Internetfreiheit in China gefordert

[blobbfish]

Also ich bin grad bei Heise gewesen und ich muss sagen, dass ich das nicht so ganz raffe. Die Leute fordern China auf, Internetfreiheit zu gewähren. Dies ist durchaus sinnvoll aber die Apostel die dafür gebeten werden haben doch uns auch ordentlich was an der I-Net reiheit weggenommen. Ich finde das arg widersprüchlich.

Wie seht ihr das?

[e-noon]

Ich finde es nicht widersprüchlich. Es fällt mir gerade schwer, zu rekonstruieren, was genau du mit der 'weggenommenen Internetfreiheit' meintest (damals war ja noch nicht die Rede von Von der Leyens Verbotsschildern, iirc), aber dass Menschen inhaftiert werden, weil sie im Internet ihre Meinung äußern, passiert bei uns nicht - außer natürlich, wenn sie eine Straftat ankündigen. Dummerweise ist es in China eine Straftat, die Regierung zu kritisieren.

Der Bitte wurde offenbar entsprochen, die chinesische Studentin, die wegen ihrer Äußerungen im Internet ohne Anklage inhaftiert wurde, kam frei - aber viele andere sitzen wohl noch eine unmenschliche Strafe ab für Vergehen, die nach unserem Verständnis keine Vergehen sind, sondern mutige Taten für die Verbreitung von Freiheit und Menschenrechten.

[Ipsissimus]

das ist eine der Folgen des medialen Spiels mit Illusionen, blobb. Wir und die ganze Welt wissen zwar, dass Politiker die vorallerletzten sind, auf die man bauen kann, wenn es um Menschenrechte und dergleichen geht (danach kommen nur noch Wirtschaftsleute), aber es gehört zum Spiel, dass die Illusion, zumindest einige von ihnen stünden unverbrüchlich auf der Seite der Menschenrechte, aufrecht erhalten bleibt. Dass Frank Lu ausgerechnet Schröder vor diese Karre spannen möchte, kann ich mir allerdings nur mit massiver Unkenntnis erklären.

[Lykurg]

Wollte, Ipsissimus; damals (2003) war das zumindest aus chinesischer Sicht noch nicht so erkennbar, er wurde dort sehr bejubelt, ich weiß nicht, wieviele verschiedene chinesischsprachige Schröderbiographien es damals gab, jedenfalls aber mehr als deutsche. Und daß Schröder damals eher als Streiter für Menschenrechte geeignet schien als Bush oder Blair, überrascht mich nicht weiter; seine Rußlandbindung war da ja auch noch nicht so ausgeprägt.

[Ipsissimus]

ich sollte mir angewöhnen, auf das Datum zu achten^^

[Lykurg]

Vielleicht hätte e-noon ein paar lateinische Ausdrücke einstreuen können, um zu verdeutlichen, daß sie sich mit einem historischen Text befaßt, aber nein, das findet sie ja nicht nötig.

[Ipsissimus]

und ich hatte sie mir immer als Apologetin des klassischen Bildungsideals vorgestellt^^

[e-noon]

Undurchsichtig erreicht man die Weltherrschaft.

Heutzutage Schröder zu bitten, wäre in der Tat ein unerwarteter Schachzug.

[Lykurg]

Was wohl ein Grund dafür ist, daß die Chinesen näher dran sind als Schröder.

Schach spielen unterdessen sein Vorvorgänger und sein potentieller Nachnachfolger.