Denkt Ihr ähnlich? - Zusammenleben mit Mitmenschen

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Amely67
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Mo 6. Feb 2012, 20:37 - Beitrag #21

Gute Frage - worauf ich hinaus wollte

Verstehen lernen wollte ich. Verstehen, wie man sich freiwillig systematisch vergiften kann ohne an Folgen zu denken.
Ich meine nichts was ich schreibe böse - auch wenn es Euch so vorkommt. Ich wünsche mir, dass es den Menschen um mich herum und denen darüber hinaus gut geht.
Ich wünsche mir auch, dass Kontakt mit ausländischen Mitbürgern und Gästen zur Normalität wird, da sie wirklich keine schlechteren Menschen sind.
Wir würden doch auch in ein anderes Land fliehen, wenn man uns im eigenen Land verfolgen und töten wollen würde oder wenn wir in einem anderen Land besser leben könnten und es die Möglichkeit dazu gäbe.
Vielleicht bin ich in mir etwas zerstört, durch Erfahrungen, die ich durch ein Zulassen eines zu großen Vertrauens, Unbekannten gegenüber gemacht habe. Aber ich habe diese Meinung in mir wohnen, dass wir doch alle im selben Boot sitzen, welches sich Mutter Erde nennt.
Ich möchte nicht, dass Leute aus Unwissenheit zu früh über Bord gehen.
Und ich möchte, dass NÄCHSTENLIEBE sehr groß geschrieben wird...ja ich kenne das Gesetz, welches 1968 herauskam:

"Recht auf Behandlung" Sorry, wenn mein Text etwas zu provokativ war.

1968 - Urteil des Bundessozialgerichtes " Alkoholismus ist eine Krankheit"

Natürlich akzeptiere auch ich das und verurteilen werde ich keinen Menschen für Suchtverhalten, denn Sucht kommt von Sehnsucht. Im allgemeinen finde ich, dass es nicht so viele unerfüllte Sehnsüchte geben würde, wenn viele Menschen lernen könnten noch besser zu kommunizieren und auf direktem Wege ihre Wünsche und Erwartungen äußern.

Ich bin glücklich den Suchttherapeuten - meinen Lehrer in Dingen Sucht an der DRK -Schule kennengelernt zu haben. Er war selbst betroffen und ist alkoholkrank - was unheilbar ist. Dieser Lehrer hat es nach 10 Jahren Alkoholmissbraches und Sucht( mit einigen Rückfällen) tatsächlich geschafft, nun schon das 35. Jahr " trocken" zu sein. Ein wunderbarer Mensch der seinerseits an einer Klinik für Suchterkrankte arbeitete und nun als Dozent an Schulen immer wieder Menschen aus seinen schlimmen Erfahrungen lernen läßt.
10 verlorene Jahre, die er für andere wunderschöne Dinge hätte nutzen können. Er weiß nur zu gut, wie kurz der Weg vom Alkoholmissbrauch in den Weg der Suchtkrankheit ist, denn er hat es am eigenen Leib erfahren.
Wir sahen heute einen Film, der über Suchterkrankungen gedreht wurde - mit ihm als Hauptfigur.

Auszug aus einem Zitat Bodelschwingks:

" Wenn Du einem gerettetem Trinker begegnest, begegnest Du einem Helden..."

So ein Held stand vor mir.

Ipsissimus
Dämmerung
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Mo 6. Feb 2012, 21:20 - Beitrag #22

ich versuche, so sachlich zu antworten wie möglich

Die Bundesrepublik Deutschland ist immer noch ein Land, in dem viele Mediziner eine Leidendruck-Strategie verfolgen. Da muss man dann - um beim Beispiel des Alkoholikers zu bleiben - Menschen in der Gosse sitzen lassen, damit sie genügend starkem Leidensdruck unterliegen, in der Hoffnung, dies reiche, damit sie ihre Sucht aus eigener Willenskraft überwinden können.

Es gibt Länder, in denen das nicht notwendig ist. Versuch mal, in deutschen Quellen irgendetwas über "Baclofen" zu finden. Wikipedia erwähnt es als einen Stoff aus der Gruppe der Muskelrelaxantien, wirkt krampflösend. Tut es bestimmt auch. Aber tatsächlich ist es ein Medikament, das den Alkoholismus ausschaltet, und zwar einfach so. Du nimmst eine Tablette, und die Sucht, das Verlangen nach Alkohol, ist weg. Nicht für immer, aber lange genug, dass du gründlich nachdenken kannst. Du kannst damit die Sucht steuern und ohne Zwang entscheiden, ob du endgültig in den Abgrund willst, oder ob du noch was für möglich hältst. Natürlich wirkt das Medikament keine Wunder^^ aber es schirmt dich, zum Teufel nochmal, ab, es verschafft dir Zeit. Du hast unter Bacofleneinfluss einfach keine Lust auf Alkohol. Bei Alkohol deutlich wirksamer als Methanon bei Heroin.

Aber natürlich, Helden braucht das Land. Also lässt man sie lieber in der Gosse und wartet, ob sie es aus eigenem Antrieb schaffen. Die es schaffen, nennt man Helden, die anderen haben halt Pech gehabt. Ich nenne es unterlassene Hilfeleistung.

Völlig unabhängig von Bacoflen ist die Aussage von der Unheilbarkeit des Alkoholismus auch anders falsch. Ich bin ein Beweis dagegen, ich war Alkoholiker. Dann habe ich aufgehört, weil ich darum gebeten wurde. Habe aufgehört, und zwar einfach so. Ohne Gosse. Ohne Entzug, ohne Medikamente, ohne Therapie, einfach so, von jetzt auf jetzt. Es macht mir nichts aus, wenn die Leute um mich trinken, ich habe kein Verlangen mehr, das bekämpft werden müsste. Und alle paar Monate trinke ich auf einer Geburtstagsfeier auf der Arbeit mal ein halbes Glas Sekt. Und stürze wider jedes ärztliche Erwarten nicht in den nächsten Aldi, um mir eine Flasche Wodka zu besorgen. Sondern schwenke nach dem halben Glas auf Orangensaft um und trinke Monate später bei Gelegenheit wieder ein halbes Glas. Oder auch nicht. Tödlich, wenn du einen klassischen deutschen Suchttherapeuten befragst.

Man soll seinen Erfahrungen trauen. Man soll sie aber auch hinterfragen. Vor allem dann, wenn einem weiß gemacht werden soll, dass das Leben nur schwarz und weiß kennt.

Amely67
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Di 7. Feb 2012, 10:32 - Beitrag #23

"Eine gewisse Selbstgenügsamkeit ist auch hilfreich: Wer auf niemanden unmittelbar angewiesen ist, wird eher problematische Dinge mit sich selbst ausmachen können und seine verdrängten Probleme nicht so nach außen tragen, wie das jemand tut, dessen intensives Bedürfnis nach Zuwendung tagtäglich enttäuscht wurde oder wird. Eine Selbstentwicklung hin zu einem Menschen, der wenig von anderen erwartet, aber viel empfangen und viel geben kann, wenn dies freiwillig und gewollt stattfindet, ist wohl die beste Voraussetzung zu einem guten Gleichgewicht zwischen Individuum und Gesellschaft.[/QUOTE]"

Ist das jetzt eine Anspielung auf meine Person und die Frage nach dem WARUM -ich hier schreibe?

Ja das bringt mich zum Nachdenken. Scheinbar habe ich hier eine Welle des Unbehagens ausgelöst. Man schüttelt angewiderert den Kopf über mich und man legt die Dinge die ich schreibe stets negetiv aus - dreht es mir so, als sei es böse und "voller Härte" von mir gemeint.
Wahrscheinlich sind zu viel biografisches Gedankengut und Gefühle, die zum Ausdruck gebracht werden nicht erwünscht. Man fühlt sich genervt, denn das Internet ist ja da, um anonym zu bleiben - nichts vom Innersten preiszugeben.
Dann soll es so sein. Ich werde niemanden mehr mit meinem Gedankengut belästigen. Warum auch - es hat weder einen Sinn noch einen Nutzen. Die Zeit, die mir mein Schweigen in diesem Forum verschafft, kann ich nutzen um durch Handeln meine Lebensqualität erheblich zu verbessern.
Machts gut liebe Leute und passt auf Euch auf! ( Wenn das überhaupt geht ;) ...)

Ipsissimus
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Di 7. Feb 2012, 11:10 - Beitrag #24

Man schüttelt angewiderert den Kopf über mich
Übertreibungen und Verzerrungen dieser Art sind gute Anhaltspunkte - für die, die solche Übertreibungen verwenden - um sich selbst auf die Schliche zu kommen, wenn dies denn gewünscht ist. Und für die, an die sich solche Übertreibungen richten, sind es gute Anhaltspunkte, um einzuschätzen, wie es mit der Kommunikationsfreudigkeit der Betreffenden wirklich bestellt ist.

Wenn du nur Bestätigung brauchen kannst, wirst du hier tatsächlich überwiegend Frustrationen finden. Falls du mit Hinterfragung etwas anfangen kannst, ist dies das Paradies für dich.

Kluge Menschen lernen aus Hinterfragungen sehr viel mehr als aus Bestätigungen. Und Antworten auf einige deiner explizit gestellten Fragen wirst du nur durch Hinterfragung deiner selbst erhalten, nicht durch die Bestätigung, wie toll du die Welt siehst.

Gutes Leben für dich.

Lykurg
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Di 7. Feb 2012, 11:10 - Beitrag #25

Handle, wie du es für richtig hältst - allerdings bleibt es jedem selbst überlassen, Aussagen wie diese auf sich zu beziehen. Daß sie in den Zusammenhang der Diskussion passen, ist kein Zufall; andererseits war die Absicht dahinter sicherlich nicht, dich zu verletzen. Sie haben meines Erachtens allgemeinmenschliche Gültigkeit; wenn du dich dem entziehen willst, ist das bedauerlich, begründete Ablehnung könnte aber immer noch ein fruchtbarer Denkanstoß sein.

Und allgemeiner zur Frage einer Preisgabe: Selbstverständlich gibt es sehr unterschiedliche Arten, wie man im Internet mit privaten Dingen umgeht. Ein Forum bietet da erhebliche Freiheiten und persönlichen Gestaltungsraum. Allerdings bleibt es eine Form des sozialen Austauschs; daß - gerade in einer so überschaubaren Runde wie der unsrigen - die Community reagiert, sollte nicht verwundern. Gerade wenn du eine Frage formulierst, ist nur naheliegend, daß wir versuchen, Antworten zu finden.

Wir sind allerdings einigermaßen selbständig denkende Personen und antworten dementsprechend möglicherweise anders, als dein Selbst es getan hätte, wenn du diese Fragen nur vor dir erörtert hättest. Hoffentlich haben ein paar unserer Antworten dir helfen können, vielleicht auch mehr als die Selbstüberlegung.

Unter Umständen kann man es auch als verletzend empfinden, wenn eigene Überzeugungen infragegestellt werden und man den Eindruck daraus gewinnt, man könne oder sollte vielleicht in dieser Hinsicht an sich arbeiten. Dahinter steckt dann allerdings ebenfalls keine böse Absicht, sondern ein gutgemeinter Rat. Das zu erkennen, ist allerdings möglicherweise auch nicht immer so einfach; Nachfrage kann aber helfen. Wie auch immer, alles Gute, Amely.

Amely67
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Di 7. Feb 2012, 14:39 - Beitrag #26

Hinterfragungen

ja klar, liebe Leute - das man lernen kann aus Hinterfragungen weiß ich doch auch. Doch ich habe hier auch Ideen geliefert. Soll ich mich hinterfragen,
- ob ich nicht doch lieber mit dem Rauchen beginne,
-ob mir die Leute mit denen ich zu tun habe nicht doch lieber egal sind,
-ob ich völlig bekloppt bin, weil ich für eine gesunde Lebensweise plädiere?
Oh je. Nein - jeder muss selber wissen, wie er mit sich umgeht, was er sich antut, wie er seine Umwelt und die sich darin befindenden Menschen wahrnimmt.
Niemand hat mich hier verletzt. Doch habe ich das Gefühl, dass ich eher lästig für Euch bin als erwünscht.

Bestätigung? Warum werft Ihr mir vor, dass ich nach Bestätigung heische?
Ich bin nicht darauf angewisen, denn ich lebe nicht für meine Mitmenschen, sondern für mich selbst. Über Anerkenneung, Lob freut sich natürlich jeder - auch ich. Doch akzeptiere ich Eure Meinungen - muss sie aber nicht auf mich applizieren.
Warum - wäre eine nächste unzubeantwortende Frage - WARUM SEHEN MENSCHEN ZUERST DAS NEGATIVE UND NICHT DAS POSITIVE? WARUM FÄLLT ES DEN MEISTEN SO SCHWER LOB AUSZUSPRECEHN UND OFFEN GUTES ANZUERKENNEN UND JEMANDEN DAMIT ZU NOCH MEHR UND BESSEREN LEISTUNGEN ZU MOTIVIEREN?
Ich habe das geändert - habe an mir gearbeitet und es geht mir viel besser damit, wenn ich ein fröhliches, stolzes Lächeln in den Augen meiner Klienten sehe, als ein trauriges, hoffnungsloses Gesicht.
Natürlich dürft ihr auch das widerlegen und darauf herumtrameln - das ist ganz allein Eure Sache, was Ihr mit meinem Geschreibsel macht.

Ipsissimus
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Di 7. Feb 2012, 15:25 - Beitrag #27

Doch ich habe hier auch Ideen geliefert.
Richtig. Und Ideen werden hinterfragt. Oder geht es dir nur um die reine Mitteilung, die unkommentiert hinzunehmen ist? Wenn dem so wäre, vergiss es, dann ist dieses Forum wirklich nichts für dich. Hier werden Ideen vorgestellt und diskutiert. Diskutieren heißt, die Pro und Contra abzuwägen; das scheinst du schon als Ablehnung aufzufassen. Schau dir als Beispiel mal Lykurg und mich an. Wir stehen in sehr vielen Bereichen für völlig unterschiedliche Ideen. Trotzdem wirst du uns nichts als Respekt füreinander nachweisen können, obwohl wir stellenweise aufeinander einschlagen, als seien wir erbitterte Feinde^^

Soll ich mich hinterfragen,
- ob ich nicht doch lieber mit dem Rauchen beginne,
-ob mir die Leute mit denen ich zu tun habe nicht doch lieber egal sind,
-ob ich völlig bekloppt bin, weil ich für eine gesunde Lebensweise plädiere?
Sollen sollst du schon gar nicht. Aber du könntest hinterfragen

- warum du deine Ablehnung des Rauchens so vermittelst, dass sich jeder Raucher als Idiot fühlen müsste
- ob dir die Leute, mit denen du zu tun hast, nicht tatsächlich egal sind (also nicht "doch lieber" sondern "tatsächlich" egal sind) und was dir in diesem Fall der Selbstbetrug bringt
- warum du für deine Vorstellungen einer gesunden Lebensweise so offensiv plädierst, dass dir noch nicht mal die Idee zu kommen scheint, dass andere Menschen ihre eigenen Weisen entwickelt haben, gesund und mit sich im Einklang zu leben.

Warum werft Ihr mir vor, dass ich nach Bestätigung heische?
Vorwerfen? In keiner Weise. Aber bemerken, das ja, weil es unüberlesbar ist, dass du willst, dass andere deinen Ideen folgen. Deine Ideen sind aber nicht per se heilig, weil es deine Ideen sind. Sie stehen im Wettbewerb mit konkurrierenden Ideen, und sie werden so behandelt, wie alle Ideen hier behandelt werden. Du kannst deine Ideen auch als deine unhinterfragbaren Überzeugungen darbieten. Dann werden sie einfach zur Kenntnis genommen, wir sagen "toll" und gehen zur Tagesordnung über. Da du aber deine Ideen mit Fragen verknüpfst, auf die du Antworten erhalten möchtest, musst du halt mit den Antworten leben können.

Doch akzeptiere ich Eure Meinungen - muss sie aber nicht auf mich applizieren.
Darum (Akzeptanz) geht es nicht. Argumente können mit Argumenten gekontert werden.

WARUM SEHEN MENSCHEN ZUERST DAS NEGATIVE UND NICHT DAS POSITIVE? WARUM FÄLLT ES DEN MEISTEN SO SCHWER LOB AUSZUSPRECEHN UND OFFEN GUTES ANZUERKENNEN UND JEMANDEN DAMIT ZU NOCH MEHR UND BESSEREN LEISTUNGEN ZU MOTIVIEREN?
Warum schreibst du das in Großbuchstaben, bedienst dich nach allgemeinen Forenkonventionen also des Schreiens?

Um deine Frage zu beantworten: weil Menschen unterschiedlich sind. Weil sie sich nicht über einen Kamm scheren lassen, und weil viele Menschen im Laufe ihres Lebens lernen, Ideen und Versprechen mit einem gesunden Misstrauen zu begegnen. Weil Ideen und Versprechungen dazu neigen, in ungeeignetsten Momenten ihre Unbrauchbarkeit zu offenbaren, wenn sie nicht durch lange eigene Praxis verifiziert sind. Es gibt Menschen, die laufen jedem Heilsversprechen hinterher. Auch ein Weg, sich selbst zu verfehlen.

Und es gibt andere Menschen, die nicht so offensichtlich irgendeiner Idee folgen, dafür aber sich selbst, dem, was aus ihrem ureigensten Inneren nach Ausdruck und Leben verlangt. Die eine Disziplin und Genauigkeit im Umgang mit sich selbst an den Tag legen, die weit entfernt ist von jeder Art "zurechtbiegendem" Denken. Und die daher zurecht allergisch reagieren, wenn ihnen, ohne Kenntnis dessen, was diese Menschen ohnehin schon an Selbsterkenntnis-Arbeit leisten, pauschal positives Denken empfohlen wird, noch dazu in einem Tonfall, als seien sie ein bisschen doof, weil sie das nicht sofort einsehen.

Und weil es vielleicht gar nicht um Leistungsfähigkeit geht.

Und DU wirkst nicht so harmonisch und im Einklang mit dir, wie es deine Ideen suggerieren.

janw
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Di 7. Feb 2012, 16:46 - Beitrag #28

Amely, keiner trampelt auf dem herum, was Du hier schreibst, geschweige denn auf Dir. Es ist nur so, daß es so rüberkommt, daß Du recht "absolute" Ansichten hast, wie andere sich Deiner Meinung nach zu verhalten haben, und die gehen manchen etwas zu weit, beruhen auch teilweise auf starker Vereinfachung von Sachverhalten, die in Wirklichkeit sehr komplex sind.

Die von Dir genannten Beispielel des Rauchens und der Alkoholabhängigkeit sind gute Beispiele hierfür:
Ich habe mal an einem Kurs teilgenommen, in dem viele Teilnehmer gewohnheitsmäßige Raucher waren. In der Pause war deshalb kaum ein Gespräch zu führen, ohne den Rauch einatmen zu müssen und den Geruch später in Haaren und Kleidung zu haben. Ich fand es ärgerlich, weil ich gerne mit dem einen oder anderen ein Gespräch geführt hätte und mich zwischen diesem Bedürfnis und der Rauchbelästigung entscheiden musste.
Aus meiner Familie wusste ich aber auch, was es für einen gewohnheitsmäßigen Raucher bedeutet, nicht zu rauchen, es hätte für einige der Raucher ein Unwohlsein bedeutet, nicht zu rauchen. Von daher ein Problem auf beiden Seiten, das nach erreichtem gegenseitigem Verständnis auf irgend eine Weise zu aller Zufriedenheit gelöst wurde.
Zu fordern "dann macht eine Raucherentwöhnung!" "Warum tut Ihr Euch das an?" "Bedenkt, daß wir alle dann für die Kosten aufkommen müssen!", hätte von vorneherein jeden Dialog abgewürgt, und auch jedes vielleicht vorhandene Bestreben bei dem einen oder anderen Raucher gebremst, damit aufzuhören.
Nikotin und die anderen Inhaltsstoffe im Tabak sind nicht gesund, sie machen auf vielfältige Weise krank, als Nervenzell-Gift, durch Behinderung der Durchblutung, nicht zuletzt führt Nikotin zur Ausschüttung bestimmter Botenstoffe im Gehirn, wodurch im Laufe der Zeit eine eine neurologische Abhängigkeit von einem bestimmten Nikotinpegel entsteht.
All dies geschieht, aber bei jedem Einzelnen unterschiedlich stark. Es gibt ausgesprochene "Sucht-Typen" und solche, deren Nervensystem eher weniger reagiert.
Eine Entwöhnung ist auch meistens nichts, was man so nebenher im Leben macht, insbesondere wenn man dabei ist, noch andere Dinge im Leben neu zu gestalten. Von daher muss es schon ein Stück weit dem Einzelnen überlassen bleiben, zu entscheiden, wann der Leidensdruck zu groß und das Leben zugleich geeignet für die Konzentration auf eine Entwöhnung ist.
Die Wahl zwischen der, in Deinen Worten "freiwilligen systematischen Vergiftung" und den Problemen, die deren Beendigung in einem Moment oder generell bedeutet, muss jeder an jeder Stelle für sich selbst treffen. Auch ein Arzt kann letztlich nur mit gerunzelter Stirn dringend raten - außer wenn akut ein Eingriff erforderlich ist.

Was das Gesundheitssystem betrifft, kann man natürlich auf die Kosten sehen, die ein Lungenkrebs oder ein Raucherbein verursachen - bestimmte Formen des Lungenkrebses und andere Krebsarten werden tatsächlich praktisch nur durch Rauchen ausgelöst - aber andererseits wird nicht jeder Raucher sie bekommen. Raucher erkranken und sterben auch an gänzlich anders verursachten Erkrankungen, und die Kosten, die der ach so gesunde Sport verursachen, Beinbrüche auf Skipisten oder auf dem Fußballplatz, Herzinfarkte bei Joggern usw. sind auch nicht unerheblich.

Dein Lehrer hat etwas über die Alkoholabhängigkeit erzählt.
Alkoholabhängigkeit wurde 1968 vom Bundessozialgericht als eine Krankheit anerkannt, das ist die Aufnahme einer wissenschaftlichen Meinung in die Rechtsprechung, kein Gesetz.
Dieses Urteil bedeutet nicht, daß jeder, der vom Alkohol abhängig ist, behandelt werden muss, sondern daß die Kosten für die Behandlung von den Krankenkassen übernommen werden müssen.
Dein Lehrer hat die allgemeine Lehrmeinung wiedergegeben, nach der eine Alkoholabhängigkeit eine dauerhafte Erkrankung ist, die dauerhafte strenge Enthaltsamkeit von jeglichem Alkohol erfordert.
Diese Meinung trifft in sehr vielen Fällen zu, aber in nicht in allen gleich stark und in manchen, vielleicht wenigen, auch nicht.
Das ist auch nicht verwunderlich, denn die Gehirne der Menschen reagieren nicht gleich stark, bei manchen bildet das Gehirn sehr schnell die Überträgerstellen und Leitungsbahnen für die Botenstoffe, die durch den Alkohol ausgeschüttet werden, da entsteht dann schnell ein permanenter "Hunger" der Nerven nach diesen Botenstoffen, bei anderen geschieht dies langsamer, und ebenso werden sie bei dem einen schneller, bei dem anderen langsamer wieder abgebaut, bei manchen bleibt die Abhängigkeit in voller Stärke erhalten, bei anderen schwächt sie sich ab, bis dahin, daß wenige dann und wann durchaus ein Gläschen Sekt vertragen.
Die Wirklichkeit ist also komplexer, als jeder Lehrer lehrt.
Man kann dies als "didaktische Reduktion" bezeichnen, Vereinfachung, um das Lernen zu erleichtern, man kann auch in diesem Falle ins Feld führen, daß es bei der Arbeit mit abhängigen Menschen oft wirkungsvoller ist, sie zu einem vollständigen Verzicht auf Alkohol zu bewegen, als ihnen - vielleicht falsche - Hoffnungen zu machen, sie könnten sich ja dann und wann doch mal etwas genehmigen. Die vielen, die dadurch einen Rückfall erleiden, erleben dies dann als eigenes Versagen, was es ihnen noch schwerer macht, einen neuen Entzug zu beginnen.
Das eigene Erleben kann im Falle Deines Lehrers noch hinzukommen, um seine Betonung der vollständigen Enthaltsamkeit zu erklären.

Amely67
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Mi 8. Feb 2012, 20:29 - Beitrag #29

Der Grund warum ich schreibe bzw. schrieb

Es könnte sein, dass es jemanden interessiert, was die andere Seite - also die nichtrauchende so empfindet.
Vierzehn lange Jahre war ich mit einem Raucher verheiratet, der am Tag eine Schachtel vertilgte. Ich liebte meinen Mann sehr, um so mehr tat es mir weh, das mit ansehen und anhören zu müssen, wie diese "Sargnägel" ihn zerstörten und nicht nur ihn - auch unsere kleine Idylle.
Heftige Sorgen habe ich mir gemacht, wenn ich ihn des Morgens abhusten hörte fast bist zum Erbrechen.
Irgendwann begann ich mich vor seinen Küssen zu ekeln, weil sie so schmeckten wie ein Aschenbecher riecht.
Ich bat ihn aufzuhören.
Meine Tochter - damals 10 jahre wurde gefragt, was sie sich wünscht für ihr prima Zeugnis. Ihr einziger Herzenswunsch war, dass der Papa mit dem Rauchen aufhört. Das Zeugnis kam - er hatte es geschafft und hielt auch ganze 4 Monate durch.
Dann konnte er den ständigen Versuchen seines Kumpels ihn umzustimmen, nicht mehr widerstehen und fing erneut an - erst heimlich und dann wieder eine Schachtel am Tag.
Sein Argument war, dass er den Stress ohne Rauchen nicht aushalten würde als Kraftfahrer. Ich müsste mal erleben, sagte er, was für Idioten da auf der Straße unterwegs seien.
Jetzt bin ich geschieden und lebe schon 8 Jahre ohne Raucher und finde das ganz fantastisch - so schön, dass ich mir keinen mehr an meiner Seite vorstellen möchte, der ohne Glimmstängel nicht leben mag.
Ich habe 2 mal eine Beziehung versucht mit einem Raucher, aber ganz schnell gemerkt, dass es nicht geht.
Einer meiner Lieblingsonkel ist jämmerlich zu tode gekommen und hat im letzten Jahr nur noch ans Bett gefesselt gelebt mit einem Sauerstoffgerät an seiner Seite. Meine Tante hat ihn bis zum Tod gepflegt und wollte danach nie mehr einen Mann. ( Er war Kettenraucher...)

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Mi 8. Feb 2012, 21:03 - Beitrag #30

Amely, "die andere Seite" dürfte das hier für kaum jemanden sein, wir sind hier fast alle Nichtraucher. Manche, wie Ipsissimus, eher tolerante, manche, wie e-noon und ich, stehen dir in der Ablehnung des Rauchens wohl kaum nach.
Derartig intensiven Kontakt mit Rauchern hatte ich zum Glück nie; mein Vater raucht(e?) zwar, aber stets rücksichtsvoll abseitig. Eine Beziehung mit einer Raucherin oder ein Zusammenleben mit Binnenrauchern wäre für mich aber auch völlig undenkbar.

Dass Rauchen auch jenseits der Verführbarkeit als Jugendlicher eine starke Anziehungskraft insbesondere auf in stressigen Berufen (Arzt, Polizist, Kraftfahrer) Tätige hat, muss man aber wohl leider akzeptieren, und es bei diesen Gruppen als geringere Charakterschwäche interpretieren als beim Durchschnittssüchtling. Auch, wenn es bei Ärzten eigentlich besonders pervers und bei Polizisten oft sogar dienstpflichtausübungsbehindernd ist. Und auch auf diese Gruppen sollten natürlich die allgemeinen Präventions-, Abschreckungs- und Anreizsenkungskampagnen genauso zielen wie auf alle anderen.

Zurück zur allgemeineren Frage des mitmenschlichen Verhaltens, nicht nur des Rauchens: ich finde durchaus, dass du hier interessante Diskussionspunkte geliefert hast, fände es also schade, solltest du aufgeben. Und dir möchte ganz sicher niemand nahelegen, deine löblichen Gesundheitseinstellungen aufzugeben. Die spannende Frage ist nur, inwiefern deren offensive Zurschaustellung ein Hindernis in der realweltlichen Kontaktaufnahme sein kann. Und ich fürchte, dass das so ist, stellt sich auch dir selbst so dar? Dann musst du abwägen, was dir wichtiger ist, das offensive Stehen zu deinen Idealen (das passive steht ja nicht zur Debatte) oder das Einlassen auf andere. Beziehungen mit Rauchern sind außen vor, klar, und Abgeben damit, dass dir andere ins Gesicht rauchen, muss auch nicht sein, ebensowenig wie passive Anwesenheit beim Komasaufen; darauf, Draußenraucher oder gemäßigte Trinker bekehren zu wollen, kann man aber sicher als kleines Opfer verzichten.

Amely67
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Mi 8. Feb 2012, 21:24 - Beitrag #31

Kontaktarmut

Ja tatsächlich leide ich ein klein wenig darunter, dass es mit Beziehung nicht klappen will - was aber auch an meiner Angst vor Freiheitsverlust liegt. Ich leide nur, weil mir das Kuscheln und die Liebe fehlen.
Außerdem habe ich nur wenig Freunde. Genaugenommen sind es zwei richtig gute Freunde, die mich nicht belügen und mir auch kritisch ihre Meinung sagen können, zum B. wenn ich über die Strenge schlage. Aber von beiden werde ich gemocht.
Hier drin habe ich eine liebe Freundin kennengelernt - auch wir sagen uns, was wir denken.
Aber im realen Leben habe ich kaum eine Chance mal eine Freundin zu finden, da meine Einstellung so gar nicht der einer typischen 44 erin entspricht. Ich mag die Musik sowie Tanz von Michael Jackson, mag türkische und arabische Musik / Bauchtanz und auch spanischen Flamenco.
Auch Reaggy und Rap und Hip hop mag ich gern hören.
Und ich spreche offen über jedes Thema.
Sehr stark muss ich mich mit meinen Meinungsäußerungen sowie spontanen Gefühlsregungen in meiner Schulklasse beherrschen, denn im Schnitt sind meine Mitschüler und Schülerinnen ca 20 -28 Jahre alt.
Ja, es sind ca 80 % aus meiner Klasse, die Rauchen und dafür jede Pause nach draußen rennen. Ich verbringe meine Mittagspause lieber allein auf diesem alten Kriegsgräberfriedhof, neben unserer Schule. Wenn ich diesen überquert habe, bin ich auf einem Autofriedhof und kann dort meine Hyongs für Taekwondo üben ohne dass mich jemand sieht.
So habe ich eben auch kaum Kontakt - ist aber auch nicht negativ für mich - zu meinen Mitschülern. Ich freu mich darüber, dass ich da hingehen kann wo es mir behagt und machen kann, was mir behagt und wenn ich singen will, dann singe ich - keinen stört es - da ist ja keiner.
Ich fühl mich im Großen und Ganzen schon recht wohl, wenn ich es mir überlege. Anders als unsere Herdentiere oder siamesischen Zwillinge aus der Klasse, die allein kaputt gehen würden ( mein Eindruck).

e-noon
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Do 9. Feb 2012, 10:16 - Beitrag #32

Amely, dein bekehrender Tonfall ist deswegen etwas anstrengend, weil hier sowieso schon viele deiner Meinung sind.

Wie Traitor hier schon sagte, die allerwenigsten, die hier schreiben, sind Raucher. Viele haben auch mit dem Rauchen ähnlich große Probleme wie du, schützen sich aber besser davor - eine Beziehung mit einem Raucher ist quatsch, das habe ich nach 2 Wochen festgestellt und nicht erst nach vierzehn Jahren. Außerdem muss man deinen Mann beinahe in Schutz nehmen, denn offenbar rauchte er ja schon, als du die Beziehung begonnen hast - du wusstest also, worauf du dich einlässt. Menschen ändern zu wollen, klappt nur selten und in bestimmten Bereichen, und wenn man feststellt, dass man sich nicht einigen kann, kann man immer noch Schluss machen. Das ist natürlich schwierig, wenn man verheiratet ist, noch schwieriger, wenn man ein Kind hat, aber man hat immer die Wahl. Du bist ja jetzt auch geschieden, weißt also, dass das stimmt.

Sehr stark muss ich mich mit meinen Meinungsäußerungen sowie spontanen Gefühlsregungen in meiner Schulklasse beherrschen, denn im Schnitt sind meine Mitschüler und Schülerinnen ca 20 -28 Jahre alt.
Unabhängig vom Alter sollte man seine spontanen Gefühlsregungen im Unterricht generell beherrschen, weil das einfach nicht der Ort dafür ist. Nichts ist schlimmer als Seniorenstudenten, die in den Univorlesungen sitzen und statt über den Stoff lieber über ihren Hund reden wollen. Sicher ist es auch schwierig als jemand, der geschieden ist und ein Kind hat, eine gemeinsame Basis mit Zwanzigjährigen zu finden, auf der man gemeinsame Gespräche (außerhalb des Unterrichts) aufbauen kann. Das ist auch normal und muss noch nicht mal am Alter liegen - es gibt ja keinen Grund, warum die Menschen, mit denen man zufällig zusammengewürfelt wurde, einen interessieren sollten. Ich nehme an, als du Anfang zwanzig warst, waren deine Freunde auch eher um die zwanzig und nicht doppelt so alt.

Dann konnte er den ständigen Versuchen seines Kumpels ihn umzustimmen, nicht mehr widerstehen und fing erneut an - erst heimlich und dann wieder eine Schachtel am Tag.

Dann doch lieber keine Freunde als solche.

da meine Einstellung so gar nicht der einer typischen 44 erin entspricht. Ich mag die Musik sowie Tanz von Michael Jackson, mag türkische und arabische Musik / Bauchtanz und auch spanischen Flamenco.
Auch Reaggy und Rap und Hip hop mag ich gern hören.

Zum einen denke ich nicht, dass es eine "typische 44erin" gibt - es gibt sicher auch in deinem Alter geschiedene Frauen mit Kind, die nochmal eine Ausbildung machen. Vielleicht wird das auch leichter, wenn du dann mal im Beruf bist und da mit anderen Pflegern in Kontakt kommst...? So kann man sich über Erfahrungen austauschen. Abgesehen davon ist ein Musikgeschmack noch keine Einstellung, und ich denke kaum, dass dich jemand aufgrund deiner CD-Sammlung (die man ja auch erst zu sehen bekommt, wenn man dein Heim betreten hat) ablehnen wird. Aber wenn du Bauchtanz magst, warum dann nicht eine Bauchtanzgruppe suchen? Meine Mutter und die Mutter einer Freundin hat das jahrelang gemacht und dort auch echte Freundinnen gefunden.

Ich singe auch recht häufig, meist natürlich unter der Dusche, aber durchaus auch einfach so. Wer dabei steht, hört sich das dann entweder an oder sagt bzw. macht durch Blicke deutlich, dass es nervt, dann höre ich natürlich sofort auf. Rücksichtnahme ist auch etwas, was die eigene Selbstentfaltung einschränken kann, aber ich denke, es lohnt sich.

Anders als unsere Herdentiere oder siamesischen Zwillinge aus der Klasse, die allein kaputt gehen würden ( mein Eindruck).

Deine Wortwahl macht nicht den Eindruck, als würdest du deinen Klassenkameraden besonders offen gegenüberstehen. Keiner schuldet dir was. Wenn du Ablehnung ausstrahlst, ist es nicht allzu verwunderlich, dass sie dir entgegenschlägt.

janw
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Do 9. Feb 2012, 12:36 - Beitrag #33

e-noon, ich kann das, was Amely bezüglich ihrer Mitschüler schreibt, schon nachvollziehen. Die Zusammensetzung einer Musiksammlung, bevorzugte musikalische Stilrichtung, kulinarische Vorlieben, Freizeitbeschäftigungen usw. sind keine Einzeldetails, sondern Ausdruck individueller/gruppenspezifischer Kultur, und aus meinem Blickwinkel kann ich ihre Beobachtung der kulturellen Differenz zwischen ihrer Altersgruppe und der ihrer Mitschüler durchaus bestätigen.

Es ist dann eben die Frage, wie mensch mit dieser Differenz umzugehen gedenkt, ob er sie als unüberwindbar gegeben erachtet, möglicherweise gekoppelt mit wahrgenommener intellektueller Differenz, oder als interessantes Faktum, das einer Erkundung harrt und dem man nicht erlaubt, einer Kommunikation im Wege zu stehen.
Diese Offenheit sollte aber auf beiden Seiten bestehen, wenn die einen rauchen und der andere eben nicht, ist das natürlich nicht einfach.

Amely67
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Do 9. Feb 2012, 21:35 - Beitrag #34

Danke für die ausführlichen Komentare und Meinungen,

ich glaube langsam verstehen wir uns doch und es beginnt Spaß zu machen - so kann ich gar nicht aufhören zu schreiben.
Ich gebe Euch jetzt mal einen Dialog wieder, der mir heut wiederfahren ist und mich bissl ärgerlich stimmte. :confused:

Ich sitze da also an meinem Schülerplatz an meinem Tisch und esse Avokado - weil ich diese sehr mag. Und jedesmal wenn ich so ein Gemüse esse, kommt promt die Frage: " Was isst du denn da?" Und geduldig erzähle ich zum 3. mal: " Ich esse eine Avokado."
Jetzt fängt die eine an zu lachen und eine andere sagt erhaben: " Na ab einem gewissen Alter muss man dann eben Avokado essen."
Ich hätte mein Essen diesen Napfsülzen jetzt gern ins Gesicht geschleudert. Aber das macht man nicht. So esse ich weiter und sage ruhig, dass ich diese Bemerkung nicht so toll finde....
Ansonsten macht mir der Unterricht und die Schule schon großen Spaß. Gerade bei Psychomotorik, können wir uns beim " Hase und Jäger - Spiel" richtig austoben. Denn hierbei lernen wir, wie wir später mit unseren Klienten sportliche Übungen zur Förderung einsetzen können - spielerisch.
Leider muss ich feststellen, dass manche junge Dame sich gar nicht so gerne bewegt wie meiner einer. Zum B. beim Spiel " Spatzen auf dem Ast - wechselt die Stellung" Wir standen alle auf einer Bank und mussten ohne abzusteigen an mehreren vobei, wobei man sich umarmen musste um nicht herunter zu fallen. Da sagten meine anderen Spatzen,: " Wir stehen schon richtig - brauchen uns nicht verändern"...oh je.

e-noon
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Fr 10. Feb 2012, 16:57 - Beitrag #35

Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, worüber du ärgerlich bist.

Und jedesmal wenn ich so ein Gemüse esse, kommt promt die Frage: " Was isst du denn da?" Und geduldig erzähle ich zum 3. mal: " Ich esse eine Avokado."
Jetzt fängt die eine an zu lachen und eine andere sagt erhaben: " Na ab einem gewissen Alter muss man dann eben Avokado essen."
Ich hätte mein Essen diesen Napfsülzen jetzt gern ins Gesicht geschleudert.

Es spricht eine unglaubliche Aggressivität aus deinen Worten. Man fragt dich, was du isst, macht Bemerkungen darüber, und du fühlst den Drang, mit körperlicher Gewalt zu reagieren. Wieso? Immerhin bekundet die Frage Interesse an deiner Person; man könnte dich auch komplett ignorieren, was dir dann sicher auch nicht recht wäre. Der Kommentar selbst ist, wenn auch nicht besonders feinfühlig, offenbar witzig gemeint; statt beleidigt oder unterkühlt könntest du auch ebenso witzig reagieren. Dass du älter bist als die anderen Schüler, ist nun einmal so, es nützt wenig, beleidigt zu reagieren, dass sie dich nicht als "eine der ihren" akzeptieren. Eher könntest du eine ältere und weisere Position vertreten, denn an Lebenserfahrung wirst du den meisten überlegen sein. Dazu musst du aber auch offen sein und dich auf die Probleme und Wünsche der anderen einlassen. Zur Avokado könntest du beispielsweise statt "das war aber gar nicht nett, tut tut tut" auch sagen "Avokados enthalten Glückshormone, die kann man in jedem Alter gebrauchen", oder "Avokados sind gut für die Haut", was Frauen wohl in jedem Alter interessiert. Du könntest auch jemandem ein Stück Avokado anbieten, da deine Mitschüler diese Frucht nicht zu kennen scheinen.

Es muss nicht immer alles gegen dich gemünzt sein, was andere sagen...

Amely67
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Fr 10. Feb 2012, 18:07 - Beitrag #36

Hab ich auch schon

Hallo,

ja das habe ich auch schon gemacht, als zwei Mädchen vor einiger Zeit ein Stück kosten wollten und sie fanden, dass es eher nichts für sie sei. Die beiden sind auch in Ordnung. Du meinst, ich soll mich nicht so viel ärgern.
Gut - damit hast Du evtl. Recht.
Und ich muss auch genau auf Wortwahl und Ton sowie meine Art des Humores achten, den die jungen Leute nicht nachvollziehen können oder wollen.
Heutiger Dialog:

Abschlussfete vor den Ferien - lange Tafel - einige hatten Essbares mitgebracht und ich habe selbstgebackene Vanillekipfel beigesteuert, die den meisten auch schmeckten.
So habe ich mich an die Salzbrezeln rangepirscht und sagte: "Ich nehme mir mal ein paar Salzstangen..." ( Versprecher eben) Sofort wurde ich verbessert: " Das sind Salzbrezeln!" ich meinte fröhlich " Na in meinem Bauch werden sie zu Stangen."
Hinter meinem Rücken hörte ich dann die Bemerkung von einem Mädchen 19 J.
"Das wollte jetzt keiner wissen."
Ich habe so getan, als hätte ich nix gehört, aber der weitere Appetit und die Feier waren mir vergangen.
Ich mag es auch nicht, wenn mich Mitschülerinnen mit bösen Blicken verfolgen. Ich habe denen nichts getan und habe das auch nicht vor.
Doch habe ich das Gefühl, dass sie nur auf eine Äußerung von mir warten um mir eins reinzuwürgen.
Manchen Menschen scheint es viel Freude zu bereiten, anderen weh zu tun oder zu zeigen, dass bestimmte Mitschüler/ Mitmenschen ihnen unsympathisch sind. Ich verzichte darauf das anderen zu zeigen ( wenn es mal vorkommt/ ist eher selten)
und bemühe mich freundlich und sachlich zu bleiben. Nur manchmal fühle ich, wie mir Röte des Unverständnisses und Wut ins Gesicht steigen.
Um es diesen Mädels Recht zu machen, müsste ich mich wahrscheinlich den ganzen Tag in eine Ecke setzen und so tun, als sei ich nicht anwesend.
Doch ich habe die selben Rechte und ich arbeite mit im Unterricht, wenn ich etwas zu sagen habe - das lasse ich mir von keinem verbieten.
Den Lehrern scheint es zu gefallen. Bin sehr zufrieden mit meinem Zeugnis, denn besser gehts nicht.

Anaeyon
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Fr 10. Feb 2012, 18:29 - Beitrag #37

Zitat von Amely67:ich meinte fröhlich " Na in meinem Bauch werden sie zu Stangen."
Hinter meinem Rücken hörte ich dann die Bemerkung von einem Mädchen 19 J.
"Das wollte jetzt keiner wissen."


Wundert dich das wirklich? Bild Keiner will etwas über deine Verdauung hören, besonders nicht wenn man gerade am essen ist. Das ist völlig normal, mit so einem Kommentar zu reagieren.

e-noon
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Fr 10. Feb 2012, 18:35 - Beitrag #38

Zustimmung. Verdauungsgespräche beim Essen zeugen nicht gerade von Rücksichtnahme.

Amely67
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Fr 10. Feb 2012, 22:52 - Beitrag #39

Jepp

Das ist allerdings ein Argument. Und man muss darauf auch nicht freundlich hinweisen, denn man ist ja verärgert, weil sich evtl. ein kleines Kopfkino abspielt.
Ich sehe, ich muss noch viel lernen. Aber ich pack das schon.
Schön ist, dass ich auch mit Leuten aus anderen Klassen ins Gespräch komme. Heute an der Haltestelle z.B. - Eine aus der Erzieherklasse. Sie hat mir sogar von ihren Zielen und Zukunftsplänen erzählt. Das finde ich sehr toll.
Ich denk mal, wenn man gewisse Kommunikationsregeln indus hat und dann noch das nötige feeling, kommt man auch klar mit seiner Umwelt.
Auf die nächsten 2 1/2 Jahre - liebe Matrixer.

Milena
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Sa 11. Feb 2012, 09:47 - Beitrag #40

Auf die nächsten 2 1/2 Jahre - liebe Matrixer.


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