Da meine Mutter gerade auch auf der Suche nach Kontakten und vielleicht auch einer neuen Liebe ist, surft sie seit ein paar Monaten auch auf diversen Seiten herum - und da bekomme ich auch so einiges mit.
Bis jetzt hat sie zwei Männer, die sie auf diese Weise übers Internet kennenlernte und in der gleichen Stadt lebten, getroffen. Der eine hat sich als guter Freund herausgestellt, nachdem sie selbst eine mögliche Beziehung vergeigt hat und die beiden sind fast täglich via SMS in Kontakt. Treffen eher weniger, was aber auch an seiner Arbeit liegen mag. Mit der zweiten Bekanntschaft war sie kürzlich Essen, in naher Zukunft soll noch ein Frühstück folgen - das kommt aber von ihm aus.
Das sind jetzt zwei "normale" Männer von den zahlreichen Leuten, die ihr täglich schreiben. Und die meisten kuriosen Nachrichten kriege ich auch mit. Würde ich mein Blickfeld in Bezug auf "Menschen aus dem Internet" nur auf die Leute reduzieren, die auf dieser einen Seite herumgeistern und sie kontaktieren, würde ich ähnliche Schlüsse ziehen, Amely.
Bei jeder zweiten Nachricht denke ich mir noch: "Geht's noch?"
Die eine Hälfte der Männer ist unverschämt dreist, die andere Hälfte ... nun ja. Wenn die in der zweiten Email bereits vorschlagen, man könnte zusammen in den Urlaub fahren, er hätte ein Wohnmobil, suche ich schon den "Löschen"-Button. Meine Mutter stellt sich dann etwas naiv und meint, er wäre ja ganz nett, aber so einfach suchen sich ein paar Psychopathen bestimmt auch ihre Opfer im Web
Aber solche Menschen gibt es überall. Ich war mal in einem esoterischen Forum und ein verheirateter Mann schickte mir nach ein paar Tagen seine Telefonnummer, ich könnte ihn gerne anrufen und er würde sich freuen, wenn ich an Tag XY vorbeikommen könnte. Man könne ja gemeinsam Grillen, seine Frau würde das nicht stören und die Zugverbindungen sind auch bestens.
Das stößt mir dann auch ein bisschen auf. Ich fahre auch nicht als junge Frau alleine in die wildfremde Einöde auf dem Land und verbringe da ein paar Tage bei einem unbekannten Paar. So gehen doch die billigsten Horrorfilme los ...
Solchen "Freundebörsen" stehe ich ganz skeptisch gegenüber. Eben durch das, was ich da lese.
An sich stehe ich Internetbekanntschaften immer skeptisch gegenüber, habe bisher auch alle Kontakte nicht ins echte Leben geschleppt. (Ausnahme: Lani und eine gemeinsame Freundin, für die ich mehr als dankbar bin und nur die Entfernung verfluche, die zwischen uns liegt.)
Mir geht es ganz ähnlich: Ich bin seit zwei Jahren in einer neuen Stadt, fühle mich trotz eben diesen zwei Jahren noch immer "neu" und habe hier einen beschränkten Freundeskreis. Zum Glück bin ich aber nicht ganz alleine, denn immerhin schließt man in der Universität Freunde und durch eine sehr gute Freundin habe ich auch deren Freunde kennengelernt und dadurch breitet sich der Kreis schneller aus.
Wäre ich an deiner Stelle und hätte diese letzte Option nicht, würde ich auch, wie Blobb meinte, auf Vereine zurückgreifen. Wenn da z.B. jemand in deinem Sportverein ist, der dir sympathisch ist, würde ich einfach mal ein Treffen außerhalb des Vereins "erzwingen"
Ich habe zum Beispiel einen Kommilitonen, mit dem ich mich gut als Freund verstehe, der sich aber immer nur im Rahmen mit der Universität mit mir treffen wollte, obwohl wir gleiche Interessen haben, bis ich irgendwann meinte: "Heute läuft Film XY - lass uns doch ins Kino gehen!" Das ist dann schon einmal ein erster Schritt aus dem "gezwungenen Umfeld", wie z.B. dem Verein.
Man muss - neben dem Sport - auch andere Gemeinsamkeiten suchen und auf denen dann aufbauen. Da die meisten Menschen in solchen Dingen sowieso etwas schüchterner sind, muss man ihnen meistens einen Ruck geben.
Wenn du z.B. hörst, dass Sportlerin XY gerne Filme mit Richard Gere mag (und du ihm nicht abgeneigt bist), würde ich vielleicht einen Kinobesuch vorschlagen. Oder einen gemütlichen Fernsehabend und ein paar, die Lust dazu haben, einladen, indem man Filme ausleiht und gemeinsam kocht.
Das ist dann vielleicht nur ein kleines "Treffen", aber daraus kann dann eine Freundschaft entstehen.
Eine Kommilitonin meinte bei Facebook vor einiger Zeit, ein bestimmtes Restaurant hätte eröffnet und das würde sie gerne mal sehen, ob denn jemand mitkommen würde. Wir kannten uns nicht wirklich, aber ich hab meinen Mut zusammengenommen und mich als Begleitung angeboten. Man isst dann zusammen, redet über dieses und jenes, entdeckt noch mehr Gemeinsamkeiten und ja, so langsam wird das. Ich zähle sie mittlerweile zu einer der wenigen guten Freunde, die ich hier finden durfte.
Amely, gibt es in deiner Stadt nicht eine VHS? Manchmal lernt man dort bei Kurse neue Leute kennen. Oft gibt es ja auch einen Kochkurs für Singles - das muss nicht zwingend als Suche nach DEM Traumprinzen ausarten, sondern kann auch der Samen für Freundschaften sein, wenn man z.B. ebenso mit dem Kochen überfordert ist, wie Kursteilnehmerin X, die man dann als Leidensgenossin gewinnt und in ein Gespräch verwickelt.