Max* macht auf dicke Hose. Er fläzt sich auf den Stuhl vor dem Familienrichter im Amtsgericht Coesfeld, antwortet patzig, zuweilen rotzfrech. Maulig gibt der Zwölfjährige Auskunft darüber, wo er aufgewachsen ist und zurzeit wohnt. Es ist kein schönes Leben, das er beschreibt.
Max' Mutter kellnert in der Münchner Szene, um sich und den Jungen versorgen zu können, der Vater ist abgetaucht. Sie ist mit der Erziehung überfordert, betäubt sich mit Kokain, landet im Gefängnis. Max kommt ins Heim. Er hat Probleme in der Schule, findet nicht so recht seinen Platz im Leben und bleibt ein Sorgenkind.
Vier Jahre lang lebt er im Kinderhaus Kerb bei Rosenheim, einer Einrichtung für Kinder, die besondere Zuwendung benötigen, denen kein großes Heim zugemutet werden soll. Max' Großmutter zieht vom Bodensee nach München, um dem Enkel nahe zu sein. Jedes Wochenende verbringen sie gemeinsam. Sie ist seine Familie.
Bis Max beginnt, sich sexuell auffällig zu verhalten. Er betatscht andere Kinder und Erzieherinnen. Er absolviert eine Therapie, zwei Psychologen stellen ihm eine gute Prognose.
Doch im Juli vergangenen Jahres geht auf einmal alles ganz schnell: Max soll das Heim im bayerischen Inntal verlassen, er gilt als gefährlich. Das Amtsgericht Rosenheim sieht "Gefahr in Verzug".
Das Jugendamt München, das das Sorgerecht für den Jungen hat, steckt ihn in eine geschlossene Abteilung für sexuell übergriffig agierende Kinder und Jugendliche des Martinistifts - in Nottuln, einer Kleinstadt bei Coesfeld, 700 Kilometer von der Großmutter, seiner einzigen Bezugs- und Vertrauensperson, entfernt.
wenn der Junge wirklich sexuell aggressiv agieren sollte, muss darauf natürlich reagiert werden. Ob die in dem Artikel geschilderte Vorgehensweise dabei in irgendeiner Hinsicht hilfreich ist, erscheint mir fraglich