Hallo,
zur Zeit muss ich eine wichtige Entscheidung treffen und ich würde mich freuen wenn ich von euch Meinungen und gegebenenfalls Erfahrungsberichte bekommen könnte. Ich bin seit meinem neunten Lebensjahr Typ I Diabetiker. Meistens hat der Diabetes für mich kaum eine Belastung dargestellt. Bis zu meinem 16 Geburtstag hatte ich einen Schwerbehindertenausweis und musste mich dann entscheiden ob ich den Ausweis weiterhin behalten also die Verlängerung des Status als Schwerbehinderter beantragen wollte oder nicht. Mir wurde damals gesagt, dass der Besitz eines Schwerbehindertenausweises später unter Umständen die Chancen bei der Bewerbung um einen Job vermindern würde und ich entschied mich dagegen den Ausweis zu behalten.
Seit dem Abschluss meines Geschichts- und Anglistikstudiums 2009 bewerbe ich mich jetzt um Stellen, habe bislang aber noch keinen Sozialversicherungspflichtigen Job bekommen und schlage mich mehr schlecht als recht mit Stellen als Dozent an Volkshochschulen durch. Diese Arbeit macht mir zwar sehr viel Freude und ich bin voller Elan dabei, aber ein sicheres Einkommen hat man mit diesen teilnehmerzahlabhängigen, nicht sozialversicherungspflichtigen, auf die Spätnachmittags- und Abendstunden beschränkten Provisionsjob nicht. Viele meiner Bewerbungen sind Initiativbewerbungen, da wenige Stellen für Historiker ausgeschrieben werden. Aber bei den Stellen die ausgeschrieben werden findet sich fast immer der Vermerk das Frauen und Schwerbehinderte bei gleicher Eignung bevorzugt berücksichtigt werden. Mir gefällt der Gedanke eigentlich nicht besonders mir durch den Diabetes einen Vorteil verschaffen zu wollen aber andererseits gibt es ja auch eine Reihe von Nachteilen (z.B. hat gerade diese Woche ein Gericht geurteilt das Diabetes bei Lehrern (ich studiere nebenher noch auf Lehramt, in der Hoffnung da vielleicht endlich unterzukommen) ein ausreichender Grund ist um ihnen den Beamtenstatus auf Grund des hohen Risikos von Folgeerkrankungen zu verweigern). Jedenfalls überlege ich jetzt sehr ernsthaft einen Antrag darauf zu stellen wieder als Schwerbehindert geführt zu werden, ein Antrag von dem mein Diabetologe meint dass er sicherlich durchkommen würde zumal ich leider in den vergangenen Jahren mit einer gewissen regelmäßigkeit schwere Unterzuckerungen mit Koma hatte.
Jetzt überlege ich allerdings auch wie man in einem Bewerbungsschreiben als Antwort auf eine Ausschreibung mit dem Vermerk das Schwerbehinderte bei gleicher Eignung bevorzugt behandelt werden angibt dass man Schwerbehindert ist. Im Internet finden sich unmengen an Tipps und Hinweisen wann man Behinderungen nicht angeben muss bzw. wann der Arbeitgeber kein recht hat dannach zu fragen und so weiter, aber nirgendwo habe ich irgendetwas dazu gefunden wie man eine Behinderung sozusagen als "positives Auswahlkriterium" in einem Bewerbungsschreiben erwähnen kann. Ist von euch vielleicht schon mal jemand in der Situation gewesen oder kennt Berichte von anderen die in der Situation waren?