Zum Ausgangsthema ist das meiste gesagt. Ich tendiere da stark zu Lykurgs Position, im Gegensatz zur Politik bin ich kulturell gesehen doch auch eher Konservativer.

Noch schlimmer als die prolligen Kevins oder pseudo-intellektuellen Doppelnamen finde ich aber, was iirc damals im Zusammenhang mit Nicodemus schonmal diskutiert wurde, die ausdruckslosen Einsilben-Abkürzungs-Namen à la Nick oder Tom, da sie meines Erachtens einige Entfaltungsmöglichkeit rauben. Allerdings mit einigen Ausnahmen wie Jan oder Tim, die traditionell genug sind, um nicht so aufzufallen. Was dann leider sehr schön zeigt, dass diese Ansichten rein auf Gewöhnung basieren und Erklärungen wie "Entfaltungsmöglichkeiten rauben" oder "nicht an den eigenen Kulturkreis angepasst" doch eher im Nachhinein zur Befremdens-Rechtfertigung konstruiert werden.
Ach ja, irgendwer hatte hier "Angelique" als weiblichen Kevin genannt. Tatsächlich? Ist mir noch nie als Massenname untergekommen und ich hätte ihn keinesfalls mit Unterschicht assoziiert, sondern auf den ersten Blick als rein ausländisch-französisch und auf den zweiten als bourgeois. Aber vielleicht ist seine "Kevinisierung" ja regional unterschiedlich weit fortgeschritten, denn das ist ja der weitgehend anerkannte Mechanismus: ein Name gilt ein paar Jahre lang als Avantgarde, wird dann von der Masse nachäffend übernommen, bewusst oder umbewusst, um sich dadurch Status zu erarbeiten, und verkommt dadurch schnell erst zum Mode- und dann zum Unterschichtnamen.
Ob wohl dieses Sag-mir-wie-du-heißt-und-ich-sortiere-dich-in-eine-Schublade-ein auch in anderen Kulturen gibt?
Ist es vielleicht prollig, in Indien "Indira" zu heißen oder "Nils" in Schweden?
Auf jeden Fall. Zumindest aus England und Amerika kennt man das ja über Literatur und Medien recht gut, wobei die beiden sich in der sozialen Namens-Verortung dann auch oft genau widersprechen. In England war z.B. längere Zeit "Sally" die blonde Proll-"Uschi".
