Ich bin sicher nicht der Bibel-Spezialist, aber eine kleine Antwort will ich trotzdem wagen. Als erstes will ich dir ein paar
Zitate zur Bibel empfehlen.
Die Bibel als wissenschaftliche Schrift zu verstehen, ist sicher eine Missdeutung. Die Bibel mag von Gott inspiriert sein, doch von Menschenhand ist sie geschrieben und so auch die "wissenschaftlichen Fakten", wie dass die Erde eine Scheibe ist oder dass sich alles um die Erde dreht. Dass die Erde keine Scheibe ist, weiß die Kirche übrigens schon lange und brauchte dafür sicher keine Foto-Beweise. Mit Galilei war es übrigens auch nicht ganz so einfach, wie es oft dargestellt wird. Die Kirche hat durchaus sein Modell als Hypothese anerkannt, die die Berechnung von Himmelsbahnen erleichtert. Doch er begann sowohl physikalisch als auch theologisch zu argumentieren, warum es nicht nur eine Hypothese, sondern die Wahrheit ist. Doch die katholische Kirche hat sich damals vorbehalten, als einzige die Bibel auszulegen und das war dann das Hauptproblem in dem Fall, dass Galilei dies auch versucht hat. Ich will nicht sagen, dass das Verhalten der Kirche in diesem Fall richtig war (insbesondere, weil ich die damalige Bibel-Auslegung in diesem Punkt für falsch halte), aber es ist vielleicht so verständlicher. [Übrigens ist 'exkommuniziert' eher das Gegenteil von 'rehabilitiert', da es einen Ausschluss aus der kirchlichen Gemeinschaft bedeutet.]
Und wie du aus 'Vor Gott sind alle Menschen gleich.' herleiten willst, dass Homosexualität der Heterosexualität gleichberechtigt ist, ist mir auch nicht ganz klar. Du kannst daraus auch nicht folgern, dass ein Mord erlaubt ist (womit ich selbstverständlich nicht behaupten will, dass Homosexualität einem Mord vergleichbar ist). Und warum sie eheliche Gemeinschaft von Homosexuellen ablehnt, hat Thod schon in einem anderen Thread begründet. Das liegt einfach im Verständnis der Ehe bei der Kirche.
Und sich dem Zeitgeist anzupassen, finde ich so mit das Gefährlichste, was die Kirche machen kann. Die Glaubenswahrheiten sind von der Zeit unabhängig. Man könnte vielleicht sogar sagen, dass ein gewisse Anpassen an den Zeitgeist, erst dem Hexenwahn zu dem geschehenen Ausmaß verholfen hat.
Und z. B. bei Schwangerschaftsabbrüchen sehe ich nicht ganz, was sich da so wesentlich in den letzten Jahrhunderten geändert hat. Ungewollte Schwangerschaften gab es immer. Es hat etwas mit der Achtung vor dem Leben zu tun und wenn der "Zeitgeist" diese nicht mehr hat, sehe ich keinen Grund für die Kirche, sich diesem anzuschließen.
Das ganze soll nicht heißen, dass ich mich der katholischen Kirche in allen Punkten anschließe, ich will mich nur bemühen, ihre Position verständlich zu machen.
Btw: Im Grunde ist es viel mehr die evangelische Kirche, die nach der Bibel lebt (bzw. dies versucht). Diese geht grundsätzlich nach dem Grundsatz 'sola scriptura', d.h. dass sich ihre Glaubenssätze nur aus der Bibel ableiten. Die katholische Kirche vertraut daneben noch auf Tradition verbunden mit Konzilsbeschlüssen und Verwandtem.
Padreic