Gesetzentwurf bzgl "Killerspiele"

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Shockk
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Fr 9. Feb 2007, 20:56 - Beitrag #1

Gesetzentwurf bzgl "Killerspiele"

Es ist vollbracht, Bayern hat einen Gesetzentwurf vorgebracht um der allgegenwärtig drohenden Gefahr der bösartigen Killerspiele Herr zu werden.

http://www.bundesrat.de/cln_050/nn_8336/SharedDocs/Drucksachen/2007/0001-0100/76-07,templateId=raw,property=publicationFile.pdf/76-07.pdf

Es sei insbesondere der ausführlichst ausgearbeitete Punkt "Alternativen" zur Kentniss zu nehmen.

Wie man auf so hoher politischer Ebene so offenkundig simple Tatsachen und Umstände wie die, die zu den geschilderten Amokläufen und Taten geführt haben ignorieren kann ist mir absolut schleierhaft. Als allmonatliches dumpfes Geplapper eines ewiggestrigen Herrn Beckstein war man es ja gewohnt - mit irgendetwas muss man die ähnlich weltfremden Wähler ja von der eigenen Fähigkeit überzeugen. Diese stupide Ignoranz und hochgradig gefährliche juristische Flickschusterei jetzt aber gesestzlich zu verankern ist einfach nur ein Skandal.

Auch wenn der Vorschlag sicherlich nicht realisiert werden wird, weil der ein oder andere derjenigen die die entsprechenden Entscheidungen treffen hoffentlich noch ein wenig Verstand hat - es spricht Bände. Und sollte entgegen jedweden gesunden Menschenverstandes das Ganze doch über die Bühne gehen, dann hat auch der letzte kapiert, wie es um die Arbeit der Politiker in diesem Land steht - und ich werde guten Gewissens zum Gesetzesbrecher.

Anaeyon
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Fr 9. Feb 2007, 21:21 - Beitrag #2

Ich lese das PDF nicht.

Kommt mir so schon alles hoch, wenn Deppen wie Beckstein öffentliche Reden halten dürfen und unser Volk Tag ein Tag aus beweist, dass es kein Interesse daran hat, in Demokratie zu leben.

Aber da es wirtschaftlich absolut unmöglich sein muss, das modernste aller Spielegenres zu verkriminalisieren, frage ich mich, wozu hier noch Papier verschwendet wird. Moralisch profiliert haben sich die Bayern doch eh schon genug..

janw
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Sa 10. Feb 2007, 01:20 - Beitrag #3

Nun, wenn ich das richtig verstehe, geht es im wesentlichen darum, den Zugang von Kindern und Jugendlichen zu diesen Spielen zu erschweren, für Erwachsene sollen Spiele mit kinderpornographischem oder rechtsradikalem Inhalt verboten oder beschränkt werden.
Wenn es nicht um diese Spiele geht, wird
und ich werde guten Gewissens zum Gesetzesbrecher.

also nicht so zum Tragen kommen - oder verstehe ich etwas an dem Entwurf falsch?

So, und wie finde ich das?
Herrn Beckstein, den greisen verunsicherten Klosterschüler - so kommt er mir immer vor - mag ich nicht, die Begründung des Entwurfs ist insgesamt hysterisch - insbesondere wird mit dem Hinweis auf die Amokläufer an Schulen, bei denen immer solche Spiele gefunden wurden, einem statistischen Fehlschluss aufgesessen: Wenn 40% der Schüler ab 15 in den entsprechenden Bildungsschichten solche Spiele spielen, werden sie mit enstsprechend hoher Wahrscheinlichkeit auch bei solchen Tätern auftauchen, die eben dieser statistischen Klasse angehören - ohne daß das Merkmal "Spielbesitz und spielen" zwingend ihre Taten erst ermöglicht oder deutlich begünstigt hat.

Davon abgesehen, wie gefährlich sind die Spiele, und für wen?
In der Hirnforschung wird heute viel mit Magnetresonanzuntersuchungen gearbeitet, mit denen sich die Aktivität bestimmter Hirnareale unter bestimmten vorgegebenen Einflüssen darstellen lässt - als Maß ihrer Durchblutung, was als aussagekräftiger Indikator angesehen wird. Ob der Indikator taugt - wer weiß, jedenfalls scheint die Summe damit gewonnener nachvollziehbarer und zu einem System erweiterbarer Erkenntnisse dafür zu sprechen.
Diese Untersuchungen haben aber auch ergeben, daß unter dem Einfluss solcher Spiele betimmte Hirnareale, die für Persönlichkeitsmerkmale wie Empathie und Mitgefühl verantwortlich sind, deutlich weniger aktiv sind als im Normalzustand und daß diese Wirkung auch nach Ende des Spiels nachhält.
Nimmt man hinzu, daß länger dauernde erhöhte oder erniedrigte Aktivitäten von Hirnarealen immer auch zu Lernvorgängen führen, indem daraufhin Nervenbahnen auf- und abgebaut werden, und daß diese Vorgänge gerade bei Jugendlichen und hier besonders zwischen etwa 9 und 13 besonders intensiv ablaufen, in dieser Phase geradezu die Persönlichkeit dauerhaft prägen, (wie dauerhaft solche in dieser Phase erworbenen Prägungen sein können, sieht man z.B. bei Opfern von Mißbrauch und Gewalt, die das in dieser Phase erlebt haben, sie werden ihre dadurch erworbenen Ängste, Depressionen,...) oft nur sehr sehr schwer wieder los), dann haftet den Besorgnissen bezüglich der jugendgefährdenden Wirkung dieser Spiele durchaus etwas Plausibles an.
Natürlich wird nicht aus jedem jugendlichen CS-Spieler ein blindwütiger Zombie, und wer das so linear behauptet, übersieht die Fülle an außerdem aktiven Faktoren, die in dem Alter das Werden einer Persönlichkeit bestimmen. (Ganz zu schweigen davon, daß das Argument mit den Mißbrauchsopfern ein wenig hakt, weil diese dabei existentiellen Ängsten ausgesetzt waren, was beim Spielen so nicht der Fall ist - die Wirkung ist also nicht a priori gleichzusetzen.)
Nun, aber Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste...und Konservative aus Bayern zerschlagen ihr Porzellan lieber auf dem Nockherberg^^

Ehrlich gesagt, ich weiß nicht, was ich gemacht hätte, wenn ich zwischen 10 und 16 solche Spiele hätte spielen können, hätte ich meine Phantasien, was ich denen gerne angetan hätte, die mich in der Schule mobbten, in Taten umgesetzt ?
Ich glaube, der Rückhalt, den ich in meiner Familie hatte, hätte mich davon abgehalten - was für mich der springende Punkt ist. Ich meine, es gibt nicht zu viele Gewaltspiele im Umlauf, jedenfalls nicht in erster Linie, sondern einen Mangel an familiärer Gemeinschaft heutzutage, zu viele zerrüttete Familien, Aggressionen, dauerabwesende Elternteile - auch Väter sind wichtig für die Erziehung! - und Schulen, die dies einerseits kompensieren sollen, aber weder die Mittel dazu haben noch dies dürfen, wenn sie nicht mit elterlichen Belangen kollidieren wollen. Gerade, die, bei denen es "hakt", sind besonders schnell mit dem Anwalt zur Stelle... :rolleyes:

Das Verbot dieser Spiele wird daran nichts ändern, und die Gewalt und Verrohung werden bleiben.

Lykurg
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Sa 10. Feb 2007, 01:44 - Beitrag #4

Zitat von Gesetzentwurf:§ 118a
Menschenverachtende Spiele
(1) Ordnungswidrig handelt, wer
1. Spiele veranstaltet, die geeignet sind, die Mitspieler in ihrer Menschenwürde herabzusetzen, indem ihre Tötung oder Verletzung unter Einsatz von Schusswaffen oder diesen nachgebildeten Gegenständen als Haupt- oder Nebeninhalt simuliert wird,
2. hierfür Grundstücke, Anlagen oder Einrichtungen bereitstellt oder
3. an solchen Spielen teilnimmt.
Ich fand beim guten alten Doom den Schlagring und vor allem die Kettensäge sowieso viel lustiger...
Spiele, in denen man mit Dolchen, Bajonetten oder Schwertern blutigst herummetzelt, habe ich noch nie ausprobiert (abgesehen von Diablo^^, ich meinte aber eher die Egoperspektive und mehr Spladder-Effekte); falls dieses Gesetz zustandekommt, dürften sich aber die Möglichkeiten dazu deutlich vergrößern.

Schlecht gemacht - eindeutig. An einer Stelle deutet ein Kommafehler auf eine kurzfristige Änderung hin... Daß Gewaltdarstellungen in Spielen - völlig unabhängig von Amokläufen - eine (wenn auch nicht monokausal damit zu erklärende) gesellschaftliche Verrohung begünstigen, halte ich für unzweifelhaft. Ein Verbot, und insbesondere dieses Verbot, scheint mir nicht der geeignete Weg. Aber eine Lösung sollte gefunden werden... Eltern sind damit überfordert, und ein Problem besteht eindeutig.

Tille_65
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Sa 10. Feb 2007, 01:54 - Beitrag #5

Ich werde mir dieses pdf auch nicht durchlesen, da ich weiss das da sicherlich nur Schwachsinn drinsteht. Ich spiele (wenn auch nur selten) Killerspiele und ich hatte noch nie irgendwelche Gelüste irgendjemanden umzubringen oder zu quälen, auch wenn ich nicht so gut mit ihm klarkomme. Es hängt vielmehr vom sozialen Umfeld ab, als an den Spielen die man spielt. Ein Mensch der in einem sozial Schwachen Umfeld aufwächst und/oder nicht genug Zuneigung von seinen Eltern oder Freunden bekommt, aber keine Killerspiele spielt ist meiner Meinung nach viel mehr gefährdet als ein "normaler" Durchschnittsschüler mit den ganz normalen Alltagsproblemen, der Killerspiele spielt.


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