Erkundung einer De-la-Jara-Skulptur

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Lykurg
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Mi 25. Jun 2014, 10:40 - Beitrag #1

Erkundung einer De-la-Jara-Skulptur

Wie aus diesem sehr lesenswerten Beitrag der Süddeutschen hervorgeht, ist ein kunstinteressierter amerikanischer Austauschstudent in Tübingen in einer Marmorskulptur steckengeblieben.
Er konnte nur durch einen größeren Einsatz der Feuerwehr befreit werden, zum Glück ohne die Skulptur zu beschädigen; trotzdem stellt sich die Frage, inwieweit seine Art der Besichtigung von tieferem Verständnis der Werkidee angeleitet und letztlich die vom Künstler beabsichtigte Vorgehensweise war.

janw
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Mi 25. Jun 2014, 12:36 - Beitrag #2

Hm, da bieten sich Satzkreationen mit "Amis" und "verklemmt" an... :rolleyes:

Vielleicht wirkte aber auch einfach der enge Durchgang einladend, das Durchklettern zu versuchen.

Lykurg
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Mi 25. Jun 2014, 14:29 - Beitrag #3

janw, dafür wäre erst zu klären, vermutlich unter Heranziehung Tübinger Virologen, ob der Ami der erste war, der sich hineintraute ("ein kleiner Schritt" etc.), oder nur der erste, der steckenblieb. Wenn ersteres, wäre die Bezeichnung eher nicht gerechtfertigt.

Maglor
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Mi 25. Jun 2014, 22:10 - Beitrag #4

Eigentlich hätte man ihn nicht mehr entfernen durfen, nachdem er Teil des Kunstwerks geworden war. ;)

janw
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Mi 25. Jun 2014, 22:32 - Beitrag #5

Vielleicht war er nur der erste, der aufgefallen ist, bevor die Virologen... :para:

Maglor, ich weiß nicht, ob de la Jara ein Verteter des work-in-progress-Konzepts war ;)
Bei Goldsworthy könnte ich mir das eher vorstellen...

Lykurg
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Do 26. Jun 2014, 09:19 - Beitrag #6

Vielleicht wäre er nach ein paar Monaten quasi von selbst herausgekommen, also eher im Sinne eines labour-in-progress-Konzepts? ;)

Goldsworthy kannte ich noch nicht - gefällt mir gut, was der so macht; und ja, das würde wohl dazu passen.

Traitor
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So 29. Jun 2014, 22:24 - Beitrag #7

Zitat von Lykurg:janw, dafür wäre erst zu klären, vermutlich unter Heranziehung Tübinger Virologen, ob der Ami der erste war, der sich hineintraute ("ein kleiner Schritt" etc.), oder nur der erste, der steckenblieb. Wenn ersteres, wäre die Bezeichnung eher nicht gerechtfertigt.
Dafür brauchst du keine Tübinger Virologen. Ich präsentiere exklusives Bildmaterial von einer Studienfahrt 2003 (+-1), bei der sich bereits (nicht zu unserer Fahrt gehörende, aber iirc auch weder tübingische noch amerikanische) Kunstexperten beobachten ließen:
tuebingen1.jpg


Hauptfrage für mich: wer hat 120.000€ (bzw. wohl eher DM-Äquivalent) für das Ding verschwendet, und mit welcher Rechtfertigung? Stadt, Uni...?

Und wenn es bei der Tübinger Polizeit so aussieht, wundert mich auch nicht, dass es für eine solche Aufgabe dort 22 Feuerwehrleute braucht...
tuebingen2.jpg

Lykurg
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So 29. Jun 2014, 22:58 - Beitrag #8

Traitor, ich bin beeindruckt von deiner Kunstkennerschaft! Bei meinem Tübingenbesuch vor ein paar Jahren wußte ich nichts von diesem Werk und habe es entsprechend verfehlt. Mit diesem eindrucksvollen Bild hättest du vermutlich letzte Woche bei diversen Zeitungen gute Verkaufspreise erzielen können.

Warum dagegen das Objekt selbst einen solchen Wert hat, dürfte zum an Materialkosten, Transport, und Aufstellung liegen, aber auch eine ordnungspolitische Maßnahme sein: Wäre sowas wesentlich günstiger, hätte vermutlich bald jeder eine Marmormumu im Garten stehen, und die Feuerwehr käme gar nicht mehr hinterher.

Auch das Bild der Installation vor der Polizeiwache ist eindrucksvoll. Was wohl die Müllsäcke enthalten mögen, etwa Bierdosen?

Traitor
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So 29. Jun 2014, 23:12 - Beitrag #9

Tatsächlich bin ich mir nichtmal mehr sicher, ob ich das Objekt und dessen Besichtigung selbst gesehen habe: das Video, aus dem das Bild stammt, ist zumindest nicht von mir (womit auch der Zeitungsdeal erledigt wäre), und ich kann mich auch nicht entsinnen, was ich bei der Virologie gewollt hätte. Von den Vorlesungen, die ich in Tübingen besucht habe / besuchen wollte, kann mich nur noch an Islamwissenschaften (nicht gefunden, dafür alten Mann in Hinterhof dabei beobachtet, wie er dem Stuhl, auf dem er saß, ein Bein absägte), katholische Dogmatik (Isidor von Sevilla - interessant, dass ich dazu die inhaltlich konkretesten Erinnerungen habe) und Jura ("Partei C erlangt ein Schlafzimmer") erinnern. Allerdings müsste ich im Oberstufen-Bonusmarkenordner (Mist, gestern bei der Abiklausurenausgabe hätte ich nochmal versuchen können, die einzulösen) noch Dokumente von dieser Fahrt haben, vielleicht finden sich dort auch Hinweise auf einen Medizincampus-Abstecher.
[Nachtrag: Nein, dort finden sich nur obrigkeitliche Anweisungen und krude Propaganda, keine aufschlussreichen Dokumente. Immerhin 2013 ließ sich bestätigen.]

Dass Marmor teuer ist, ist klar, aber eher kein Grund für seine Anschaffung, sondern das Gegenteil davon.

Dein Müllinteresse kann trotz der begrenzten Auflösung damaliger Digitalkameras (auch nicht meiner) halbwegs befriedigt werden: ich erkenne mindestens zweimal Hohes C, einmal Milch und einmal Joghurt, Bier dagegen eher nicht (außer vielleicht das goldene Objekt, mittig, zweite Lage von unten). Sieht nach relativ gesundheitsbewussten Unordnungshütern aus.
tuebingen3.jpg

Lykurg
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So 29. Jun 2014, 23:47 - Beitrag #10

Danke für die hochauflösende Version! Wesentlich mehr konnte ich auch nicht erkennen, fragte mich nur, ob das Rote rechts unten Chipstüten oder Mediamarkt-Prospekte sind. Außerdem rechts oben zwei Polizisten.
Lustige Zusammenstellung von Fächern; und der Mann, der sich selbst ein Stuhlbein absägte, ist vielleicht auch die größte Lehre, die der Tag erbringen konnte, abgesehen von der Hoheit der C-Partei über den (Kinder-)betten. Und achja, Abiklausuren, stimmt - hoffentlich ist meine Deutscharbeit nicht inzwischen vernichtet, mir ist so, als hätte es die Möglichkeit gegeben, aber wenn, hat man uns nicht nochmal vorgewarnt.

Marmor ist halt auch teuer, weil einigermaßen selten, hart und dauerhaft.

Maglor
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Mo 30. Jun 2014, 16:36 - Beitrag #11

Bisher dachte ich immer an einen autoerotischen Unfall, aber Traitors Foto deutet daraufhin, dass der Klotz auch für Reinkarnationsversuche missbraucht werden kann. :crazy:

janw
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Mo 30. Jun 2014, 18:09 - Beitrag #12

Die Diskussion über Sinn und Zweck des Kunstwerks und Berechtigtheit seines Preises ist regelmäßig bei moderner Kunst zu beobachten, nicht selten in Richtung von bashing.
Ich denke, man muss sehen, daß beauftragte Kunst von jeher ihren Preis gehabt hat, man müsste nur mal die Honorare für Statuen der Renaissance in heutige Währung übersetzen, bzw. notfalls die entsprechenden Dauerentlohnungen von angestellten Künstlern.

De la Jara hat ein Symbol dargestellt, die Vulva steht in der Kultur einer Volksgruppe, mit der er länger zusammen gelebt hat, für soetwas wie Neubeginn.
Die Umsetzung in konkrete Form und die Wahl des Materials - warum gerade dieser Marmor? - sind als kreative Leistungen Geld wert, Material und Logistik kommen hinzu.

Interessant wäre für mich die Frage, wieso dieses Kunstwerk gerade an diesen Ort gekommen ist, nur ein Problem von Kunst am Bau?

Maglor
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Di 1. Jul 2014, 18:05 - Beitrag #13

Vulva-Darstellungen haben in der abendländischen Kunst absoluten Seltenheitswert.


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