ich kann da nur für die kath. Seite sprechen.
Natürlich hat das Christentum vieles an Gewalt in Europa gehemmt und gebannt. Schau dir mal die kulturellen Grundlagen dort an, und sieh dir mal an, wie andere Völker in ähnlichen Situationen gehandelt haben.
Sehr deutlich kann man diesen Disput z.B. im Heliand nachvollziehen, wie schwierig es war, einer germanischen Bevölkerung einen Gott zu erklären, der sich aus Liebe für die Menschen hat töten lassen...
Es hat Jahrhunderte gedauert, bis man es mit vielen Klimmzügen geschafft hat, das Christentum überhaupt für Kriege zu instrumentalisieren. Das war bei anderen Religionen ganz anders. Wäre das Christentum eine kriegerische Religion, dann wäre es wohl auch nicht zu den Kreuzzügen gekommen, weil sich die frühen Christen nicht so einfach vom Islam überrennen lassen hätten.
Im Religionsunterricht könnte man durchaus einige Dinge darstellen, die heute in Vergessenheit geraten sind:
- Was ist eine Religion
- Welche Kosmologie liegt dem Christentum zu grunde
- Was sind die Unterschiede und Folgen von verschiedenen Gottesbildern
- Warum ist das Christentum eine Väterreligion
- Was hat es mit der Dreifaltigkeit auf sich
- Wie sieht eine zeitgemäße herangehensweise an die Bibel aus
- Was zeichnet die Grundlagen christlicher Ethik aus
- Was Bedeutet das Christuselement im Monotheismus
- in welchem Zusammenhang stehen Religion und soziales Engagement
- Woher kommt unsere Auffassung von Personalität bis hin zu den Menschenrechten
- Wie hat sich der christliche Grundgedanke in der Geschichte verwirklicht
- woher kommt unser historienverständnis, und welche Folgen hat es auf unsere kulturelle entwicklung
- Was versteht man unter Mysthik
- Was versteht man unter Scholastik
- und viele vieles mehr.
All diese Dinge weiss heute kaum jemand zu beantworten, obwohl sie Grundlagen unserer Gesellschaft darstellen und uns immer noch tief beeinflussen.
Unabhängig davon, ob jemand glaubt oder nicht, handelt es sich hier um Allgemeinwissen, welches man durchaus lernen, und auch problemlos benoten kann.
Das Fach wäre dann halt weniger eins zum Labern, aber solange die "Alternativfächer" nicht ebenso mit einem vernünftigen Konzept daherkommen, würden die meisten (verständlicherweise) allein schon wegen dem Notendruchschnitt wo anders hin gehen.
Die heutige Praxis, zu denken, daß wenn man die Leute nicht fordert, ihnen einfach mit etwas Smalltalk gute Noten hinterherwirft, sei für irgendwen ein grund, sich mit Religion auseinander zu setzen, halte ich für fatal. Was nichs abverlangt, taugt auch nichts. Der Religionsunterricht, so wie ich ihn von heute her kenne, gehört sicher schon seit mindestens 30 Jahren abgeschafft.
Gruß,
Orald