Natürlich steuere ich auch meine Erfahrungen bei. Ich habe noch meinen Ur-Opa kennengelernt, er lebte in einem Altenheim in unserer Nähe und war sehr häufig bei uns. Ein liebenswerter alter Mann mit Glatze, doch ein sehr grantiger Vater, wenn ich meiner Großmutter glauben durfte. Sie trug ihm die preußisch-harte Erziehung nach, die er ihr und ihren Schwestern angedeihen ließ.
Meine Großeltern habe ich alle gekannt. Die mütterlicherseits waren sehr alt, recht einfach und nett. Mein Großvater war ein bisschen ehrfurchtgebietend, ein alter christlicher Gewerkschafter, der nichts lieber machte, als mit meinem Vater die Weltpolitik zu diskutieren. Meine Großmutter hat etwa ein halbes Jahr in unserem Haushalt gelebt, doch das ging überhaupt nicht gut, weil sie und meine Mutter nicht miteinander klar kamen. Oma musste leider ins Pflegeheim. Wir fuhren täglich hin, versorgten Oma bis zu ihrem Tod.
Die Eltern meines Vaters waren eher bürgerlich, liebevoller. Bei ihnen war ich sehr häufig. Hier war es auch die Oma, die den Opa überlebte und die schließlich ins Pflegeheim musste, weil sie allein nicht mehr zurecht kam und ihre Pflege auch für Angehörige zu schwierig wurde.
In meinen nun 45 Jahren habe ich nicht ein Weihnachten ohne die Anwesenheit älterer Familienangehöriger erlebt, das war und ist für mich undenkbar. Meine Eltern sind jetzt Mitte 70, beide noch sehr gut beieinander und ich hoffe, dass sie so lange wie möglich selbstständig werden leben können. Ich habe das große Glück, dass wir ein Mehrfamilienhaus besitzen, in dem wir zur Not im Rahmen des Eigenbedarfs eine geeignete Wohnung haben könnten. Ich werde nicht zulassen, dass meine Eltern in ein Altenheim gehen und ein Pflegeheim werde ich so lange wie möglich zu verhindern wissen. Da weiß ich auch meine Schwester an meiner Seite.
Zur Zeit lebt meine 82jährige Schwiegermutter in unserem Haus, in einer kleinen eigenen Wohnung. Sie ist richtig aufgeblüht, seit sie wieder mehr Familie in der Nähe hat.
Ein trauriges, leider häufig beobachtetes Phänomen ist, dass andere Geschwister sich gern aus der Betreuung der Eltern ausklinken, sobald die Eltern von einem Bruder oder einer Schwester betreut werden. Das passiert gerade bei uns. Mein Mann hat inzwischen einen richtigen Zorn auf seine beiden Brüder entwickelt.
Wäre die Oma ein Ekel, könnte ich das ja noch verstehen, aber sie ist nicht allzu schwierig, großzügig und hat in der Vergangenheit immer tatkräftig mit angepackt, wenn Hilfe nötig war.
Mir ist klar, dass es Grenzen gibt, körperliche und seelische. Aber so lange meine Familie und ich damit klar kommen, kümmere ich mich um meine Angehörigen. Warum?
Ich habe gute Vorbilder, meine Eltern.
Außerdem denke ich, ich kann ihnen ein bisschen zurück geben von der Fürsorge, die ich durch sie erfahren habe.
|