Zitat von Traitor (von mir numeriert):Einen guten Überblick, welche Gebäude in Frage kommen könnten, haben wir jetzt wohl schon. Deshalb fände ich es interessanter, zu einem theoretischeren Part zu kommen: welche Kriterien legt jeder von uns an, um die Bauwerke auszuwählen? Mir fallen spontan ein:
[1] -schiere Spektakularität (inklusive Rekordaufstellens, aber auch künstlerischer Aspekte)
[2] -besondere Repräsentativität für bestimmte verbreitetere Baustile (etwa bei Kirchen)
[3] -Neuartigkeit
[4] -Einfluss auf Gesellschaft und Geschichte
[5] -Haltbarkeit zumindest des Ruhms und Einflusses
Traitor, um die Kritik hatte ich mich bisher gedrückt, weil ich deine Kriterien gut genug fand, um sie auf allgemeiner Ebene gültig zu lassen, die ganze Thematik sich aber einer weiteren Verwissenschaftlichung entzieht.
Dein "Einfluss" (4 und 5) beinhaltet teilweise, was für mich noch ein ziemlich wichtiger Punkt wäre: den Bekanntheitsgrad. Der dürfte zugleich ein zentrales Mittel dafür sein, in unserer schnellebigen Zeit die Liste kleinzuhalten.
3, Neuartigkeit, galt jedenfalls für die Pyramiden so nicht, auch über die Zeusstatue und das Artemision könnte man diesbezüglich streiten. (Hier gelten vor allem 1, 2 und bedingt 5).
Allerdings kommen mir hier, insbesondere durch dein letztes Posting, Zweifel daran auf, ob wir die antiken Kriterien (oder unsere vermeintliche Rekonstruktion dieser) wirklich so unkritisch übernehmen sollten - also, ob eine heutige Liste antiker Weltwunder nicht z.B. Infrastrukturbauten wie den Kanal von Korinth (bzw. den antiken Suezkanal) oder auch die Wasserversorgung der Stadt Samos des Eupalinos einschließen könnte. (Ganz abgesehen von Errungenschaften anderer Kulturen.) Womit sich andererseits die Frage stellt, ob ein Weltwunder zweckfrei sein
muß oder
kann: Ist die Absicht, ein einzigartiges Monument zu errichten, das Ziel des ewigen Ruhms für uns legitim oder doch nur Ausgeburt der Hybris? (Letzteres allein darf aber kein Ausschlußkriterium sein: Wahnsinn und Genie...)