Aus Fehlern lernen?

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aleanjre
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Sa 4. Nov 2006, 11:47 - Beitrag #1

Aus Fehlern lernen?

Berlin (ddp). Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) hat am Freitag das von ihr geforderte Frühwarnsystem gegen Kindesvernachlässigung auf den Weg gebracht. Sie stellte in Berlin die ersten zwei von der Bundesregierung geförderten Modellprojekte in mehreren Bundesländern vor. Mit Hilfe des Frühwarnsystems sollen laut Leyen Fehler im Betreuungssystem rascher erkannt werden. «Es sind die kleinen Fehlentscheidungen, die in der Summe zur Katastrophe führen», sagte sie mit Blick auf jüngst bekannt gewordene Fälle vernachlässigter
und getöteter Kinder. Forderungen nach gesetzlich vorgeschriebenen, ärztlichen Pflichtuntersuchungen lehnte Leyen erneut ab.

Auf eine verbesserte Zusammenarbeit zwischen Gesundheits- und Jugendhilfe zielt «Guter Start ins Kinderleben», ein Gemeinschaftsprojekt von Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Bayern und Thüringen. Neben der Erstellung eines Handbuchs mit Maßstäben zur Riskoeinschätzung werde auch psychologische Beratung für junge, psychisch kranke Mütter oder Frauen aus Migrationsfamilien angeboten, sagte Jörg Fegert von der Universität Ulm.

Das Modellprojekt «Pro Kind» der gleichnamigen Stiftung richtet sich bereits an schwangere Frauen, die ihr erstes Baby erwarten und sich in sozialen Notsituationen befinden. An fünf Standorten in Niedersachsen würden die Frauen bis zum zweiten Geburtstag des Kindes von speziell geschulten Hebammen, nach der Geburt zum Teil auch von Sozialpädagoginnen betreut, sagte der Stiftungsvorstand und Kriminologe Christian Pfeiffer.

Im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitung solle zudem der weitere Lebensweg der Kinder bis zum 20. Lebensjahr beobachtet werden, um die langfristigen Auswirkungen des Projekts zu bewerten, sagte Pfeiffer. Seinen Angaben zufolge wird «Pro Kind» voraussichtlich auch an mehreren Orten in Bremen und Sachsen starten.

Ergänzt werden diese ersten Modellprojekte laut Leyen durch ein Zentrum des Bundes für frühe Hilfen, das noch in diesem Jahr seine Arbeit aufnehmen werde. Die Einrichtung solle bundesweit gesammeltes Wissen und Erfahrungen gezielt auswerten, etwaige Lücken schließen und diese Erkenntnisse Kommunen sowie Trägern zugänglich machen. Die Bundesregierung hat den Angaben zufolge zehn Millionen Euro für Modellprojekte im Rahmen des Frühwarnsystems bereit gestellt.

Leyen betonte, eine Pflichtuntersuchung für Kinder sei ganz klar Angelegenheit der Länder und von diesen, so gewünscht, sofort über den Gesundheitsdienst einführbar. Fegert lehnte eine gesetzlich vorgeschriebene Untersuchung beim Arzt ebenfalls ab. Es gebe keine empirischen Beweise, dass diese Vernachlässigungen oder Misshandlungen verhindern helfen würden. Gebraucht würden nicht Sanktionen, sondern Reaktionen. Auch Pfeiffer lehnte Zwangsuntersuchungen als kontraproduktiv ab.

Laut der ersten weltweiten UN-Studie zur Gewalt gegen Kinder, die am Freitag in Berlin vorgestellt wurde, sterben allein in den OECD-Ländern jedes Jahr 3500 Kinder an den Folgen von Misshandlungen und Vernachlässigung. In Deutschland stürben noch immer zwei Kinder pro Woche, in Frankreich seien es drei, in den USA 27. UNICEF warf den Regierungen vor, ihre Versprechen für einen Kampf gegen Gewalt nicht ausreichend mit Investitionen in Prävention einzulösen.

(ddp)

*******

Lobenswertes Signal: es wird etwas getan. Irgendetwas.
Aber kann das der Weg sein?
Kinder werden in allen Schichten misshandelt, nicht nur in sozial schwachen Familien. "Frauen in sozialer Notsituation" - so etwas macht sich nicht nur am Einkommen oder Lebensalter der Mutter fest. Warum wird sich so vehement gegen eine Pflicht zur ärztlichen Vorsorgeuntersuchung gewehrt? Ich verstehe nicht, was daran "kontraproduktiv" sein soll.

e-noon
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Sa 4. Nov 2006, 12:35 - Beitrag #2

Wahrscheinlich ist es zu teuer... aber ich finde, so ein Projekt hat auch schon was für sich. Bestimmt kommen die meisten misshandelten Kinder aus sozial und finanziell benachteiligten Familien, also ist es schon ein großer Schritt, diese verstärkt zu unterstützen. Alle Kinder wird man nie retten können... aber wenn es nicht mehr zwei pro Woche, sondern zwei pro Monat sind zum Beispiel, ist das doch auch schon einiges!

janw
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Mo 6. Nov 2006, 02:05 - Beitrag #3

Also, ich muss ehrlich sagen, daß ich absolut und überhaupt nicht verstehen kann, wie man hierzulande einerseits erwägen kann, Hartz IV nicht mehr in Geld, sondern in Gutscheinen auszuzahlen, die aus gutem Grund enge Zweckbindung der LKW-Mautdaten aufzuweichen usw., dabei aber eine Verpflichtung zu Vorsorgeuntersuchungen bei Kindern nicht einzuführen.
Allenthalben wird auf die Vorbildfunktion Skandianviens in allerlei Hinsicht verwiesen, daß diese iirc auch darin besteht, Vorsorgeuntersuchungen bei Kindern flächendeckend durchzuführen (ich meine in Finnland und Schweden wäre dem so), wird weggewischt, man könne Eltern "nicht zu soetwas zwingen".
Das ist für mich CDU-typische "Alles Privatsache"-Mentalität in Reinkultur und für mich unbegreiflich.
Ich behaupte, daß alle verantwortungsbewußten Eltern diese Termine zumindest teilweise wahrnehmen, für diese würde sich damit also praktisch nichts ändern. Dafür könnten Probleme in schwierigen Verhältnissen früher erkannt werden, Hilfen geboten werden, bevor es zu Gewalt durch Überforderung kommt.
Denn Überforderung scheint mir am Anfang fast all der jüngeren Fälle von Kindestötung und Vernachlässigung gestanden zu haben, und sei es, daß das Kind "zu laut schrie".

Allerdings, und das geht mir gerade durch den Kopf und bedarf weiterer Erörterung:
Wie halten wir´s mit der ärztlichen Schweigepflicht?
Ist ein Arzt berechtigt, das Jugendamt zu benachrichtigen, wenn ihm die Blutergüsse am Körper eines Kindes nicht nach dreimaligem Fahrradunfall aussehen?

Ipsissimus
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Mo 6. Nov 2006, 09:41 - Beitrag #4

solche flächendeckende Pflichtuntersuchungen können auch nur ein erster Schritt sein. Das Problem wird nur sein, daß Eltern unterster Schicht ihre Kids bei entsprechenden Ärzten vorstellen werden, und Eltern oberster Schicht ebenfalls. Und gegenüber den Ärzten letztgenannter Schicht kann man doch allemal beim gemeinsamen Golfspiel gelegentlich erläutern, wie es zu den Fahrradunfällen gekommen ist - Krähen hacken einander keine Augen aus. Das ist wie bei Kindesmissbrauch auch - er wird statistisch gleichhäufig quer durch alle Schichten betrieben - in den Unterschichten ist die Ermittlungswahrscheinlichkeit 10mal häufiger als in den Oberschichten, und die Aufklärungswahrscheinlichkeit nochmal wesentlich häufiger.

Was wir brauchen, sind menschenfreundliche Strukturen in der Gesellschaft, in denen die Eltern nicht kommerziell verbraten werden; darüber hinaus erinnere ich an meine Utopie für alleinerziehende Mütter, die bis zum Abschluss der Berufsausbildung ihres Kindes staatlicherseits monatlich 2000 Euro Lohn erhalten sollten. Auch das wäre eine Maßnahme zur Druckreduzierung, die sich dann auch in besserer Behandlung niederschlagen würde.

e-noon
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Di 7. Nov 2006, 18:42 - Beitrag #5

Ich verstehe immer noch nicht, warum du Väter gegenüber Müttern so stark benachtteiligst... Mein Vater und der vom Maurice sind zwar nicht so, dass man sie vermissen würde, aber es gibt genügend Väter, die für ihre Kinder extrem wichtig sind und umgekehrt, die verantwortungs- und liebevoll mit den Kindern umgehen...

Und inwiefern werden Eltern der OBerschicht kommerziell verbraten?

Wie kommst du darauf, dass Kindern der Oberschicht genau so häufig etwas passiert (OS = reich und gebildet?)? Zumindest in den Nachrichten waren es Sozialhilfeempfänger, Drogenabhängige etc.... und ich bin sicher, dass die Medien einen Kindsmord in einer angesehenen Familie nicht stillschweigend hinnehmen würden.

Ipsissimus
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Mi 8. Nov 2006, 10:14 - Beitrag #6

man kann das ja modifizieren, e-noon; setze statt "alleinerziehende Mutter" "alleinerziehender Elternteil" und ergänze das noch dahin, daß im Falle "kompletter" Familien der Staat den erzielten Lohn des/der arbeitenden Familienteile auf einen bestimmte Höhe ergänzt, sollte der Lohn diese Höhe unterschreiten.

Wie komme ich darauf? Nun, mein Raumteiler ist Diplomsoziologe, der im Spezialgebiet Kriminalistik arbeitet. U.a. haben er und seine Kollegen bundesweite Erhebungen über das Ermittlungsverhalten von Kriminalbeamten und Polizei durchgeführt, außerdem Feldstudien über die Verteilung von Verbrechenshäufigkeit quer durch soziale Schichten. Das Ergebnis läßt sich ungefähr so zusammenfassen: es gibt keine schichtspezifischen Schwankungen in der Kriminalitätsdichte, es gibt allerdings schichtspezifische Schwankungen in der Aufklärungs- und Ermittlungsdichte. Ungeachtet des Umstandes, daß hierfür mehrere Faktoren mitentscheidend sind, hat sich als ausschlaggebender Ursachenfaktor das Ermittlungsverhalten von Kriminalbeamten herausgestellt. Im Falle gehobener Schichten kommen Kriminalbeamte - entgegen der Klischees in Krimis - überdurchschnittlich häufig gar nicht erst auf die Idee, daß "da was im Argen liegen" könnte. Bei keifenden Frauen, besoffenen Männern und kreischenden Kindern in Sozialwohnungen bewirkt schon das Ambiente eine gesteigerte Grundaggressivität der Beamten, die sich in deutlich rigideren Vorgehensweisen niederschlägt. Das "sozialharmonische" Ambiente in gehobener Mittel- und Oberschicht führt dazu, daß die Beamten deutlich höflicher und bei weitem nicht so penetrierend vorgehen wie im anderen Fall; die Bildung der Menschen dieser Schichten führt zusätzlich zu deutlich besseren Strategien der Verschleierung, als dies in Unterschichten gegeben ist. Der Kindsmord in oberen Schichten ist ein Ausrutschen in der glitschigen Badewanne ...

e-noon
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Mi 8. Nov 2006, 23:10 - Beitrag #7

Ich wäre entschieden für eine Modifikation :) Das Modell gefällt mir ansonsten sehr.

Schließt dein Mitbewohner daraus, dass Beamte bei hochgestellten Persönlichkeiten weniger streng sind, dass bei diesen Persönlichkeiten genau so viele Straftaten vorkommen? Oder wie genau will er das herausfinden, wenn doch angeblich Beamte kaum nachforschen und somit nur wenige Informationen vorliegen?

Irgendwie... kann ich das nicht so ganz glauben... zumindest, wenn ein Kind Verwesungsspuren etc aufweißt oder ein Baby umkommt, wird doch eine Obduktion vorgenommen, oder nicht? Außerdem haben gebildete Leute viel mehr Möglichkeiten, etwas gegen phsychische Belastungen zu tun, Therapie, einen Urlaub, ein Kindermädchen... oder glaubst du auch nicht, dass es einen Zusammenhang zwischen der Überlastung der Eltern und den Straftaten gibt?

Ipsissimus
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Do 9. Nov 2006, 09:51 - Beitrag #8

e-noon, ich bin kein Soziologe, daher kann ich dir wenig über die Erhebungsmethoden sagen, die im Rahmen solcher Untersuchungen verwandt werden. Ich weiß nur, daß mein Raumteiler u.a. Opferbefragungen von über tausend Opfern selbst durchgeführt hat, von Menschen, bei denen das Vergehen teilweise 20 Jahre und länger zurücklag, die Täter also auch nichts mehr zu befürchten hatten. Da er und mehrere andere Soziologen über diese Thematik diplomiert und promoviert haben, kann ich nur vermuten, daß die angewandte Methodik im Rahmen der soziologischen Wissenschaften als valide anerkannt ist. Die Details der statistischen Absicherung haben mich dabei nie sonderlich interessiert^^

Außerdem hat ja auch niemand behauptet, Straftaten der Oberschicht würden grundsätzlich nicht aufgedeckt werden. Nur, bis ein Kriminalbeamter auf die Vermutung kommt, dem Todesfall in der Familie des Herrn Staatsanwaltes oder des Herrn Chefarztes könne ein Verbrechen zugrunde liegen, müssen schon eine Menge mehr und deutlich belastbarere Indizien vorliegen, als das bei Unterschichtenfamilien der Fall ist. Und deine Mutmaßung, Oberschichtenleute würden ihre vermehrten Möglichkeiten vermehrt zu hehren Zwecken einetzen, ist bestenfalls ... unerfahren^^

e-noon
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Do 9. Nov 2006, 16:04 - Beitrag #9

Ich meinte nicht, dass sie sie zu hehren Zwecken einsetzen, aber doch zumindest zur eigenen Entlastung. Viele der Kindsmorde bestanden in der ÜBerlastung der Eltern; da reiche Menschen sich Kindermädchen etc. leisten können, könnten viele im eigenen Interesse einer Überlastung vorbeugen.

Nur, bis ein Kriminalbeamter auf die Vermutung kommt, dem Todesfall in der Familie des Herrn Staatsanwaltes oder des Herrn Chefarztes könne ein Verbrechen zugrunde liegen, müssen schon eine Menge mehr und deutlich belastbarere Indizien vorliegen, als das bei Unterschichtenfamilien der Fall ist.
Was aber auch daran liegt, dass "Unterschichtenfamilien" ihre Kinder in Plastiktüten und Kühlschränken aufbewahren, was schon irgendwie nahelegt, dass man es mit einem Verbrechen zu tun hat. Ich glaube kaum, dass ein Beamter nicht nachforschen würde, wenn eines von Gerhard Schröders Kindern in seinem Kühlschrank liegen würde.

Es mag schon sein, dass diese Erhebungen stimmen, aber für mich ist es nicht erwiesen, und plausibler scheint mir, dass die Reichen und Schönen sich gut um ihre Kinder kümmern.

janw
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Do 9. Nov 2006, 16:35 - Beitrag #10

e-noon, der einzige Unterschied zwischen mehr oder weniger Reichen besteht darin, daß erstere nicht gezwungen sind, das Ergebnis ihres elterlichen Scheiterns im Kühlschrank usw. aus der Welt zu schaffen, sondern dies mit wenig Risiko und tränenreich ganz offiziell als bedauerlichen Unfall in der glatten Badewanne, im swimming-pool o.ä. erklären können.
Vater "erfolgreicher Geschäftsmann", Arzt, Amtsleiter,...,Mutter Rechtsanwältin, da wird gerne angenommen, daß genug Stress besteht, daß das Kind mal während 5 Minuten unbemerkt verunglücken kann.
Und weil die Familie ja so ein heiles Bild bietet, samt glänzendem Zweit-Ki...pardon, Auto, schönem Einfamilienhaus,...und das ja alles so tragisch ist, außerdem der Verwaltungsaufwand, und man kennt sich ja..., wird dann gerne auf die Autopsie verzichtet.
Hinterher ist nichts mehr zu klären, denn die tödlichen Weichteilverletzungen sind samt Weichteilen verwest.
(Das ist übrigens in Deutschland ein ganz generelles Problem, daß immer weniger Autopsien durchgeführt werden. Man schätzt, daß dadurch eine erkleckliche Anzahl bewusst oder fahrlässig herbeigeführter Todesfälle nicht erkannt wird.)

Es ist wirklich eine Frage, was als "erwiesen" gelten soll. Wesentlich mehr Belege als Untersuchungen, wie Ipsi sie zitiert, gibt es leider nicht. ich halte sie für glaubwürdig - und erschreckend. Letzteres ist aber sicher eher Folge meines noch nicht hinreichend geprüften Idealismus´.

Ipsissimus
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Do 9. Nov 2006, 16:57 - Beitrag #11

da war vor einigen - Größenordnung 5 - Jahren mal ein Bericht in der Zeit oder im Zeit-Magazin, in dem ein Ärzteverband von Ärzten, die in der forensischen Medizin tätig sind, Alarm schlug. Dieser Verband geht davon aus, daß allein in Deutschland jährlich etwa 50000 Morde (in Worten: fünfzigtausend) unentdeckt bleiben, weil keine Autopsie durchgeführt wird. Wenn z.B. die Oma, die bekannternmaßen so "gerne" gestürzt ist, leider abrutschte und final die Treppe runterpurzelte, wird heute kaum noch ein Arzt den Totenschein verweigern und zur Autopsie bitten. Und heul, flenn, ich war doch nur eine Minute draußen, da hat der Kleine mit dem Fön gespielt und ist damit in die Badewanne gefallen. Dieser Ärzteverband hatte afair Untersuchungen durchgeführt mit nachträglichen Autopsien und in unzähligen Fällen doch noch Gewalteinwirkungen nachweisen können; die nachgewiesenen Fälle gingen dabei auch quer und ungefähr gleichverteilt durch alle Bevölkerungsschichten

e-noon
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Do 9. Nov 2006, 18:08 - Beitrag #12

Hmmm... das finde ich extrem seltsam.... WARUM sollten denn reiche Menschen ihre Kinder töten? Sie könnten sie ja auch aufs Internat schicken etc...

Ipsissimus
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Do 9. Nov 2006, 18:37 - Beitrag #13

du scheinst anzunehmen, reiche Menschen würden reich aufgrund einer höheren moralischen Qualifikation^^

e-noon
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Do 9. Nov 2006, 18:52 - Beitrag #14

Das würde ich jetzt nicht so ohne weiteres aus meinen posts ableiten :D Was ich meine, ist:

Wenn arme (drogenabhängige) Eltern überfordert sind, wissen sie nicht, was sie tun können, und haben auch keine Möglichkeiten, sich zu entlasten. Die Überlastung staut sich an, und irgendwann töten sie im Affekt das Kind.

Wenn reiche Eltern überfordert sind, können sie ihr Kind ins Internat geben oder ein Kindermädchen bestellen. Reiche Eltern sind außerdem imo seltener überfordert, weil keine Überbelastung in Folge von Erziehung + harter, schlecht bezahlter Arbeit entsteht. Folglich können diese Leute sich vor Überlastung schützen und sie staut sich nicht an, und das müsste es imo unwahrscheinlicher machen, dass sie ihr Kind (/im Affekt) töten.

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Do 9. Nov 2006, 19:27 - Beitrag #15

Zwei Dinge fallen mir in deinem letzten Post auf, e-noon:

e-noon: "Wenn arme (drogenabhängige) Eltern......"

- Warum der in Klammer gesetzte Zusatz?


e-noon: "Reiche Eltern sind außerdem imo seltener überfordert, weil keine Überbelastung in Folge von Erziehung + harter, schlecht bezahlter Arbeit entsteht."

- Überlastung, Stress entsteht ja nicht nur durch Erziehung oder schlecht bezahlter, harter Arbeit....



du denkst hierin imo zu sehr in Schemata.

janw
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Do 9. Nov 2006, 19:33 - Beitrag #16

e-noon, einer der wenigen Momente, wo ich mal eine Lanze für die sog. "Besserverdienenden" brechen muss...
Auch ein 10-Stunden-Tag in der Anwaltskanzlei samt nervigen Kleinklienten und Gerichtsterminen, 10 Stunden Arztpraxis mit Patienten (ich kenn mich^^), Pharmavertretern und Bürokratie, dazu noch Personal, diverse Kundentermine am Tag bei anderen Selbständigen können durchaus an der contenance nagen.

Letztlich will fast jeder Euro mit Nerven erkauft werden, auch wenn uns einige Fernsehserien anderes glauben machen wollen.
Das einzige Privileg ist vielleicht, mehr Platz zu haben, um sich bei Stress zu verkrümeln oder seine aufgestauten Triebe im Garten abzuarbeiten.*
40 qm können verdammt eng sein.

*Wobei das aber auch wieder in Stress ausarten kann - schließlich muss der Garten ja den prüfenden Blicken des Nachbarn standhalten, der stellvertretender Sparkassendirektor oder Gymnasium-Direx ist - und den stärkeren Rasenmäher besitzt.

e-noon
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Do 9. Nov 2006, 19:36 - Beitrag #17

Weil einige der in den Medien erschienenen Eltern drogenabhängig waren, und da reagiert man wohl leichter im Affekt, dachte ich mir.

Klar hat man auch so Stress, aber doch wohl nicht diesen (existenzbedrohenden) Stress... also einen Stress weniger.

@Jan: MAg sein, dass dann der Vater gestresst ist - aber die Vollzeitmama? Mit Putzfrau?


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