Ich hab mir den Artikel mal durchgelesen jetzt, danach waren Tokio Hotel in Japan und die Toten Hosen in Usbekistan.
Sicher kann man fragen, ob diese Gruppen für diese Auftritte staatliche Förderung nötig haben, ich habe da auch Zweifel.
Andererseits geht es bei der Kulturförderung des Auswärtigen Amtes darum, die BRD in ihrer Schaffensbreite dem Ausland zu vermitteln und nahe zu bringen, und dort entsprechend den relevanten Zielgruppen. Und da kommt man ebenso nicht drumrum, daß die BRD auch im Bereich der Pop-Kultur einige in größeren Teilen der Gesellschaft anerkannte Leistungen vorzuweisen hat, also nicht nur von vergangenem Ruhme zehrt, und daß die Gruppe der Jugendlichen und jungen Erwachsenen in den Ländern eine wichtige Zielgruppe ist, die auf diesem "Kanal" deutlich besser zu erreichen ist als mit Literatur und Werken, die zwar deutsch sind, wichtige Grundlagen für deutsche Befindlichkeiten und die Gegenwartskultur darstellen, aber doch den gegenwärtigen Stand der BRD nicht direkt repräsentieren.
Das Problem für mich ist von daher eher, wie weit durch die Förderung - gesetzt, die Konzerte hätten auch ohne sie stattgefunden - etwas mehr vermittelt wird als nur das Konzert, das eh stattgefunden hätte.
Der Artikel bezieht sich auf eine Anfrage der SPD im Bundestag, in der zugleich Kriterien erfragt werden, nach denen Kultur im Einzelnen als förderungswürdig erachtet werde.
Gesamtstaatliche Relevanz wird dort genannt, weiteres lasse sich "aufgrund der Vielfalt der Sachverhalte" nicht verallgemeinern.
Das wirkt schwammig, kann zur Begründung von allem und jede dienen, und doch: Sind bei einer so vielfältigen Materie wie der Kultur klare Kriterien für Förderungswertes und -unwertes möglich, ohne daß diese selbst zu einer Kanonisierung der Kultur führen? Einer Kanonisierung, die letztlich das Ende der Freiheit der Kultur bedeuten würde?
Ich hätte mich auch mehr als schwer damit getan, einen Förderbescheid für Tokio Hotel in Japan zu unterschreiben, hierin ernsthaftes kulturelles Bemühen zu erkennen, ist schon eine Herausforderung für sich.
Bei den Toten Hosen, wenn ich es richtig sehe einer Gruppe mit durchaus tragbarem politischem Bewusstsein und Wegbereiter eines musikalischen Stils - ob er mir nun gefällt oder nicht -, in einem nicht gerade demokratischen zentralasiatischen Land, fiele es mir schon schwerer, Gründe für eine Ablehnung herzusuchen.
Wichtig wäre mir, wie oben angedeutet, daß mehr dabei 'rüberkommt, als nur ein kommerziell ausgerichtetes Konzert.
Die Berliner Philharmoniker, werden sie bei Auslandsauftritten nicht unterstützt? Oder könnte es sein, daß sie schon vom Land Berlin gefördert oder gar getragen werden, dazu von der Hauptstadtförderung profitieren? Ein wichtiger Fördergrundsatz ist vielfach, daß keine öffentliche Doppelförderung vorliegen darf, bzw. daß verschiedene öffentliche Förderer sich wenn an verschiedene Bereiche oder Aspekte des Förderungsnehmers richten müssen.
Natürlich gibt es vieles Gutes und Wichtiges, das nicht gefördert wird, darin stimme ich Dir zu. Allerdings liegt dies vielfach in der Zuständigkeit von Ländern und Gemeinden.
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