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BeitragVerfasst: Fr 7. Jan 2005, 23:12
von Padreic
Vielleicht sollte man 'direkt' durch 'explizit' ersetzen.
Camus und Schiller haben in den (fiktionalen) Werken, die ich von ihnen gelesen, ihre Gedanken nicht in dem Sinne direkt oder explizit ausgedrückt, allein schon dadurch, dass es immer durch den Mund eines Protagonisten gebrochen war, wenn etwas explizit gesagt wurde. Und da eine Aussage des Erzählers oder eines Protagonisten nicht ohne weitere Untersuchungen mit der des Autors gleichgesetzt werden kann, ist die Aussage so nicht direkt.

@alea
Wenn du das so beschreibst, dann ist das Kunst, zumindest, wenn man den Begriff der Kunst vom Anspruch bzw. dem Wollen des Schaffenden abhängig macht.

Padreic

BeitragVerfasst: Sa 8. Jan 2005, 00:26
von janw
Gerade bei schriftlichen Werken finde ich die Grenzziehung schwierig.
Ein Nachrichtentext, ein Kochrezept, eine Gebrauchsanweisung ist für mich keine Kunst, weil der Text einen bestimmten Sinn, ein bestimmtes Ziel hat und die Gestaltung des Textes ganz darauf ausgerichtet ist.
Hingegen sind die fiktionalen Werke u.a. von Schiller oder gute Romane für mich eindeutig Kunst - wenn sie teils auch eine Botschaft transportieren sollen, so wird diese doch durch eine schöpferisch entstandene Textgestaltung getragen.
Die Grauzone liegt für mich bei Essays - sie sind stärker als Belletristik zielorientiert, was den Transport einer Botschaft betrifft, aber auch bei ihnen tritt ein deutliches schöpferisches Element bei der Textgestaltung hinzu.

Der schöpferische Akt und die gezielte Suche nach Schönheit, oder seltener, auch Unschönheit, sind für mich wesentliche Bedingungen für Kunst.

Womit auch damit ein Problem aufträte: Die Reden der Römer folgten einem bestimmten Muster, einer bestimmten Abfolge unterschiedlich emotionaler Momente - ein Muster, das als "schön" bezeichnet wurde und doch nur zur Durchsetzung politischer Ziele vereinnahmt wurde.
Ist das Kunst? Sind Wahlplakate dann auch Kunst, die gleichen Mechanismen folgen, was macht die Plakate von Klaus Staeck so herausragend?

BeitragVerfasst: Mo 10. Jan 2005, 14:30
von C.G.B. Spender
Man könnte auch den Maßstab des Künstlers Beuys nehmen und grob vereinfacht sagen: "Alles ist Kunst!" Da mit Kunst leider oft eher jenes bezeichnet wird, das jemandem besonders gefällt, dies aber für jeden Menschen anders ist, könnte es sogar zutreffen. Er sagte einmal:

[font=Times][size=-1][size=100][color=Orange]"Ich behaupte, daß dieser Begriff SOZIALE PLASTIK eine völlig neue Kategorie der Kunst ist. Eine neue Muse tritt den alten Musen gegenüber auf! [...] Sie trägt den zukünftigen Begriff von Plastik, der vor jedem andren Begriff von Plastik Vorrang hat. Ich schreie sogar: es wird keine brauchbare Plastik mehr hienieden geben, wenn dieser SOZIALE ORGANISMUS ALS LEBEWESEN nicht da ist. Das ist die Idee des Gesamtkunstwerkes in dem JEDER MENSCH EIN KÜNSTLER ist." (Joseph Beuys,1982)[/size]

[/color][/size][/font] Persönlich wurde ich den Begriff der Kunst nicht so weit dehnen wollen und Kunst eher als eine Suche nach der Schönheit sehen. Näher definiert entsteht Kunst auch dort, wo andere Menschen nur schwer Schönheit finden können und der Künstler den Menschen diesen Einblick gibt. Wobei man sich über den Begriff der Schönheit genauso streiten kann, wie über den Begriff der Kunst.

Ist wahre Schönheit nicht der ungeahnte vermittelte Einblick in das vermeintlich Bekannte? In dem Sinn landen wir früher oder später vielleicht doch wieder bei Beuys.

Nein, halt! Kommando zurück! Ich mag keine Fettplastiken. ;)

Für mich ist Kunst also nicht nur der ungeahnte Einblick, sondern auch die Erfüllung des Anspruchs der Ästhetik, eine gewisse natürlich Ordnung. Deswegen hatte ich meine Probleme mit den Ausstellungen von Joseph Beuys und auch mit den Körperwelten, von Gunther von Hagens. Interessanterweise ähneln sich diese beiden Künstler.

Kunst ist auch immer ein gewisser persönlicher Ausdruck.

Nach einer anderen These halten manche Menschen etwas für wahre Kunst, wenn sich der Schaffende so weit von sich selbst entfernt hat, dass das entstandene Werk nicht länger ein persönlicher Ausdruck des Künstler ist, sondern quasi nur noch Allgemeingut. Das halte ich eigentlich für unmöglich.

Die Erlangung einer Bedeutung für die Allgemeinheit ist trotzdem ein wichtiger Punkt bei der Kunst. Diese allgemeine Bedeutung entsteht jedoch sicher erst durch den Reiz, der im jeweiligen betrachtenden Individuum hervorgerufen wird.

Demnach ist dieses Allgemeingut "Kunst" eine Verknüpfung von persönlichem Geschmack und Reiz und kollektiver Bedeutung.

Kunst ist doch alles und wiederum nichts....

BeitragVerfasst: Sa 22. Jan 2005, 16:03
von Milena
...als ich mit einem Kunstlehrer über Kunst geschwafelt hatte,
meinte dieser zuletzt:
irgendwann habe ich bemerkt,
das es die Kunst gar nicht gibt.....
und für mich ist es auch so, dass Kunst nichts sein kann
und doch alles...
also was nützt das Gerede drum herum....
jeder wird es auf seine,
seine individuelle Art interpretieren
können und müssen...................

BeitragVerfasst: So 23. Jan 2005, 02:42
von Feuerkopf
Für mich hat Kunst mit Können zu tun.
Ich möchte bei einem Künstler technisches Knowhow erkennen, und dass er über die normale Fingerfertigkeit hinaus reichen kann.
Kunst ist auch die Idee.
Es ist einfach zu sagen: Das könnte ich auch.
Man hatte aber nicht die IDEE.

Kunst sollte keine Augenwischerei sein, sondern möglichst wirklich ein Anliegen des Kunstschaffenden.

BeitragVerfasst: So 23. Jan 2005, 15:09
von Tille_65
Kunst ist das was man nicht versteht... wie der werte Herr von dem Video aus dem Tanzeinlage Thread sagen würde. Der Meinung bin ich aber auch. Mein Bruder (ist auf einer Kunstschule) hat mal ein etwas gemacht was ich als Müll definiert hätte und hat dafür einen Jugendpreis über eine beachtliche Summe im mittleren 3-Stelligen Bereich bekommen.

BeitragVerfasst: So 23. Jan 2005, 15:38
von Phönix
Kunst... ist ein Wort für alles was ein berühmter Mensch macht und keinen erkennbaren Sinn hat. Ich habe von einem Künstler gehört der einen Stuhl mit Kot beschwiert hat und das dann als Kunst bezeichnet hat. Die Kritiker sollen begeistert gewesen sein.
Die schlimmste Kunstrichtung ist, finde ich, die Interpretation von abstrakter Kunst bzw. die abstrakte Kunst selbst. Ich war mal im Museum, dort hing ein großes, in einem einzigen Blauton ohne Muster bemaltes, Bild. Darunter stand ein Text auf einer Tafel, was das Bild bedeuten solle, den Text weiß ich leider nicht mehr.

BeitragVerfasst: So 23. Jan 2005, 16:43
von C.G.B. Spender
Kunst ist vor allem jede Menge harter Arbeit, auch an sich selbst. Denn die Gabe jederzeit mit Leichtigkeit das auszudrücken was man auch ausdrücken will, ist nur ganz wenigen Menschen gegeben. Die meisten müssen hart daran arbeiten. Kunst ist Besessenheit. Die Leidenschaft des Ausdrucks. Die Leidenschaft der ungeahnten Sichtweise.

BeitragVerfasst: So 23. Jan 2005, 17:51
von Feuerkopf
Kunst findet sich in Wort, Bild, Ton, Bewegung. Sie kann jeden unserer Sinne ansprechen. Sie darf bunt, düster und schrecklich sein, laut, albern und schmerzhaft, mysteriös und verständlich, abgedreht und gut vermarktbar.
Egoman und unverständlich, stinkend, vulgär und ätzend langweilig.

Ich möchte, dass der Künstler, die Künstlerin mit Kopf und/oder Herz dahinter steht.

BeitragVerfasst: Mo 24. Jan 2005, 17:55
von C.G.B. Spender
Es ist eine Kunst nicht in Schubladen über Kunst zu denken.

Das Kunst-Etikett der menschlichen Werte drückt auf der freien Seele.

Nichts ist Kunst! Alles ist Kunst! Worte sind Hülsen.

Was sagt Sting zur Kreativität?

BeitragVerfasst: Di 25. Jan 2005, 19:52
von C.G.B. Spender
[align=center][font=Georgia]"Being creative is a cyclical thing -
you have to output some of the time and input some of the time,
you can't do both at the same time."
[/font] [align=left][font=Comic Sans MS]Dies sagt aus, so meine Interpretation, dass man durch Kunst zu einem Spielball der Sinne wird, die einem helfen die Welt aufzunehmen (Input) und später[/font][font=Georgia][font=Comic Sans MS]subjektiv wiederzugeben (Output). Der Zyklus des Erschaffens. Kunst als eine Wiedergabeform der Sinnlichkeit.[/font]
[/font][/align]
[/align]