Spiele-Kanon

[Traitor]

Laut Spiegel-Bericht haben einige Amerikaner einen "Kanon" der 10 wichtigsten und erhaltenswertesten Computerspiele aufgestellt. Die Liste:

Spacewar
Star Raiders
Zork
Tetris
SimCity
Super Mario Bros. 3
Civilization I/II
Doom
Warcraft
Sensible World of Soccer

Das ist natürlich ein willkommener Anlass, selbst solche Listen aufzustellen. Natürlich kann dabei nichts ansatzweise allgemein akzeptables herauskommen, 10 Spiele sind einfach viel zu wenig, angemessener wäre eine nicht auf eine genaue Zahl beschränkte "Hall of Fame". Aber dennoch, des Spaßes an der Sache wegen:

Mein Versuch, mit Abweichungskommentaren:
Spacewar (wohl unstrittig)
Pong (statt Tetris als Parade-Arcade-Vertreter)
Adventure (Begründer des lange Zeit neben Arcade wichtigsten Genres)
Super Mario Bros. (1, nicht 3)
Elite (großer Klassiker)
SimCity
Civilization
Doom
Command&Conquer (meines Erachtens wichtiger für den RTS-Durchbruch als Warcraft, unglaublicher Massenmarkteinfluss)
Ultima Online (Begründer der MMORPGS)

[Anaeyon]

In der Liste fehlt mir Half-Life.

Allerdings waren die wirklichen Meilensteine meist vor meiner PC-Zeit und ich kenne mich auf dem Gebiet nicht sonderlich aus. Ich fing mit Doom an und das war bis auf Duke Nukem 1/2 so ziemlich das älteste was ich kannte.

Hier stellt sich mir aber die Frage, ob man die Spiele konservieren sollte, die fast keiner kennt, die jedoch Begründer waren, oder die Spiele, die in ihren jeweiligen Genres die höchsten Maßsstäbe gesetzt haben in Sachen Bekanntheitsgrad und Spielerzahl..

[Yanāpaw]

Wenn es um Meilensteine geht, ok, dann kann ich die Liste ja noch nachvollziehen, obwohl der komplette Simulations und Sportbereich fehlt, der kontinuierlich riesige Absatzzahlen generiert. Beispiel NFS, Fifa, NBA-NHL-NFL et cetera. Wenn man mal die Absatzzahlen von Doom und Half Life 1 vergleicht wird zudem klar, dass Doom nicht so glorreich war, wie manch eine Retrospektive das weismachen will. Weit sinnvoller wäre in meinen Augen allerdings eine Aufstellung durchschlagender Spieleerfolge, die das jeweilige Genre reformierten, begründeten oder umstrukturierten, Beispiel Half Life 1, oder Warcraft II. Starcraft als Gegensatz zur stumpfen C&C Mass-Produce-single-Unit-Spielweise, die immer weniger das Strategie-Genre beherrscht und die Einheitenlimitierung salonfähig machte. Oder Warcraft III als Unique-Leader-RTS, oder age of empires als RTS-Development-crossover.



Unreal Tournament und Counterstrike sind auch unverzichtbare Bestandteile solch einer Aufstellung, genau wie QIIIA, oder Diablo, das ein ganz eigenes Genre begründete. Wenn man den Erfolg von Diablo I + II und der gesamten Civ Reihe gegenüberstellt wird klar, dass die Genrepräferenz durch eben solche Spiele stark verschoben wurde. Auch The Sims stellte eine entscheidende Entwicklung dar.


So eine Aufstellung auf verhältnismäßig unbekannte und erfolglose uraltspiele zu Beschränken ist imo reichlich sinnlos.

[Traitor]

"unbekannte und erfolglose uraltspiele"? Bitte? Wenn du auch nur von einem davon noch nie gehört hast, dann ist dir einiges davon entgangen. Und du unterschätzt massiv, wie erfolgreich diese alten Spiele durchaus waren. Pong oder Tetris haben mit Sicherheit mehr Leute gespielt als Diablo. Und auch Civ und SimCity hatten Millionenverkäufe, zu Zeiten, als der Spielemarkt noch deutlich kleiner war als heutzutage.

Im Gegenzug ist die Frage, wie bedeutend die von dir genannten Spiele wirklich waren. Als reines Action-Spiel war Half-Life eigentlich bis auf den Erfolg unbedeutend, aufgrund des Durchbruches für die Modbewegung könnte man es allerdings aufnehmen. Quake3 oder UT waren von anfang an ausgesprochen generisch und konnten sich ja noch nichtmal in Sachen Beliebtheit gegen die HL-Mods durchsetzen. Die Sims haben nur bestehende Konzepte vereinfacht und in ein kommerziell erfolgreiches Szenario gepackt. Vor Diablo gab es andere Action-RPGs. Warcraft 2+3 und AoE waren nur Höhepunkte eines sehr vielfältigen Genres, jeweils ohne (bis auf die Qualität) echte Alleinstellungsmerkmale.

[Yanāpaw]

Gut erfolglos war definitiv falsch, aber uralt das stimmt. Worauf ich hinauswollte ist, dass es imo unsinnig ist den Blick auf Urgesteine zu beschränken wenn andere Spiele wesentlich größeren einfluss hatten. Allein wieviele Diablo Klone es gab und wie viele Menschen Diablo und Diablo II online spielten und spielen ist schon legendär, diese Zahlen können normal nur auf Online-Spiel ausgelegte Spiele aufweisen und manchmal nichtmal diese. Allerdings ist Quake III ein sehr erfolgreiches Spiel, dass auch in vielen ligen gespielt und mit Preisgeldern dotiert ist, der gesamte Liga-Wettbewerb stellt einen riesigen umsatz und ein großes Segment dar, für das kein einziges der von dir genannten Spiele relevant ist. Allein die Turniere und Preisgelder, die bei Counter-Strike jährlich ausgeschüttet werden, das merchendising der ESL et cetera, das ist absolut riesig. Oder WoW, dagegen ist Ultima ein Witz, auch wenn es den asiatischen Markt beherrschte, aber die verkaufs- abozahlen von WoW sprechen denke ich Bände, das ist ein nie dagewesener Erfolg. Also ich persönlich würde da eher zu WoW in so einer Liste tendieren als zu ultima, auch wenn ultima das genre begründete.

Und UT ist eins der wohl meistgespielten LAn-Spiele überhaupt, das sollte man nicht unterschätzen, keine große LAN auf der nicht UT gespielt würde. Von Daher hat es durchaus einen sehr großen Einfluss und eine weit größere verbreitung als die verkaufszahlen dasGlauben machen.