Zitat von Ipsissimus:Nach dem Motto, ich zerstöre eine wertvolle alte Vase, um gegen die Zerstörung wertvoller alter Vasen zu protestieren? Ich weiß nicht, ob mich das überzeugt^^ Und die "Intention, etwas zu evozieren" ist als Motiv derart allumfassend, dass sie auch auf die Absichten eines Folterknechts passt, der in seinem Opfer letztlich auch nur etwas evozieren will^^
Eher "ich zerstöre eine alte Vase - bzw. tue so, als täte ich das - um gegen die Gleichgültigkeit gegenüber und die Zerstörung von altem Kulturgut allgemein zu protestieren."
Ich schrieb das mit dem Evozieren, weil ich mir nicht sicher bin, ob AWW wirklich nach diesem plakativen Schema vorgeht, oder ob es ihm nicht darum geht - letztlich auch im Sinne einer Überwindung des Dualismus - etwas im Betrachter auszulösen.
Kennst du diesen Amerikaner? Mir kommen zumindest Teile seiner Begründung durchaus plausibel vor. Und natürlich steht dieser Thread unter einem Motto, auf das bisher noch gar nicht eingegangen wurde: quod licet iovis non licet bovis. Ist das nicht zutiefst undemokratisch? Und dann noch für einen im Westen offiziell anerkannten Dissidenten?
Ich kenne ihn nicht. Es gibt einen Künstler seines Namens in seinem Alter, der aus der Dominikanischen Republik stammt und Elemente der dortigen indigenen Kultur in seine Malerei integriert, durchaus interessant.
Seine Begründung war ein Protest gegen den Beschluss des Museums, nur noch internationale Kunst zu zeigen.
Ai Weiwei findet diesen Beschluss auch zweifelhaft, kritisiert aber, in meinen Auge zu Recht, dies als Grund für die Zerstörung eines Kunstwerkes von jemand anderem zu nehmen. Er selbst könne auch nicht einfach Kunst in Pekinger Museen zerstören, weil er dort nicht ausstellen darf.
Ich finde diese Aktion auch insofern fragwürdig, weil es gerade internationale Kunst trifft - wäre es ihm um die Gleichgültigkeit gegenüber amerikanischer Kunst gegangen, hätte er ein amerikanisches Kunstwerk zerstören müssen, bzw. so tun als ob.
Insofern gerät das Stier-Paradigma hier etwas aus dem Gleichgewicht.
Im übrigen, ist Kunst demokratisch? Oder nur nach Beuyss?
Gut, ich mag Aiweiweis "Kunst" nicht und halte es für einen schlechten Scherz, seinen Dissidentenstatus als Beleg für die Qualität seiner Kunst aufzufassen. Das ist in meinen Augen nur eine Verwertungsstrategie, die politische Absichten des Westens für sich nutzt. Von daher neige ich zu Maglors Implikation, dass AWW im Westen ein einziges Missverständnis ist, wenn auch ein erwünschtes.
Was gefällt Dir nicht daran?
Ich fand seinen Türen-Turm sehr eindrucksvoll, insbesondere Weiweis Reaktion auf die stürmische Umgestaltung.
Er ist nicht chinesisch-systemkonform. Gefällt mir, weil mir die chinesische Diktatur nicht gefällt - wobei ich mich nicht mehr der Frage befasse, wie alternativlos sie vielleicht ist.
AWW macht als Kunst, was ihm als Kunst in den Sinn kommt, manches gefällt mir, anderes weniger. Als Regimekritiker gibt es für ihn zwangsläufig nur China oder den Westen, und er hat einen Weg gefunden, seine Kunst im Westen bekannt zu machen. Mag sein, daß der Weg mit westlichen Interessen konform geht - aber das heißt für mich nicht, daß er mit diesen westlichen interessen konform geht.