Google Glass

Alles, was das Innenleben eines Computers betrifft. Problemlösungen, Kauftipps, Diskussionen über die aktuellen High-End-Geräte.
Traitor
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So 3. Mär 2013, 15:13 - Beitrag #1

Google Glass

Tja, an Smartphones hat sich die Allgemeinheit inzwischen gewöhnt, jetzt steht der nächste Schritt hin zur Cyborgifikation an: Google Glass. Hier ein recht ausführlicher Vorabbericht von The Verge.

Designtechnisch scheint Google mehr geschafft zu haben, als zu erwarten war - das Ding sieht unauffällig genug aus, um nicht lächerlich zu sein, und auffällig genug, um ein iPod-mäßiges Statussymbol werden zu können. Und es soll, auch den ersten externen Testern nach, komfortabel und leicht sein.

Technisch wird es noch mit denselben Krankheiten zu kämpfen haben wie aktuelle Smartphones - Debilität bei Funkverlust, Akkulaufzeit. Dazu ist fraglich, ob die Bedienung über Sprache und Antippen flexibel genug ist, wenn das erste Suchergebnis nicht das richtige ist.

Aber die entscheidende Frage ist die nach der gesellschaftlichen und politischen Akzeptanz. Einerseits ist es ein Traum, damit sein komplettes Leben dauerhaft aufzuzeichnen - andererseits ein Alptraum, dass jeder das macht.

Wird es gesetzliche Regulierungen geben? In Deutschland gar ein Verbot?

Lykurg
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So 3. Mär 2013, 23:03 - Beitrag #2

Faszinierend, daß sie schon so weit sind und noch dieses Jahr ein markttaugliches Produkt haben wollen; faszinierend auch, daß es mit Spracherkennung (gut?^^) funktioniert und so klein ist... Überraschend finde ich, daß sie hinter dem Ohr ein simples Gegengewicht anbringen und nicht zusätzliche Akkus oder wai. (Achja, wie lang mag wohl die Laufzeit im Dauereinsatz sein?)

Ich las letztes Jahr im Blog von jemandem, der Pionierarbeit auf diesem Gebiet leistet, über eine sehr unerfreuliche Erfahrung in einer Pariser McDonalds-Filiale. Sein Gerät ist auch deutlich auffälliger, in jedem Fall zeigt es aber, was für Probleme im Zuge der gesellschaftlichen Veränderung, die Cyborgisierung mit sich bringt, entstehen (werden).
Die parallele Starbucks-Erfahrung in diesem Artikel belegt eindrucksvoll den Unterschied, den die geringere Wahrnehmbarkeit im Alltag bedeutet.

Ich kann mir nicht vorstellen, daß ein derartiges Produkt in Deutschland verboten würde - Kameras und Fotohandys sind ja auch zulässig, die vielfältigen Aufnahmemöglichkeiten von entsprechenden Geräten unmöglich zu überblicken, da ist die Brille nur ein konsequenter Schritt, aber keine Grenzüberschreitung in rechtlicher Hinsicht. Die dauerhafte Aufzeichnung allerdings ist, scheint mir, noch eher nicht der Fall - Zehn-Sekunden-Clips sind ja nun nicht gerade viel - der oben verlinkte Blogeintrag geht schon eher in die Richtung einer Daueraufzeichnung, dort allerdings mit permanentem Überschreiben. Bis zur vollständigen Aufzeichnung des eigenen Lebens müßte sich noch ein bißchen was an den Speichermöglichkeiten und -preisen tun, denke ich.

Traitor
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So 10. Mär 2013, 13:52 - Beitrag #3

Die Akkulaufzeit könnte sogar gar nicht mal so mies werden, da die Brille nur WLAN und Bluetooth integriert hat, die Mobilfunk-Daten nur über letzteres von einem Handy in der Hosentasche weitergeleitet bekommt. Und die beiden größten Energiefresser im Handy sind Mobilfunk und Großbildschirm. Das Gegengewicht durch einen Extraakku zu ersetzen, könnte ein lohnender Job für Modder sein.

In Sachen Verbot spiele ich auf eine mögliche Hysteriewelle wie bei Street View an. Die Brille bietet zudem durchaus eine Grenzüberschreitung, da man (bis auf ein laut Beschreibung vorhandenes kleines Kontrollicht) kaum noch bemerkt, dass man gefilmt wird, während ein demonstrativ hochgehaltenes Handy sehr auffällt. Klar, Pearl verkauft seit Jahren "Spionage-Mini-Kameras", aber öffentlichen Aufruhr wird es wenn dann nur bei einem Massenmarktprodukt gibt.
In dem Zusammenhang würde mich Ipsissimus' Meinung sehr interessieren.

Die 10-Sekunden-Clips sind, wie ich das verstehe, nur Standardeinstellung, man kann jederzeit mehr anfordern. Und wenn nicht irgendein interner Buffer eine feste Grenze liefert, spricht nichts dagegen, den Aufnahmestream direkt ans Handy weiterzuleiten, dort auf einer 128GB-SD-Karte (müsste ca. 16h im Youtube-HD-Format (1080x720, H.264) entsprechen) zu speichern, diese jeden Abend auf ein Festplatten- oder Bandarchiv zu überspielen und so tatsächlich ein Komplettprotokoll zu haben. Wird natürlich anfangs speicherplatzmäßig noch etwas teuer, ist aber technisch drin.

Lykurg
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So 10. Mär 2013, 14:17 - Beitrag #4

Den Unterschied in der Hysterisierungswahrscheinlichkeit sehe ich darin, daß es sich hier um private Nutzer handelt. Würde ein dämonisierbarer Großkonzern, etwa in diesem Fall Google, von vornherein verkünden (oder ein Gerücht darüber laut weden), man werde die gefilmten Daten über eine Konzernplattform automatisch auswerten und/oder öffentlich zugänglich machen, wäre das Geschrei sicher groß. Zumindest erstere Verwendungsform halte ich auch nicht für allzu unwahrscheinlich; ich denke mal, das Gerücht (oder dessen Demento) kommt demnächst. Bild

Danke für die technischen Hinweise und die Datengrößenangabe zur Komplettarchivierung; dann doch eine sehr reizvolle Möglichkeit.

nazgul
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So 17. Mär 2013, 22:28 - Beitrag #5

Ich will so ein Ding, und zwar für auf der Arbeit.

Die Möglichkeiten die sich bieten wenn man das Glass mit aktuellen Medizinprodukten (Monitoring), TETRA SDS (vergleichbar SMS im Handynetz), HSDPA kombiniert würden den Ablauf eines normalen Einsatzes erleichtern, und
die Möglichkeiten beim Management von Großlagen sind einfach geil.

Leider braucht das ding aber ständig mobiles Internet und ist auf Social-Driss ausgelegt.

Aber Hey Google, wenn ihr Interesse am "Medical Glass" habt, sagt mal bescheid...

Traitor
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Mo 18. Mär 2013, 18:09 - Beitrag #6

@Lykurg: Das Analysegerücht könnte sich eben schnell herumsprechen.

@nzg: Gibt es in der Richtung tatsächlich noch keine Spezialanbieter? Medizinische Visualisierung ist doch so eine Riesenbranche...
Mobiles Internet muss aber auch nicht sein, WLAN in die Untersuchungsräume zu legen sollte doch nicht so schwer sein. Und Social-Anbindung, das ist doch nur der logische nächste Schritt, Livestreams von Operationen auf Facebook. ;)

nazgul
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Mo 18. Mär 2013, 19:23 - Beitrag #7

nzg hat gerade bei Foursquare angegeben einen Blinddarm in Metzgerei vom Heiligen Geist entfernt zu haben.

Das Problem sind die Ansprüche bezüglich Prüfung, und Stabilität die an die Geräte gestellt werden in Verbindung mit der Tatsache das die meisten Ärzte keinen Plan von Technik und die meisten "Techniker" keinen plan von medizinischen Abläufen haben.

Mal so ne Vision:
Der Melder klingelt, Glass blendet die Einsatzdepesche ein und nach Bestätigung des Auftrags wird die Navigation im Glass eingeblendet. Kartensuchen oder das Programmieren von Navis mit veralteten Kartendaten entfällt.

Am Einsatzort angekommen nimmt Glass Verbindung mit Monitor und den diversen Einzelgeräten (Thermometer, Zucker, INR, Sauerstoffregulator, Beatmung) auf. Vitalparameter und insbesonder bedrohliche Veränderungen derselben werden ebenso angezeigt wie die voraussichtliche Eintreffzeit weiterer Kräfte.
In Verbindung mit einem Kartenleser lassen sich ausserdem die Inhalte des Notfalldatensatzes unauffällig betrachten und ins Protokoll aufnehmen.
Die in Glass intgrierte Kamere kann zudem für Dokumentationszwecke und mittels augmented Reality zur Abschätzung der Wundausdehnung etc herangezogen werden.

Zurück im Rettungswagen erfolgt der Datenabgleich mit den Tablets für die Protokollierung, alle relevanten Messwerte und Ereignisse werden automatisch übernommen, die Spracherknnung von Glass erlaubt das diktieren des Notfallgeschehens und der Befunde. Nach Anmeldung/Zuteilung in einem Krakenhaus erhält das KH die aktuellen Messdaten, den Verlauf und die vorläufigen protokolle Ebenso, wie eine GPS-Basierte vorausberechnung der Eintreffzeit.

Bei Eintreffen im KH wird das Protokoll ausgedruckt und unterschrieben, die digitale Fassung landet direkt im Archiv.
Anhand bestimmter Schlüsselwörter im Befund kann glass geeignete Aufbereitungsmaßnahmen vorschlagen und dokumentieren.

Statt Fahrtenbuch und Tachoscheibe/EG-Fahrtenschreiber wird die einsatzbezogene Fahrstrecke per GPS zusammen mit Fahrzustandsdaten erfasst und ermölicht gezieltes Training in Spritspartechniken und patientenschonender Fahrweise.

---

Die erweiterten Möglichkeiten etwa im Rahmen der Reanimation die NoFlow-Zeit weiter zu reduzieren in dem Laden des Defis etc über Sprachkommandos geschieht sind da noch garnicht berücksichtigt. Ebenso die Anbindung von weiterer Diagnostik und die Möglichkeiten bei der weiterbehandlung im KH wenn das Personal ebenfalls über solche Möglichkeiten verfügt.

Zeitkritische Medikamentenapplikationen, einfaches Protokollierenn von Messwerten im Patientenzimmer ohne ständig die Papiermappe konsultieren zu müssen oder auf einem IPAD herumzudrücken. Die Möglichkeiten sind vielfältig.

Traitor
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Sa 6. Apr 2013, 14:15 - Beitrag #8

Hier ein Beispiel dafür, dass sowas als mittelteures Nischenprodukt schon mindestens seit letztem Jahr existiert. Militärs nutzen grobschlächtige Varianten sowieso schon seit langem. Dann würde es mich doch sehr wundern, wenn es nicht auch sehr teure Spezialprodukte für Mediziner (nicht im 08/15-Krankenhaus, aber in teuren Spezialkliniken oder -praxen) und Ingenieure gäbe.

nzg hat gerade bei Foursquare angegeben einen Blinddarm in Metzgerei vom Heiligen Geist entfernt zu haben.
Und wenn du dabei auch brav eincheckst, gibt es nach 10 OPs eine Chemo gratis. ;)

Große Teile deiner Vision brauchen ja nichtmal eine Brille, für den ganzen Datenabgleich würden ja schon Laptops, Handys oder Tablets reichen. Sicher wäre die Brille nochmal eine Verbesserung, aber der Hauptschritt wäre, die Daten entsprechend zu vernetzen oder auch nur überhaupt zu digitalisieren, was meines Wissens aus einer Mischung aus Faulheit, Datenschutzparanoia und Qualitätsstandards nachwievor nicht in nennenswertem Maße passiert. Oder habe ich da positive Entwicklungen verpasst, weil ich zum Glück lange nichts mehr mit Krankenhäusern oder Notärzten zu tun hatte?

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Do 18. Apr 2013, 12:27 - Beitrag #9

Gerade auf SpOn gelesen: jemand hat ein Textexemplar von Google Glass (1.500 $) auf ebay weiterverkaufen wollen, die Auktion aber (bei 90.000^^) abgebrochen, als ihm oder anderen auffiel, daß Google sich vorbehält, das Gerät im Fall von Weitergabe/Verleih/Verkauf/wai zu deaktivieren. Oha...

Nicht ganz irrelevant für die Brauchbarkeit wäre auch, ob sie dann einfach das Gerät ausschalten oder dem Brillenträger schwarze Balken bzw. weißes Rauschen vor den Augen einblenden...

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So 21. Apr 2013, 17:48 - Beitrag #10

Inzwischen sind "Tech Specs" draußen, bei denen für die bisherige Diskussion vor allem relevant ist:
Battery One full day of typical use. Some features, like Hangouts and video recording, are more battery intensive.
Also mit der Serienausstattung definitiv keine Video-Daueraufzeichnung. Man müsste sich schon ein Extraakkupack in die Jackentasche stecken und eine Verkabelung dranlöten.

Beim Testexemplarverkauf frage ich mich, ob sie tatsächlich so dumm waren, die Dinger offiziell als "verkauft" zu dokumentieren? Es wäre doch überhaupt kein Problem gewesen, die 1500$ als "einmaligee Teilnahmegebühr" zu erheben und das Gerät selbst nur zu verleihen. Dann wäre es sowohl moralisch als auch juristisch hieb- und stichfest gewesen, dass sie nicht weiterverkauft werden dürfen. Wenn es aber offiziell ein normaler Verkauf ist, müsste das Verbot zumindest in Europa anfechtbar sein.

Traitor
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Fr 3. Mai 2013, 20:51 - Beitrag #11

Gespannt bin ich ja auch, wie es mittelfristig mit Eingabevarianten aussehen wird. Die Sprachsteuerung ist einfach in zu vielen Situationen unbrauchbar und für zu viele Anwendungen unintuitiv, und auch das Dranfassen keine ernsthafte Alternative. Ich vermute, relativ bald wird es als Zubehör Mini-Bluetooth-Fernbedienungen geben, vielleicht ein Steuerkreuz plus 2-4 Tasten, die man blind in der Jackentasche bedienen kann.

Lykurg
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Sa 4. Mai 2013, 00:49 - Beitrag #12

In den bisherigen Berichten, die ich las, wurde die Spracherkennung durchweg sehr gelobt: dadurch, daß sie nur eine sehr eingeschränkte Zahl von Befehlen, nach strengem Muster einzugeben, kennt, scheint die Trefferquote hoch zu sein.

Traitor
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Sa 4. Mai 2013, 10:48 - Beitrag #13

Es ist eine andere Sache, ob es technisch funktioniert, oder ob es praktisch ist. Gut, die Erkennung mag so sauber sein, dass sie selbst bei starkem Hintergrundlärm (Verkehr, Sport, Party, Konzert...?) funktioniert, das reduziert die "zu vielen Situationen". Aber trotzdem wird es während eines Gespräches unpraktisch bis unhöflich bleiben, einen Satz zu unterbrechen und mit dem Ding zu reden, und man oft genug nicht wollen, dass Anwesende hören, was man ihm sagt (aus Lautstärke- oder Inhaltsgründen). Sprachsteuerung als Standardeingabemethode könnte sich mit Glass erstmals durchsetzen, als alleinige Eingabemethode kann ich mir sie auch ganz langfristig nicht vorstellen.

Aber vielleicht braucht es gar keine Zubehör-Fernbedienungen, denn die Gerüchte, dass als reine Software-Erweiterung eine Augensteuerung umsetzbar sein könnte, scheinen sich zu bestätigen.


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