Identitätskrisen

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Maurice
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So 26. Sep 2004, 10:34 - Beitrag #1

Identitätskriesen

Ein Kumpel von mir (ja es geht hier wirklich um einen Kumpel von mir und nicht um mich ;)) ist schon seit etwas längerer Zeit in einer Identitätskriese. Er meint er wüsste nicht, was er wolle, was er machen solle und wer er eigentlich ist. Ich weiß nicht, was ihn konkret belastet, er spricht auch mit niemanden wirklich darüber, weil er meint ihm könnte e niemand helfen.
Wenn ich sowas von ihm höre, dann kann ich das einfach nicht verstehen. Ich sage ihm, er soll überlegen, was er eigentlich will und dann wie er dies erreichen könnte, aber er meint wenn er sich darüber Gedanken macht, kommt nichts dabei raus. Das verstehe ich einfach nicht. Man muss doch wenigstens in etwa wissen, was man gerne hätte oder wie man gerne wäre. Und solange er nicht konkret sagt, was eigentlich ist, kann ich da auch nur bedingt weiterhelfen.
Ich habe selbst lange genug die Einstellung gehabt, dass es nichts bringen würde, mit jemanden über seine Probleme zu reden, wenn man meint, dass die Person einem nicht bei diesen helfen können, aber jetzt weiß ich es besser. Wenn man Geldprobleme hat und dies jemanden erzählt, dann regnet es deshalb nicht gleich Geldscheine, aber das Problem wiegt etwas leichter auf einen und das ist ja auch immerhin ein Nutzen. Das ist zwar imo irrational, aber der Mensch ist eben nicht völlig rational.

Kommt euch der Sachverhalt bekannt vor und wie ist die Sache bei den Personen verlaufen, die das gleiche Problem hatten?

aleanjre
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So 26. Sep 2004, 11:08 - Beitrag #2

Wie alt ist der Kumpel und was ist sein konkretes Problem? Weiß er nicht, was er beruflich machen soll, studieren? Ist er noch in den Spätwehen der Pubertät? Vielleicht üben die Eltern immensen Druck auf ihn aus, dass er endlich einen Lebensplan auf die Füße stellen soll?

Maurice
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So 26. Sep 2004, 11:31 - Beitrag #3

Er ist 17 und geht in die 11 Klasse. Was er später werden will, weiß er noch nicht, aber er hat ja dafür auch noch Zeit. Besonderer Druck Seitens der Eltern sind mir nicht bekannt.

Was sein konkretes Problem, weiß ich ja auch nicht, er rückt ja nicht mit den Details aus. Mich nervt eben seine Selbstmitleidstour.

DarkMousy
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So 26. Sep 2004, 11:41 - Beitrag #4

Original geschrieben von aleanjre
Vielleicht üben die Eltern immensen Druck auf ihn aus, dass er endlich einen Lebensplan auf die Füße stellen soll?


Auch wenn das nun etwas von der konkreten Fragestellung abweicht, aber an der Stelle würde ich gerne wissen, aleanjre, wie du dir die Auswirkungen eines solchen Verhaltens auf ein Kind vorstellst.

Ich meine nämlich, das Problem zu kennen, noch dazu sind meine Eltern, vorallem Mutter, die totale Glucke. Ich bin fast 20 und die halten mich an der kurzen Leine, auf der anderen Seite allerdings der Druck 'Mach was aus deinem Leben' -

Maurice, vielleicht geht es deinem Freund ähnlich wie mir. Ich hatte auch diverse Identitätskrisen, wobei es da wirklich um die subjektive Identität ging^^ Mittlerweile liegt das hinter mir, habe dazu Bewältigungsstrategien entwickelt, aber was ich machen will, weiß ich immer noch nicht. Das macht mir Angst - Angst ist ein guter Nährboden für dumme Ideen... Das macht mir noch mehr Angst. Hm, macht deinem Freund vielleicht die Zukunft Angst???

Mousy Dark

aleanjre
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So 26. Sep 2004, 11:42 - Beitrag #5

Kinder haben schon mal gerne Anfälle von "schmollen".
Sie sitzen seufzend in der Ecke, warten, dass man sie beachtet, und wenn man sie fragt, warum sie da so rumseufzen, stöhnen sie "NICHTS".
Eine mögliche Methode, darauf zu reagieren, wäre, sie durchzulöchern, was es wohl sein könnte.
"Hat dich jemand geärgert?"
"Tut dir etwas weh?"
"Bist du traurig?"
"Hast du Hunger?"

Danach könnte man ihnen ein komplettes Beschäftigungsprogramm bieten, um sie wieder aufzuheitern. Das Kind wird darauf eingehen.
Und sobald man aufhört, den Animateur zu spielen, wieder seufzend in die Ecke sinken.

Die richtige Methode, darauf zu reagieren, ist selbstverständlich: Freundlich nachfragen, was los ist, wenn die Antwort: "NICHTS" lautet, lächeln, und fröhlich sagen:
"Ich bin jetzt ..., und wenn du mir erzählen willst, was los ist, weißt du ja, wo du mich findest!"

Natürlich ist dein Kumpel kein kleines Kind mehr, das an Langeweile leidet. Aber wenn er rumstöhnt, nicht mit Details rausrücken will, dann lass dich nicht nerven. Frag ihn, was er hat, und wenn er es nicht sagen will - "okay, wenn du darüber sprechen möchtest, weißt du ja, wo du mich findest! Ich werde dir dann gerne zuhören!" - und fertig! Du zeigst ihm damit, dass du ihn ernst nimmst, Gesprächsbereit bist, aber du machst dir nicht sein Problem zu eigen. Egal, wie viel und lange du grübelst, du wirst nicht erraten können, woran er leidet. Also grübel nicht.

aleanjre
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So 26. Sep 2004, 11:52 - Beitrag #6

Original geschrieben von DarkMousy


Auch wenn das nun etwas von der konkreten Fragestellung abweicht, aber an der Stelle würde ich gerne wissen, aleanjre, wie du dir die Auswirkungen eines solchen Verhaltens auf ein Kind vorstellst.

Ich meine nämlich, das Problem zu kennen, noch dazu sind meine Eltern, vorallem Mutter, die totale Glucke. Ich bin fast 20 und die halten mich an der kurzen Leine, auf der anderen Seite allerdings der Druck 'Mach was aus deinem Leben' -

Maurice, vielleicht geht es deinem Freund ähnlich wie mir. Ich hatte auch diverse Identitätskrisen, wobei es da wirklich um die subjektive Identität ging^^ Mittlerweile liegt das hinter mir, habe dazu Bewältigungsstrategien entwickelt, aber was ich machen will, weiß ich immer noch nicht. Das macht mir Angst - Angst ist ein guter Nährboden für dumme Ideen... Das macht mir noch mehr Angst. Hm, macht deinem Freund vielleicht die Zukunft Angst???

Mousy Dark


Du beantwortest die Frage doch schon selbst - Druck macht Angst.
Ich war 13 (!) als mein Vater mich anfing vehement zu nerven, wie verantwortungslos ich sei, weil ich immer noch nicht wußte, welchen Beruf ich mir vorstellen könne. Ich war vermutlich die Stadtjüngste Teilnehmerin bei Beratungsgesprächen des Arbeitsamtes. Jedenfalls sagte die Dame entschuldigend, der Eignungstest sei eigentlich nicht für meine Altersklasse. ;) Ich hatte Bauchschmerzen, Panik, Alpträume, weil mir so zugesetzt wurde. Und als ich dann sagte, was ich wollte, war es natürlich auch falsch, denn es entsprach so gar nicht den Vorstellungen...

Löse dich davon. Überlege, was dir Spaß machst, überlege, was du auf keinen Fall willst und lass dich unabhängig beraten, welche Möglichkeiten du hast. Mit 19 musst du nicht den Rest deines Lebens planen, das geht sowieso nicht. Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt!
Wenn du anfängst zu studieren und feststellst, die falsche Wahl getroffen zu haben - dann wird der Fehler halt korrigiert! Wenn du eine Ausbildung als Maler anfängst, die dich glücklich macht (wildes Beispiel), nach 3 Jahren eine schwere Allergie entwickelst und auf Maschinenführer umwechselt, nur um mit 30 festzustellen, dass du schon immer Sozialpädagoge werden wolltest - so what? Dann studierst du halt!
Das war früher mal, das man einen Beruf erlernt und ihn bis zur Rente beibehält. Heutzutage ist Flexibilität das oberste Gebot.

Das einzige, was du wirklich planen solltest, ist ein Auszug, sobald du finanziell in der Lage dazu bist, und wenn du nachts kellnern gehst. Deine Eltern scheinen imho deine persönliche Entwicklung nur zu behindern statt zu fördern.

Nur ein Narr
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So 26. Sep 2004, 19:51 - Beitrag #7

Identitätskrisen gehören zum Erwachsenwerden dazu.

Schonmal dran gedacht, dass er keine Hilfe von Dir will?

Maurice
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So 26. Sep 2004, 20:15 - Beitrag #8

Wenn er meine Hilfe grundsätzlich ablehnen würde, würde er mich wohl kaum um Rat fragen. :shy:

Nur ein Narr
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So 26. Sep 2004, 20:29 - Beitrag #9

Und wie hat er um Rat gebeten?
"Ich brauche Hilfe?"

Wenn man Hilfe will, dann wird man dem anderen auch klar machen können, wo das Problem liegt und nicht rumeiern.

sympaticgirl
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So 26. Sep 2004, 21:06 - Beitrag #10

Also, habe dazu ne Frage.
Wie sieht er deiner Meinung nach aus? Wie kommt er bei Mädchen an? Könnte das auch ein Grund sein, dass er depressiv wird, weil er nie eine Freundin bekommt und mit sich selbst nich zufrieden ist? Habe das schon öfters erlebt bei Jungs. Sie sind traurig, heulen nur rum über sich selbst, weil sie nich bei einem Mädchen landen. Jungs in dem Alter sind meist zu stolz dazu dann wirklich zu sagen worum es geht, wenn sie traurig sind.
Was denkst du denn? Du kennst ihn immerhin. Hast du irgendeine Vermutung in welche Richtung das gehen könnte?

Ach, und ich denke, dass man hier nicht Kind zu ihm sagen sollte, er ist immerhin 17...
liebe grüße
symp

aleanjre
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So 26. Sep 2004, 21:14 - Beitrag #11

Wenn du das mit dem "Kind" auf meinen Post beziehst, dann hast du ihn nicht bis zum Ende gelesen. :D

Maurice
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So 26. Sep 2004, 21:21 - Beitrag #12

Über sein Aussehen kann er echt nicht klagen, er ist sehr sportlich. Er hatte bisher zwei Beziehungen, die letzte ist vor ein paar Tagen zu ende gegangen. Es hat schon länger zwischen den beiden gekrieselt gehabt, weil er so verschwiegen ihr gegnüber war, bezüglich dem was ihn bedrückt hat und sie vernachlässigt hat.
Wenn er wollte würde er auch garantiert wieder schnell eine Freundin bekommen, aber er ist kein Aufreisser.

Ich kenne ihn fast ausschließlich über Internet, aber das schon seit mehreren Jahren. Im RL haben wir uns bisher nur ein paar Male kurz getroffen.


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