Die Stuttgarter Zeitung schreibt heute folgendes:
"Lotse gab verwirrende Anweisungen
Experten: Fluglotse gab Kommandos ohne Flugzeug- Adresscode
Braunschweig/Moskau/Überlingen/Genf - Wenige Sekunden vor der Flugzeugkollision am Bodensee mit 71 Toten am 1. Juli hat der Schweizer Fluglotse Anweisungen ohne Adresscode herausgegeben. "Es ist richtig, dass die Piloten nicht wussten, wer gemeint war", sagte am Dienstag der Sprecher der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) in Braunschweig, Frank Göldner.
Berichte russischer Zeitungen, wonach der Lotse die Maschinen verwechselte, wollte er jedoch nicht bestätigen. Die für einen Teil Süddeutschlands zuständige Schweizer Flugsicherung skyguide lehnte einen Kommentar der neuen Berichte über die Unfallursache ab.
Göldner sagte, es sei derzeit offen, warum der Lotse die Meldung nicht an eine bestimme Maschine adressierte. "Wir können derzeit noch nicht bewerten, welche Folgen dies hatte." Etwa 20 Sekunden vor dem Zusammenstoß habe der Lotse in Zürich ohne Anrufzeichen gefunkt: "Es gibt ein anderes Flugzeug, für sie auf zwei Uhr, jetzt auf 360 (36.000 Fuß)." "Zwei Uhr" bedeute, dass die andere Maschine in einem Winkel von 60 Grad halb rechts voraus hätte zu sehen sein müssen. Dieser Funkspruch habe jedoch nur für die von links kommende Fracht-Boeing 757 des Kurierdienstes DHL Sinn gemacht. Nicht aber für die russische Tupolew-154 der Bashkirian Airlines, die den Spruch ebenfalls empfing.
Nach den russischen Berichten suchte die Besatzung der Tupolew die Boeing etwa zehn Sekunden auf der falschen Seite. "Ob dies so war, wissen wir nicht", sagte Göldner. Es gebe lediglich Hinweise, dass sich die Besatzungen der Maschinen kurz vor der Kollision gesehen haben. Auf die Zehntelsekunde genau könne dies jedoch nicht nachvollzogen werden. In Berichten der russischen Zeitungen "Iswestija" und "Komsomolskaja Prawda" hieß es, der Boeing-Pilot habe die Tupolew erst 3,8 Sekunden vor dem Aufprall gesehen, die Tupolew- Besatzung habe nur 1,8 Sekunden Zeit gehabt.
Es sei auch fraglich, ob das Unglück zu diesem Zeitpunkt durch eine korrekte Adressierung überhaupt noch zu vermeiden gewesen wäre, sagte Göldner. Ob die sichergestellten Bänder nach dem nicht adressierten Funkspruch Flüche der Piloten verzeichneten, konnte der Sprecher nicht bestätigen. "Wir sind noch voll dabei, den Sachverhalt zu untersuchen", sagte Göldner. Anfang September erwartet er den nächsten Zwischenbericht. Wann der Abschlussbericht vorliegen wird, stehe noch nicht fest.
skyguide-Sprecher Roger Gaberell sagte in Genf auf Anfrage: "Wir können keine Stellung zum Unfallhergang beziehen". Zuständig sei einzig und allein die BFU. Die Untersuchungen seien noch nicht abgeschlossen, betonte er.
Die Trümmer der Unglücksmaschinen waren am Bodenseeufer in einem Gebiet von 25 Quadratkilometern zu Boden gestürzt. Erst nach sechs Tagen gelang es den Einsatzkräften, die letzten Absturzopfer zu finden und zu bergen. Am Boden wurde niemand verletzt. Schäden gab es an Fahrzeugen, Gebäuden und landwirtschaftlichen Kulturen. An den Hauptabsturzstellen wurde kerosin- verseuchter Ackerboden ausgetauscht. Wer für die Kosten aufkommt, steht nach Auskunft des Landratsamts des Bodenseekreises vom Dienstag noch nicht fest."
Hab mir da mal so meine Gedanken gemacht. In meinem Job ist es fast normal, das man Fehler macht. Aber ein Fehler hat hier zum Tod von vielen Menschen geführt. Darf ein Fluglotse auch Fehler machen? Oder muß der so perfekt "funktionieren", das da auch wirklich nichts passiert?
Was meint ihr dazu?