das Netz, was es war, was es ist und wie es sein wird

Die Große Welt des WWW. Hier kann über Technik, Seiten und Programme (Browser, Messenger, Chats, Email usw) geredet werden.
Ipsissimus
Dämmerung
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 10251
Registriert: 29.10.2004
Mo 18. Jul 2011, 16:39 - Beitrag #1

das Netz, was es war, was es ist und wie es sein wird

http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,772317,00.html
... Netzversteher halten ihre Wünsche für Naturgesetze

Die nicht weiter reflektierte Überzeugung, das Netz habe einen bestimmten, sozusagen natürlichen offenen Zustand, den man begreifen und bewahren müsse, hat einen sehr unangenehmen Nebeneffekt: Wer davon ausgeht, dass die Online-Welt immer so war, immer so sein wird und auf jeden Fall so sein muss, wie er sie sich das wünscht, entwickelt kaum Demut vor der Unwägbarkeit der Geschichte.

Der US-Jurist Tim Wu beschreibt in seinem Buch "The Master Switch" sehr anschaulich, wie schnell wirtschaftliche und politische Interessen die Wirkung neuer Kommunikationsräume verändern. Wu erzählt, wie das Radio in den Vereinigten Staaten anfangs ein wenig reguliertes Jedermann-Medium war. Privatleute, Interessengruppen, Gewerkschaften und Vereine sendeten Lokalprogramme oft nur wenige Stunden in der Woche. Dieses vielfältige Angebot der Amateure blühte, weil anfangs das Radio-Geschäftsmodell der Verkauf der Empfangsgeräte war. Niemand wollte Werbung.

Doch dann lief im Jahr 1922 der erste Radiospot, und bald war klar: Der Verkauf von Reklame bringt mehr Geld als der Verkauf von Radios. Es entstanden große Radioprogrammanbieter, die überregional auftraten, um kontinuierlich möglichst viel Aufmerksamkeit zu binden - die Voraussetzung für hohe Werbeerlöse. Die US-Regulierungsbehörde begünstigte bei der Frequenzvergabe große kommerzielle Sender und verfuhr beim Fernsehen später ganz ähnlich. So verschwand aufgrund ökonomischer Interessen und politischer Entscheidungen das Sammelsurium offener Kanäle. Abgelöst wurde es von dem konzentrierten US-Rundfunksystem, wie wir es heute kennen. Die Radioriesen NBC und CBS sind heute noch mächtige Medienkonzerne.

Man kann das Netz nicht verstehen, nur Interessen erahnen

Heute erscheint es lächerlich zu urteilen, jemand habe in den zwanziger Jahren die Natur des Radios nicht verstanden.

janw
Moderator
Moderator

Benutzeravatar
 
Beiträge: 8488
Registriert: 11.10.2003
Mo 18. Jul 2011, 20:41 - Beitrag #2

Bezüglich des Radionetzwerkes in usa fällt mir ein, daß ich mal irgendwo gelesen habe, es sei neben den großen Anbietern vor allem in der Hand konservativer Kräfte, gewissermaßen das Sprachrohr der radikalen Ausleger der Republikaner.

Die Werbedurchsetzung des Internet ist ja länger schon Thema, sie reicht bis zu der gezielten Platzierung von Suchergebnissen durch Suchmaschinen für zahlende Kunden. Damit wird natürlich Aufmerksamkeit gesteuert, fallen interessante Adressen hinten runter, wenn sie nicht entsprechende Rankingplätze kaufen.

Die für mich bedenklichste Entwicklung ist allerdings die absehbare Verspartung des Netzes durch die neuen TLDs, hier sehe ich die Gefahr, daß eine derartige Einstufung obligatorisch werden könnte und danach eine Analyse des Nutzerverhaltens schlicht nach den TLDs der von ihm besuchten Seiten erfolgen könnte, vielleicht auch systematische Sperren bestimmter TLDs durch interessierte Regierungen, Provider o.ä.

Lykurg
[ohne Titel]
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 6865
Registriert: 02.09.2005
Mo 18. Jul 2011, 22:04 - Beitrag #3

Eine der größten Stärken des Netzes in seiner gegenwärtigen Form ist, so wie ich es verstehe^^, eben seine Diversität. Gerade das im Artikel angesprochene Scheitern von Compuserve, AOL und anderen am Versuch, ein gefiltertes kontrolliertes kleines Gated-Community-Netz für Jedermann zu schaffen, außerhalb dessen man sich nicht zu bewegen bräuchte, zeigt, daß die Menschen eben mehr wollen als das und ihre neugewonnene Freiheit nicht einfach so aufgeben werden. Selbst bei der Marktvorherrschaft von Google mit seinen Ablegern und Facebook bleibt daneben Raum für unzählige Angebote, die eben nicht eingebunden werden; und aufgrund der unterschiedlichen Zugangsformen weltweit und des Gestaltungeswillens der Nutzer wird es kaum möglich sein, es auf chinesische Weise einzudämmen (und selbst dort funktioniert das ja nur bedingt).

Sicher wird das Netz sich weiterhin stark verändern, das tut es fast Jahr für Jahr, aber ich sehe keinen Mechanismus, der stark genug wäre, die voneinander unabhängigen Angebote vollständig zu umfassen und unter seine Kontrolle zu bringen. Dafür stecken auch viel zu viele mächtige Interessenten dahinter, die eben einer solchen Vereinnahmung sich widersetzen. Sonst hätte sich auch schon AOL durchsetzen können.

Maglor
Karteizombie
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 4280
Registriert: 25.12.2001
Mo 18. Jul 2011, 22:29 - Beitrag #4

In all den Jahren ist alles "proffesioneller" und komerzieller geworden.
Der größte Teil des Internet befindet sich heute in geregelten Bahnen. Kommerzielle Anbieter wie Facebook, VZ und Co bieten den Raum für den privaten Trash. Fernsehsender, Zeitungen usw. stehen online bereit.
Scheinbar anarchische Räume wie dieser hier, die wirklich von allem und jeden eingesehen werden können, sind die Ausnahme.

Heute trumpfen viele inhaltsleere Seiten mit einem phantastischen Design auf. Eine stärkere Betonung der Inhalte würde ich mir manchmal wünschen. Mich stört es auch, dass scheinbar ein Großteil des Netzes aus Copy & Paste besteht. Googlet man nach einem speziellem Thema, so findet man dutzenden inhaltsgleiche Seite, lieblose Kopien von Wikipedia, dpa-Meldungen ...
Alles das gleiche - fade und langweilig.
Es gibt zu wenige Macher und die meisten Macher machen nur Unsinn.

Das volle Potenzial des Medium wird nicht genutzt.
Vieles was von Privatpersonen ins Netz gestellt wird, dient lediglich dem Status, der Schau, eine Vielzahl von Masken, die es zu entlarven gilt.
Ansonsten bleibt es bei Klatsch und Tratsch, dem Konsum von schlechten Witzen ...
Das Internet kann mehr.
Vielleicht sollte sich da mancher lieber der allgemeinen Denkpflicht erinnern.
Lasst hundert Blumen blühen!

Lykurg
[ohne Titel]
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 6865
Registriert: 02.09.2005
Mo 18. Jul 2011, 22:55 - Beitrag #5

Was du bemängelst, trifft natürlich zu, Maglor - es wird viel kopiert und teilweise eine Maske auf ein Nichts gesetzt. Und einen Großteil der Nutzerschaft interessieren vor allem die Dienste der großen kommerziellen Anbieter. Trotzdem besteht für jeden die Möglichkeit, sich schier unendlich viele freie Inhalte zu suchen oder selbst zu generieren, und solange das ein relevanter Teil der Gesamtheit tut und für sich als erhaltenswert erkennt, halte ich nicht für wahrscheinlich, daß die Möglichkeit vollständig getilgt würde. Viel Raum für Macher, aber kein verlorenes Feld.

Anaeyon
VIP Member
VIP Member

Benutzeravatar
 
Beiträge: 1287
Registriert: 03.08.2004
Mo 25. Jul 2011, 23:55 - Beitrag #6

Für mich, als jemand der seit dem Ende seiner Kindheit jeden Tag viele Stunden online war, ist das Internet so wie es vor ein paar Jahren war, so ziemlich das beste, was (technisch, derzeit) existieren könnte. Der Abbau von nationalem Denken, das schaffen einer weltweiten "Gesellschaft" (McLuhan, anyone?), aber auch die persönlicheren Dinge, wie die abertausenden von Menschen die sich ausgestoßen fühlen und hier Gleichgesinnte finden, die Anonymität, die es uns ermöglicht, einmal NICHT Rollen zu spielen, Identitäten zu fälschen, so wie wir es im Reallife jederzeit tun (müssen, meist), sondern uns so zu geben wie wir sind. Der Zwang, Menschen nicht anhand ihres Gesichtes, ihrer Hautfarbe, ihrer Mode zu bewerten, sondern anhand des einzig wichtigen Merkmales "Charakter"...hat es afaik so noch nicht gegeben.

Und Web2.0 zerstört das. Netzregulierungen, Social Networks mit Realnamenzwang und ähnlichem zerstören das noch viel mehr. Dass sich das Internet wandeln wird, ist wohl klar, aber vll. wird es noch nicht völlig zerstört, bevor Leute an die Hebel der Macht kommen, die dieses immernoch recht neue Medium verstehen und die Wichtigkeit seiner Wirkung in der Welt einzuschätzen wissen.

Ich gehe derzeit davon aus, dass Social Networks irgendwann so normal werden, wie es heute Handys sind, und dass sie das alte, offene Netz im Grunde komplett ersetzen werden. Ob das ok ist, weis ich noch nicht so ganz. Ich habe diese Networks nie gemocht.

Ipsissimus
Dämmerung
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 10251
Registriert: 29.10.2004
Mo 29. Aug 2011, 16:33 - Beitrag #7

sehr lesenswert zu dem Thema

http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,779289,00.html

Was haben melanesische Cargo-Kulte mit aufgeklärter europäischer Politik zu tun?

Aus der Arroganz des Westens lässt sich über die "einfachen Eingeborenen" lachen, die ihre Ahnungslosigkeit in rituelle Handlungen verpacken. Tatsächlich gibt es viele Anzeichen, dass Cargo-Kulte heute in Europa eine prägende Rolle spielen. Denn der Kern des Cargo-Kults ist, die Logik von Ursache und Wirkung zu verkennen - und durch Rituale zu ersetzen, die vermuteten Ursachen entgegenwirken sollen. Von innen fühlt sich ein Cargo-Kult sinnvoll an und ist deshalb nur schwer zu erkennen.

janw
Moderator
Moderator

Benutzeravatar
 
Beiträge: 8488
Registriert: 11.10.2003
Mo 29. Aug 2011, 20:15 - Beitrag #8

Ich finde Lobos Bezug zu Cargo-Kulten etwas hergesucht, die Forderungen nicht mit dem Netz vertrauter Politiker sind eine Anwendung von Instrumenten auf das falsche System, aber IMHO kein Cargo-Kult.
Einen Cargo-Kult sehe ich eher in der Forderung mancher Politiker ländlicher Regionen nach Autobahn-Anbindungen, weil die ja anderswo mal zu Wirtschaftswachstum geführt hätten. Oder z.B. auch in Forderungen nach Steuerentlastungen für Reiche, weil die ja irgendwann mal durch Investitionen die Wirtschaft gefördert hätten. Eine Verwechselung von Korrelatioin mit Kausalität aufgrund Nichtdurchdringung der Hintergründe, insbesondere beim Zusammentreffen verschiedener Kulturen.

Unahängig davon ist ihm aber natürlich zuzustimmen, daß die Anonymität im Netz eine der wesentlichen Voraussetzungen für die hier realisierten Freiheitsrechte ist, wobei allerdings die Niedrigschwelligkeit des Zuganges und die große Reichweite auch wesentlich sind.

Maglor
Karteizombie
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 4280
Registriert: 25.12.2001
Mo 29. Aug 2011, 21:16 - Beitrag #9

Richtig erkannt wurde hier, dass der Cargo-Kult eine Art von magischem Denken erfordert. Auf ziemlich direkte Weise geht es um materielle Güter, Fracht, Cargo ...
Ich bin mir sicher, dass es auch im Internet Cargo-Kulte gibt und ich fürchte, dass das Pflegen einer Facebook- oder StudiVZ-Seite so etwas ähnliches wie eine Art Cargo-Kult ist.
:pro: Das gefällt mir.
Der Prinz-Philipp-Cargo-Cult ist genauso doof wie Facebook.
Marken-Kult, virtuelle Status-Symbole, Magie der Freundschaft, systematische Selbsttäuschung, naive Rudelbildung, eingebildete Gemeinschaften ... genau das ist das Web 2.0. :crazy:

janw
Moderator
Moderator

Benutzeravatar
 
Beiträge: 8488
Registriert: 11.10.2003
Mo 29. Aug 2011, 21:46 - Beitrag #10

Nur daß der Prinzen-Kult Ausdruck eines kulturellen Phänomens ist, durch das die Polynesier wesentliche Elemente iherer Kultur erhalten konnten.
web2.0 ist dagegen wie der Glaube, erst durch Gegenstände mit angebissenen Äpfeln darauf glücklich zu werden.

Maglor
Karteizombie
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 4280
Registriert: 25.12.2001
Mo 29. Aug 2011, 21:55 - Beitrag #11

Ein aus Schilf geflochtenes Modell eines Kampfflugzeugs oder aus Holz geschnitzte MGs mögen noch als künstlerischer Akt gewertet werden können, die Abonierung eines Werbebanners hingegen ist nichts anderes als der Tod des Menschen.
Bild

Mal abgesehen davon: Cargo-Kultismus ist eine funktionierende Form der Magie. Prince Philipp kehrte tatsächlich in die Südsee!

janw
Moderator
Moderator

Benutzeravatar
 
Beiträge: 8488
Registriert: 11.10.2003
Mo 29. Aug 2011, 22:19 - Beitrag #12

Magie, eben, und irgend etwas in mir sträubt sich dagegen, das bei diesem ganzen Gesichterbuch-Kram zu sehen. Aber gut, hinsichtlich der Einbildung von Gemeinschaft und Status mag das natürlich zutreffen.
Wäre übrigens ein Argument, die Zählung von Beiträgen in Foren abzuschaffen ;)

Ipsissimus
Dämmerung
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 10251
Registriert: 29.10.2004
Di 30. Aug 2011, 10:52 - Beitrag #13

erinnere dich mal, Jan, Magie ist ein Mittel, um vorsätzlich, bewusst und zielgerichtet Änderungen des Bewusstseins durchzuführen^^ in diesem Sinne ist Facebook nicht nur einfach Magie, es ist sogar ein Großritual, das die Erwartungshaltungen seiner Partizipienten zwecks Ausbeutung moduliert. Das einzelne Partizipient erhofft sich "Coolness" von seiner Teilnahme; diese wird ihm als Folge von Zugehörigkeit und Konsum der "richtigen" Konsumgüter suggeriert. Reine Magie, oder, wie man heute sagen würde, um sich nicht archaischer Tendenzen verdächtig zu machen, "Psychologie"^^

ich finde, cargo-Kulte haben in ihren ursprünglichen Kontexten etwas erfrischend Witziges durch die Vorführung der Schieflage zweier Bezugsebenen^^ in einem aufgeklärten Kontext sind sie nur noch albern, bzw. machen deutlich, was von der Aufgeklärtheit zu halten ist^^

janw
Moderator
Moderator

Benutzeravatar
 
Beiträge: 8488
Registriert: 11.10.2003
Di 30. Aug 2011, 22:16 - Beitrag #14

Ipsi, da hast Du recht, so gesehen wird durch Facebook usw. der Gedanke vom Geld und Besitz als neuer Göttlichkeit rituell unterlegt.

Mir fällt gerade Einsteins Äußerung zur Marschmusik ein...^^

e-noon
Sterbliche
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 4576
Registriert: 05.10.2004
Mi 31. Aug 2011, 13:03 - Beitrag #15

Zitat von JanW:Ich finde Lobos Bezug zu Cargo-Kulten etwas hergesucht, die Forderungen nicht mit dem Netz vertrauter Politiker sind eine Anwendung von Instrumenten auf das falsche System, aber IMHO kein Cargo-Kult.
Einen Cargo-Kult sehe ich eher in der Forderung mancher Politiker ländlicher Regionen nach Autobahn-Anbindungen, weil die ja anderswo mal zu Wirtschaftswachstum geführt hätten. Oder z.B. auch in Forderungen nach Steuerentlastungen für Reiche, weil die ja irgendwann mal durch Investitionen die Wirtschaft gefördert hätten. Eine Verwechselung von Korrelatioin mit Kausalität aufgrund Nichtdurchdringung der Hintergründe, insbesondere beim Zusammentreffen verschiedener Kulturen.

Dem stimme ich zu; einen Cargo-Kult sehe ich da noch nicht (es fehlt sonst ein bisschen das 'Cargo', denn Kulte, die segensreiche Ereignisse an nicht damit verknüpfte Rituale binden (Beten), gibt es ja viele).

Der Vergleich mit dem Radio hinkt; fast jeder unter 50 (?) hat in Industrienationen einen internetfähigen Computer und die meisten wissen ihn zu bedienen. Eine so großflächige aktive Nutzung der Radios hat es meines Wissens nie gegeben. Ein noch größerer Vorteil besteht darin, dass die schriftlichen oder audiovisuellen Inhalte verfügbar bleiben und nicht, wie beim Radio, einmal gesendet werden und dann verschwunden sind für alle, die nicht zur gleichen Zeit ihr Radio eingeschaltet hatten. Auch gab es für Radios keine Suchmaschinen, die einen bei geeigneten Stichwörtern auch in entlegene Regionen des Internets führen. Facebook mag mächtig sein, aber die meisten könnten wohl zur Not eine Rundmail mit ihrer E-mailadresse schreiben und dann darauf verzichten.

Lykurg
[ohne Titel]
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 6865
Registriert: 02.09.2005
Mi 31. Aug 2011, 14:39 - Beitrag #16

Der Verweis auf einen 'Cargo-Kult' kommt mir hier eher wie eine Argumentationshilfe vor, das Denken des Gegners als unterkomplex zu markieren. Tatsächlich wirkt er aber etwas bemüht, man könnte fast meinen, es handle sich bei dieser Argumentationsweise um die Wiederverwendung eines bei anderen beobachteten technischen Rituals, das man selbst nicht richtig verstanden hat, aber aufgrund seiner magischen Wirkung nachvollziehen möchte. Bild

Den zu Anfang genannten Radio-Bezug fand ich aber deutlich passender; eben der Wandel von monopolistischer zu polyzentrischer und teilweise vernetzter Kommunikation ist beim frühen Radio schön zu beobachten, wobei die Fehleinschätzung als geschlossener Markt eine gewisse Entsprechung in den Angeboten etwa von AOL fand, das Netz überschaubar zu halten.

Die gesteigerte Durchdringungstiefe ist ein historischer Wandel, der sowohl mit wachsendem gesellschaftlichem Reichtum als auch mit den Kommunikationsformen selbst zusammenhängt - während früher in Zeiten weniger Sender und begrenzten Angebots einer Familie ein Radioempfänger genügte, um auf dem Laufenden zu sein (ähnlich dem Fernseher in den 70ern?), ist Internetnutzung normalerweise nicht kollektiv, sondern erfordert das Einzelgerät bzw. wenigstens dessen sequentielle Einzelnutzung. Von daher ist nicht weiter überraschend, daß mehr Leute internetfähige PCs haben, das sagt aber noch nicht unbedingt etwas über die Veränderungen der Kommunikation im Zeitraum nach der Einführung eines neuen Mediums aus.

Maglor
Karteizombie
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 4280
Registriert: 25.12.2001
Do 1. Sep 2011, 18:36 - Beitrag #17

Quintessenz des Textes kurz und knackig: Diese deutschen Politiker sind genauso blöde wie die Neger und Kanaken der Südsee.
Man verzeiche mir noch die Anmerkung, dass "Lobo" selbst im Zentrum eines Cargo-Kultes steht. ;)


Zurück zu Internet

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 13 Gäste

cron