Träume, Gedanken, Wünsche ...

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Amely67
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Di 14. Feb 2012, 15:14 - Beitrag #1

Träume, Gedanken, Wünsche ...

Es gibt Menschen, die behaupten, dass man den Charakter eines Menschen auch daran erkennen könne, was seine Gedanken, Träume und Wünsche sind.
Ich bin der Meinung, dass diese drei Dinge -das persönlichste was ein Mensch besitzt - niemand benutzen darf, um dem der offen über diese Dinge sprach etwas unterzujubeln.
So ist meiner Ansicht nach ein Mensch, der geträumt hat jemanden zu töten kein Mörder.
Eine verheiratete Frau, die träumt mit einem anderen Mann geschlafen zu haben - keine notorische Fremdgängerin ( bzw. gar keine).
Ein Kind, welches vor Fantasie nur so sprüht auch kein verlogenes Kind.
Gedanken, Wünsche und Träume sind oft geheim, freuen wir uns einfach daran, wenn ein Mensch uns so sehr vertraut, sie uns zu erzählen.
Oder nicht?

Lykurg
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Di 14. Feb 2012, 16:07 - Beitrag #2

In vielem hast du sicher recht damit. Offen über Gedanken, Träume und Wünsche zu sprechen, kann ein schöner Vertrauensbeweis sein. Natürlich ist es falsch, das Vertrauen dann zu mißbrauchen. Darüber hinaus ist der Zusammenhang zwischen Traum und Realität meist zu indirekt und kompliziert, um daraus direkte Rückschlüsse zu ziehen.

Selbstverständlich ist es etwas ganz anderes, ob man von einer Sache träumt oder sie durchführt, schon weil wir auf unsere Träume keinen oder fast keinen Einfluß haben. Andererseits zeigen sich auch in Träumen gelegentlich (oder sogar recht oft) auch unsere heimlichen Wünsche, und zumindest der Traum vom Ehebruch ist nicht gerade ein Zeichen von innerlicher Makellosigkeit, auch wenn es beim Traum bleibt.

Wenn ein Mensch, der davon geträumt hat, einen Menschen zu töten, einen Mord begeht, ist er auch ein Mörder. -

Einfallsreichtum ist für mich etwas anderes als Lüge, denn Phantasie schätze ich sehr - aber über ein Kind, das regelmäßig anderen ins Gesicht lügt, um sich Vorteile zu verschaffen oder anderen eins auszuwischen, würde ich sicherlich nicht sagen, daß es von Phantasie sprühte; das käme mir meinerseits wie eine euphemistische Lüge vor.

Amely67
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Di 14. Feb 2012, 17:35 - Beitrag #3

eben das nicht

Ja - gerade das meinte ich nicht. "Vor Fantasie sprühen" heißt bei mir, das Ausmalen von Geschichten zu verschiedenen Themen oder die Erfindung eines imaginären Freundes. Manchmal passiert es auch, dass Kinder die Realität nicht mehr von den erdachten Geschichten trennen können.
Das würde ich auch nicht bestrafen - nur auf sanfte Art und Weise helfen, es zu trennen.
Im Übrigen habe ich selbst im Traum noch keinen getötet.

Nur einmal hatte ich zu spät Hilfe geleistet in meinem Traum, weil ich unterwegs war mein Auto zu suchen, dass ich in der Stadt abgestellt hatte - irgendwo.
Im Traum sah ich weit hinten am Elbufer ein Pferd angebunden und bis zu den Fesseln im Wasser. Und es stieg immer weiter an - das Wasser der Elbe.
Leider bin ich dem armen Tier nicht sofort zu Hilfe geilt, weil ich erst mein Auto finden wollte. Dann wurde es dunkel und Lichter am Himmel kamen immer näher - Ufos - wie sich herausstellte - aber nur etwa 2 m im Durchmesser. Das eine kam voll auf mich zu und ich habe es weggekickt mit dem Ellenbogen- so dass es ins Wasser plumpste...
Nun tat mir das auch wieder leid - ich ging, um zu helfen. Eine runde Luke tat sich auf und ein kleines Männlein mit einem Baby stieg aus. Ich nahm das Baby auf den Arm und das Männlein lief neben mir her...plötzlich waren beide verschwunden und ich sah eine braungebrannten Cowboy mit Sattel unterm Arm und sehr traurigem Gesicht entgegenkommen. " Und das Pferd???", habe ich gefragt - er schüttelte nur traurig den Kopf und ging an mir vorbei...
Das alles träumte ich in einer einzigen Nacht - schon eine Weile her - aber ich vergesse diesen Turbolenten Traum niemals. So deutlich waren die Bilder.

Anaeyon
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Di 14. Feb 2012, 18:10 - Beitrag #4

Zitat von Amely67:Es gibt Menschen, die behaupten, dass man den Charakter eines Menschen auch daran erkennen könne, was seine Gedanken, Träume und Wünsche sind.


Das würde auch ich so behaupten. Ich frage Menschen sehr gerne, was ihre großen Faszinationen sind. Manchmal stelle ich noch untypischere Fragen wie z.b. "Wenn du dein Lebensgefühl beschreiben könntest, als sei es ein Bild oder eine Szene, was wäre es?". Ich finde es toll, von Menschen nicht nur zu wissen was am Ende ihrer Gedanken dabei herauskommt, sondern wie sie denken. Esoterisch ausgedrückt: In welchen Farben und Mustern ihre Gedanken sich formen, durch was beeinflusst, mit welchen Hintergrund, usw...

Lediglich zu fragen "Wo würdeste gerne mal Urlaub machen, was würdest du dir mit ner Million leisten, magst du eigentlich auch die Farbe Blau so sehr" wäre doch etwas langweilig.


Ich bin der Meinung, dass diese drei Dinge -das persönlichste was ein Mensch besitzt - niemand benutzen darf, um dem der offen über diese Dinge sprach etwas unterzujubeln.


Dies ist nun wieder eine ganz andere Sache und da würde ich dir zustimmen.


So ist meiner Ansicht nach ein Mensch, der geträumt hat jemanden zu töten kein Mörder.
Eine verheiratete Frau, die träumt mit einem anderen Mann geschlafen zu haben - keine notorische Fremdgängerin ( bzw. gar keine).
Ein Kind, welches vor Fantasie nur so sprüht auch kein verlogenes Kind.
Gedanken, Wünsche und Träume sind oft geheim, freuen wir uns einfach daran, wenn ein Mensch uns so sehr vertraut, sie uns zu erzählen.
Oder nicht?


Vor kaum etwas habe ich mehr Angst, als dass jemand meine Gedanken lesen könnte und sich dann ein Bild von meinem Charakter macht. Das Bild wäre zwingend falsch, schrecklich falsch und womöglich auch schrecklich ansich.

Wären meine Phantasien/Träume/Gedanken plötzlich Realität, dann würden zwar weiterhin die guten Dinge bestehen, die Schlechten würden jedoch nicht mehr unterdrückt bzw. aufgrund gut funktionierender Selbstdisziplin nicht mehr von vornerein in Gedanken verworfen. Und dadurch würde ich zwingend ein viel negativerer Mensch sein.

Der Kontrollprozess zwischen Fantasie und Ausführung ist ebenso ein Teil meines Charakters, wie Gedanken und Träume es sind. (jeder Philosophie-Amateur würde mich für diesen Satz wohl blutig schlagen wollen, aber vll. ist ja ersichtlich, wie es gemeint war)

Amely67
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Di 14. Feb 2012, 20:59 - Beitrag #5

Verstehe ich gut

...ist ja auch bei mir so - würde ich manchmal tun, was ich so denke, dann würde in einer Menschenschlange ein Herr plötzlich laut " AUuuuuuaaaaa"
brüllen, weil ich diesem in den Knack-Po gekniffen habe...
Ups ( Kopfkino bitte abschalten!)
Diesen Beitrag habe ich mehr oder weniger für eine Person verfasst, die meinte, an meiner Schreibweise erkennen zu können, dass ich evtl. einen aggressiven Charakter habe - wegen meiner Aussage.

Zitat:
" Und jedesmal wenn ich so ein Gemüse esse, kommt promt die Frage: " Was isst du denn da?" Und geduldig erzähle ich zum 3. mal: " Ich esse eine Avokado."
Jetzt fängt die eine an zu lachen und eine andere sagt erhaben: " Na ab einem gewissen Alter muss man dann eben Avokado essen."
Ich hätte mein Essen diesen Napfsülzen jetzt gern ins Gesicht geschleudert. Aber das macht man nicht. So esse ich weiter und sage ruhig, dass ich diese Bemerkung nicht so toll finde...."

Ich meine, das habe ich doch nur gedacht und die Vorstellung ist mir Spaß und Genugtuung allein - so muss ich es nicht mal mehr ausführen.
Es gelingt mir nicht boshaft zu sein und mutwillig anderen weh zu tun.
Es passiert evtl. manchmal, ohne die Absicht.
Andre Kaliber dagegen haben ihren Genuss, durch spitze Bemerkungen zu verletzen. Wenn die nur wüssten, wie sehr sich sich selber damit schaden.

Vielen Menschen ist nicht bewusst, dass ihr Wohlergehen unter Anderem von eigenen Aussagen über sich und andere abhängt. An einer Studie hat man in England belegt, dass das Wohlergehen ansteigt, wenn man positives Feedback abgibt und absinkt, wenn man negative Aussagen über jemanden macht. Den Artikel könnte ich für Euch abtippen.
( Musste erst kürzlich in Deutsch eine Vortrag über " Feedback geben" halten...

Ich

Traitor
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Mi 15. Feb 2012, 20:12 - Beitrag #6

Zitat von Anaeyon:Vor kaum etwas habe ich mehr Angst, als dass jemand meine Gedanken lesen könnte und sich dann ein Bild von meinem Charakter macht. Das Bild wäre zwingend falsch, schrecklich falsch und womöglich auch schrecklich ansich.

Meinst du, dass jemand nur einen kurzen Ausschnitt deiner Gedanken liest und daraus falsch auf deinen Charakter schließt? Oder wäre für dich auch ein beliebig langer Gedankenmitschnitt kein gutes Charakterbildnis? Wenn letzteres, was soll außer den Gedanken denn noch den Charakter ausmachen?

Anaeyon
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Mi 15. Feb 2012, 20:28 - Beitrag #7

Nunja, andere könnten meine Gedanken nicht so interpretieren, wie ich es tue. Nicht wissen, warum dieser oder jener Gedanke gerade aufkommt.

Wenn ich an einer gut aussehenden Frau vorbeilaufe und in Gedanken "Boah, was für ein Gerät!" sage, würde man (bzw. Frau) mich wohl erstmal als Oberflächlich/dümmlich einstufen, anstatt zu verstehen dass ich relativ viele stumpfsinnige Gedanken produziere, wenn ich gerade genervt nach 10 Stunden Schule auf dem Heimweg bin. Diesen Kontext der Gedanken zu verstehen, das wäre wohl nur möglich wenn man quasi mein ganzes Leben lang meine Gedanken lesen würde und gleichzeitig durch meine Augen sieht und durch meine Ohren hört. Und solange dass nicht der Fall ist traue ich so ziemlich niemandem zu, einen Charakter anhand der Gedanken einzuschätzen.

was soll außer den Gedanken denn noch den Charakter ausmachen?


Ich habs nicht so mit präzisen Definitionen, vll. benutzt du die Wörter anders als ich oder betrachtest alles davon als "Gedanken", aber bei Gedanken spreche ich in erster Linie von den ausformulierten Sätzen die ich sage, ohne den Mund dabei zu öffnen. Bild
Das alleine wäre etwas wenig, um meinen Charakter zu bilden.

Erinnerungen bzw. Erfahrungen, Gesehenes, Gehörtes, Geschmecktes, Unterbewusstes, aber auch der Weg von Gedanke zu Handlung und die Handlungsweise sind Teil meines Charakters. Sogar meine Körperhaltung fließt da mit ein.

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Do 16. Feb 2012, 00:05 - Beitrag #8

Zitat von Traitor: Wenn letzteres, was soll außer den Gedanken denn noch den Charakter ausmachen?


Das Handeln - wie man sich gibt und das Menschen -sowie das Weltbild eines Menschen - sind meiner Meinung nach viel entscheidender als die Gedanken eines Menschen um seinen Charakter zu erkennen.

Zum Beispiel ist auf einer Einkaufspassage eine ältere Dame umgefallen. Jemand kann mit den Gedanken spielen ihr hoch zu helfen und in dieser Zeit überlegt ein anderer nicht lang und hilft der Dame schnell und zielsicher auf.

Wer hat wohl den besseren Charakter?

In jedem von uns wohnt etwas Positives und etwas Negatives ( wie schon erwähnt) Bei einem überwiegt das erste und bei einem anderen evtl. das zweite.
Zum Glück haben wir unsere Visionen, Gedanken und Fantasien, um uns dort auszutoben und all die verbotenen Dinge zu tun. Doch handeln werden die meisten von uns nach Recht und Gesetz sowie Vernunft.
Denk ich mal so - Ihr nicht?

Amely67
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Do 16. Feb 2012, 09:38 - Beitrag #9

Zitat von Lykurg:Andererseits zeigen sich auch in Träumen gelegentlich (oder sogar recht oft) auch unsere heimlichen Wünsche, und zumindest der Traum vom Ehebruch ist nicht gerade ein Zeichen von innerlicher Makellosigkeit, auch wenn es beim Traum bleibt.


Und wenn diese Frau einen Mann hat, dem es beim Sex egal ist, ob sie einen Höhepunkt hat oder nicht? Wenn diese Frau sich vielleicht nach Erfüllung sehnt und sie bei ihrem Mann nicht findet? Ist sie dann Deiner Meinung nach voller Makel, weil sie Erfüllung wenigstens im Traum findet?

Lykurg
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Do 16. Feb 2012, 11:56 - Beitrag #10

Es gibt viele Arten von unglücklichen Ehen, denen gegenüber die von dir genannte noch eine der harmloseren ist. Aber Fremdgehen fragt nicht nach den Motiven. Mein Ausdruck der 'inneren Makellosigkeit' war mißverständlich gewählt, es ging mir dabei weniger um eine moralische Verurteilung als um die Feststellung, daß da offenbar etwas ist, was sich an die Oberfläche drängt. In einer unglücklichen Ehe treu zu bleiben, auch gegen seine Träume an, kann dann sogar als besondere Prinzipienfestigkeit verstanden werden. Je nach den Umständen könnte es sich auch als falsch herausstellen, wenn etwa die Vorstellungen des Partners von Treue noch geringer sind.

Ich halte allerdings einen Menschen, der vom Ehebruch träumt, für anfälliger dafür als einen, der von solchen Anfechtungen generell verschont bleibt. Wie du aber richtig bemerkst, spielt die Beziehungssituation eine große Rolle dafür, und wie bereits gesagt ist unser Einfluß auf unsere Träume gering, insofern läßt sich hier auch kaum von Schuld sprechen. Was ein Mensch tut (und warum) ist für seine Außenwahrnehmung wichtiger als das, was sein Unterbewußtsein ihm vorschlägt.

Traitor(@Anaeyon), ich denke ebenfalls, daß die Entscheidung für oder gegen ein bestimmtes Handeln eine größere Rolle spielt als die gesehenen Optionen. Gegebenenfalls bildet ja auch eine versehentlich herausgerutschte Äußerung die Grundlage für eine entsprechend fehlerhafte (oder einfach nur nicht mit der Selbstsicht übereinstimmende) Einschätzung.
Gedanken, Wünsche und Träume sind oft geheim, freuen wir uns einfach daran, wenn ein Mensch uns so sehr vertraut, sie uns zu erzählen.
Oder nicht?
Nein, nicht unbedingt. Es gibt Dinge, die ich von meinen Mitmenschen eher nicht wissen möchte. Vertrauen ist etwas schönes, Wissen kann aber auch belastend sein. Gerade weil ich meinen Kopf nicht daran hindern kann, Gedanken weiterzuspinnen, möchte ich ungern bestimmte Sachen, die mir wichtig sind, von den Erzählungen anderer verhunzt sehen. Wie leicht merkt man sich einen dummen Witz oder die eklige Assoziation eines Anderen zu etwas, womit man täglich zu tun hat. Und gerade wenn ich einen Menschen nicht genau kenne, möchte ich seine innersten Geheimnisse vielleicht auch gar nicht so genau wissen - denn worauf sollte sich das Vertrauen gründen, das er mir offenbar entgegenbringt? Das wäre mir möglicherweise eher unangenehm.

Ipsissimus
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Do 16. Feb 2012, 14:13 - Beitrag #11

ich halte es für unangemessen, bei Beziehungsthemen in moralischen Kategorien zu argumentieren. "Beziehung" ist etwas, das Menschen sich wählen, um glücklich zu sein. Wenn das in einer Beziehung nicht oder nur eingeschränkt möglich ist, mag es vielleicht als besonders prinzipienfest gelten, in der Beziehung zu verharren. Ich halte es für besonders dumm, was allerdings keine moralische Kategorie ist^^ und nein, auch Kinder ändern daran nichts Grundlegendes. Kinder haben kein Recht auf eine glückliche Familie.

Alle diese Zuschreibungen - und mehr sind moralische Wertungen nicht - sagen nichts über die Personen aus, denen etwas zugeschrieben wird, aber sehr viel über die Personen, die zuschreiben.

Und "positiv" und "negativ" sind schon deswegen gründliche Missverständlisse, weil darin so getan wird, als wäre es möglich, das eine integrale Ganze - den Menschen - in Teile auftrennen zu können. Moral ist immer nur ein Modell. Das Leben ist etwas ganz anderes.

Amely67
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Do 16. Feb 2012, 15:18 - Beitrag #12

Zitat von Ipsissimus:auch Kinder ändern daran nichts Grundlegendes. Kinder haben kein Recht auf eine glückliche Familie.


Traurigerweise haben Kinder kein Recht auf eine glückliche Familie, denn man kann niemanden zu seinem Glück zwingen.
Doch fest steht, dass Kinder gesünder und glücklicher in einer solchen Familie aufwachsen, in der Frieden, Ausgeglichenheit und Harmonie dominieren.
Es ist auch erwisen, in wie weit diese Kinder als Erwachsene beziehungsfähiger sind.
Ich möchte auch anfechten, dass Kinder an dem Vorhaben sich zu trennen nichts grundlegendes ändern würden, denn ich kenne so einige Paare mit Kindern, die warten wollen bis diese "groß genug" sind dafür.
So sind Kinder sowieso die Leidtragenden - egal ob die Eltern sich trenne oder nicht, denn gerade diese empfindsamen Wesen mit ihren "feinen Antennen" bekommen jede auch noch so kleine Feindseeligkeit zwischen den geliebten Eltern mit.
( auch ich habe zu lange gewartet, um den Schritt zu gehen. Jahrelang vorher habe ich zu mir gesagt - so halte ich es nicht bis ans Lebensende aus- )
Selbst unsere Kinder sahen die Trennung als einzige Möglichkeit an - sie bekamen sehr viel mit.
( Dazu könnte man sicher ein neues Thema eröffnen - an welchem sich kaum einer betreiligen würde " Warum bleiben unglückliche Paare zusammen? "
Denn es ist ein Thema, welches viele selbst nicht recht beantworten können oder wollen - es ist unbequem - so meine Vermutung)

Um auch auf positiv und negativ noch mal einzugehen:
Das ist so eine Erklärung, die ich mir selbst gebe, wenn ich mir Gründe dafür suche, weshalb Menschen zu schlimmen Grausamkeiten an anderen Menschen fähig sind. So habe ich mir gesagt, dass aus irgendeinem Grund die negative Seite ausgebrochen ist oder entfesselt wurde.
Vielleicht aus einem Grund der Resignation oder des Ungeliebtseins...keine Ahnung.

Ipsissimus
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Do 16. Feb 2012, 15:27 - Beitrag #13

Doch fest steht, dass Kinder gesünder und glücklicher in einer solchen Familie aufwachsen, in der Frieden, Ausgeglichenheit und Harmonie dominieren.
das hängt grundlegend von der Gesellschaftsform ab. Es gibt Gesellschaften, in denen ein ganzer Stamm oder wenigstens die gesamte Großfamilie Bezugsperson für die Kinder ist, die biologischen Eltern nur zwei unter vielen. Die Kinder wachsen dann nicht unglücklicher auf als in unserer Gesellschaftsform, in der der Anspruch der Bedeutung schon immer mit den realen Sachverhalten kollidierte.

Wenn die Gründe, die du dir selbst erdenkst, mit den realen Sachverhalten etwas zu tun haben sollen, sind "positiv" und "negativ" viel zu einfache Erklärungsmuster.

Amely67
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Do 16. Feb 2012, 15:41 - Beitrag #14

Meine Aussagen beziehen sich auf die Kinder in Deutschland, da ich die Lebensweisen der anderen Kulturen nicht so sehr kenne, dass ich sie einbeziehen könnte. Ich weiß nur, dass es in vielen Großfamilien mancher Kulturen mehr Zusammenhalt gibt als in den Familien Deutschlands.

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Do 16. Feb 2012, 17:00 - Beitrag #15

und da fangen dann die Fragen an, die sich wirklich stellen, weil sie die Oberfläche des Problems verlassen und in die Tiefe gehen


das eigentliche Problem bei Charaktererkennung besteht nicht darin, dass man gezielt jede einzelne Eigenschaft eines Menschen benennen und am besten noch klassifizieren kann sondern darin, über eine Art Muster, eine Vorstellung über erwartbare Verhaltensweisen zu verfügen. Darin wird man sich gelegentlich irren, aber je mehr Erfahrung man mit solchen Mustern hat, desto weniger Fehler wird man machen. In die Charaktererkennung muss eben das Wissen um die Bandbreite einfließen; da Menschen außer in pathologischen Fällen nicht streng determiniert sind, treten charakterliche Eigenarten natürlich auch nicht, oder falls doch nur äußerst selten, in determinierbarer Weise auf^^

also, Muster von Bandbreiten, nicht Kenntnis von Einzeleigenarten. Oder anders gesagt, Erfahrung, nicht Wissen ist essentiell zur Charaktereinschätzung.

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Do 16. Feb 2012, 18:18 - Beitrag #16

Fremdwort- "determiniert"

Bedeutungen:

genau festlegen, begrenzen, beeinflussen

Herkunft:

von lateinisch determinare → la „eingrenzen“

Sinnverwandte Wörter:
bestimmen, festlegen

Sorry - das Wort kannte ich noch nicht - für alle, die es ebenfalls nicht kennen - hier die Erklärung.

( Habe kein Problem Schwächen zuzugeben)

Amely67
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Do 16. Feb 2012, 18:24 - Beitrag #17

Leider musste ich erleben, dass man genau das an mir praktizierte. Man glaubte mich zu kennen, meine Gedanken, Wünsche und Erwartungen.
Man glaubte, für mich reden zu dürfen, ohne mich selbst zu Wort kommen zu lassen, da man ja "wusste was ich wollte und was ich fühlte" Weil man meinen Charakter in -und auswendig kannte, weil es ein eindeutiges Muster zu sein schien, dass man leicht mit einem Vergleichbaren idendifizieren kann...
Irrtum - keiner kann wissen was ich erwarte, denke, fühle - ohne das er mich persönlich gefragt hätte.
Genau das ist ein Problem in der Kommunikation bei zwischenmenschlichen Beziehungen. Viele glauben für andere Denken zu können.
Ich fühlte mich weitgehend entmündigt dabei und wehrte mich natürlich erfolgreich.

Ipsissimus
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Do 16. Feb 2012, 19:06 - Beitrag #18

Viele glauben für andere Denken zu können.
das ist imo nur in Einzelfällen ein Problem, und dann ist es ein relativ einfaches Problem, weil es ziemlich offensichtlich ist und mensch sich daher ganz gut dagegen wehren kann. Das eigentliche Problem sind zwei andere: Erstens) alle Menschen glauben, ihrem eigenen Urteil vertrauen zu können. Die meisten irren sich darin. Zweitens) die Innenperspektive ist immer eine andere als die Außenperspektive. Wie ich mich selbst wahrnehme ist immer anders, als wie ich von anderen wahrgenommen werde.

wegen "deterministisch": Determinismus ist eine philosophische Position, die meint, dass alles, was in der Vergangenheit jemals passierte, im Gegenwartspunkt aktuell passiert und in alle Zumunft jemals passieren wird, schon in ersten Moment nach Entstehen der Welt, des Universums, unabänderlich und unvermeidbar war, ohne dass jemals auch nur in kleinsten Kleinigkeiten die geringsten Abweichungen des vorherbestimmten (= determinierten) Ablaufes der Ereignisse möglich wären. Es ist klar, dass der strenge Determinismus ein ziemliches Problem mit menschlicher Willensfreiheit hat. Trotzdem ist er ziemlich beliebt.

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Do 16. Feb 2012, 23:20 - Beitrag #19

@Anaeyon:
Ich habs nicht so mit präzisen Definitionen, vll. benutzt du die Wörter anders als ich oder betrachtest alles davon als "Gedanken", aber bei Gedanken spreche ich in erster Linie von den ausformulierten Sätzen die ich sage, ohne den Mund dabei zu öffnen.
Ok, das ist der Hauptunterschied in unseren Begriffsverwendungen, ich würde auch unformulierte Überlegungen und ganz diffuse, sogar semibewusste, Assoziationen, noch als Gedanken zählen. Und wenn man die inklusive der Erinnerungs-"Registerzugriffe" mit überwacht, dann hätte man so ziemlich den gleichen Eindruck von einem Charakter wie dessen Inhaber selbst.

@Amely:
Manchmal stelle ich noch untypischere Fragen wie z.b. "Wenn du dein Lebensgefühl beschreiben könntest, als sei es ein Bild oder eine Szene, was wäre es?".
Spannende Frage, wäre vielleicht einen Extra-Thread wert?

Das Handeln - wie man sich gibt und das Menschen -sowie das Weltbild eines Menschen - sind meiner Meinung nach viel entscheidender als die Gedanken eines Menschen um seinen Charakter zu erkennen.
Das konkrete Handeln in Einzelsituationen ist aber auch eine sehr selektive und, je nach Kontrollgrad, positiv oder negativ verfälschte Ausdrucksform des Charakters. Einer halbwegs umfassenden Beurteilung eines Charakters kann man sich nur durch langwierige Beobachtung, Gespräche und Analye annähern. Und selbst dann kann man noch essentielle Bestandteile übersehen, weil diese sich nur im Inneren abspielen und erst in Situationen, die man noch nicht kennt, der Außenwelt offenbar würden.

Um auch auf positiv und negativ noch mal einzugehen:
Das ist so eine Erklärung, die ich mir selbst gebe, wenn ich mir Gründe dafür suche, weshalb Menschen zu schlimmen Grausamkeiten an anderen Menschen fähig sind. So habe ich mir gesagt, dass aus irgendeinem Grund die negative Seite ausgebrochen ist oder entfesselt wurde.
Viele Grausamkeiten entstehen auch im guten Glauben der Menschen, etwas Gutes zu tun. Viele sind einfach nur unglückliche Zufälle oder folgen aus ehrlichen, wenn auch dummen Fehleinschätzungen. Das klassische Konzept des moralisch Bösen, dem dein inneres "Negatives" recht nahe kommt, greift meines Erachtens viel zu kurz, um die Vielfalt menschlichen Verhaltens zu erklären. Und auch für eine persönliche Bewertung des Verhaltens und Charakters von Mitmenschen ist es oft hilfreich, erstmal neutral zu verstehen zu versuchen, was die Beweggründe sind, ohne direkt aus einer negativen Folge auf eine innere negative Kraft zu schließen.

@Ipsissimus: Für die Charakterfrage muss man wohl nicht bis zum strengen, kausalen Determinismus gehen. Die Frage ist eigentlich nur, inwiefern die höheren Hirn- bzw. Bewusstseinsfunktionen das Verhalten steuern (du brachtest ja auch Pathologien als Gegenbeispiel). Ob die dann physikalisch und/oder philosophisch im Detail frei oder determiniert sind, ist für die Praxis wenig relevant.

Amely67
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Sa 18. Feb 2012, 11:51 - Beitrag #20

Das ist viel - und auf alles kann ich nicht eingehen. Doch im Grunde hast Du Recht, da wir nicht immer so handeln können, wie wir es selbst für richtig halten oder wie wir uns selbst gerade fühlen. Das Leben - der Job - die Familie verlangen manchmal, dass wir uns selbst "vergewaltigen". Ich nenne es so brutal, weil es einfach brutal ist, wenn man nicht sein darf wer man ist und wie man ist.


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