Kulturelle und nationale Entfremdung und Verwandlung

Das Forum für allgemeine Diskussionen! Alle Themen, die nicht in andere Bereiche passen, können hier diskutiert werden.
C.G.B. Spender
Elite Member
Elite Member

 
Beiträge: 1105
Registriert: 21.10.2004
Fr 6. Jan 2006, 09:28 - Beitrag #41

Zitat von Aydee:Und was wenn einem Gleichgültigkeit (im herkömmlichen Sinne) um die eigene Existenz immerzu bewusst ist....?
Diese Gleichgültigkeit kann dazu führen, dass man sein innerstes Selbst als große Leere empfindet, als logischer Schluß auf das Verhalten der anderen.

Die vom Kern her anscheinend buddhistische Vorstellung des reinen Nichts kam mir, als Assoziation auf das Zwiebel-Denkmodell, das Ipsissimus erwähnte. Es ist im Grunde eine positive Sicht auf ein Innerstes Nichts, denn alle Dinge haben auch positive Seiten, selbst diese auf den ersten Blick düstere Vorstellung einer alles verschlingenden Leere.

Natürlich sehe ich das Ganze auch mit einem Augenzwinkern, zumal diese Denkweise im praktischen Leben meistens nur eine Art Trost sein kann. Ein Gedanke, der einen Menschen am sich verlieren hindert, kann jedoch in manchen Situationen kostbarer sein, als alles Geld der Welt.

Das führt jetzt vielleicht zu weit, wenn ich sage, dass im Grunde unsere gesamte Welt ganz klein, winzig und in der Unendlichkeit verloren ist, im Vergleich zum Kosmos. Sich genauso zu fühlen, ist also irgendwo ein urgründiges Gefühl.

OT.
@Spender. Lesen können nur Menschen...
Aydee, fühle dich gekitzelt. ]
Zitat von Ipsissimus:natürlich ist kein noch so kleines Kind ein unbeschriebenes Blatt - das ändert aber nichts daran, daß das letzte Wesen aller Dinge und ihre letzte Bedeutung das Nichts ist, das in ihrem Innersten schmerzhaft webt. Es hat überhaupt nur das Mensch eine Chance herauszufinden, wer sie/er ist, das bereit ist, sich dem Bewußtsein dieser letztendlichen Gleichgültigkeit seiner Existenz zu stellen^^
Es ist die Brücke zwischen dem Urgrund des Seins und dem Jetzt, unter der das ewig erneuernde Wasser des Lebens ins Meer der Vergänglichkeit fließt.

die aller,allermeisten Menschen sind mit weit weniger zufrieden^^ sie mögen Trost finden im Wissen, daß zwei unsterbliche Keimzellen, aus deren Sicht sie zwar auch nur Durchgangsstadionen waren, dennoch auch ihre Kinder und Kindeskinder, die auch nur Durchgangsstadionen sind, zwingen, sich ewig zu reproduzieren, damit das Leid auf ewig Bestand habe
Leid finde ich in dem Zusammenhang etwas zu übertrieben, obwohl es natürlich sehr wahr ist. Denn dieses Leid ist gleichzeitig auch der Grund, warum die tieferen Erkenntnisse so wunderbar werden. Ohne dieses Leid gäbe keinen Weg, den man gehen könnte, um den Blick von der Brücke zu wagen.



[size=84] Es war übrigens nicht meine Absicht, dieses Thema mit verschiedenen Vorstellungen bezüglich Selbstfindung und wahrem Ich zu sprengen, sondern meiner Ansicht nach, ist diese Suche ein Teil der Gründe, warum Menschen in anderen Kulturen leben möchten. Jan erwähnte die Brücken, die solche Menschen zwischen den Völkern und Kulturen schlagen. Ich finde, dass ein längerer Aufenthalt im Ausland aus diesem Grund sehr gesund ist, denn über die Brücke, die man zwischen den Fremden und den Menschen der eigenen Heimat baut, geht man zuallererst selbst. Dadurch erkennt man viel mehr von dem, dass man ist, weil man die Heimat und somit einen Teil des Ichs von Außen sieht.


Maglor
Karteizombie
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 4281
Registriert: 25.12.2001
Mo 9. Jan 2006, 16:13 - Beitrag #42

Ein längerer Aufenteilt im Ausland führt vielleicht auch dazu, dass man die wahren Vorzüge, Laster und Eigenarten der eigenen Nation erkennt. :rolleyes:
Das interessante ist aber, dass die Verwandlung der Entfremdeten schon vor der Auslandsreise beginnt, also gerade wegen des eigenen "Fan*-Seins" gestartet wird.

* Fan kommt von Fanatismus

MfG Maglor

C.G.B. Spender
Elite Member
Elite Member

 
Beiträge: 1105
Registriert: 21.10.2004
Mo 9. Jan 2006, 16:28 - Beitrag #43

Zitat von Maglor:Ein längerer Aufenteilt im Ausland führt vielleicht auch dazu, dass man die wahren Vorzüge, Laster und Eigenarten der eigenen Nation erkennt. :rolleyes:
Absolut, und man wird gehasst, teilt man die Erkenntnis der negativen Aspekte mit den Menschen im Heimatland. Interessant ist auch, dass jeder Mensch zum Ausländer wird, wenn er sein Heimatland verläßt. Das ist interessant, bedenkt man einmal, wie manche Menschen über Ausländer reden.

Das interessante ist aber, dass die Verwandlung der Entfremdeten schon vor der Auslandsreise beginnt, also gerade wegen des eigenen "Fan*-Seins" gestartet wird.

* Fan kommt von Fanatismus
Sure! :D God save the Queen! ;)

Noch interessanter ist die Tatsache, wieviel wir Menschen gemein haben, trotz unterschiedlichster Kulturen, und uns trotzdem immer wieder in die Haare kriegen. :(

Ich würde mir weltweite Gerechtigkeit und Verständigung wünschen. Auf das Letztere laufen so viele Dinge hinaus. Ich bin kein Fanatiker, ich bin Phantast.

Maglor
Karteizombie
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 4281
Registriert: 25.12.2001
Fr 27. Jan 2006, 15:36 - Beitrag #44

Susanne Osthoff im Interview. Über ihre Heimat und wo sie leben möchte: "in einem Zelt" "in der Wüste" "bei den Glaubensbrüdern" "wo arabisch gesprochen wird"

Offenbar liegt hier genau jene Verwirrung vor, die ich ankreide.
Eine Person will päpstlicher sein als der Papst selbst, arabischer als der Araber. Ich mutmaße, kein Araber liebt die Wüste und das Leben im Zelt und Mehrheit wünscht sich eine Luxusvilla in einer grünen Aue. Sie idealisiert ein Leben, dass von jenen, die es wirklich leben nicht unbedingt geliebt wird.
Wie mein Großvater das alte Fachwerkhaus, freilich ein altes Erbstück über Generationen, verschachterte und einen Neubau errichtete, freute sich doch die Urgroßmutter über den Fortschritt und weinte dem traditionsreichen Bau mit schiefen Wänden keine Träne nach.

MfG Maglor

Vorherige

Zurück zu Diskussion

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 1 Gast

cron