Sortenreinheit als Qualitätskriterium ist eine recht neumodische Erfindung, Traitor, und das überwiegend im deutschsprachigen Raum, wo man nicht von der "Cuvee" spricht, sondern vom "Verschnitt", mit negativer Konnotation.
Die meisten europäischen roten Spitzenweine sind Cuvee-Weine, mit zwei dramatischen Ausnahmen, Barolo und Barbaresco, die vollständig aus Nebbiolo bestehen müssen. Ansonsten sind mir in Europa keine roten mono-cépages in den obersten Kategorien bekannt, allerdings ist meine intensive Beschäftigung damit schon ein paar Jahre her, das kann mittlerweile also anders sein. Allgemein würde ich bei roten Weinen schon eine Tendenz formulieren: Sortenreinheit ist ein Zeichen dafür, dass das Weingut nichts besseres hinbekommt, wobei es gleichgültig ist, ob die "Schuld" dafür bei den klimatischen Verhältnissen, beim Kellermeister oder der Technik liegt. Sortenreinheit ist immer die einfachste Art, einen Wein herzustellen und erfordert im Vergleich zu den Cuvee-Weinen deutlich weniger Geschick und kaum Kunst.
Bei den Weißweinen sieht es wiederum anders aus, da überwiegen zwar immer noch die Cuvee-Weine, aber es gibt jede Menge mono-cépages in den obersten Kategorien. Und der weiße Über-Wein schlechthin, der Chateau Yquem, besteht zu 100% aus Sémillon