Der Vatikan und seine Prinzipien

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Shockk
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Fr 10. Okt 2003, 17:43 - Beitrag #1

Der Vatikan und seine Prinzipien

http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,268908,00.html

Das wird immer besser. Jetzt lügt der Vatikan sogar offiziell, um seine - imo absurden - "Grundsätze" in Sachen Verhütung durchzusetzen. Immerhin ist das jetzt schon sehr gefährlich und bedroht direkt Menschen ...

Feuerkopf
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Fr 10. Okt 2003, 18:04 - Beitrag #2

Irgendwie schafft es die Kurie, immer wieder - streng entlang den eigenen Richtlinien - für Gesprächsstoff zu sorgen.

Erst gibt es eine "undichte Stelle'" im Vatikan, die die Gedanken zum Thema "Frauen und andere Laien in der Gemeindearbeit" vorzeitig an die Öffentlichkeit bringt. Jetzt gibt es "undichte Stellen" in Kondomen. Woher wissen die hohen Herren denn da so genau Bescheid? Produzieren sie etwa selbst? :cool:

Thod
Harfner des Erhabenen
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So 12. Okt 2003, 15:47 - Beitrag #3

hab da heute keine zeit ausfühlich drauf zu antworten, und links zu boards in denen ich was dazu geschrieben hab, darf ich ja leider nicht geben.

also kurz:
der vatikan besteht aus menschen, nicht jeder der da was sagt kann auch gleich als offizieller repräsentant gelten. der spiegel ist da imho sehr polemisch, dem betreffenden bischof ging es darum, zu sagen dass kondome keinen absoluten schutz geben, und nicht darum, sich auf eine diskussion über physik einzulassen.

dass kondome keinen 100% hiv-schutz geben, ist hinlänglich bekannt und durch verschiedene studien so veröffentlicht.

ich kenne den genauen wortlaut des bischofs leider nicht, aber ich finde der spiegel als quelle ist da äusserst unseriös. wenn man den artikel liest, und einigermassen versucht objektiv zu bleiben, dürfte allein die wortwahl zeigen, wie sachlich dort der verfasser ist...

gruss,
thod

Feuerkopf
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So 12. Okt 2003, 17:52 - Beitrag #4

Thod,
egal wie, Kondome sind z. Z. (außer der Enthaltsamkeit) die einzige Möglichkeit, sich vor Infektionen zu schützen. Natürlich gibt es Fehler in der Anwendung oder u. U. auch mal Produktionsmängel, aber grundsätzlich sind sie ein guter Schutz vor Tripper, Syphilis und auch vor dem HIV-Virus.
Ohne die zarten Gummis gäbe es noch wesentlich mehr Erkrankungen.
Es ist einfach unrealistisch, von Menschen Enthaltsamkeit zu fordern. Wir sind Triebwesen, das ist natürlich. Langfristig wird niemand ernsthaft auf sexuelle Betätigung verzichten wollen und auch können.
Mit der Ablehnung der Kondomnutzung schaffen der Vatikan und auch Führer anderer Religionen ein gefährliches Dilemma. Denn wenn die Schäfchen ihren Hirten folgen in ihren Anweisungen, so laufen sie Gefahr, schwer zu erkranken. Siehe Afrika...

Der Spiegel übertreibt m. E. immens die Bedeutung des Vatikans. Speziell in Afrika und im asiatischen Raum haben islamische Lehrer viel mehr Einfluss. Mit dummer Polemik ist keinem geholfen. Es hätten Fakten gereicht, um die sonderbare Argumentation des Vatikan-Vertreters ins rechte Licht zu setzen.

Thod
Harfner des Erhabenen
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Mo 13. Okt 2003, 14:11 - Beitrag #5

zum vatikan.

ich denke hier wird von den medien generell das bild ziemlich verzerrt.
die kirche hat eine spezielle vorstellung von dem, wie sich ein "guter mensch" verhalten solle. sie nennt das eine christusnachfolge. jeder aufrichtige christ sollte dies zu seinem lebensziehl machen, und wie das konkret aussieht, dazu gibt es beschreibungen. unter anderem gehört da auch eine spezielle sexualethik dazu, die näher zu erläutern hier imho nicht das thema sein soll.
wenn man nun die kirche fragt, wie denn eine solche lebensführung aussehen soll, dann bekommt man immer eine entsprechende antwort. hierbei geht die kirche auch keine kompromisse ein, so nach dem motto: das ist zwar nicht gut, aber schon ok, wenn es nicht anders geht...
kirchliche position ist immer, dass man das bestmögliche versuchen sollte, und wenn man es nicht schaft, sich wieder von vorn aufrichten soll. die tatsache, dass eine latte hoch gesteckt ist, sollte nicht entmutigen lassen, sondern zu neuem ansporn geben.
das heisst nun konkret, dass die kirche nie sagen wird, künstliche verhütung würde nach christlicher soziallehre ein gangbarer weg sein, sondern sie wird immer eine andere sexualität propagieren. wenn sich nun jedoch jemand bewusst nicht an dieses leitbild hält, ist es auch im christlichen sinne unverantwortlich, daraus resultierende grössere verfehlungen auf das einhalten von legalistischen prinzipien zu rechtfertigen. wer sich also in punkto aussereherlichen geschlechtsverkehrs nicht an eine christliche ethik hält, und somit andere stark gefährdet, der kann sich nicht darauf berufen, keine kondome zu benutzen. sowas ist exakt dass, was christus den pharisäern vorgeworfen hat.
ein konsequenter weg wäre es, den unehelichen geschelchtsverkehr einzustellen. wenn dass nicht geht, ist im gegensatz dazu der gebrauch von kondemen ein kleines übel, und der verzicht ganz sicher ein grösseres.

natürlich steht die kirche hier in einem dilämmer. menschen haben oft die wahl zwischen zwei übeln. klassisch wird die kirche nie das eine gegen das andere abwägen und sagen: ok, hier hast du dich in die situation gebracht, also ist eine folgeverfehlung legitim. sie weist immer auf alles so hin, wie sie es überliefert bekommen hat. im bezeichneten falle sagt sie, dass der uneheliche geschlechtsverkehr, die künstliche verhütung und natürlich die ansteckung anderer mit vermeidbaren krankheiten, alle nicht in ordnung seien. dass nun jemand auf die kranke idee kommt, zu sagen, das anstecken mit krankheiten sei nicht so schlimm wie das tragen eines kondoms, ist pervers. so äussert sich die kirche auch nicht, das legt man ihr höchstens in dem mund. wie gesagt: kirchliche position ist es, beides zu lassen.

dass die vorgegebenen wege eines christlichen lebens in den einen oder anderen punkten nicht von menschen eingehalten werden können, dass weis wohl auch kaum eine institution so gut, wie die kirche. sie hat dies sogar im sakrament der beichte verinstituionalisiert. von der kirche zu verlangen, ihre ideale aufzugeben, nur weil wir heute in einer zeit leben, in der gewisse sachen sehr umstritten sind, ist meiner ansicht nach auf jeden fall falsch. zu anderen zeiten ist die sexualität weniger ein probloem, und eher dinge wir neid, etc. es ist meiner meinung nach immer sinnvoll werte gerade in zeiten in denen sie sich weniger popularität erfreuen, zu wahren und sie in zeiten zu überdenken, in denen man neutraler zu ihnen steht.
die sexualethik und das verständnis von liebe im allgemeinen möchte ich auf keinen fall in den händen unserer heutigen gesellschaft aufgehoben wissen. da ist mir die kirchliche position doch deutlich weitgreifender und menschlicher. auch wenn sich mal ein kardinal in der wahl seiner beispiele vergreift.

gruss,
thod


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