Glück ist...

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Ipsissimus
Dämmerung
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Sa 13. Okt 2007, 22:50 - Beitrag #21

irgendwann, Maurice, wirst du Lehrer sein. Dann hat du die Wahl, deinen Schülern aufgrund ihres undiffererenzierten Sprachgebrauchs eine Sechs mit auf dem Weg ins Abi zu geben, oder du kannst versuchen zu verstehen, was sie in ihrer definitorischen Ungenauigkeit meinen könnten. Und wenn du guten Willens bist, kannst du feststellen, dass sie trotz ihrer definitorischen Ungereimtheiten etwas meinen. Das du verstehen kannst oder dem du dich verweigern kannst. Deine Sache.

janw
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Sa 13. Okt 2007, 23:16 - Beitrag #22

Maurice, oder andersrum: Wenn Du im Wollpulli in der Sonne stehst, zählst Du dann auch erst die Schweißtropfen, um zu entscheiden, ob es warm genug ist, ihn auszuziehen?;)
Auch wenn es hilfreich sein kann, die Definitionspunkte eines Begriffes zu erkennen, heißt ihn wirklich zu erfassen, den Raum dazwischen zu bemessen, die Spannung zwischen den Definitionspunkten notfalls auszuhalten.
Ein Begriff ist kaum je das eine oder andere, der Raum dazwischen ist der Kern seines Wesens.

Insofern, geh doch einfach aus Deinem Blickwinkel an das Zitat oder an den Glücksbegriff per se heran, und schreib, was Dir dazu einfällt :)

[quote="Ipsissimus"]Die Frau scheint von der Einsicht auszugehen, dass es keinen wesentlichen anderen Grund dafür gibt, weswegen Menschen in ihren Sozietäten geduldet werden, als dass sie gebraucht werden. In einem solchen Kontext ist es dann natürlich ein Glück für den einzelnen, wenn er/sie so gebraucht wird, wie er/sie selbst gerne gebraucht werden wollte]
Deine Deutung gefällt mir mit jedem Lesen mehr, aber über einen Punkt komme ich nicht ganz drüber weg:
Die Einsicht, daß Menschen nur wegen ihre gebraucht werdens geduldet werden, ist sicher eine richtige und nicht ganz flachschürfende - aber war der Anspruch der 68er nicht über die Gewinnung und Verbreitung dieser Einsichten hinaus darauf gerichtet, an diesen Tatsachen zu rütteln? Musste nicht danach eigentlich der glücklich genannt werden, der um seiner selbst willen gebraucht bzw. besser: geliebt wurde - oder habe ich hier ein falsches Bild, ist das eine Thema für nächtliche Flügelkämpfe oder eine Sache von Mythen und Legenden über die Zeit?
Wie steht es mit der Selbstverwirklichung, wie ist die in diesem System des Gebraucht werdens, somit verwirklicht werdens, einzubringen?
Oder...sitze ich hier tradierten propagandistischen Klischees auf?

Ipsissimus
Dämmerung
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So 14. Okt 2007, 01:57 - Beitrag #23

Anspruch und Wirklichkeit, oder wie Goethe es nannte, "Dichtung und Wahrheit". Nicht dass ich glaube, dass Goethe schon das tatsächliche Problem erkannt haben könnte, dafür war weder er noch seine Zeit reif genug.

Die 68er haben Dinge gewollt, die zu erfüllen sie selbst nicht imstande waren (wie die die unzähligen "klassisch bürgerlichen" Karrieren der allermeisten 68er beweisen); ob sie diese Dinge wirklich verstanden haben, wage ich anhand der Erfahrungen, die ich mit 68ern in meinem Bekanntenkreis hatte, zu bezweifeln. Natürlich gibt es da auch Ausnahmen3, aber im wesentlichen waren die 68er weder talentierter, noch engagierter, noch mutiger, noch motivierter als unzählige andere Menschen früherer Generationen. 95 % Geschwätz und der Rest gut für die Propaganda. Und die paar Menschen mit den wirklich wesentlichen Einsichten so verborgen und so selten, wie sie das schon immer und zu allen Zeiten waren. Alle anderen: Schwätzer.

Maurice
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So 14. Okt 2007, 10:50 - Beitrag #24

Jan und Ipsi, eure Beispiele sind zwar unpassend, da sie den Kontext meiner Aussage entweder ignorieren oder bewusst verzerren... aber ich komme Pads Wunsch nach und halte die Klappe. Hier liegen scheinbar zwei ganz unterschiedliche Vorstellungen von "guter" Diskussion und Kommunikation vor.
Contra principia negantem non est disputandum.

PS: Ich werde sehen, ob sich in dem Gespräch hier noch eine bestimmte Systematik entwickeln wird und daran werde ich festmachen, ob das Thema für mich interessant iat. Ist nämlich nicht gerade motivierend für mich, ständig auf sprachliche Verwirrungen und Missverständnisse hinzuweisen, weil eine präzise Ausdrucksweise und Argumentation ja so "unromantisch" ist. :rolleyes:

Ipsissimus
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So 14. Okt 2007, 12:05 - Beitrag #25

Maurice, es scheint sich da wirklich um einen Unterschied in den grundlegenden Auffassungen zu handeln. Präzise definierte Begriffe sind da nützlich, wo der Gegenstand der Begriffe präzise abzugrenzen ist. Aber bei einem so umgangssprachlichen und mit diffusen Inhalten und Empfindungen gefüllten Begriff wie "Glück" auf eine präzise Definition aus zu sein, kommt mir so vor, als solle die "Fülle" der Sache soweit reduziert werden, dass sie zwar definitorisch erfasst werden kann, aber inhaltlich verloren geht. Wenn die analytische Philosophie - und ich nehme an, daher kommt dein Wunsch nach konsistenten, homogenen und eindeutigen Definitionen - Begriffe eineindeutig macht, dann irrt sie sich, wenn sie annimmt, danach noch etwas über Phänomene des menschlichen Denkens und Empfindens aussagen zu können; sie sagt nur noch etwas über ihre Kunstprodukte aus.

Maurice
Analytiker
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So 14. Okt 2007, 12:54 - Beitrag #26

Es soll hier ja nicht, um die Frage gehen, wie präzise man sich ausdrücken soll, weshalb ich lediglich darauf hinweise, dass es einen Unterschied macht, verschiedene Dinge mit verschiedenen Bezeichnungen zu benennen, statt alle mit der selben Bezeichnung und somit ein höheres Maß an Verständlichkeit zu erreichen oder etwas so eng zu defininieren, dass jede Aussage über die Sache zur Tautologie wird. Nun rate mal, um was es mir hier ging :rolleyes: ...

Aber das ist eigentlich ot, also lassen wir das. Wir wärmen e nur alte Geschichten auf...

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