Abends weggehen und so

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Nicolas
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Sa 1. Sep 2007, 00:01 - Beitrag #1

Abends weggehen und so

Hallo!

Ich komme gerade von vier Wochen Kur zurück und habe noch bis Mitte Oktober Semesterferien. Aber ich befürchte schon wieder, daß die restlichen Semesterferien wieder genauso langweilig werden, wie meine letzten Semesterferien und die Schulferien früher. Ich gehe regelmäßig donnerstags zum Chaostreff nach Heidelberg, aber das war es auch fast mit meinen abendlichen Beschäftigungen. Ich habe ja auch noch eine Körperbehinderung und sitze deshalb im Rollstuhl, das macht alles auch nicht einfacher.

Ich suche einfach ein paar Leute, mit denen ich abends weggehen kann, die vielleicht auch mal auf mich zugehen und fragen, hast du Lust wir machen dies und das. Ich weiß aber einfach nicht wie ich das anstellen soll. Ich hatte vor allem in der Mittelstufe in der Schule auch Mobbingerfahrungen machen müssen und habe mich auch seitdem eher zurückgezogen. Damals war mir auch gar nicht so richtig klar, daß meine Klassenkameraden sich abends ab und zu getroffen haben.
Aber in der Oberstufe habe ich mich dann versucht, einer Clique anzuschließen, wir haben uns freitags immer in einer Kneipe getroffen. Wenn ich gefragt habe, "ist heute wieder etwas", habe ich immer davon erfahren. Habe ich mal nicht gefragt, wurde mir auch nichts gesagt. Haben sich die Leute zu einem Videoabend oder Geburtstag oder so getroffen, wurde ich auch fast nie eingeladen. Es gab ja zum Glück (oder zum Pech?) ein Stufenforum, in dem ich auch aktiv war und da haben die immer brühwarm reingeschrieben, was sie abends zuvor so gemacht haben. Ich habe dann zwar manchmal sarkastische oder zynische Beiträge hinterlassen, aber ich glaube, es hat niemand meine Not erkannt, die haben sich nur über diese Beiträge geärgert. Vielleicht hätte ich doch mal explizit schreiben sollen, daß ich meistens daheim rumhocke, aber so weit war ich vielleicht noch nicht.

Als ich dann an die Uni gekommen bin, habe ich alles etwas ruhiger angehen lassen. Ich habe einfach nicht mehr versucht, mit Gewalt eine Clique zu finden, mit der ich mich abgeben kann. Ich glaubte auch, daß ich es überwunden hatte, daß ich halt allein rumsitze, aber irgendwann hat mich die Einsamkeit doch erdrückt. Aber großartig geändert hat sich an meiner Situation nicht.

Ich weiß einfach nicht, wie man am besten eine Clique findet, mit der ich abends etwas unternehmen kann. Soll ich eher an der Uni versuchen, aber ich bin ja jetzt schon wieder im dritten Semester und die Regelstudienzeit geht sechs Semester. So arg viel Zeit, eine "Clique" zu finden, bleibt mir auch nicht mehr. Außerdem bin ich jetzt schon 21 (wie die Zeit nur so davonrennt). Dieses abendliche Weggehen geht vielleicht noch bis 25 oder keine Ahnung. Dann ist man beruflich schon zu sehr eingespannt. Außerdem weiß ich nicht, wie lange meine Lebenserwartung ist (laut Wikipedia 25). Bin ich vielleicht in ein paar Jahren so schlecht dran, das an abendliches Weggehen nicht mehr zu denken ist? Manchmal habe ich das Gefühl, daß mir einfach meine Zeit davonrennt. Soll ich meine Jugend einfach schon abhaken und sagen, so das wars?

Vielleicht kann ich ja hier in meinem Wohnort so eine Clique finden oder sonst wo? Oder soll ich mir meine Clique backen?

Es macht mich halt einfach traurig, wenn ich mitbekommen, wie sich mein Bruder mit Freunden trifft. Oder gerade eben habe ich mit meinem besten Freund gechattet und der sagte dann auch, er geht jetzt noch mit Klassenkameraden irgendwohin, er weiß noch nicht genau wohin.

Solche Sachen gibt es in meinem Leben halt einfach nicht. Soll ich mich einfach damit abfinden, daß es halt so ist?

Könnt ihr mir vielleicht helfen?

Viele Grüße,
Nicolas

Maurice
Analytiker
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Sa 1. Sep 2007, 01:00 - Beitrag #2

Kommt mir bekannt vor... mir fielen dazu spontan zwei Sachen ein: Amoklauf oder Präferenzverschiebung. Ersteres habe ich dann schnell wieder verworfen. Wenn ich dafür argumentieren würde, würde ich nur wieder Ärger bekommen. ^^*
Letzteres ist leichter gesagt als getan. Ich spreche da aus eigener Erfahrung. Da für dich soziale Kontakte so wichtig zu sein scheinen, wird das wahrscheinlich auch vergebene Mühe sein, dir diesen Wunsch selbst auszutreiben. Bliebe aber noch die Option, andere Interessen auszubilden, die den Kontakt kultivierterer Personen implizieren würde. Dann müsstest du nicht mehr solchen Deppen hinterherlaufen, sondern würdest was mit Menschen machen, denen andere Dinge wichtig sind und denen es dann deine Behinderung nichts ausmacht. Zwar wird es möglicherweise schwieriger werden, Personen mit gleichen anspruchsvollen Interessen zu finden, aber immer noch besser als weiter nach einer "Clique" zu suchen.

PS: Wenn ich nicht Besserung gelobt hätte... war echt schwer den einen Spruch nicht zu schreiben, der mir auf den Nägeln brannte. ^^*

Ipsissimus
Dämmerung
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Sa 1. Sep 2007, 01:47 - Beitrag #3

Nicolas, das Problem, Freunde zu finden, teilen alle Menschen. Was man so "Freunde" nennt, das ist schnell gefunden; und sein Wert ist meist den Atem nicht wert, den man für das Wort "Freundschaft" verschwendet. Echte Freunde zu finden ist ein Geschenk. Immer. Niemand hat Anspruch darauf, und alle Versuche, einer Freundschaft wert zu sein, sind vergebliche Liebesmüh. Sie wird dir geschenkt oder nicht geschenkt. Das Problem dürfte sich noch potenzieren, wenn wir in die Betrachtung nicht nur Freundschaft, sondern auch Liebe mit einbeziehen.

Tut mir leid, du hast die falschen Leute gefunden. Ob das mit deiner Behinderung zu tun hat, weiß ich nicht; immerhin ist es möglich, daß diese Behinderung deine Wahrnehmung verändert, daß sie deine Sehnsucht aufputscht, und aufgeputschte Sehnsucht ist eines der sichersten Mittel, um in die Irre zu gehen.

Was ist dir zu empfehlen. Wenn deine Lebenserwartung tatsächlich so gering ist - hast du ALS oder sowas? - dann ist dir nur das eine zu empfehlen, dass du versuchst, mit dir selbst klar zu kommen; für alles andere wird die Zeit nicht mehr reichen. Andererseits weiß ich von ALS-Leuten, die auf die 40 zugehen; dann hättest du noch viel Zeit. So oder so bleibt der Rat: entspann dich. Grundlos. Alles andere macht die Hölle nur schlimmer.

Traitor
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Sa 1. Sep 2007, 02:43 - Beitrag #4

Muss es weggehen, also in Kneipen oder Partys, sein? Oder nur irgendeine Art der sozialen Freizeitbeschäftigung? Für letzteres gibt es noch viel mehr Möglichkeiten als das klassische Weggehen. Nach deinen Interessen "Computer, Linux" (und der Tatsache, dass du die Matrix benutzt ;)) liegt der Verdacht nahe, du könntest in Richtung Geek/Nerd tendieren - ohne das abwertend zu meinen, man zählt sich ja selbst dazu. Warst du schonmal auf einer LAN-Party? Hast du mal Rollenspiele gespielt? Beides gute Möglichkeiten, Gleichgesinnte zu treffen und Tage/Abende in Gesellschaft zu verbringen. Und es sind auch deutlich offenere Kreise als die meisten Party-Truppen. Oft findet man Gruppen im Internet oder über drei Ecken an der Uni.

Nicolas
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Sa 1. Sep 2007, 17:04 - Beitrag #5

Erstmal danke für die vielen Antworten.

@Maurice
Das mit der "Präferenzverschiebung" habe ich auch schon versucht, aber das macht mich auf Dauer eher unglücklich.

@Ipsissimus
Ich habe eine Duchenne-Muskeldystrophie. Ich glaube aber nicht, daß die Lebenserwartung eines meiner Hauptprobleme sein wird. Im Vergleich zu anderen bin ich mit meiner Erkrankung doch recht gut dran.

@Traitor
Ich war früher öfters auf LAN-Partys, aber meistens werden dort nur 3D-Shooter gespielt, und die sind eher weniger mein Ding. Rollenspiele würde ich auch sehr gerne machen, aber da hat sich bisher noch nichts ergeben. Ein einziges Mal habe ich an einem Rollenspiel teilgenommen. Ich habe aber echt keine Ahnung, wie man eine dauerhafte Gruppe findet. Ich habe zwar immer, wenn in irgendeiner Runde das Gespräch um Rollenspiele geht, gesagt, daß ich dazu auch mal Lust hätte, aber es hat noch nichts bewirkt.
Über das Internet so eine Gruppe zu suchen, ist wohl nicht so das richtige für mich. Ich glaube da bin ich eher zu schüchtern dazu.

Naja, jetzt fängt ja bald wieder das neue Semester an, dann bin ich wieder mehr mit anderen Leuten zusammen. Vielleicht ergibt sich ja auch dann irgendetwas.

Maglor
Karteizombie
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Sa 1. Sep 2007, 17:11 - Beitrag #6

In Deutschland gibt es ja so etwas wie Vereine. Im Gegensatz zu Cliquen, Banden und anderen Geheimbünden stehen sie quasi für jeden offen. :rolleyes:
Und es gibt so etwas eben auch im Bereich Rollenspiel, Gesellschaftspiel, Skat, Schach usw...

MfG Maglor

Lykurg
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Sa 1. Sep 2007, 18:35 - Beitrag #7

Nicolas, viele Rollenspielergemeinschaften im Netz hängen davon ab, daß ihre Mitglieder sich trauen, einfach irgendwo mitzumachen. Wie man Mitrollenspieler IRL findet? Vermutlich am ehesten z.B. an der Uni, aber du könntest ja erstmal in den Semesterferien ausprobieren, wie es im Netz ist. Ich wünsche dir jedenfalls viel Erfolg dabei.

[ceterum censeo: wie sieht das eigentlich heutzutage und hierzuunlande mit mafiösen Verstrickungen aus?]


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