehnung des Unterrichtsstoffes und menschenverachtendes Auftreten. Lehrkräfte werden gar nicht wahrgenommen, Gegenstände fliegen zielgerichtet gegen Lehrkräfte durch die Klassen, Anweisungen werden ignoriert. Einige Kollegen/innen gehen nur noch mit dem Handy in bestimmte Klassen, damit sie über Funk Hilfe holen können. Wir sind ratlos.


Genau dieser Teil des Briefes wurde von den Boulevardmedien und auch konservativen Politikern ausgiebig zitiert, um endlich noch mal von kompetenter Stelle bestätigt zu bekommen, dass die multikulturelle Gesellschaft nur in Gewalt und Verfall aller Werte enden kann. Nachträglich rehabilitiert kann sich auch der SPD-Bürgermeister von Neukölln Heinz Buschkowsky sehen, der noch vor einem Jahr viel Schelte einstecken musste, als er seine Kritik an der multikulturellen Gesellschaft in einem Interview mit der rechten Wochenzeitung Junge Freiheit [extern] bekannt machte.

Spätestens seit mit dem Film "Knallhart" der raue Umgangston unter Neuköllner Jugendlichen in die Kinos gekommen ist, war es nur eine Frage der Zeit, bis Neuköllner Institutionen auf der Aufmerksamkeitswelle surfen und ihre Anliegen vortragen werden ([local] Neukölln ist überall). Die Rütli-Schule hat hier den Anfang gemacht.

Ihr Brief gliedert sich in zwei Teile: Den oben schon zitierten Teil, der die Ethnisierung der Debatte begünstigt, die von interessierter Seite jetzt forciert wird. Dabei müsste hinterfragt werden, was denn der Satz aussagt, dass 83,2% der Schüler nicht deutscher Herkunft sind. Wie viele von ihnen sind längst deutsche Staatsbürger? Schließlich handelt es sich hier überwiegend um Kinder von Eltern aus der Türkei oder dem arabischen Raum, die in Deutschland geboren wurden und hier ihren Lebensmittelpunkt haben. Man kann sie mit dem gleichen Recht als Deutsche betrachten, wie man die Banlieue-Bewohner nicht als Algerier oder Angehörige anderer afrikanischer oder arabischer Staaten, sondern als Franzosen betrachtet.

Damit würden sich zwar die sicherlich richtig beschriebenen Problemlagen an der Schule nicht ändern, aber die Frage der Interpretation würde anders gestellt. Es ginge nicht nur um das Scheitern einer multikulturellen Gesellschaft oder um das Zusammenleben verschiedener Nationen, sondern um die Diskriminierung und die verpassten Chancen von Jugendlichen in einem Berliner Stadtteil. Dieser Aspekt wird im zweiten Teil des Briefes der Lehrer angesprochen und mit einem Handlungsvorschlag verbunden:

Der Intensivtäter wird zum Vorbild. Es gibt für sie in der Schule keine positiven Vorbilder. Sie sind unter sich und lernen Jugendliche, die anders leben, gar nicht kennen. Hauptschule isoliert sie, sie fühlen sich ausgesondert und benehmen sich entsprechend. Deshalb kann jede Hilfe für unsere Schule nur bedeuten, die aktuelle Situation erträglicher zu machen. Perspektivisch muss die Hauptschule in dieser Zusammensetzung aufgelöst werden zu Gunsten einer neuen Schulform mit gänzlich neuer Zusammensetzung.


Es geht um die Frage, wie lange sich Deutschland ein dreigliedriges Schulsystem noch leisten kann und will. Schließlich wurde dem Land erst vor wenigen Wochen vom UN-Sondeberichterstattung für Bildung [extern] bestätigt, dass dieses Schulsystem das Menschenrecht auf Bildung in Deutschland verletzt. "Eine Schulform-Aufteilung bereits von zehnjährigen Kindern gibt es nur noch in Deutschland und Österreich." In allen anderen Staaten gehen die Kinder länger gemeinsam zur Schule. "Ich habe das Gefühl, dass sich das deutsche Bildungssystem nicht darauf konzentriert, alle einzubeziehen, sondern dass es eher Trennungen schafft", sagte der UN-Experte. Die Karten werden neu gemischt).

Gerade die Hauptschule wird in den Zeiten von Massenarbeitslosigkeit und prekären Lebensverhältnissen zum Inbegriff der verlorenen Generation. Fast jeder weiß, dass es Jobs für Hauptschulabgänger kaum gibt. Die Motivation etwas zu lernen, sinkt natürlich auf den Nullpunkt, wenn man keine Perspektive für sich sieht. Hier gibt es auch die Parallelen zu den Jugendlichen in den französischen Vorstädten, die schon durch ihren Wohnort von vielen Jobs und der Teilhabe an der Gesellschaft ausgeschlossen sind. Insofern ist die Warnung der Leiterin der Rütli-Schule, dass auch Neukölln mal brennen könnte, nicht ganz aus der Luft gegriffen.

Eine solche Entwicklung könnte beschleunigt werden, wenn die Debatte ethnisiert wird und den betroffenen Jugendlichen weiterhin keine Chancen für ihr Leben geboten, dafür aber noch dafür weitere Kontrollen auferlegt werden. Die Polizeiposten vor den Schulen deuten schon in die Richtung. Weitere Kontrollen in den Jugendzentren und an anderen Aufenthaltsorten der Heranwachsenden werden schon diskutiert. Wer Filme über das Leben in den französischen Banlieues wie "La Haine" gesehen hat, weiß um die Folgen.

Nötig wäre hingegen eine gesellschaftliche Debatte über die zunehmende Ausgrenzung von Menschen. Davon sind beispielsweise in Stadtteilen wie Neukölln längst nicht nur Jugendliche betroffen. Wer gesehen hat, welche Szenen sich tagtäglich vor dem Jobcenter Neukölln abspielen, weiß, dass Menschen aller Altersstufen in dem Stadtteil ums Überleben kämpfen müssen. Solange die Debatte ethnisiert wird und von Problemen nichtdeutscher Jugendlicher geredet wird, muss man nicht über Armut in Deutschland, über fehlende gesellschaftliche Partizipation breiter Teile der Bevölkerung und ein anachronistisches Schulsystems reden. Solange aber wird sich wenig ändern und es wird noch viele weitere Rütli-Schulen samt der ritualisierten Empörung darüber geben.


zitiert nach http://www.heise.de/tp/r4/artikel/22/22374/1.html



trotz der Luzidität dieser Darlegungen gibt es imo eine weitere Schicht "eigentlicher" Gründe, sehr viel offensichtlicher und vielleicht deswegen gut verborgen^^

die Schule wird außerhalb von ein paar Festreden mittlerweile praktisch ausschließlich als Rekrutierungsorganisation für den Industriebedarf an Arbeitskräften aufgefaßt; Lernen ist kein Selbstzweck mehr - noch weniger, als es das früher schon nicht war^^ - Lernen ist mittlerweile nur noch Vorausbildung für die spätere Spezialisierung und aus der Sicht der späteren Sklavenhalt... Abnehmer ist es wünschenswert, wenn diese Ausbildung schon so spezialisiert wie möglich erfolgt

Arbeit gibt es nicht mehr viel - vielmehr, bezahlt werden soll sie nicht mehr, bzw. nur noch hochqualifizierte Arbeitskräfte sollen adäquat bezahlt werden, wenn sie sich partout nicht bescheissen lassen wollen. Das heißt wir haben von (angenommenen) 20 Millionen SchülerInnen, 17 Millionen, die dieser Sicht zufolge völlig überflüssigerweise ausgebildet werden.

Das darf man so nicht sagen.

Was macht man also? Man steckt 90 Prozent der Förderung in privat zu bezahlende Eliteschulen und den Rest in öffentliche Schulen, die man dann mitsamt den überflüssigen SChülerInnen vermodern läßt. Garniert das Ganze mit medienwirksamen Sündenböcken - in Zeiten allgemeiner Islamschelte: wen wohl? - und es herrscht wieder Frieden im Land :-(

Lykurg
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Di 4. Apr 2006, 19:51 - Beitrag #4

Man steckt 90 Prozent der Förderung in privat zu bezahlende Eliteschulen und den Rest in öffentliche Schulen, die man dann mitsamt den überflüssigen SChülerInnen vermodern läßt.
Wenn du mir das hier tatsächlich beweisen kannst, stimme ich dir diesmal rückhaltlos zu, Ipsissimus. (Ich nehme mal an, du meinst mit "Förderung" nicht 'staatliche Sonderzulagen für Privatschulen', sonst wäre die Aussage etwas tautologisch^^). Also: Woher hast du diese Angabe?

Ipsissimus
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Di 4. Apr 2006, 20:11 - Beitrag #5

kann ich das beweisen? nicht mit offiziellen Angaben und Statistiken. Ich kenne Lehrer, sowohl von Grundschulen, Haupt- und Realschulen, als auch Gymnasien. Sie kommunizieren - nicht öffentlich, sondern im ernsthaften privaten Gespräch - immer dasselbe. Förderung für Grund, Haupt- und Realschulen? Existiert praktisch nicht. Förderung für Gymnasien? Bescheiden, bescheiden.

Andererseits private Gymnasien. Wo kommt die Ausstattung her? Von den Schulgebühren? SO VIEL Geld nehmen vielleicht ein paar wenige, Dalem vielleicht und noch zwei, drei deutschandweit. Der Rest? Tja, woher?

Ist kein Beweis, nur eine Wahrscheinlichkeitsabschätzung. Die Wirklichkeit wird schlimmer sein^^

Lykurg
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Di 4. Apr 2006, 21:08 - Beitrag #6

Das hätte ich jetzt allerdings nicht erwartet. Ich finde es - ehrlich gesagt - ziemlich schwach. Denn eine Zahl wie diese - 90% der zur Verfügung stehenden Mittel für eine absolute Minderheit - aus der Luft zu greifen bzw. aus den Klagen von Bekannten (und zwar offenbar nur von der einen Seite!) zu schließen, ist ein mit meinem Verständnis einer zielführenden Diskussion völlig unvereinbares Vorgehen. Und "die Wahrheit wird schlimmer sein" - nun ja, dann gebe ich mal den Optimisten - bringt uns das weiter?

Ich habe gerade einen Zeitungsartikel gefunden, der deine Position nicht gerade stärkt. Er schildert an zugegebenermaßen nur einem Beispiel, der katholischen Schule Sankt Franziskus in Berlin, daß Privatschulen den Staat ein Drittel weniger kosten (können) als öffentliche Schulen vergleichbarer Schülerzahl. Und noch eine Einschränkung: Der Artikel stammt aus einer Zeitung, die du vermutlich aufgrund ihrer eindeutigen politischen Ausrichtung als zweifelhaft, da auch hinsichtlich Schulpolitik vorbelastet finden wirst: aus der taz. :D Der Artikel befindet sich hier.

Traitor
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Di 4. Apr 2006, 21:45 - Beitrag #7

Erstmal verpasse ich dem Thema einen etwas aussagenden Betreff. Und dann passt er auch eher in Beruf & Bildung. (Es sei denn, das Schulthema sollte nur als Aufhänger für generellen Zukunfts-Pessimismus dienen, aber die Thematik selbst ist schon umfangreich genug).

Ipsissimus, als Wurzel allen schulischen Übels die Fokussierung auf die Brauchbarkeit der Abgänger für den Arbeitsmarkt zu orten, ist zu einfach. Oder anders gesagt: wenn es nur so wäre, dann wäre die Situation schonmal bei weitem weniger schlimm, als sie es derzeit ist. Meine Eltern sind beide Hauptschullehrer, und nach dem, was ich von ihnen (in den letzten Jahren stark zunehmend) höre, wäre man an dieser Schulform froh, wenn man sich Gedanken darüber machen könnte, ob das Lernen noch Selbstzweck, Bildung für's Leben oder für den Kapitalismus sei - denn Lernen findet nahezu nicht mehr statt.

Die Hauptprobleme liegen im familiären Umfeld beziehungsweise dem Mangel daran, so dass schon nahezu vollständig bildungsresistente Kinder in den Schulen landen. Gegen die völlige Indifferenz oder sogar Ablehnung der Eltern können Lehrer kaum ankommen. Manchmal hege ich inzwischen schon den Gedanken, dass in einer Vielzahl dieser Fälle ein staatliches Erziehungsheim die einzige Alternative wäre...

Die Situation in Berlin ist sicher noch deutlich stärker ausgeprägt als in den meisten anderen Gegenden, aber im Prinzip ist es ein flächendeckendes Problem, das jetzt ein paar Wochen in der Presse begutachtet und dann wieder vergessen werden wird. Hier müsste endlich mal mit wirklich strukturellen Reformen angesetzt werden.

Nun noch zur Privat-vs.-öffentlich-Diskussion: (ich beziehe mich auf staatlich anerkannte, nicht auf rein private Elite-Internate oder derartiges) Den Privatschulen wurden im letzten (vorletzten?) Jahr massiv die Fördermittel gestrichen. Und wenn sie besser ausgestattet sind, dann liegt dies meist an fähigerem Management, größerer Finanzautarkie und höherem Engagement. Z.B. hat meine Ex-Schule gerade ein "Kreativhaus" gebaut, indem sie die Mittel des Bonn-Berlin-Austausches angezapft hat, und arbeitet ansonsten inzwischen viel mit Spenden und Sponsoring.
Zumindest in NRW sind es übrigens die öffentlichen Gesamtschulen, die unverhältnismäßig viel Geld bekommen.

tjej
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Di 4. Apr 2006, 22:16 - Beitrag #8

Zitat von Traitor:Erstmal verpasse ich dem Thema einen etwas aussagenden Betreff. Und dann passt er auch eher in Beruf & Bildung. (Es sei denn, das Schulthema sollte nur als Aufhänger für generellen Zukunfts-Pessimismus dienen, aber die Thematik selbst ist schon umfangreich genug).

Ipsissimus, als Wurzel allen schulischen Übels die Fokussierung auf die Brauchbarkeit der Abgänger für den Arbeitsmarkt zu orten, ist zu einfach. Oder anders gesagt: wenn es nur so wäre, dann wäre die Situation schonmal bei weitem weniger schlimm, als sie es derzeit ist. Meine Eltern sind beide Hauptschullehrer, und nach dem, was ich von ihnen (in den letzten Jahren stark zunehmend) höre, wäre man an dieser Schulform froh, wenn man sich Gedanken darüber machen könnte, ob das Lernen noch Selbstzweck, Bildung für's Leben oder für den Kapitalismus sei - denn Lernen findet nahezu nicht mehr statt.

Die Hauptprobleme liegen im familiären Umfeld beziehungsweise dem Mangel daran, so dass schon nahezu vollständig bildungsresistente Kinder in den Schulen landen. Gegen die völlige Indifferenz oder sogar Ablehnung der Eltern können Lehrer kaum ankommen. Manchmal hege ich inzwischen schon den Gedanken, dass in einer Vielzahl dieser Fälle ein staatliches Erziehungsheim die einzige Alternative wäre...

Die Situation in Berlin ist sicher noch deutlich stärker ausgeprägt als in den meisten anderen Gegenden, aber im Prinzip ist es ein flächendeckendes Problem, das jetzt ein paar Wochen in der Presse begutachtet und dann wieder vergessen werden wird. Hier müsste endlich mal mit wirklich strukturellen Reformen angesetzt werden.

Nun noch zur Privat-vs.-öffentlich-Diskussion: (ich beziehe mich auf staatlich anerkannte, nicht auf rein private Elite-Internate oder derartiges) Den Privatschulen wurden im letzten (vorletzten?) Jahr massiv die Fördermittel gestrichen. Und wenn sie besser ausgestattet sind, dann liegt dies meist an fähigerem Management, größerer Finanzautarkie und höherem Engagement. Z.B. hat meine Ex-Schule gerade ein "Kreativhaus" gebaut, indem sie die Mittel des Bonn-Berlin-Austausches angezapft hat, und arbeitet ansonsten inzwischen viel mit Spenden und Sponsoring.
Zumindest in NRW sind es übrigens die öffentlichen Gesamtschulen, die unverhältnismäßig viel Geld bekommen.



Sag mal, "Traitor", was erlaubst du dir eigentlich???

DAS nenne ich Diktatur. Weisst du, was das heisst? DIKTATUR.

Es ist wirklich unverschämt, meine Thread-Ueberschrift zu ändern. Schon mal etwas von freier Meinungsäusserung gehört?

Netter Stil hier in diesem Forum...

Ich danke und verabschiede mich fuer immer aus diesem Forum. Ist Zeitverschwendung, hier zu schreiben.

Wahrscheinlich verstehst du noch nicht einmal, worueber ich mich ärgere.
Armer ...

Bye.

Lykurg
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Di 4. Apr 2006, 22:47 - Beitrag #9

tjej, mit Diktatur hat die Änderung des Threadtitels nun wirklich absolut nichts zu tun. Und dein Recht auf freie Meinungsäußerung wird durch die Verschiebung des Themas in einen dafür geeigneten Bereich auch nicht beschnitten - eine gewisse Paranoidität steckt für mich schon dahinter, bei diesem ausschließlich der Lesbarkeit dienenden Eingriff gleich überall totalitäre Strukturen zu wittern. Jedenfalls scheint es mir auch reichlich fragwürdig, bei einer solchen Kleinigkeit demonstrativ türenschlagend zu gehen - und nicht auf eine Klärung zu warten. Nun gut, du willst es offenbar so, es steht dir frei, und ist offenbar auch besser, wenn du keine andere Möglichkeit als die der öffentlichen Beschimpfung siehst. Bedauerlich.

Traitor
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Di 4. Apr 2006, 23:01 - Beitrag #10

§10 Themenbezeichnungen
Nach Möglichkeit sollten Bezeichnungen für die Themen gewählt werden, die auch den Inhalt selbiger präzise wiedergeben. Bezeichnungen nach dem Muster "Hallo?! Wie findet ihr sie?" - wobei hier z.B. Popstar XY gemeint ist sind unerwünscht, da sie einfach nur zu Verwirrungen und langem Suchen führen. Stattdessen wäre z.B. "Wie findet ihr Popstar XY?" angebrachter.
10.1. Die Moderatoren dürfen nach freiem Ermessen unangebrachte und unzutreffende Themenbezeichnungen ergänzen bzw. ändern.
Bitte lesen und zu verstehen versuchen, bei Unwollen oder Unvermögen viel Spaß anderswo, wo es zugunsten des unzusammenhängenden Zeugs weniger Diktatur gibt.

Ansonsten, zurück zum Thema.

janw
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Mi 5. Apr 2006, 01:47 - Beitrag #11

In der Hoffnung, daß tjej es doch noch liest...
Deutschlands Zukunft - ein weites Feld. Die Situation an den Schulen ist ein wichtiges Thema, das auch schon in einigen threads angesprochen wurde. Die aktuellen Vorgänge sind sicher einen thread wert, zu dem einfach noch keiner gekommen war - so sehe ich es.
In diesem Sinne - danke für den Anfang.

Wie weit das, was dort an der Schule passiert ist, repräsentativ ist für Deutschland, auch die aktuellen Probleme beschreibt und wesentlich erklärt, darüber bin ich mir selbst nicht sicher.
Teilweise, sicher...aber letztlich wird auch anderswo offenbar, daß die Integration von Randgruppen gescheitert ist, erst recht derer aus anderen Kulturen. Übrigens kein rein deutsches Problem, man sehe nach Frankreich, niederlande, England.
Wie sich Menschen verhalten, denen von "Gesellschaft" vermittelt wird, daß sie unnötig sind, erst gar keine Hoffnung auf eine Perspektive entwickeln sollen, ist bekannt. Insofern is das, was dort in Berlin passiert ist, schrecklich, aber nicht anders zu erwarten.

Ipsissimus
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Mi 5. Apr 2006, 09:40 - Beitrag #12

Das hätte ich jetzt allerdings nicht erwartet. Ich finde es - ehrlich gesagt - ziemlich schwach. Denn eine Zahl wie diese - 90% der zur Verfügung stehenden Mittel für eine absolute Minderheit - aus der Luft zu greifen bzw. aus den Klagen von Bekannten (und zwar offenbar nur von der einen Seite!) zu schließen, ist ein mit meinem Verständnis einer zielführenden Diskussion völlig unvereinbares Vorgehen. Und "die Wahrheit wird schlimmer sein" - nun ja, dann gebe ich mal den Optimisten - bringt uns das weiter?


erstens glaube ich ich, meine Darlegungen nach dem Langzitat durch das im einleitenden Satz befindliche "imo" zur genüge als meine These gekennzeichnet zu haben

zweitens ging es mir bei dieser These nicht wirklich um die 90 Prozent; wenn dich das stört, Lykurg, setze also stattdessen "ein erheblicher Anteil" oder dergleichen stattdessen

drittens wird heute kein Politiker noch so dumm sein, 1 Millionen Euro als Fördermittel bereitzustellen, um dann 870 Tausend Euro zu verschleiern. Man macht das heute so, daß man von vornherein nur noch 130 Tausend Euro an Fördergeldern zur Verfügung stellt, von denen 100 Tausend an die öffentlichen Schulen, der Rest an die Privatschulen geht und verweist dann medienwirksam darauf, daß die Privaten weniger als ein Drittel der Förderung der Öffentlichen erhalten. Wenn dann à la Traitor infolge "fähigerem Management, größerer Finanzautarkie und höherem Engagement" die nirgendwo mehr erwähnten restlichen 870 Tausend Euro im privaten Topf landen - wen interessiert es noch, die Statisitiken sind schließlich sauber und politiker hat noch was zur Förderung der Privatwirtschaft getan. Alle sind glücklich dann, und es vermodern die, die schon immer vermodern durften

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Mi 5. Apr 2006, 12:27 - Beitrag #13

Edit: Scharfer Widerspruch, als PN verschickt.
Entschuldigt bitte.

Ipsissimus
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Mi 5. Apr 2006, 16:48 - Beitrag #14

PN erwidert

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Sa 29. Apr 2006, 22:44 - Beitrag #15

Mittlerweile war Interessantes zu hören über die Schule, was die Vorgänge in ein neues Licht rückt.
So hatte die Schule zu der Zeit keinen Leiter, was für eine Schule insofern eine etwas schwierige Situation ist, als bestimmte Entscheidungen dann nicht gefällt werden können.
Schwerwiegender ist noch, daß der größte Teil der Eltern überwiegend Menschen mit unsicherem Aufenthaltsstatus sind. Das bedeutet, daß sie teilweise noch gar nicht lange in Deutschland sind oder zumindest nicht in Berlin und daß sie gar nicht in irgendwelche Sprachkurse verwiesen oder diese bezahlt werden, weil Sachbearbeiter sagen "die sind ja eh bald wieder weg".
Bei einer solchen familiären Situation der Kinder sind die beschriebenen Folgen nicht viel anders zu erwarten. Andererseits kann man durchaus Verwaltung und Politik rügen, daß sie so mit den Kindern umgeht, diesen letztlich auch Bildung vorenthält (Sprachkurse!) und Konzentrationen von Problemgruppen an einzelnen Schulen fördert.


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