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Ipsissimus
Dämmerung
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Di 28. Jun 2005, 23:21 - Beitrag #41

Padreic, meine Antwort bleibt die gleiche, ich freue mich für alle, denen das gelingt

e-noon
Sterbliche
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Mi 29. Jun 2005, 17:10 - Beitrag #42

Ich denke auch nicht, dass das so einfach ist, wie es klingt, Padreic. Ich lehne mich noch eher aus Bequemlichkeit oder Genervtsein auf, weil ich der Meinung bin, dass meine Eltern eh zu dumm sind, manche Sachen zu verstehen und sich zu merken; daher sehe ich manches eher als (trauriges) Versagen ihrerseits denn als persönlichen Angriff oder böswillige Beschneidung meiner Freiheit.
Und etwas Macht sollten Eltern auch über ihre Kinder haben, wenige Kinder putzen sich beispielsweise selber die Zähne oder essen Gemüse ;)
Ab einem gewissen Alter und bei Heranwachsenden, die mehr nachdenken als der Durchschnitt, ist das aber schwierig, wenn nicht sogar gefährlich. Wenn nicht nur Befehle gegeben werden, die man zu befolgen hat, sondern diese auch völlig unbegründet und somit unanfechtbar sind. Die von Ipsi beschriebene Auflehnung ist dann manchmal der einzige Weg, den das Kind noch sieht oder gehen will, um sein Wesen nicht völlig brechen zu lassen.

Sobald die Eltern sich auf den Kampf einlassen, haben sie ihn schon verloren. Lieber sollten sie vernünftige Argumente bringen, in vielen Fällen bringt das etwas. Vor allem sollten sie aber aufrichtig sein und von ihren Kindern nicht mehr verlangen, als für deren Wohl nötig ist, und ab einem gewissen Alter sollten sie auch das zT. selbst entscheiden dürfen.

@Ipsi: Wenn es dir nichts ausmacht, das zu erzählen, welche Methoden hast du damals angewandt? Und wie stehst du heute zu deinen Eltern? Viele Eltern-Kind-Zwiste sind ja beendet, sobald man eine Zeit aus dem Haus ist, und man versteht sich wieder gut, aber bei dir glaube ich das eher weniger.

Padreic
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Mi 29. Jun 2005, 18:25 - Beitrag #43

Ich habe nie behauptet, dass es einfach ist. Aber es geht darum, ob man es als erstrebenswert ansieht oder nicht. Mag sein, dass ich harmoniesüchtig bin oder so, aber Kampf, das hat für mich im Normalfall zwei Verlierer, einer mehr und einer weniger vielleicht.
Konkret für's Thread-Thema hieße das für mich: Keinen Streit mit den Eltern anfangen. Wenn's sich nicht vermeiden lässt, bei den Verwandten mit sitzen und das beste draus machen: d.h. sich am Gespräch beteiligen, wenn es gut geht, sonst ruhig dort sitzen, sich nicht langweilen, sondern irgendwas nachdenken/träumen/an seinen Schatz denken ;). Und wenn es nicht unangemessen viel Mühe macht, langsam darauf hinarbeiten, da nicht mehr mitmachen zu müssen; vielleicht den Eltern mal einen Gefallen tun und nach dem do-ut-des-Prinzip aus ihrem Wohlgefallen den Nutzen ziehen, dass man vielleicht nicht immer dabei sein muss.
Allgemein würde ich sagen: Wenn die Eltern sich schweinisch gegenüber einem verhalten, dann mögen sie es verdient haben, wenn man sie so gegenüber ihnen zurück verhält. Aber gut ist das nicht. Sie werden sich vermutlich hauptsächlich so verhalten, weil sie selbst arm dran sind. Dann sollte man Mitleid mit ihnen fühlen und versuchen, ihnen etwas Freude zu machen (im Idealfall, wo es die Eltern nicht wirklich böse meinen, sonst wird es natürlich unendlich viel schwieriger, obwohl ich da prinzipiell noch die gleiche Maxime sehe...).

e-noon
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Mi 29. Jun 2005, 19:09 - Beitrag #44

Du hattest aber eine SEHR gute Kindheit, oder? :boah:
Ich finde es unglaublich schwer, nahezu unmöglich ohne ein riesiges Selbstbewusstsein und liebevollen Rückhalt, denjenigen, der einem böswillig gegenübertritt und auch noch legaler Weise seine Macht über einen dazu nutzt, einem den Willen aufzuzwingen, freundlich gegenüber zu treten, weil man Mitleid empfindet oder um sich damit Vorteile zu verschaffen.
Natürlich ist das erstrebenswert, aber erfordert imo auch einigermaßen erträgliche Eltern. Sonst macht man sich wirklich selbst kaputt, wenn man denen, die einem tagtäglich seelische Schläge versetzen, freundlich gegenübertritt.

aleanjre
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Mi 29. Jun 2005, 19:50 - Beitrag #45

Das sehe ich sogar als unmöglich an. :boah: Um so etwas zu bewältigen - mit einem freundlichen Lächeln und distanzierter Taktik auf jene zuzugehen, die einem das Leben versauern - braucht es eine Reife, seelische Gefestigkeit, die in so jungen Jahren eben nur zu erreichen ist, wenn man einem stabilen Elternhaus entstammt. Na ja, und gegen freundliche, emotional fördernde Eltern muss man sich kaum derart auflehnen.
Die Erkenntnis, dass Rebellion und Kampf selten einen Gewinner produziert, erfordert auch eine Reifeprozess.

Padreic
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Mi 29. Jun 2005, 20:37 - Beitrag #46

Ich habe nie behauptet, meinem eigenen Idealbild zu entsprechen. Und gerade für jüngere Kinder ist es umso schwerer. Aber es mag trotzdem manchmal helfen, sich ein Idealbild vor Augen zu halten. Zu einem gewissen Teil ist Reifung auch eine Willensfrage. Man kann sich dann vielleicht den Idealbild etwas annähern.
Aber unreif und von mancher Lebensrealität weit entfernt wie ich bin, fühle ich mich da nicht einmal versucht, ein Urteil über andere zu fällen. Vor allem nicht über jene, deren Eltern wirklich schwer erträglich sind.

Und ich glaube, der wirkliche Schmerz entsteht oft erst im Inneren des Kindes aus dem Konflikt zwischen der irgendwo doch empfundenen Liebe gegenüber den Eltern und der momentanen Wut über ihr Verhalten heraus. Dem lässt sich wirklich schwer entgegentreten. Viel schwerer, als wenn man die Eltern nicht liebt; dann kann man sich sehr viel leichter in Gelassenheit üben und versuchen, alles von einem abprallen zu lassen.

Bauer-Ranger
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Do 30. Jun 2005, 16:41 - Beitrag #47

Also Padreic, ich halte dein "Idealbild" für alles andere als ideal:
Die Pubertär ist dazu da, um Grenzen auszutesten. Um das zu erreichen MUSS man sich auflehnen, damit man die Grenzen gezeigt bekommt. Man muss die Grenzen sogar überschreiten, um zu merken und zu erkennen, wo die Grenze überhaupt ist. Jeder Mensch muss einmal die Hausaufgaben nicht machen, um zu merken, dass es blöd ist, weil man dann bestraft wird. Jeder MUSS seine Eltern mindestens einmal blöd anmachen um zu merken, dass das schlecht ist, weil man dafür bestraft wird... Die reine Vernunft schafft keine Grenzen, keine Normen.

mfg Michi

Padreic
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Do 30. Jun 2005, 16:50 - Beitrag #48

Jeder muss einmal auf die heiße Herdplatte gepackt haben, um zu merken, dass man sich dann verbrennt, jeder muss einmal einen anderen Menschen umgebracht haben, um zu merken, dass man sich danach mies fühlt?
Naja, irgendwo schon, das stimmt. Man muss eben ein Weg finden zu lernen. Aus Fehlern zu lernen ist eine wichtige Methode, aber nicht die einzige.

aleanjre
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Do 30. Jun 2005, 17:28 - Beitrag #49

Man muss sich nicht an der Herdplatte verbrennen. Es reicht zu realisieren, dass sie heiß ist. Aber eben dieses Bewußtsein muss geschaffen werden.

Seine Eltern nicht lieben? Gelassen alles an sich abprallen lassen? Oh, dafür ist soviel Reife und Willenskraft nötig! Jedes Kind will seine Eltern lieben. Erfährt es keine Gegenliebe, sondern Gewalt oder Gleichgültigkeit, wird es sehr schwer verletzt. Wie es auf diese Wunde reagiert, ist Temperamentssache: die einen rebellieren heftig und wütend. Die anderen werden sehr, sehr still, ziehen sich in sich selbst zurück.
Diese Wunde heilen zu lassen und innerlich ausgeglichen sein eigenes Leben zu führen, ist im Kindes- und Jugendalter gar nicht möglich. Egal, wie stark ein Mensch ist, wieviel Willenskraft er besitzt, wie viel Hilfe er aus anderen Quellen erhält, es dauert viele Jahre, diese Erschütterung des Urvertrauens zu überwinden.

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