Papers, Please

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Traitor
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Mo 27. Okt 2014, 20:57 - Beitrag #1

Papers, Please

Zitat von Traitor:[Wmig:] Pässe stempeln.


Zitat von Lykurg:Hast du dabei einen hinreichend strengen Blick aufgesetzt?
Irgendwo las ich neulich die Beschreibung eines ziemlich schwarzhumorigen PC-Spiels, bei dem man in der Rolle eines Zollbeamten Pässe kontrollieren muß, dabei Fälschungen und fehlende Visa, gesuchte Straftäter und illegale Einwanderer herausfinden...


Zitat von Traitor:Exakt um dieses Spiel handelte es sich. Ich wollte auch heute Abend noch einen Thread dazu eröffnen. Einen Blick kann man nicht gezielt aufsetzen, dafür aber ziemlich nuscheln. Das Regelbuch wird von Tag zu Tag komplizierter, und ich wurde auch schon als Verräter erschossen...


Die folgenden Bewertungen beziehen sich erst auf zwei Spielstunden, mal sehen, ob sie Bestand haben werden:

Stärken des Spiels:
  • Herrlich blödsinnige Grundidee.
  • Im Prinzip schöne Ostblockatmosphäre (aber s.u.).
  • Treffende Satire auf typische bürokratische Prozesse, ehemalige Ostblockmentalität und modernen Sicherheits- und Terrorismus-Fetisch
  • Angemessen grausige Graphik und Ton.
  • Trotz der eigentlich zum Prinzip gehörenden Eintönigkeit viel Abwechslung im Detail.
  • Intuitiv, wenn auch hakelig, zu bedienen.

Schwächen des Spiels:
  • Der atmosphärisch durchaus sehr zu begrüßende Dauerstress wird leider zu wenig durch intellektuelle Komplexität der Immigrationsregeln hergestellt und zu sehr durch künstliche Bedienschwierigkeiten, insbesondere die viel zu geringe Ablagefläche für Dokumente und das hakelige Hervorziehen nach unten gestapelter Dokumente. Die von enWP gelobte Immersion würde besser funktionieren, wenn die Stressfaktoren weltintern den Grenzer träfen, nicht die Verbindung zwischen Spieler und ihm.
  • Zu schnell zu viel Abwechslung und Stressfaktoren. Sowohl spielerisch als auch vom "Erleben des Ostblockgrenzergefühls" würde es meines Erachtens besser funktionieren, wenn man anfangs ein paar Tage lang reine Routine schiebt und sich als Gott über die armen Immigranten stellen darf, bevor die Regeln immer komplizierter werden und man ums eigene Existenzminimum kämpfen muss. Auch Subplots wie Dissidentengruppen sollten nicht schon nach wenigen Tagen auftauchen, sondern erst ein später Hoffnungsschimmer in vorher sorgfältig aufgebautem Einheitsgrau sein.
  • Zu viele Einreisende lehnt man nicht aufgrund absurder bürokratischer Anforderungen ab, sondern weil sie wirklich absurd unvollständige Dokumente haben ("What is passport?") - das ist zwar lustig, senkt aber den Kafkafaktor.
  • Nicht konsequent durchgehaltene Ostblockatmosphäre, zu viele Städte und Immigranten haben englische Namen.

"Kafka The Game" ist es also leider nicht ganz, aber doch sehr spaßig und fies. Wenn man keinen solidarischen Genossen hat, der es einem spendet (danke an Noriko!), kostet das Spiel derzeit wohl 8,99€ bei Steam. Nachdem ich letztes Jahr noch daran scheiterte, ließ sich die Plattform jetzt übrigens unter OpenSUSE 12.3 problemlos installieren und P,P funktionierte auf Anhieb, sogar mit Ton.

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