Polanski

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Sa 10. Okt 2009, 12:17 - Beitrag #21

Oh in der Tat - und IMHO zumindest solange wie er nicht zB auf glaubhaftem und künstlerischen Wege sich mit dem Thema irgendwie so auseinandersetzt, dass es einer (reichlich späten) Entschuldigung und der Wikung, dass Vergewaltigung weiter geächtet wird, nahekommt.

Lykurg
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Sa 10. Okt 2009, 19:12 - Beitrag #22

Ja, der Artikel ist darin ziemlich offen.
Roman Polanski habe ihr "wirklich etwas Schlimmes angetan, aber es waren die Medien, die mein Leben ruiniert haben", sagt Geimer
Und auch dieser Artikel versäumt es nicht, ein Bild von ihr heute zu zeigen und über ihren Wohnort zu berichten. Ipsissimus, du bist sonst so gern bereit dazu, die Gesellschaft verantwortlich zu machen - ist das nicht auch hier der Fall? Lauter Schweine, die sich in voyeuristischer Gier "das Mädchen" mal angucken wollen, die die Geschichte immer wieder hervorzerren, mit geheucheltem Mitleid und versessen auf immer neue schmutzige Geschichten - Triebbefriedigung für die Massen und ein Prominenter als Vorwand, warum sonst sollte diese Geschichte außer der Justiz jemanden interessieren? Daß allerdings das geltende Recht auf ihn angewandt werden sollte, habe ich von Anfang an vertreten; es wäre ein für alle Mal zu klären, was es damit auf sich hat - in der Stern-Darstellung ist der Fall natürlich klar, aber der Stern gehört auch nicht zu meinen Lieblingsquellen für zweifelsfrei zutreffende Informationen. Auch wenn ich es für sehr gut möglich halte, daß es sich so abgespielt hat, möchte ich dem Gerichtsurteil nicht vorgreifen...
Er hat sich damit für mich als Künstler erledigt
Das halte ich persönlich anders, wie bereits zuvor angedeutet. In meinen Augen kann auch ein Mörder oder Sittenstrolch ein faszinierendes künstlerisches Werk zustandebringen, und ich möchte das auch als solches rezipieren können, ohne ständig von außen auf seine Schuld verwiesen zu werden. Auch die möglichen Einflüsse der Tat auf sein Werk oder das völlige Fehlen eines solchen kann ein faszinierender Befund sein; Reflexion der Schuld wäre unbedingt wünschenswert. Jedenfalls halte ich aber nichts davon, das Werk für Verfehlungen der Person mitzuverhaften. Dafür ist der Autor heute zu tot. Bild

Ipsissimus
Dämmerung
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Sa 10. Okt 2009, 19:28 - Beitrag #23

du läufst damit bei mir teilweise offene Türen ein, Lykurg^^ selbstverständlich gelten meine letzten Aussagen nur vorbehaltlich der Bestätigung der darin verarbeiteten Informationen, wobei du weißt, wie ich es mit Wahrheit und Wahrscheinlichkeit halte^^

die Schärfe dieser Be- - nicht Ver- -urteilung kommt allerdings dadurch zustande, dass bei mir mittlerweile ein Bild Konturen annimmt, bei dem in der Tat ein reicher und einflussreicher Mensch seinen Reichtum und Einfluss darauf zu verwenden, ein Verbrechen, das er begangen hat, zu vertuschen. Hätte Polanski sich damals dem Urteil gestellt, wäre es, mitsamt dem Tate-Bonus, den er in Amerika bis in die Gegenwart genießt, für ihn schon seit 25 Jahren vorbei, und er bräuchte weder Öffentlichkeit noch Gerichte mehr zu scheuen. Hätte er eine innere Einsicht erlangt, hätte er das Geschehene in einem Film verarbeiten können; das wäre sehr viel besser gewesen, als zu versuchen, das Opfer mit 500000 Dollar zu bestechen.

Statt dessen versucht er über seine Anwälte alles, um abermals durch die Maschen zu schlüpfen, unlauter davonzukommen.

Und das zusammen, vor dem Hintergrund dieser mutmaßlich authentischen Klarstellung des Mädels respektive der Frau, die sie heute ist, macht mich ein bisschen zornig auf ihn.

Lykurg
[ohne Titel]
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So 11. Okt 2009, 11:14 - Beitrag #24

Dein "bißchen"^^ Zorn kann ich gut verstehen und teile es. Allerdings ist das geschilderte Verhaltensmuster ein nur allzubekannt menschliches - und um so mehr verärgern mich Medienvertreter, die in der Wunde herumstochern, ob sie irgendwo noch ein bißchen frisches Blut hervorquellen lassen können. Der möglicherweise authentischen Darstellung des Mädels hätte es nicht bedurft, um deutlich zu machen, daß sie ein Opfer des öffentlichen Interesses geworden ist - wie auch er als mutmaßlicher Täter - und dies ist nur einer von vielen Fällen, in denen weniger öffentliche Empörung und etwas unhinterfragteres rechtsstaatliches Handeln zweifellos von Anfang an weniger Schaden angerichtet hätten.

Traitor
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So 11. Okt 2009, 16:37 - Beitrag #25

In Sachen Werkrezeption bin ich auf einer Linie mit Lykurg, sein Verhalten in dieser Geschichte ist von keiner weiteren Relevanz für die Bewertung seiner Filme. Lassen sich Einflüsse nachweisen, sind diese interessant und untersuchenswert, aber ihn zu boykottieren oder seine Filme schlecht zu finden, sehe ich keinerlei Anlass.

Was den Fall angeht, bezweifle ich, dass selbst das Gericht nach all den Jahrzehnten noch eine halbwegs objektive Rekonstruktion hinbekommt. Im Wesentlichen wird hier nur der Aussage des Opfers gefolgt werden können. Insofern geht es weniger darum, ob die Tat verjährt, als die Beweise.

An sich neige ich ähnlich wie Ipsissimus dazu, die Flucht und Verdrängung als fast verwerflicher als die eigentliche Tat zu betrachten. Allerdings ist zu beachten, dass wir hier von den USA reden, die im Grunde ein Unrechtsstaat mit massiver Missachtung der Menschenrechte von Verurteilten und Häftlingen sind, und auch schon beim Prozess selbst kaum mit einer fairen Verhandlung zu rechnen ist. Stünde ich dort vor einer Anklage und hätte die Möglichkeit, mich lebenslang in ein zivilisierteres Land abzusetzen, ich bezweifle, dass ich aus schlechtem Gewissen darauf verzichten würde.

Ipsissimus
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Mo 12. Okt 2009, 09:40 - Beitrag #26

hinsichtlich Werkrezeption mache ich schon Unterschiede anhand der Person des Autors. Ich sehe nicht ein, warum das Werk sakrosankt sein soll, warum bei seiner Beurteilung die Person des Autors außen vor bleiben soll. Wäre vielleicht einen eigenen Thread wert, wenn das Thema grundsätzlich interessiert.

e-noon
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So 25. Okt 2009, 22:01 - Beitrag #27


Ipsissimus
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Mo 26. Okt 2009, 12:16 - Beitrag #28

auf weniger prominenter Ebene zwar und auch direkt gewalttätig, aber im Prinzip wohl vergleichbar. Hochachtung vor dem Vater, ich finde, ihm ist eine sehr gute Lösung gelungen

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Di 27. Okt 2009, 02:29 - Beitrag #29

Ob das schon eine oder gar die Lösung ist, weiss ich nicht. Aber so ist der Fall aktuelle wieder auf dem Tablett, was er sonst nicht gewesen wäre.
Weil es aber schon was von Selbstjustiz hat, weiss ich einerseits nicht, ob ich das gutfinden kann. Andererseits hat mind. die deutsche Verfassung ja die Klausel das der Bürger gegen den Staat vorgehen kann, wenn der gegen fundamentale Grundrechte verstößt und keine andere Abhilfe möglich ist.

Ipsissimus
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Di 27. Okt 2009, 11:12 - Beitrag #30

der Staat sieht sein eigenes Versagen nicht als Möglichkeit vor (bzw. nur auf ganzheitlicher Ebene, nicht in den Details). Ich finde, dem Franzosen ist ein guter Kompromiss zwischen Selbstjustiz und Resignation geglückt.

Ipsissimus
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Mo 12. Jul 2010, 14:39 - Beitrag #31

http://www.stern.de/lifestyle/leute/schweiz-liefert-regisseur-nicht-aus-roman-polanski-ist-ein-freier-mann-1582491.html

Polanski ist ein freier Mann. Begründung bisher unbekannt, er wird aber nicht ausgeliefert und ist aus dem Hausarrest entlassen

Lykurg
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Di 13. Jul 2010, 10:10 - Beitrag #32

Zur Begründung hieß es bisher, die Schweizer Behörden hätten die US-Vernehmungsprotokolle nicht einsehen können, und daher Verfahrensmängel als Grund angegeben. Damit zumindest haben sie zweifellos recht, egal wie man zu der Sache stehen mag.

Ob an der zweiten Anschuldigung was dran ist? Schwer zu beurteilen.

Ipsissimus
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Fr 16. Jul 2010, 14:42 - Beitrag #33

ob diese Protokolle wohl je angefordert wurden?^^

natürlich ist der zweite Fall schwer abzuschätzen, und ohne Faktenkenntnis verbietet es sich, darüber zu befinden. Aufgrund der ganzen "Aura" der Situation halte ich es aber absolut für möglich. Und genauso, dass da noch einige andere prominente Hollywoodler mit drin stecken

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