Helfen oder nicht?

Das Forum für allgemeine Diskussionen! Alle Themen, die nicht in andere Bereiche passen, können hier diskutiert werden.

Hättet ihr dem Mädchen Zigaretten gekauft?

Ja
2
10%
Ja, unter folgenden Bedingungen (siehe Post)
2
10%
Nein
16
80%
 
Abstimmungen insgesamt : 20

Yanāpaw
Experienced Member
Experienced Member

 
Beiträge: 543
Registriert: 05.11.2006
Fr 13. Apr 2007, 12:26 - Beitrag #41

janw schrieb:
Was mich von Dir, Yanapaw, unterscheidet, ist, daß Du gewissermaßen von der Unfehlbarkeit Deiner Haltung überzeugt bist - meine skizzierte wahrscheinliche Handlung muss nur vor mir selbst bestehen.


Ich habe weder das Bedürfnis noch sehe ich die Notwendigkeit mich für diesen Eindruck zu rechtfertigen, oder ihn zu widerlegen, insofern belasse ich es dabei.


Maurice,

Du hingegen scheinst Menschen zu wollen, die sich entweder für den Gegenüber aufopfern sollen oder ihm völlig gleichgültig gegenüberstehen sollten und nur diejenigen von sich sagen sollten, dass sie an dem Wohl des anderen interessiert waren, wenn sie sich für ihn aufgeopfert haben.


Nein das ist falsch, ich habe ausführlich erläutert worum es mir tatsächlich geht.


Du brauchst dich also nicht so über die Aussagen der anderen aufzuregen, weil der Dissens in erster Linie in dem unterschiedlichen Gebrauch der Wörter zu liegen scheint.


Was macht dich glauben, ich sei aufgeregt? Ich neige bei gewissen Argumentationsmustern zu Unmäßigkeit, aber mein Puls ist konstant bei 52.


Doch "Utilitarismus" gehört ausnahmsweise zu einer der philosophischen Ausdrücke, die meiner Erfahrung nach recht flächendeckend einheitlich definiert ist (zumindest wurde mir das in der Uni beigebracht und stützt sich zudem auf die Literatur mehrerer utilitaristischer Autoren und lexikalischer Artikel). Und dazu gehört der Aspekt, dass es sich hierbei um ein moralisches Konzept handelt.


Was du als nicht utilitaristisch beschreibst ist die von Hobbes in Leviathan angeführte Definition des Utilitarismus. Die Definitionslage ist nicht so eindeutig, wie du sie darstellst und Utilitarismus ist im wesentlichen das, was ich bereits beschrieben habe, wohingegen du folgendes meinst:

"Mit dem Prinzip des Nutzens ist das Prinzip gemeint, das jede beliebige Handlung gutheißt oder missbilligt entsprechend ihrer Tendenz, das Glück derjenigen Partei zu erhöhen oder zu vermindern, um deren Interessen es geht ... Mit ‚Nutzen‘ ist diejenige Eigenschaft einer Sache gemeint, wodurch sie zur Schaffung von Wohlergehen, Vorteil, Freude, Gutem oder Glück tendiert.“

was die Definition eines Mannes ist. (nicht Mills lustigerweise)


Diese Erweiterung um intrinsische Werte (und deine Erweiterung um Gemeinwohl) sind bewusste Verzerrrungen einer Allgemein-Definition, die jeweils auf spzezifische Formen des Utilitarismus zutreffen, beispielsweise universalistischen Utilitarismus, oder eudämonistischen Utilitarismus, oder hedonistischen Utilitarismus, was wiederum alles unter dem terminius Utilitarismus zusammengefasst wird, dessen ich mich bediente. Wenn dir die Unterscheidungen und historischen Strömungen nicht geläufig sind, erlaubt das nicht die Neudefinition von Utilitarismus als hedonistischen Utilitarismus, wie das beispielsweise Wiki tut. Auch dann nicht wenn Professor X und Dozent Y das tun. Ich habe jetzt aber überhaupt keine Lust über den Sinn oder Unsinn von Neudefinitionen zu diskutieren...



Er ist für die Praxis relevant, da eine solche Einstellung die Sichtweise auf die eigenen Meinungen und die der anderen prägt und ein anderes Auftreten zur Folge hat. Wenn ich glaube, dass ich mir nichts absolut sicher sein kann (egal wie evident mir eine Sache auch sein mag), dann ist es unangemessen, mich wie jemand aufzuspielen, der der Weisheit letzten Schluss gefunden hat.


Was ich denke und welchen Eindruck du beim Lesen meiner posts hast, das sind zwei grundverschiedene Dinge, was daran liegt, dass du nicht auf das was ich tatsächlich sage eingehst sondern über Begrifflichkeits-Banalitäten diskutierst und die Art des Vortrags - sicher auch berechtigt - kritisierst. Allerdings ist Skeptizismus eine gesunde Basis zur Meinungsbildung, nicht aber zur Beantwortung von Fachfragen, denn das Hypotenusenquadrat in einem rechtwinkligen Quadrat ist die Summe der KAthetenquadrate, egal wie sehr dir der Absolutheitsanspruch dieser Aussage widerstrebt, im intersubjektiven Definitionssystem ist sie wahr. Und das bildet die Grundlage zur Diskussion. Und in einer Aussage über konditionierte Mechansimen sollten die entsprechenden Wissenschaften Teil des Definitionssystems sein und darauf berufe ich mich.


Aber selbst wenn du glaubst, dass deine These mit absoluter Sicherheit wahr ist, solltest du sie trotzdem in anderer Weise vermarkten, als du es derzeit tust, wenn du Erfolg haben willst. Mit deinem "Übereifer" schreckst du die anderen eher ab, als sie für deine Ansicht zu gewinnen. Oder geht es dir hier allein darum, dich zu produzieren?


Ja, es geht mir allein darum, mich zu produzieren.

Ipsissimus
Dämmerung
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 10251
Registriert: 29.10.2004
Fr 13. Apr 2007, 12:35 - Beitrag #42

e-noon, verzeih, aber es kommt mir so vor, als entstammt dein Bild von Drogensüchtigen eher dem medialen Klischeebaukasten als deren Wirklichkeit. In meinem gesamten Freundeskreis hat es bis in die Gegenwart immer Menschen gegeben, die Drogen genommen haben, und in etwa 30 Jahren war nicht ein einziger darunter, der dauernd zugedröhnt in der Ecke lag, einschließlich mehrerer Heroinsüchtiger. Gerade diese ehemaligen Heroinsüchtigen aus meinem Bekanntenkreis sind ein guter Beleg dafür, daß drogensüchtige Menschen weder in die Beschaffungskriminalität geraten müssen noch daß sie notwendigerweise sozial inkompatibel werden und beispielsweise aus dem Arbeitsprozess ausklinken. Sie sind alle auf dem Weg in eine gute Rente^^

ein wesentlicher Dissens zwischen dir und mir besteht darin, daß du unverbrüchlich davon ausgehst "Drogenkonsum = schlecht", in deinem Weltbild Drogenabhängige also logischerweise vor dem Weg in die Entziehungsklinik stehen. Für mich sind Drogenabhängige Menschen wie alle anderen auch, und WAS sie sind, zeigt sich in ihrem Erweis. Ein freundlicher, netter Junkie wird von mir als freudnlich und nett angesehen, ein bürgerlicher Miesepeter als ein Miesepeter, ein verrotteter Junkie als ein verrotteter Mensch und ein rücksichtsvoller Mercedesfahrer als ein rücksichtsvoller Mensch. Ich schaue in jedem Einzelfall immer wieder neu hin und Pauschalurteile treffe ich nicht.

Angemessenheit und Konsequenzen - Glück ist ein gelegentlicher Teilaspekt davon, Unglück auch. Alles Menschliche ist ein Teilaspekt davon, kann mal mehr udn mal weniger in den Vordergrund treten. Ich weiß das vorher nie^^ rein "optisch" macht es sich so bemerkbar, daß ich bei Unangemessenheit ein bestimmtes Ziehen empfinde - dahinter verbirgt sich natürlich ein komplexer psychischer Vorgang^^ ach so ja, vielleicht sollte ich noch dazu erwähnen, daß ich mich nicht als Produkt auffasse, das einer Qualitätsprüfung unterliegt^^ meine Maßgaben müssen nur für mich stimmen^^ merkwürdigerweise komme ich trotzdem mit meiner Umwelt ganz gut klar, auch wenn mein Schatz mir gelegentlich vorhält, daß ich latente autistische Züge aufwiese^^



Feuerkopf, du hast es verstanden^^

die Gefühle sind in den Augenblicken dazwischen^^

Feuerkopf
Moderatorin
Moderatorin

Benutzeravatar
 
Beiträge: 5707
Registriert: 30.12.2000
Fr 13. Apr 2007, 13:42 - Beitrag #43

Ipsi,
gebe deiner Einschätzung, was Drogeneinnahme angeht, recht. Uns fallen immer nur diejenigen auf, die Drogen missbräuchlich, d. h. in Unmengen oder in minderer Qualität konsumieren. Es hat immer unauffällige Morphinisten, Alkoholiker. Tablettensüchtler oder Kokser gegeben. Voraussetzung sind genügend Geld, genügend Selbstdisziplin und "sauberer" Stoff.

Dennoch möchte ich nicht, dass meine Kinder vor der Zeit, also vor dem Erwachsensein, Zugang zu krankmachenden Stoffen bekommen. Wir haben hier nun mal keinen freien Zugang zu den "sauberen" Varianten, außer beim Alkohol.
Und da zweifle ich - mit Verlaub - gelegentlich an der geistigen Reife seiner jungendlicher Konsumenten. :rolleyes:

Hey, und ich habe was verstanden, ohne einen Begriff wie "Utilitarismus" anzuwenden. :cool:

Ipsissimus
Dämmerung
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 10251
Registriert: 29.10.2004
Fr 13. Apr 2007, 15:58 - Beitrag #44

Feuerkopf, ich zweifele auch an der geistigen Reife vieler Drogenkonsumenten^^ einschließlich der Fernsehgucker^^

janw
Moderator
Moderator

Benutzeravatar
 
Beiträge: 8488
Registriert: 11.10.2003
Sa 14. Apr 2007, 22:24 - Beitrag #45

Was den Utilitarismus betrifft...wie wäre es, damit mal einen alten thread weiter zu führen? ;)

Zitat von Yanapaw:aber die Aussage er ist an ihrem Wohl interessiert ist Selbstbetrug, denn Interesse am Wohl eines Menschen ist mehr als Nicht-zigaretten kaufenHat er Interesse an all den Menschen, die er täglich rauchen sieht, nein es ist ihm egal, genauso egal, wie ihm das Mädchen ist, aber dadurch, dass sie ihn persönlich anspricht, greift ein langfristig konsitionierter und sorgfältig implementierter Mechanismus und er glaubt er interessiere sich für ihr Wohl. Ein ähnlicher Mechanismus, wie die Niedergeschlagenheit beim Lesen von Todesanzeigen zu früh Gestorbener, glaubst du wirklich das sei Anteilnahme?

Aber was sagst Du, wenn ich Dir sage, daß die Begegnung mit einem anderen Menschen für mich praktisch nie neutral ist, sondern entweder eher positiv oder eher negativ, seit einiger Zeit wieder überwiegend ersteres.
Natürlich steht das immer im Spannungsfeld zur Achtsamkeit, zur Aufmerksamkeit mir selbst gegenüber - aber wenn ich Zeit habe, was soll mir passieren, wenn ich auf jemanden eingehe, der mich etwas fragt?
Daß ich darauf nicht in einer Weise reagiere, die mir selbst schädlich erscheint, sondern eher nach einer zumindest neutralen Lösung suche, verwundert das? Natürlich kann man darüber streiten, ob meine Lösung in diesem Falle so viel besser gewesen wäre, als ihr die Zigaretten zu holen...
Ist es mir egal, wenn ich andere Menschen rauchen sehe? bei Kindern - denke ich mir meinen Teil, bei Erwachsenen - ich weiß, daß sie selbst aus eigener Entscheidungsfreiheit entscheiden zu rauchen, und damit ist es in Ordnung.
Todesanzeigen zu früh gestorbener - gibt es die überhaupt, hat nicht alles seine Zeit?^^ - lassen mich nicht kalt, auch weil ich selber weiß, wie das ist, einen lieben Menschen viel zu früh zu verlieren.
Was die grundlegenden Mechanismen betrifft...alle unsere Haltungen und Affekte beruhen auf Konditionierungen...

Zitat von Maurice:"aber die Aussage er ist an ihrem Wohl interessiert ist Selbstbetrug, denn Interesse am Wohl eines Menschen ist mehr als Nicht-zigaretten kaufen" Ich würde das durchgehen lassen, wenn Lykurg oder Jan das "Anteilnahme" nennen würden. Ich würde das dann aber nur als stark auf den Moment begrenzte Anteilnahme ansehen. Aber was sollte ich dagegen haben? Stört mich nicht sonderlich.

Ich denke, Anteilnahme trifft es ganz gut.
Die Sache mit der zeitlichen Begrenztheit ist dabei für mich kein Problem - sie gilt prinzipiell jedem gegenüber, denn sonst wäre die Anteilnahme intrusiv, was nicht beabsichtigt ist. Wirklich nahe ist mensch sowieso immer nur sich selbst...

Zitat von Ipsissimus:janw, es steht zu befürchten, daß ich wirklich Amoralist bin^^ich weigere mich, Verantwortung für andere Menschen zu übernehmen oder auf mich zu nehmen, wenn ich das als unangemessen empfinde, also praktisch immer, nur mit den absolut unvermeidbaren Ausnahmen. Wäre ich Knastleiter, wäre ich nicht ich^^ und an Haschisch kommst du im Knast sowieso so leicht wie draußen an Bier^^

Angesichts dessen, was alles unter dem Mantel der Moralität verbrochen wird, finde ich das gar nicht so fürchterlich^^
Wie gesagt, ich denke auch nicht, daß ich so handeln sollte...^^
Das Saarland scheint ein kleines Paradies zu sein^^ hierzubundesland dient Hasch im Knast als Währung und ist nicht ganz so leicht zu kriegen, wie ich immer wieder höre.
Wäre übrigens sehr für eine Drogenpolitik à la Ipsi zu haben^^ :)
Ach ja, fürs Fernsehen sollte es aber eine Beschränkung geben, wider die Verblödung^^

Zitat von Yanapaw:Ich habe weder das Bedürfnis noch sehe ich die Notwendigkeit mich für diesen Eindruck zu rechtfertigen, oder ihn zu widerlegen, insofern belasse ich es dabei.

Brauchst Du ja auch nicht, ich wollte dich nur darauf hinweisen...^^

Maurice
Analytiker
Lebende Legende

 
Beiträge: 5166
Registriert: 14.01.2003
So 15. Apr 2007, 11:40 - Beitrag #46

@Utilitarismus: Ich habe Y-Bob diesbezüglich eine PN geschickt und hoffe, dass damit das Thema bis auf weiteres erledigt ist.

Vorherige

Zurück zu Diskussion

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 1 Gast