Interne Examensanmeldung, sind die Profs einfach nur überfordert?

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Makeda
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Mo 19. Okt 2009, 13:47 - Beitrag #1

Interne Examensanmeldung, sind die Profs einfach nur überfordert?

Der Zeit, muss ich bei den Dozenten Klinken putzen. Das scheint auch wirklich so zu sein! Heute bin ich zu zwei dozenten gelaufen, die obwohl Sie noch Examenskandidaten aufnehmen können, dies nur ungern gemacht haben. Eineer hat sich dann nach 15 Minuten überredungskunst auch erbahmt mich aufzunehmen.
Dieses erst als ich in meinem schön Strukturierten Studienplan (von wegen, wann mach ich was) gezeigt habe.
Der Andrere Prof. ist voll an die Decke gegangen: welch ein Chaos, ich kann für 500 Studenten nicht Einzelsprechstunden anbiehten, ich bin der einzige Dozent in dem Bereicht der Prüfen darf, ich stelle das Thema, mussen sie sich halt reinarbeiten, was interesieren mich ihre Seminare, ich muss sie über das abfragen.....und die aggressionstirade ging noch weiter. (Das alles weil ich ihn gefragt habe, ob er mich fürs Examen noch aufnehmen kann und ich zu seiner Sprechstunde eine Pflichtveranstaltung habe: mehr nicht ich schwöre!)

Meine Fragen dazu: Das es nicht immer so sein muss, ok, weiß ich, aber irgendwie scheint es doch eher so die Regel zu sein....Welche Erfahrungen habt ihr damit gemacht?
Zweitens, wie kann man sich selber schützen, damit der Prof keinen Tobsuchtsanfall bekommt, also welche Fragen, Äußerungen eher meinden?
Also anders gefragt. Welche Methode ist geeignet um den Prof in Watte einzupacken?

e-noon
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Mo 19. Okt 2009, 15:15 - Beitrag #2

Schleimen und vorher informieren :D Betonen, dass du ihm so wenig Arbeit wie möglich machen willst (hier bringst du deine Themenvorschläge ein), verzweifelter tun, als man ist, dümmer stellen, als man ist, höflich sein (Könnten Sie sich vorstellen... Würden Sie mir raten...)...
Ansonsten vielleicht den Weg übers Vorzimmer wählen, wo möglich (bei Examen wohl eher nicht) und den Dozenten ein bisschen zu kennen schadet wohl auch selten.
Schimpfwörter und Grobheiten vermeiden :D

blobbfish
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Mo 19. Okt 2009, 19:03 - Beitrag #3

Kommt auf den Prof an. Wir haben welche am FB, da kann man keinen Kompromiss erhandeln, bei einigen geht das. Bei ersteren schreiben aber nur LAs die es drauf haben und Gefallen an der Mathematik finden. Was da ein Examen ist, ist bei anderen ein Diplom. :knife:

Dass Professoren aber Examensarbeiten nicht so sehr schätzen ist doch wohl klar. Über was kann man denn drei Monate lang schreiben? Was neues lässt sich oft nicht mehr machen und ein Thema richtig ergründen dauert eben gerne länger. Bei uns am FB sind die LAs auch eher unbeliebt, weil der Prof mit denen nix anfangen kann. Es kam wohl schon vor, dass jemand die Prüfung verweigert habe, kann keine Stochastik (als Prof!) war die Antwort. Diplomarbeiten mit einer Länge von neun Monaten sind da schon attraktiver.

Ipsissimus
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Di 20. Okt 2009, 13:31 - Beitrag #4

Geisteswissenschaften sind auf breiter Front unter Druck, da Universitäten und Hochschulen immer mehr zu natur- und ingenieurswissenschaftlichen Durchlauferhitzern mutieren. Fazit, schau zu, dass du noch durchkommst, und sag deinen Kindern, sie sollen Materialwissenschaften studieren oder Bauschreiner werden

e-noon
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Di 20. Okt 2009, 16:02 - Beitrag #5

@Ipsi: Woher hast du deine Weisheit? Unser Prüfungsamt in Köln ist schlecht, weil das griesgrämige Misantrhopen sind, die da sitzen. Unsere Profs sind aber generell für alles offen - es wird nur in Notfällen jemand weggeschickt, in den allermeisten Fällen kann man im persönlichen Gespräch alles klären. Es ist nicht die Schuld der Profs oder der bösen Machthaber, dass Studenten ungern montags, donnerstags oder freitags in die uni gehen, außerdem ungern morgens um acht oder abends ab sechs, und dass sie außerdem selten die klaren Anweisungen befolgen oder überhaupt nur durchlesen :rolleyes:

Ipsissimus
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Di 20. Okt 2009, 17:27 - Beitrag #6

als ich Musikwissenschaft studierte, hatte die Universität des Saarlandes eine geisteswissenschaftliche Fakultät - auf die die Uni stolz war und mit der sie Werbung betrieb - vergleichbarer Größe wie die naturwissenschaftliche Fakultät; Ingenieurswissenschaften führten ein Randdasein und es gab genau ein Institut für Angewandte Forschung. Allein in Musikwissenschaft gab es für etwa 160 Studenten (zusammengefasst alle Semester) vier aktive Professuren und etwa 10 Betreuer aus dem sogenannten Mittelbau, also Akademische Räte und PDs mit Lehr- und Prüfbefugnis, sowie Doktoren als weitere Dozenten.

Mittlerweile wurde die letzte Professur und damit das gesamte Fach Musikwissenschaft an die Musikhochschule verlagert; andere "Orchideenfächer" waren nicht so glücklich, sie wurden ersatzlos gestrichen. Die geisteswissenschaftliche Fakultät muss um jedes Quentchen finanzieller Unterstützung betteln; einzige Ausnahme hiervon ist der Bereich Lehrerausbildung, dem es einigermaßen geht. Mittelfristig wird die Fakultät geschlossen werden und die Lehrerausbildung an eine eigene Hochschule ausgegliedert, für deren Neubau seltsamerweise genügend Geld da ist.

Gleichzeitig hat die Universität 9 neue große Gebäude errichtet, 5 davon für Ingenieurswissenschaften, 3 sogenannte Starter-Gebäude (für Firmenneugründungen unmittelbar nach dem Studium) und eines für Naturwissenschaften. Ingenieurswissenschaften haben mittlerweile den Naturwissenschaften in Saarbrücken den Rang abgelaufen, auch wenn letztere noch gut dabei sind. Außerdem gibt es mittlerweile fünf große Institute der angewandten Forschung, alle Ingenieurswissenschaften (wenn ich Software-Entwicklung darunter subsummieren darf). Ach ja, und Professoren werden nur eingestellt, wenn sie Industriekontakte vorweisen können, die erheblichen Geldfluss versprechen.

Aus Gesprächen in anderen Foren weiß ich, dass das keine Ausnahme ist. Das Geld brummt überall dort, wo die Universitäten sich dazu breitschlagen lassen, ihre Geisteswissenschaften links liegen zu lassen.

Makeda
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Di 20. Okt 2009, 19:02 - Beitrag #7

Oh, dass kann natürlich sein. Wenn ich so überlege, die Bio und Physik bekommen neue Gebäude und wir an der Humanwissenschaftlichen, haben einen asbestverseuchten Anbau, der gerade enu gestrichen wird!
Es kann gut sein, dass solche Sachen auch dazu führen, dass Profs ausrasten, zudem kommt, dass ich einen noch Toteren Zweig studiere, LA für Haupt und Realschule! Evtl. sind wir ein paar mehr als die BerufsschulLAs, das ist aber auch alles!
Aber das sind doch alles sachen für die ich nun der letzte bin der dafür was kann!

Lykurg
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Mi 21. Okt 2009, 00:08 - Beitrag #8

Das ist richtig, Makeda, wir können nichts dafür - nur müssen wir in den Geisteswissenschaften unter dieser Umkehr der Verhältnisse leiden - und vielleicht auch irgendwann einmal die Gesellschaft, auch wenn sie das möglicherweise nicht bemerkt und man ihr auch schlecht wird erklären können, was es eigentlich ist, was fehlt - schließlich ist der Umbau der Universtitäten nicht (nur) Kern des Problems, sondern auch Symptom einer weitergehenden Veränderung innerhalb der Gesellschaft - Verzicht auf Theorie und verabsolutierter Fokus auf die Praxis bei vielen, extremer Druck auf die wenigen überlebenden Geisteswissenschaftler, die im Wesentlichen das Licht ausmachen, die Fahne hochhalten und dazu lächeln dürfen; chancenloses Zurückbleiben schwächerer. Man kann bitter genug beklagen, daß wir abgebaut werden, deren direkte wirtschaftliche Verwertbarkeit einem Wiwisten nicht erklärt werden kann - aber das Zusammenstreichen auch der Lehrerausbildung auf ein reines Durchschleusen unter unzumutbaren Bedingungen ist einfach grotesk angesichts der Mittel, die man hier etwa für Neubauten oder einen Komplettumzug der Universität, den keiner ihrer Angehörigen will, zu verplanen bereit war.

e-noon
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Mi 21. Okt 2009, 00:36 - Beitrag #9

Ich will ja gar nicht bestreiten, dass die Unis Geld zum Fenster rauswerfen und die Naturwissenschaften bevorzugen - aber wer einen Blick in den neuesten Eintrag im Statistikthread werfen möchte, statt ausschließlich persönliche Erfahrungen zu verallgemeinern, wird feststellen, dass die absolute Studentenzahl in Sprach- und Kulturwissenschaften von 93 bis 2007 um EIN VIERTEL GESTIEGEN ist. Bei gleichzeitigem Bevölkerungsschwund heißt das, die deutsche Gesellschaft wird eine so hohe Geisteswissenschaftlerrate aufweisen wie wohl nie zuvor :D
Aber was nützt schon schnöde Theorie, wenn man dann vom Prof angeschnauzt wird?
Was natürlich nur Geisteswissenschaftlern passiert...

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Mi 21. Okt 2009, 00:52 - Beitrag #10

Ähhm, e-noon, wüßte ich es nicht, würde ich mich wirklich fragen, was du studierst...
Wie Ipsissimus schon bemerkte, hat sich das Betreuungsverhältnis seit seiner Studienzeit (oder auch nur seit den 90ern!) massiv verändert. Z.B. hatte meine Uni vor wenigen Jahren noch zwanzig Professuren in der Neugermanistik, zur Zeit sind es sechs (von denen mehrere teilweise schon über Jahre vakant sind und vertreten werden). Darüber hinaus sind schon im Laufe meines Studiums eine ganze Reihe von kleinen Fächern gestrichen worden, um Kosten zu sparen. Daß zugleich die Studentenzahlen massiv zunehmen, ist in diesem Zusammenhang eine brisante Information, stimmt auch mit der gefühlten Wahrnehmung deutlich überein, macht aber das Problem einer massiven Unterversorgung in der Lehre nicht gerade kleiner. Bild
Bei gleichzeitigem Bevölkerungsschwund heißt das, die deutsche Gesellschaft wird eine so hohe Geisteswissenschaftlerrate aufweisen wie wohl nie zuvor :D
Infolge des schlechten Lehrangebots eher eine so hohe Abbrecherrate wie nie zuvor, oder auch Standards, die weit unter dem zuvor gekannten liegen. Nach älteren Standards würde man dann nicht mehr von Geisteswissenschaftlern, sondern eher von Textfacharbeitern reden können.

Ipsissimus, die Bedeutung von einzubringenden Fördermitteln ist selbst in den Geisteswissenschaften inzwischen ein wesentliches Kriterium jedes Berufungsverfahrens. Es ist absurd, aber tatsächlich werden die Summen verglichen, die die Leute mit DFG-Förderanträgen eingeworben haben, und als Anzeichen für die wissenschaftliche Qualifikation des Bewerbers gewertet.

Ipsissimus
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Mi 21. Okt 2009, 01:03 - Beitrag #11

Zitat von Lykurg:die Bedeutung von einzubringenden Fördermitteln ist selbst in den Geisteswissenschaften inzwischen ein wesentliches Kriterium jedes Berufungsverfahrens. Es ist absurd, aber tatsächlich werden die Summen verglichen, die die Leute mit DFG-Förderanträgen eingeworben haben, und als Anzeichen für die wissenschaftliche Qualifikation der Person gewertet.


manches ist so absurd, dass man es gar nicht glauben mag

e-noon, lehre mich, Statistiken an Absichten anzupassen. Solange du nicht 10 verschiedene Statistiken, zum selben Sachverhalt aufbereitet von 10 verschiedenen Interessengruppen, kennst, hast du keinerlei diskutable Grundlage. Leg mich nicht auf die 10 fest, sondern versuch zu verstehen, was ich meine

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Mi 21. Okt 2009, 01:16 - Beitrag #12

manches ist so absurd, dass man es gar nicht glauben mag
Ich habe im letzten Semester als studentischer Vertreter in einer Berufungskommission mitgearbeitet, habe also auch selbst diese Summen mit vergleichen können (sie fehlten in keiner Bewerbungsmappe, jedenfalls in den letzten Runden nicht mehr). War eine ziemlich abgründige Erfahrung, recht enger Kontakt auch zu den gestandenen Professoren in der Kommission, die sich äußerst pessimistisch über die derzeitige Lage, die universitären Rahmenbedingungen und die Perspektiven akademischer Verwaltung und Personalplanung äußerten.
Ich möchte angesichts des gegebenen Vertrauens nicht in die Details gehen, aber aus den Aussagen überdeutlich war sowohl ihr Mitleid mit heutigen Studierenden angesichts der unzumutbaren Verhältnisse - als auch ihre eigene Resignation gegenüber der jedes Engagement erstickenden Bürokratie.

e-noon
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Mi 21. Okt 2009, 11:51 - Beitrag #13

Zitat von Lykurg:Ähhm, e-noon, wüßte ich es nicht, würde ich mich wirklich fragen, was du studierst...
:P Immer noch Italienisch und Englisch auf Lehramt.

Wie Ipsissimus schon bemerkte, hat sich das Betreuungsverhältnis seit seiner Studienzeit (oder auch nur seit den 90ern!) massiv verändert. Z.B. hatte meine Uni vor wenigen Jahren noch zwanzig Professuren in der Neugermanistik, zur Zeit sind es sechs (von denen mehrere teilweise schon über Jahre vakant sind und vertreten werden). Darüber hinaus sind schon im Laufe meines Studiums eine ganze Reihe von kleinen Fächern gestrichen worden, um Kosten zu sparen. Daß zugleich die Studentenzahlen massiv zunehmen, ist in diesem Zusammenhang eine brisante Information, stimmt auch mit der gefühlten Wahrnehmung deutlich überein, macht aber das Problem einer massiven Unterversorgung in der Lehre nicht gerade kleiner.
In der Tat ^^ Und natürlich halte ich das auch für schwachsinnig, ich wollte nur bestreiten, dass die gesellschaftlichen Auswirkungen durch einen riesigen Mangel an Geisteswissenschaftlern so gravierend wären. Da gibt es deutlich beunruhigendere Faktoren, imo. Dass es die Geisteswissenschaften immer schwerer haben, mag durchaus sein - da ich bisher nur 4 Semester studiert habe, fällt mir der Vergleich etwas schwer. Ich finde es aber nicht schlimm, zu studieren, fühle mich weder durchlauferhitzt noch zu wenig beachtet, ich fühle mich rundum weitergebildet sozusagen, von mehrheitlich freundlichen und kompetenten Profs, Doktoren, Lektoren usw. Dass manche Räume zu groß sind und viele zu klein, ist eine Tatsache - gerade heute saß ich in einer Vorlesung in einem Raum mit 100 Stühlen]Infolge des schlechten Lehrangebots eher eine so hohe Abbrecherrate wie nie zuvor, oder auch Standards, die weit unter dem zuvor gekannten liegen. Nach älteren Standards würde man dann nicht mehr von Geisteswissenschaftlern, sondern eher von Textfacharbeitern reden können.[/QUOTE] FALLS die Abbrechrate höher ist (Quellen?), liegt das meiner Meinung nach nicht am Lehrermangel, sondern an den gestiegenen Anforderungen und dem strafferen Stundenplan, außerdem an Studiengebühren. Die gestiegenen Anforderungen im Grundstudium finde ich gut; es macht Sinn, die Menschen auszusortieren, die offensichtlich weder geeignet noch interessiert sind. Der straffere Stundenplan ist schade, aber machbar; Studiengebühren, die tatsächlich zum Abbrechen des Studiums trotz Eignung und Willens führen, sind ein Skandal und sollten umgehend abgeschafft/durch Bafoeganpassung sinnvoll ausgeglichen werden.

Ipsissimus, die Bedeutung von einzubringenden Fördermitteln ist selbst in den Geisteswissenschaften inzwischen ein wesentliches Kriterium jedes Berufungsverfahrens. Es ist absurd, aber tatsächlich werden die Summen verglichen, die die Leute mit DFG-Förderanträgen eingeworben haben, und als Anzeichen für die wissenschaftliche Qualifikation des Bewerbers gewertet.
Das finde ich definitiv besorgniserregend bzw. bescheuert.

als auch ihre eigene Resignation gegenüber der jedes Engagement erstickenden Bürokratie.
Und das sowieso, aber das wird sich wohl nicht nur in den Geisteswissenschaften finden.

Solange du nicht 10 verschiedene Statistiken, zum selben Sachverhalt aufbereitet von 10 verschiedenen Interessengruppen, kennst, hast du keinerlei diskutable Grundlage.
Aber wenn ich als einzelner Student an einer einzigen Uni eine Erfahrung mache und ähnliches von anderen lese, dann habe ich eine diskutable Grundlage? Ist ja interessant. Abgesehen davon, dass ich nicht wüsste, wie das Stat. Bundesamt die absoluten Studierendenzahlen manipulieren könnte oder sollte...

Makeda
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Mi 21. Okt 2009, 11:58 - Beitrag #14

@ E-noon: sicher gibt es mehr Studenten und wie du sagst ist dies auch statistisch belegbar, was aber wohl nihct in der Statistik auftaucht ist, wieviele Studenten kommen auf einen Prof 93 und 2007!
Bei uns gibt es Grundlagen Fächer, Mathe und Deutsch. In Deutsch ist es so, dass für 5000 Studenten 25 Veranstaltungen angeboten werden.
Der Prof. den ich gefragt habe (anderes Fach) hat nicht m sonst rumgeschriehen, dass er sich nihct persönlich um 500 Studenten kümmern kann.
Für das Fach Grundlagen Deutsch wird es durch die bevorstehende Bechlerumstellung noch Härter, da jetzt alle Lehrämtler dieses Belegen sollen: die Studentenzahl steigt auf ca 12000, mehr Dozenten für das Fach sollen nicht eingestellt werden!!!
Was ich mich gerade frage, dürfen Dozenten nicht auf die "Straße" gehen? Wäre es nicht Sinnvoll, wenn sich an der Stelle die Studenten mal mit den Profs zusammen tun um was zu bewegen.
Heufig bekommen wir von Profs gesagt wir sollen an den Dekan schreiben, auf die Straße gehen usw. und wenn solche Aktionen gemacht werden, werden wir nur belächelt und es ändert sich nichts!
Also wie bekommt man die Luft auf dieser Situation?

Ipsissimus
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Mi 21. Okt 2009, 12:14 - Beitrag #15

ich wollte nur bestreiten, dass die gesellschaftlichen Auswirkungen durch einen riesigen Mangel an Geisteswissenschaftlern so gravierend wären


das bestreite ich auch; in Wirklichkeit sind sie nicht gravierend, sondern katastrophal, und das ist milde ausgedrückt^^

Aber wenn ich als einzelner Student an einer einzigen Uni eine Erfahrung mache und ähnliches von anderen lese, dann habe ich eine diskutable Grundlage?


hast du

Aus Gesprächen in anderen Foren weiß ich, dass das keine Ausnahme ist. Das Geld brummt überall dort, wo die Universitäten sich dazu breitschlagen lassen, ihre Geisteswissenschaften links liegen zu lassen.


übersehen?


Viele Studenten machen an vielen Unis wirklich gute Erfahrungen ... WENN sie denn Materialwissenschaften, Elektrotechnik, irgendwas Ingeneuriges oder Naturwissenschaftlich-Mainstreamiges studieren. Geisteswissenschaft geht bestenfalls noch in solchen Grenzfächern wie Informationswissenschaft oder Komparatistik, die sich im Ausbildungsgang subalterner Management-Ebenen gelegentlich ganz gut machen, aber nur dann, wenn du als Zweitfach BWL genommen hast.

Ist dir eigentlich bewusst, dass wir in einer angeblichen Demokratie leben?

Um deine heißgeliebte Begrifflichkeit des "sollens" einmal zu strapazieren: wovon "sollte" denn in einer Demokratie abhängen, was Menschen studieren und wofür sie später ihr Geld bekommen? Richtig, von ihrem Interesse. Dass eine so simple Einsicht heute nicht mehr möglich scheint, könnte ich natürlich, boshaft wie ich bin, schon als Beleg dafür werten, wie dringend nötig Geisteswissenschaftler sind. Aber natürlich, in einer Gesellschaft, die sich zunehmend auf bloße Gier ausrichtet, sind die Hinterfrager ungeliebte Idioten. Bremser, Spielverderber, eben überflüssig ^^

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Mi 21. Okt 2009, 12:27 - Beitrag #16

In der Tat ^^ Und natürlich halte ich das auch für schwachsinnig, ich wollte nur bestreiten, dass die gesellschaftlichen Auswirkungen durch einen riesigen Mangel an Geisteswissenschaftlern so gravierend wären. Da gibt es deutlich beunruhigendere Faktoren, imo.
Da gebe ich dir in Teilen recht, als Teil einer Gesamtentwicklung gesehen ist es allerdings bitter. Die humanistische Tradition wird ausgetrocknet zugunsten eines Ertragsmaximierungsdenkens. Ich bin sehr skeptisch, wie sich das längerfristig auswirken mag. Sicher sind das Luxussorgen verglichen mit anderen Problemen des Landes und der Welt, allerdings verabschieden wir uns hier von einem Bildungsmodell und -ideal, das seit zwei Jahrhunderten gültig war und sicherlich nicht nur gutes hervorgebracht, aber jedenfalls Freiräume zum Denken gelassen hat, auf die nun zu verzichten uns vielleicht später gereuen wird. - Und ich spreche, wie gesagt, nicht von einem quantitativen Mangel an Studierenden der Geisteswissenschaft, sondern von qualitativen Mängeln der akademischen Ausbildung. Ein wesentlicher Teil der Studierenden geisteswissenschaftlicher Fächer wird später weit außerhalb dieses Gebietes Arbeit finden, das ist schon immer so gewesen. Um so wichtiger ist aber auch dabei, daß sie die Grundlagen ihres Faches und wissenschaftlicher Methodik überhaupt sauber erlernen und beherrschen, statt sich in Formalkram zu erschöpfen und Zeit zu verlieren, weil zuwenig Professoren zur Verfügung stehen und die von einer kontrollwütigen Verwaltung eingeführten elektronischen Anmeldesysteme nicht funktionieren.
Dass es die Geisteswissenschaften immer schwerer haben, mag durchaus sein - da ich bisher nur 4 Semester studiert habe, fällt mir der Vergleich etwas schwer. Ich finde es aber nicht schlimm, zu studieren, fühle mich weder durchlauferhitzt noch zu wenig beachtet, ich fühle mich rundum weitergebildet sozusagen, von mehrheitlich freundlichen und kompetenten Profs, Doktoren, Lektoren usw. Dass manche Räume zu groß sind und viele zu klein, ist eine Tatsache - gerade heute saß ich in einer Vorlesung in einem Raum mit 100 Stühlen; die Vorlesung war für etwa 15 verschiedene Fächer eingetragen, italienische Renaissance (Geschichte, Italienisch, Latein...); 50 Prozent der Stühle wurde von Gasthörern (Durchschnittsalter geschätzt 67) eingenommen, ca. 40 Studierende saßen auf dem Boden. Was sagt uns das? Keine Ahnung. Für mich heißt das, nächstes Mal zehn Minuten früher zu kommen. Für mich als Prof hieße das, Menschen, die keinen Schein benötigen, hinauszubitten, bis der Raum erträglich voll wird (und vielleicht die Vorlesung für weniger Fächer zu öffnen). Insgesamt haben aber Inhalt und Aufbau der Vorlesung die Tatsache, dass ich eine Stunde auf dem Boden saß, wettgemacht. Und wie gesagt: Wenn man sein Studium gut organisiert bekommt, dann hat man auch weniger Probleme mit Lehrermangel. Klar hat ein Fach wie Italienisch Lehrermangel - und sowieso das völlig überfüllte Englisch. Außerdem an einer "Massenuni" wie in K. Und vielleicht müssen deswegen Studenten tatsächlich mal um sieben Uhr aufstehen statt um neun - tragisch, aber machbar.
Man könnte sich hier natürlich fragen, wieso es sein muß, daß man in bestimmten Veranstaltungen regelmäßig auf dem Boden sitzt bzw. nicht hineinkommt - aber derartige Sachen nehmen wir als so selbstverständlich hin, daß wir uns darum keine Gedanken machen. Interessant auch, daß deine beiden Lösungsansätze darauf abzielen, die Veranstaltung zu verkleinern und den Zugang zu limitieren, statt etwa im Sinne einer freien, interessierten Wissensgesellschaft, die akademische Lehre als einen öffentlichen Schatz begreift, entsprechend größere Hörsäle dafür zu wünschen. Und gegebenenfalls auch auf frühere oder spätere Vorlesungszeiten auszuweichen, ja.

@Quellenfrage (Abbrecherquote): n.v. - es geht mir um längerfristige Bologna-Folgen, ich weiß nicht, wie sich die Quoten aktuell entwickelt haben oder in den nächsten Jahren entwickeln. Ebenso zur Qualität - es stimmt, daß strengere Anforderungen im Grundstudium klare Vorteile haben im Sinne einer Auslese, und daß ungeeignete Studierende damit ausgesiebt werden. Allerdings geht damit auch eine Verschulung einher, der 'straffere Stundenplan' bedeutet eben auch eine viel weniger individuelle Wahl von Veranstaltungen. Ein Studium, wie ich es mir gewählt habe - mit drei grundverschiedenen Fächern - ist so meines Wissens nicht mehr möglich.

Ich vermute, Ipsissimus warnt grundsätzlich vor Fehldeutbarkeit von Statistiken aller Art - und tatsächlich ist die Aussagekraft von Studentenzahlen für die Qualität der Lehre eher gering. Sie besagt, daß Lehre stattfindet, und daß offenbar ein Bedarf dafür besteht. Alles weitere läßt sich durch genauere Betrachtung, Einzelfallprüfung und Massenbefragungen spezifizieren und mit Daten abgleichen, die Daten aber zur alleinigen Grundlage einer Bewertung zu machen (wie von eben genannten Instanzen akademischer Verwaltung offenbar lustvoll praktiziert), ist destruktiv für alles, was geistige Bildung im eigentlichen Sinne ausmachen sollte.

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Mi 21. Okt 2009, 14:02 - Beitrag #17

Zitat von Lykurg:Und ich spreche, wie gesagt, nicht von einem quantitativen Mangel an Studierenden der Geisteswissenschaft, sondern von qualitativen Mängeln der akademischen Ausbildung.

Um so wichtiger ist aber auch dabei, daß sie die Grundlagen ihres Faches und wissenschaftlicher Methodik überhaupt sauber erlernen und beherrschen, statt sich in Formalkram zu erschöpfen und Zeit zu verlieren, weil zuwenig Professoren zur Verfügung stehen und die von einer kontrollwütigen Verwaltung eingeführten elektronischen Anmeldesysteme nicht funktionieren.
Das ist es - allerdings, wie gesagt, bei mir funktioniert das System und ich habe mehr als genug Dozenten. Und auch wenn es natürlich ein Rückschritt ist, auf dem Boden zu sitzen (wenn man mal überlegt... in der Schule hatte ich noch Stuhl UND Tisch...), wüsste ich nicht, warum es der Qualität der Lehre, zumal bei einem Vortrag, Abbruch tun sollte. Im Gegenteil, die Anzahl an Menschen, die ohne jede Notwendigkeit anwesend waren, zeigt ganz deutlich, dass diese Vorlesung qualitativ hochwertig war (kein sicherer Beweis, aber ein Indiz). Ich habe garantiert nicht weniger gelernt, weil ich auf dem Boden saß... und gehört es nicht sogar zum Stereotyp des Geisteswissenschaftlers, ab und zu mal zu leiden? ^^
Das Problem ist imo nicht das System. Das Problem sind die Studenten, die das System als absolut und gegeben hinnehmen. Es gibt sehr viele auch vorgesehene Möglichkeiten, einen anderen Weg zu gehen als den der Module, auch mal eine zusätzliche Veranstaltung zu hören oder ein Semester zu warten auf eine bessere Vorlesung, weil man vorgearbeitet hat... aber wenn der erste Gedanke bei der Stundenplanerstellung der ist, dass man mindestens den Freitag freihat und bitte nicht um acht anfängt und mittags Zeit für Mensa und abends früh nach Haus... dann ist klar, warum gewisse Veranstaltungen zu vorhersehbaren Zeiten überfüllt sind.

Ich sag nicht, dass es supertoll ist, aber zumindestens hier ist es gut machbar und auf jeden Fall lehrreich und bereichernd.

Man könnte sich hier natürlich fragen, wieso es sein muß, daß man in bestimmten Veranstaltungen regelmäßig auf dem Boden sitzt bzw. nicht hineinkommt -
Das sollte man auch. Und das tue ich auch. Mein Ergebnis ist allerdings nicht zwangsläufig "weil nicht genug Geld für die Geisteswissenschaften da ist".

Interessant auch, daß deine beiden Lösungsansätze darauf abzielen, die Veranstaltung zu verkleinern und den Zugang zu limitieren, statt etwa im Sinne einer freien, interessierten Wissensgesellschaft, die akademische Lehre als einen öffentlichen Schatz begreift, entsprechend größere Hörsäle dafür zu wünschen.
In diesem Fall: ja. Weil der Zugang für viele nicht notwendig ist, der Inhalt kann problemlos gegoogelt werden, sodass das Zuhören nur für einen Schein essentiell notwendig ist. Im Moment entsteht hundert Meter weiter ein neues Seminargebäude. Für den Augenblick fände ich es also am besten, wenn sich Rentner, die aus Spaß an der Freude zuhören, eine der vielen schwach besuchten anderen Vorlesungen anhören, die ebenso interessant sind.

Ebenso zur Qualität - es stimmt, daß strengere Anforderungen im Grundstudium klare Vorteile haben im Sinne einer Auslese, und daß ungeeignete Studierende damit ausgesiebt werden. Allerdings geht damit auch eine Verschulung einher, der 'straffere Stundenplan' bedeutet eben auch eine viel weniger individuelle Wahl von Veranstaltungen.
Imo nicht zwingend. In der Fächerwahl ja, ganz klar - allerdings hat eine Kommilitonin mit mir angefangen, die 4 Fächer studiert, iirc Geschichte, Italienisch, Deutsch und ??? keine Ahnung. Außerdem ist es zumal bei Lehrern sinnvoll, Kombinationen wie Chinesisch und Deutsch für Fremdsprachler nicht möglich zu machen (imo).

Ich vermute, Ipsissimus warnt grundsätzlich vor Fehldeutbarkeit von Statistiken aller Art - und tatsächlich ist die Aussagekraft von Studentenzahlen für die Qualität der Lehre eher gering.

Natürlich. Darauf wollte ich aber auch nicht hinaus. Es geht mir darum, dass im Endeffekt mehr Studenten mit einem abgeschlossenen Studium der Geisteswissenschaft da sein werden also zuvor; selbst nach vorsichtigen Schätzungen zumindest nicht weniger. Man kann natürlich noch darüber diskutieren, ob diese Menschen dann tatsächlich Geisteswissenschaftler im idealen Sinne sind, und ob sie es je waren...

@Ipsi: Demokratie = Recht auf Studienplatz nach Wunsch, unabhängig von Angebot und Nachfrage? Nein, das nennt man nicht Demokratie, das nennt man anders...

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Mi 21. Okt 2009, 14:42 - Beitrag #18

@Ipsi: Demokratie = Recht auf Studienplatz nach Wunsch, unabhängig von Angebot und Nachfrage? Nein, das nennt man nicht Demokratie, das nennt man anders...


doch, genau das wäre (Teil echter) Demokratie, wenn denn Demokratie wäre, statt jener umfassenden Willfährigkeit gegenüber Konzernen, die hierzulande mittlerweile vollinhaltlich als Demokratie verkauft wird

aber wenn man sich anmaßt, zu wissen, was die Leute sollten und dann meint, es wäre ein Makel der Leute, wenn sie nicht so wollen, dann sieht man das womöglich anders^^

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Mi 21. Okt 2009, 14:56 - Beitrag #19

Das ist es - allerdings, wie gesagt, bei mir funktioniert das System und ich habe mehr als genug Dozenten. Und auch wenn es natürlich ein Rückschritt ist, auf dem Boden zu sitzen (wenn man mal überlegt... in der Schule hatte ich noch Stuhl UND Tisch...), wüsste ich nicht, warum es der Qualität der Lehre, zumal bei einem Vortrag, Abbruch tun sollte. Im Gegenteil, die Anzahl an Menschen, die ohne jede Notwendigkeit anwesend waren, zeigt ganz deutlich, dass diese Vorlesung qualitativ hochwertig war (kein sicherer Beweis, aber ein Indiz). Ich habe garantiert nicht weniger gelernt, weil ich auf dem Boden saß... und gehört es nicht sogar zum Stereotyp des Geisteswissenschaftlers, ab und zu mal zu leiden? ^^
Na dann ist ja alles bestens. Bild Ich wollte ja nur mal gefragt haben... Übrigens war das nicht unbedingt ein Hinweis darauf, daß die Veranstaltung hervorragend war, eher (bei den Gasthörern), daß der Prof das entsprechende Renommee hat und (bei den Studenten), daß es sich um eine in zu geringem Maße angebotene Pflichtveranstaltung handelt und insgesamt, daß die Vergabestelle für die Raumplanung versagt hat bzw. es an geeignet großen Räumen mangelt. Ich leide gern mal, ich finde es aber beschissen und ineffizient, wenn ich deswegen nicht vernünftig mitschreiben oder sehen kann, was an die Wand geworfen wird, und die Luft zum Schneiden ist, weil der Raum nun mal nur für halb so viele Leute ausgelegt ist. Eine gute Lehrveranstaltung ist anspruchsvoll genug, daß man sich währenddessen nicht auch noch darüber ärgern möchte, daß man nicht anständig arbeiten kann. Dann wird es einfach zur Zeitverschwendung.
Das Problem ist imo nicht das System. Das Problem sind die Studenten, die das System als absolut und gegeben hinnehmen.
Dito! Bild
Es gibt sehr viele auch vorgesehene Möglichkeiten, einen anderen Weg zu gehen als den der Module, auch mal eine zusätzliche Veranstaltung zu hören oder ein Semester zu warten auf eine bessere Vorlesung, weil man vorgearbeitet hat... aber wenn der erste Gedanke bei der Stundenplanerstellung der ist, dass man mindestens den Freitag freihat und bitte nicht um acht anfängt und mittags Zeit für Mensa und abends früh nach Haus... dann ist klar, warum gewisse Veranstaltungen zu vorhersehbaren Zeiten überfüllt sind.

Ich sag nicht, dass es supertoll ist, aber zumindestens hier ist es gut machbar und auf jeden Fall lehrreich und bereichernd.
Ich stimme dir hier grundsätzlich zu, allerdings ist unsere Situation als Nurstudent auch privilegiert gegenüber Pendlern und Studierenden mit Kind, die auf bestimmte Zeiten angewiesen sind. Ich meine nicht, daß man sich in jeder Hinsicht nach ihnen richten kann, aber ich kenne zu viele davon, um sie effektiv vom Studium ausschließen zu wollen... Bild Nicht alle Wünsche nach besser organisierten Abläufen und freier Tagesplanung entspringen aus Faulheit und mangelnder Flexibilität.
In diesem Fall: ja. Weil der Zugang für viele nicht notwendig ist, der Inhalt kann problemlos gegoogelt werden, sodass das Zuhören nur für einen Schein essentiell notwendig ist. Im Moment entsteht hundert Meter weiter ein neues Seminargebäude. Für den Augenblick fände ich es also am besten, wenn sich Rentner, die aus Spaß an der Freude zuhören, eine der vielen schwach besuchten anderen Vorlesungen anhören, die ebenso interessant sind.
Du bezeichnest eine Veranstaltung als gut, deren Inhalt so auch im Netz steht? Stellt der Dozent seinen Text zum Download bereit, oder liest er Wikipedia-Artikel vor? Jedenfalls tue ich mich schwer damit, den Sinn eines Vorlesungsbesuchs rein zur Scheinvergabe zu erkennen, wenn eben dieser Inhalt auch - viel effizienter, da wiederholbar, unterbrechbar, im Detail zu überprüfen etc.) auch gelesen werden kann. Ohnehin kann man sich fragen, inwieweit in der heutigen Medienwelt das Vorlesungswesen, das in dieser Form auf eine Zeit zurückgeht, als selbst Bücher noch unerschwinglich waren, sich nicht überholt hat.
Imo nicht zwingend. In der Fächerwahl ja, ganz klar - allerdings hat eine Kommilitonin mit mir angefangen, die 4 Fächer studiert, iirc Geschichte, Italienisch, Deutsch und ??? keine Ahnung. Außerdem ist es zumal bei Lehrern sinnvoll, Kombinationen wie Chinesisch und Deutsch für Fremdsprachler nicht möglich zu machen (imo).
... und als viertes wahrscheinlich Pädagogik. ;) Ich habe prinzipiell nichts gegen Pädagogen, bitte - aber ich bin auch ein bißchen genervt von Seminarteilnehmern, die sagen 'bitte bitte nur ein leichtes Thema, ich studiere auf Lehramt und bin nur für den Schein hier' (leider sagen sie nicht 'nur zum Schein'). Es gibt zum Glück viele andere Fälle, aber 'drei Schulfächer' war nicht das, was ich meinte. Und warum soll die Verhinderung DaF/Chinesisch besonders sinnvoll sein? Möchtest du damit gezielt chinesischstämmigen Lehramtsstudenten den Zugang erschweren? Warum genau? Bild
Natürlich. Darauf wollte ich aber auch nicht hinaus. Es geht mir darum, dass im Endeffekt mehr Studenten mit einem abgeschlossenen Studium der Geisteswissenschaft da sein werden also zuvor; selbst nach vorsichtigen Schätzungen zumindest nicht weniger. Man kann natürlich noch darüber diskutieren, ob diese Menschen dann tatsächlich Geisteswissenschaftler im idealen Sinne sind, und ob sie es je waren...
Dafür müßte man den idealen Sinn oder die Reichweite des 'Ideals' abgrenzen - eventuell könnte man zu dem Ergebnis kommen, daß eine Vielzahl von Absolventen dabei herauskommt, die kaum dem Namen nach als Geisteswissenschaftler bezeichnet werden können. Aber ich bezweifle, daß wir in dieser Frage eine Einigung finden, wenn für dich der strukturelle und intentionale Unterschied zwischen Schule und Universität keinen relevanten Wert mehr zu haben scheint.

e-noon
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Mi 21. Okt 2009, 16:38 - Beitrag #20

Zu den 4 Fächern: Das vierte (oder übergreifende) war Bildungswissenschaften:
Bildungswege individuell gestalten
Der Masterstudiengang Bildungswissenschaften qualifiziert für Tätigkeiten im Bereich der wissenschaftlichen Bildungsforschung und der außerschulischen Bildungsarbeit. Vermittelt werden sowohl methodische, psychologische und pädagogische Grundlagen sowie die Fähigkeit, berufliche Aus- und Weiterbildungskonzepte zu entwickeln und zu begleiten.

Ich leide gern mal, ich finde es aber beschissen und ineffizient, wenn ich deswegen nicht vernünftig mitschreiben oder sehen kann, was an die Wand geworfen wird, und die Luft zum Schneiden ist, weil der Raum nun mal nur für halb so viele Leute ausgelegt ist. Eine gute Lehrveranstaltung ist anspruchsvoll genug, daß man sich währenddessen nicht auch noch darüber ärgern möchte, daß man nicht anständig arbeiten kann.

Nichts davon war der Fall; außerdem sorgt der übliche Schwund, der in den ersten zwei Wochen eintritt, dafür, dass ich noch nie ab der zweiten Woche Leute gesehen habe, die auf dem Boden saßen. Man könnte natürlich Hörsäle verlangen, in denen auch alle "Reinschnupperer" der ersten Woche einen Platz finden, aber bisher klappt es meiner Ansicht nach auch so. Außerdem lag es in diesem speziellen Fall daran, dass der emeritierte Professor "nicht so gerne in großen Räumen spricht".
Räume für 500 statt 100 Studenten gibt es durchaus auch.
Ich stimme dir hier grundsätzlich zu, allerdings ist unsere Situation als Nurstudent auch privilegiert gegenüber Pendlern und Studierenden mit Kind, die auf bestimmte Zeiten angewiesen sind. Ich meine nicht, daß man sich in jeder Hinsicht nach ihnen richten kann, aber ich kenne zu viele davon, um sie effektiv vom Studium ausschließen zu wollen... Nicht alle Wünsche nach besser organisierten Abläufen und freier Tagesplanung entspringen aus Faulheit und mangelnder Flexibilität.
Allerdings imo die meisten (das fühle ich mal so und verallgemeinere es aus zweijähriger Erfahrung, wenns Recht ist...). In meinem Studiengang definitiv die allermeisten.

Du bezeichnest eine Veranstaltung als gut, deren Inhalt so auch im Netz steht?
Definitiv. Er hat einen guten Vortragsstil und bringt das ganze sehr lebendig rüber. Ich habe den Namen noch nie gehört, daher denke ich, dass er sich durch seine Vortragsweise beliebt gemacht hat, v.a. bei den Seniorenstudenten. Aber im Prinzip wird man die meisten Details zur italienischen Renaissance mit den entsprechenden Namen auf dem Handout auch nachgoogeln können. Wenn man denn weiß, wie man einen Computer benutzen muss.

Jedenfalls tue ich mich schwer damit, den Sinn eines Vorlesungsbesuchs rein zur Scheinvergabe zu erkennen, wenn eben dieser Inhalt auch - viel effizienter, da wiederholbar, unterbrechbar, im Detail zu überprüfen etc.) auch gelesen werden kann. Ohnehin kann man sich fragen, inwieweit in der heutigen Medienwelt das Vorlesungswesen, das in dieser Form auf eine Zeit zurückgeht, als selbst Bücher noch unerschwinglich waren, sich nicht überholt hat.

Da ist viel wahres dran. Aber das ist das Problem dabei, dass es für Dozenten keine Didaktikprüfungen gibt: Schlafpillen werden ebenso für 1,5 Stunden ans Pult gestellt wie die geniale Dozentin, die eben einen Saal mit 500 Studenten mit Forensic Linguistics (Serienkiller und so Zeug) abwechselnd dazu brachte, vor Lachen zu explodieren oder vor Entsetzen zu schaudern. Einfach genial. Und in so einer Vorlesung braucht man auch gar keine Anwesenheitsliste: Ich würde die niemals freiwillig verpassen.

Ich habe prinzipiell nichts gegen Pädagogen, bitte - aber ich bin auch ein bißchen genervt von Seminarteilnehmern, die sagen 'bitte bitte nur ein leichtes Thema, ich studiere auf Lehramt und bin nur für den Schein hier'
Is nich dein Ernst...? :wzg:

Und warum soll die Verhinderung DaF/Chinesisch besonders sinnvoll sein?
Ich wollte eigentlich Japanisch/Chinesisch schreiben, dann wär's deutlicher geworden...
Also: Für DaF/chinesisch gibt es höchstwahrscheinlich sehr wenig Abnehmer. Superwenige Schüler wollen Chinesisch lernen, dagegen können die meisten (bis jetzt....) ziemlich gut deutsch. Ein Lehramtsstudium mit dieser Fächerkombination macht es der Uni ziemlich schwer, einen Stundenplan zu ermöglichen, weil die Überschneidungsfreiheit von Uniseite her sichergestellt sein muss, auch wenn genau eine Person diese Kombination studiert. Weil also der Markt für bestimmte Kombinationen sehr klein ist und gleichzeitig der Aufwand für diese Kombinationen sehr groß, macht es imo durchaus Sinn, diese Kombination nicht mehr an allen Unis anzubieten, sondern nur an einigen, wenn es einen Markt dafür gibt; für Fächer, in denen es definitiv keinen Markt gibt, wie zum Beispiel Kambodschanisch und Forstwirtschaft auf Lehramt :crazy: , macht es Sinn, diese auch nicht anzubieten. @Ipsi: Das ist auch der Grund, warum Demokratie und Studienfachwahl wenig miteinander zu tun haben: Demokratie ist kein Wunschkonzert, sondern richtet sich unter anderem nach Tatsachen. Es sei denn natürlich, du hast auch hier eine ganz eigene Form des Begriffs, der sich nicht mit der gängigen deckt.

Dafür müßte man den idealen Sinn oder die Reichweite des 'Ideals' abgrenzen - eventuell könnte man zu dem Ergebnis kommen, daß eine Vielzahl von Absolventen dabei herauskommt, die kaum dem Namen nach als Geisteswissenschaftler bezeichnet werden können. Aber ich bezweifle, daß wir in dieser Frage eine Einigung finden, wenn für dich der strukturelle und intentionale Unterschied zwischen Schule und Universität keinen relevanten Wert mehr zu haben scheint.

Machen wir das doch einfach mal! Ich mache einen neuen thread auf :)

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