Anti-XXL-Limonaden-Gesetz in New York

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Traitor
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Fr 14. Sep 2012, 11:23 - Beitrag #1

Anti-XXL-Limonaden-Gesetz in New York

Die Stadt New York will als Maßnahme gegen Übergewicht Limonadenportionen über 0,45l (außer in Supermärkten) verbieten, siehe Spiegel-Artikel.

Inhaltlich eine sehr fragwürdige Maßnahme. Die naheliegendste Umgehung sind Doppelpacks, falls die im Kleingedruckten auch verboten sein sollten, gibt es in Gastronomien immer noch den berühmten "infinite refill", und an Kiosken wird man einfach doppelt kaufen, nur mehr dafür zahlen müssen. Andererseits gibt es ja durchaus den Effekt, dass Leute eigentlich gar nicht aktiv so viel wollen, sondern nur auftrinken, was sie eh bezahlt haben - darauf zielt das Gesetz offensichtlich ab. Sehr viel sinnvoller wäre aber einfach, den Zuckergehalt der Getränke zu begrenzen, die meisten Limonaden wären mit halbiertem oder noch mehr reduziertem Gehalt doch sogar deutlich leckerer. Und dann wäre auch der über den Tag verteilte Konsum vieler Kleinportionen, der von diesem Gesetz überhaupt nicht berührt wird, weniger schlimm.

Politisch wundert mich sehr, dass so ein Gesetz auf Stadt- statt auf Staatsebene erlassen wird, und die Chancen, dass es vor Gericht Bestand hat, halte ich in den freiheitsfokussierten USA für gering. ("Obamacare" musste ja z.B. als Pseudosteuer umdeklariert werden, um durchzukommen.)

Nebenbei dürfte das dank Kleingedrucktem ein enormer Rückschlag für das metrische System in Amerika sein - 1,0- und 0,5l-Flaschen sind dort eigentlich bereits überraschend stark verbreitet, mit der Festlegung der Grenze auf ~0,45l ("half quart", ob sich das auch "oct" nennt?) wird sich das dann aber erledigt haben.

Ipsissimus
Dämmerung
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Fr 14. Sep 2012, 11:59 - Beitrag #2

die meisten Limonaden wären mit halbiertem oder noch mehr reduziertem Gehalt doch sogar deutlich leckerer
die meisten Limonaden wären dann wohl nur noch Prickelwasser mit Farbstoff und damit erledigt. Kann man befürworten^^ wird sich aber eher nicht durchsetzen.

Insgesamt scheint mir dieses Gesetz wenig durchdacht zu sein und eher zur Kategorie "Bürokratie als ihr eigener Selbstzweck" zu gehören.

Lykurg
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Fr 14. Sep 2012, 12:30 - Beitrag #3

Ich könnte mir vorstellen, daß das Gesetz eine Forderung von Verbraucherschützern oder Gesundheitsexperten 1:1 umsetzt, ohne daß sich jemand um die genannte Maßeinheit oder um die Nebeneffekte irgendwelche Gedanken gemacht hat. Ich könnte mir allerdings schon vorstellen, daß die Regelung auf dem Weg des Bewußtmachens einiges erreicht.

In Super Size Me war eine der Regeln, daß der Protagonist sich nur dann Maxi-Portionen geben läßt, wenn ihm das von sich aus angeboten wird - das war aber meistens der Fall. Auch wenn es Möglichkeiten gibt, das Verbot zu umgehen, dürfte damit schon etwas gewonnen sein. Und es ist mE leichter durchzusetzen als eine Kalorienbegrenzung.

Maglor
Karteizombie
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So 16. Sep 2012, 22:31 - Beitrag #4

Es nützt nichts die Becher zu verbieten, so lange die Menschen noch erlaubt bleiben.
Ansonsten halte ich Limonaden für vergleichsweise widerlich, möchte aber darauf verweisen, dass sie verglichen mit gesunden Getränken wie Apfelsaft oder Milch kalorienarm sind.

Off topic frage ich mich, welche Auswirkungen der Boom der 1,5 bis 2 Liter PET-Flaschen vor einigen paar Jahren hatte. (Und ich spiele jetzt nicht auf Weichmacher an!) Früher gab es ja Cola höchstens in 1-Liter-Flaschen, aber früher war Cola auch noch Luxus.

Traitor
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Mo 24. Sep 2012, 22:27 - Beitrag #5

@Ipsi: Ich denke, es ist schon zumindest Bürokratie zum Zwecke der Propaganda. ;)

@Lykurg: Entscheidend dürfte sein, ob "Infinite Refill" weiter erlaubt ist. Wenn ja, trifft es nur Kioske und Gastronomien kaum.

@Maglor: Der Unterschied zu Saft und Milch ist, dass diese nur von wenigen Menschen in vergleichbaren Mengen konsumiert werden. Limos und Colas werden ja häufig als Äquivalent zu Wasser angesehen, da liegt das Hauptproblem.

Die Großflaschen kamen in Deutschland plötzlich auf, stimmt, früher waren die ein rein amerikanisches Phänomen. (Obwohl, in manchen Supermärkten gab es immer schon Fünf-Liter-Flaschen fragwürdiger Fruchtsaftgetränke. ;)) Grob beobachtet würde ich aber vermuten, dass die bisher hauptsächlich für Partys und Vorratskäufe Verwendung finden, rumschleppen und am Stück trinken sieht man die kaum jemanden. Dominant dürften weiterhin 0,5er und 0,33er sein.
Obwohl, da denke ich nur an Marken-Cola. Discounter-Brausen sind standardmäßig 1,5l, oder nur 1? Die sieht man oft auch unterwegs.

Früher war Cola Luxus? Wieviel früher? Soweit ich mich zurückerinnern kann, war die immer schon billiger als Saft, in der Gastronomie sogar oft als Mineralwasser.

e-noon
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Mo 24. Sep 2012, 22:49 - Beitrag #6

Vielleicht früher = in der Kindheit, in der alle Süßigkeiten noch von den Eltern streng reglementiert* wurden.


______________
*Ist reglementieren hier das richtige Wort? Oder würde man limitieren oder restringieren oder ähnliches sagen? Ich habe zuviel Englisch gelesen.

Lykurg
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Mo 24. Sep 2012, 23:14 - Beitrag #7

@Traitor: Das Verbot von Infinite Refill sollte für die Gastronomiebetriebe kein Nachteil sein - hängt natürlich davon ab, wieviele Becher pro Kunde einkalkuliert sind. Gegebenenfalls würde dann eben mehr einzeln bestellt.

@Maglor: Die Leute zu verbieten führt sicherlich zu einer Gewichtsreduzierung. Aber wer merkt was davon?

@e-noon: Klingt plausibel, ja, den Eindruck habe ich auch irgendwie. - Wie wäre es mit "rationiert"?^^ Reglementiert erweckt irgendwie den Eindruck, als wäre das arme Getränk plötzlich Gesetzen unterworfen.

Traitor
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Mo 24. Sep 2012, 23:18 - Beitrag #8

Da fände ich "Luxus" unpassend, das hat schon klar den Anklang der Beschränktheit durch primär Kapital (eigenes oder fremder kaufender Instanz, z.B. Eltern) oder bestenfalls Verfügbarkeit am Markt überhaupt, nicht von Einschränkung durch moralische Erwägungen.

Restringiert ganz sicher nicht, das bewirkt höchstens die Cola biologisch (oder war das adstringierend?). Limitiert ist möglich, aber eher anglizistisch. Reglementiert wirkt auf mich sehr passend, einfacher wären im Kontext kontrolliert, beschränkt, gereglt oder rationiert (letzeres mit Bedeutungsverschiebung).

009
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Mo 15. Okt 2012, 20:40 - Beitrag #9

Wohl in der Hoffnung, sich so letztlich wirksam darüber zu beklagen, hat - wie u.a. die SZ vermeldet - nun der US-Verband der Getränkeindustrie die Stadt New York verklagt. Dem Artikel ist jedoch nicht zu entnehmen, ob das Verbot sich auch auf Kantinen bspw. von Gerichts. und anderen öffentlichen Gebäuden erstrecken sollte.


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