Zum Wesen der Magie

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Ipsissimus
Dämmerung
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Mo 2. Jul 2007, 10:27 - Beitrag #41

Hat irgendjemand einen Tipp welche magische Formel mich von der Lust zu rauchen befreien könnte, ohne den Trieb verdrängen zu müssen?


Henry, das ist genau das, was Magie nicht ist, eine Pille^^ du kannst durch magische Praxis dahin gelangen, daß das Loch in deiner Seele, das am Grunde des Bedürfnisses nach einer Zigarette versteckt ist, heilt, aber kein Ritual oder Zauberspruch der ganzen Welt wird dich per Fingerschnipsen von einer Sucht befreien

Ana, ich habe dein Edit auf der ersten Seite gerade erst gelesen, sorry für die verspätete Antwort.

Ich denke, Magie ist an der Schnittstelle zwischen nomadischer Lebensweise und Sesshaftwerdung entstanden. In den vormaligen Stammeskulturen genügte der Schamane als vorsichtiger und weiser Richtungsgeber des Stammes. In Gefolge der Sesshaftwerdung stieg der Bedarf an Manipulationsmöglichkeiten, da zunhemend größere Menschenmengen beeinflusst werden mussten, wozu weder die Intimität der persönlichen Beziehung Schamane - Stammesmitglied, noch reine Gewaltmethoden noch reine Prachtentfaltung effektiv genug waren. Von daher denke ich, das magische Methoden überall auf der Erde entstanden sind, wo eine Priesterschaft große Menschenmengen zu steuern hatte, also etwa vor 9000 bis 7000 Jahren.

Nebenbei ist rituelle Magie bis heute tief in den Gesellschaftsstrukturen moderner Staaten verwurzelt. Ein Beispiel? Bis ins 20te Jahrhundert war Cannabisrauchen ein harmloses Vergnügen in den USA. Irgendwann kam die Idee auf, daß dies ein verbotener Genuss sei und die Lobbyarbeit begann, die afaik Mitte der 20er Jahre in eine Gesetzesinitiative und schließlich ein Gesetz mündete. Mit einem Federstrich wurde quasi über Nacht aus harmlosen Cannabisrauchern Kriminelle. Ohne dass irgendeine primäre Veränderung der physikalischen Wirklichkeit stattgefunden hätte, wurde massiv in das Leben von Millionen eingegriffen und dieses verändert.

Wir finden hier alle Elemente eines hochmagischen Rituals - Lobbyarbeit (Kummulation von Macht), gesetzgebendes Verfahren (das Ritual im engeren Sinne) und die Unterzeichnung des verabschiedeten Gesetzes (die Besiegelung des Rituals, früher mit Blut, heute mit Tinte). Das gesamte Gesetzgebungsprocedere aller Staaten dieser Erde ist Hohe Magie^^

Feuerkopf
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Mo 2. Jul 2007, 10:33 - Beitrag #42

[quote="henryN"]
Hat irgendjemand einen Tipp welche magische Formel mich von der Lust zu rauchen befreien könnte, ohne den Trieb verdrängen zu müssen? Oder hilft nur der harte männliche Kampf gegen sich selbst? ]

Ja, die magische Formel heißt: "Ich bin mein eigener Herr!" ;)

Rauchen hat viel mit Fremdbestimmung zu tun, erst mit dem willigen Nachgeben auf Gruppendruck vielleicht, der unbewussten Annahme von Werbebotschaften und schließlich der körperlichen Abhängigkeit von Nikotin.

Und denk dran: Es muss eine Affirmation sein, weil unser Gehirn negativ formulierte Formeln nicht einbauen kann.

henryN
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Mo 2. Jul 2007, 15:21 - Beitrag #43

[quote="Feuerkopf"]Ja, die magische Formel heißt: "Ich bin mein eigener Herr!" ]

(das mit dem Rauchen war auch als ironisches Bild in Bezug auf Wissen und Magie gemeint, also nicht ganz so ernst, wie es ausschaut, obwohl es noch ernsthaft aktuell ist, ich rauche immer noch...^^)

Genau darin liegt ja der grundlegene Irrtum. Wir sind es eben nicht. Unser eigener Herr, und ja, wir sind Fremdbestimmt!!!

Die "Simulation" des Selbst, das was man erlernt als "Ich" zu bezeichnen, ist eben jener "Fremde" der uns ein Unterbewußtsein eingräbt, je länger man darin fortfährt, dieses mit Eigenschaften zu ernähren. Es bestimmt unser Denken, unsere Art zu reden, strukturiert unsere Wahrnehmungs und Erkenntnisfähigkeit. Wenn ich mich als Musiker definiere und daran festhalte Musiker zu sein, wird mein Leben von diesem "Selbstbild" Musiker bestimmt. Und darüber hinaus von dem Tätigkeitsfeld, hier Bühne, dort Publikum, von dem was die Geschichte und die Gesellschaft vom Bild "Musiker" "erwartet". Je mehr dieses "Ich" sich in diesem Bild selbstreferentiell einrichtet, desto mehr wird es eben jenes tun, was alle anderen Musiker auch tun. Als junger Punkmusiker würde ich im Tourbus herumtollen, viel trinken, haufenweise Groopies verwirren, die Hotelmöbel zerschlagen, die Gitarre "tieferlegen", nicht zum Frisör gehen......
Ich könnte natürlich mich diesen Projektionen verweigern, was wiederum aber auch eine Reaktion auf eben jene wäre, somit auch noch fremdbestimmt, oder einfach entziehen, aber dann hätte ich immer noch mit Kollegen zu tun, die das "Punkmusikertum" praktizieren. Ich müßte also damit umgehen, darauf reagieren etc. somit also auch fremdbestimmt. Ich könnte aufgrund dessen aufhören, Musiker zu sein, aber dann würde ich dieses auch nur tun weil mir dieses auf den Keks geht, also auch fremdbestimmt. Dann könnte ich immer weitererzählen, "Ich war mal Punkmusiker" aber aus diesem oder jenem Grund verkaufe ich jetzt Musikzubehör und bin vielleicht frustriert über die Kundschaft, die immer noch auf der Bühne steht und den Ruhm erntet...
Also bleibt die Möglichkeit, Solist zu sein, der Herr der eigenen Musikwelt. Aber diese erfordert wiederum eine eigene Stilistik, die es gilt zu erarbeiten zu vervollkommnen und aufrecht zu erhalten. Somit von dieser Rolle, diesem Stil dominiert.

Der intelligente Mensch hat entweder ausreichend Humor, über die eigene Unwichtigkeit und spielt mit Vergnügen seine Rolle, oder er plegt seine Depressionen und erreicht auf diese Weise genügend Abstand zur Welt, um ihre Dekonstruktion in Angriff zu nehmen. ;-)

Eine alternative magische Konstruktion könnte sein:
"Ich atme" nicht mehr und nicht weniger

damit meine ich nicht den physikalisch, biologischen Vorgang sondern die Konzentration auf das, was mich durchdringt. Luft, Nahrung, Wahrnehmung.
Ich atme ein und atme aus. Oft vergisst man das "ausatmen" und was dann entsteht, ist "schlechte Luft". ;-) selbstbezügliche Emotionen, Aggressionen, übertriebene Emphatie, Bewertungen. (Ich weiß wovon ich rede, ich bin Spezialist darin)

"Jemand der viel hat, will mehr", denn sein Bewußtsein ist dadurch strukturiert, mehr zu werden. Die Prozesse der Besitzanhäufung enthalten ihre eigene Magie, was aber eigentlich nichts weiter ist als Selbstreferentialität. Er, Es kann nicht anders, als das "Ich" aufrecht zu erhalten. Dieses nicht zu tun, würde bedeuten zu sterben. Und die Bereitschaft in den Tod zu gehen, entleert die Lungen von dieser Fremdbestimmtheit des eigenen Ich. Die Energie die in Unseren Hirnwindungen dabei freigesetzt wird, ist unermesslich. Es kommt der Kernspaltung gleich. Die Neuronen tanzen Samba, fangen an zu leben und wiegen sich im Wind..... Die Erleichterung, die Freiheit....

Nur gut dass man nicht in den biologischen Tod gehen muß. Nur habe ich den Eindruck, daß die Psychologie entscheidende Fortschritte im Verständnis dieser "Magie" benötigt, um depressiven Menschen und jenen mit Selbstmordabsichten, eine entscheidende Hilfe zu sein. Was sie geleistet hat, ist immerhin alle Symptome und Varianzen zu strukturieren und zu systematisieren. Aber warum mit dem Dopaminspiegel experimentieren, oder anderen "Drogen" wenn doch das Hirn dazu in der Lage ist, selbst alle diese Flußmittel zu produzieren? Wenn ich mich entschliesse, mich für Fussball zu interessieren, mich für eine Mannschaft zu entscheiden, genügend Identifikation aufzubauen, bin ich in der Lage, das Spiel mit Spannung zu verfolgen und viele Glückshormone bei einem Sieg aufzubauen. Ebenso kann ich depressiv nach einer Niederlage nach Hause gehen. Besser wäre natürlich, sich für das Spiel und die psychologischen Mechanismen zu begeistern....

Viele Schauspielübungen und Kampfkünste arbeiten mit dem Bild der Athmung. Dieses in die Metaphern der wissenschaftlichen Arbeit einzuflechten könnte eventuell entscheidende Fortschritte bringen.

...Das was die Welt in innersten zusammenhält...... :-)

Die "Simulation" (Ipsi) hat mich als Begrifflichkeit eine Weile fasziniert und schwer beschäftigt. Je komplexer jene ist, desto mehr Potentiale sie enthält, desto mehr kann das Bewußtsein sich auf bestimmte Situationen einstellen. Und bei genügend Frischluftzufuhr und "Athmung" entsprechende Flexibilität und Intelligenz ermöglichen. (der Simulation Leben einhauchen)

Ipsissimus
Dämmerung
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Mo 2. Jul 2007, 15:35 - Beitrag #44

mach ruhig, Henry^^ ich lasse mich gerne von überzeugenden Ergebnissen überzeugen^^

henryN
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Mo 2. Jul 2007, 18:14 - Beitrag #45

@Ipsi
dies im jetzt zu erreichen würde ich mir nicht anmaßen, dazu bräuchte es noch mehr Praxis und viel Zeit, und vorallem den Entschluß Psychologe zu werden.

Jedenfalls, ein Ergebnis wäre, dass ich immerhin noch lebe...... und übe..... :-)

janw
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Do 5. Jul 2007, 23:22 - Beitrag #46

Gut, Magie also eher eine alternative, dabei die historisch ältere, Betrachtung der Wirklichkeit, dabei eher empirisch, wo die Wissenschaft nach zugrundeliegenden Gesetzmäßigkeiten, einer theoretischen Fundierung fragt.

Damit wäre der magische und der wissenschaftliche Weltinhalt im Grunde derselbe, "nur" der Blick darauf ein anderer.
Zu veranschaulichen etwa an magischem Erfahrungswissen, daß Beinwell der Wund-, insbesondere Knochenheilung förderlich ist (daher auch der Name) und entsprechender traditioneller Praxis von Beinwell-Verbänden. Wissenschaft hat diese Wirkung bestätigt und erklärt sie mit bestimmten enthaltenen Inhaltsstoffen, welche granulationsfördernd wirken. Wegen gewisser möglicher Nebenwirkungen und anderer verfügbarer Wirkstoffe wird Beinwell in der Schulmedizin nicht mehr angewandt.

Dann wäre Magie deutlich "diesseitiger", als sie auch vor Harry und Buffy daher gekommen ist - außer man stellt die Leistungen des menschlichen Geistes wie Vertrauen auf die Wirkung der Handlung des Magiers, Projektionen, Selbstaffirmation usw., welche oft für die Wirkung zumindest sehr förderlich, also Teil des magischen Systems sind, ins "Jenseitige".

Damit erschlösse sich die Bedeutung und Relevanz der Magie aber nur noch jenen, für die Effizienz weniger bedeutsam ist, und die Bewertung einer magischen Praktik wäre neben ihrer erfahrungsgemäßen Wirksamkeit vor allem darauf gestützt, wie viel wissenschaftliche Theorie-Unverträglichkeit mensch ihr zuzubilligen bereit ist.
Homöopathie wirkt erfahrungsgemäß, der wissenschaftlichen Theorie nach kann sie aber nicht wirken - ist sie deshalb Hokuspokus oder ernst zu nehmen? - wäre eben danach zu entscheiden, wie hoch man die wissenschaftlichen Probleme damit hängt.
Ist das nicht eine sehr defensive Fassung des Magischen?
Ein wenig erinnert mich diese Haltung an jene Christen, die Gott für all jene Bereiche wirksam sehen, die Wissenschaft nicht oder noch nicht erklären kann, sie stehen damit auf verlorenem Posten, langfristig.

henryN
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Do 5. Jul 2007, 23:35 - Beitrag #47

Glaubt ein Magier an Gott? Oder kann er es gar nicht, weil es weder Glaube noch Erklärung, sodern Sehen und Handeln ist? Er unternimmt den Versuch, wenn auch in einem klitzekleinen bereich, selbst Gott zu sein?

Let's ask Neo.

janw
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Fr 6. Jul 2007, 01:26 - Beitrag #48

Naja, die traditionellen Magier aka Schamanen sehen sich verbreitet als Mittler zwischen Mensch und Universum bzw. den Manifestationen des Universums in mehr oder weniger zahlreichen Geistwesen, wenn ich der verbreiteten Darstellung Glauben schenke.
Die Existenz dieser Wesen ist damit Teil des Weltkonzepts dieser Magier, sie würden sich aber wohl eher als Handlungsinstanz dieser Wesen ansehen als selbst eines zu sein.

Da die Praxis aber auch ohne Einbeziehung der Geistwesen funktioniert, könnte die transzendentale Ebene auch als redundant gekennzeichnet werden, bzw. ins Belieben des Einzelnen gestellt.

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