Ja und nein. In gewissem Maße können Musikdownloads die Verkaufszahlen sogar steigern. Durch die Verbreitung des Internets lernen hunderttausende von Konsumenten Lieder kennen, auf die sie sonst vielleicht nie gestoßen wären, und wollen mehr von dem Künstler in guter Qualität selbst besitzen. Andererseits liegt auf der Hand, daß sehr viele nicht bereit sein werden, für etwas zu zahlen, das sie auch umsonst haben können - ob legal oder nicht. Und genau diese Gleichgültigkeit, das Kavaliersdeliktdenken, ist ein Problem, das schnell von Musikkopien auf andere entsprechende Fälle übergehen kann. Daß sich die Musikindustrie dagegen zur Wehr setzen will, ist klar, daß sie dabei überzogene Maximalforderungen stellt, die mangelnde Qualität in den letzten Jahren als Grund nicht berücksichtigt, ebenfalls. (Wie soll auch die Legion von albernen Mainstream-Castingshow-Formaten Qualität produzieren?)
Nutzer sollten dazu gebracht werden, Sachen, die sie wirklich haben wollen, auch zu kaufen (vorausgesetzt, die Preise und Bedingungen sind fair). Vielleicht sollte man - ich weiß nicht, ob es solche Ansätze schon gibt - legale Tauschbörsen einrichten, die etwa drei Tracks pro Woche erlauben, was die Weitergabe im Freundeskreis ermöglicht und so Multiplikatoreffekte erzielt, ohne allzu große Schäden anzurichten, demgegenüber aber die illegalen Tauschbörsen entsprechend scharf sanktionieren und vom Netz nehmen. In meinen Augen sollten sich entsprechende Maßnahmen aber eher gegen die Betreiber als gegen die Konsumenten richten, jedenfalls solange ein Unrechtsbewußtsein dafür nicht besteht, weil es so selbstverständlich und quasi alternativlos scheint (da man eh nicht alles kaufen kann, was man einmal hören will).
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