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Forumsbeiträge und ihre Sprachebene

BeitragVerfasst: Fr 8. Aug 2003, 10:29
von Krautwiggerl
Nein, das ist keine Klage darüber, dass mir das Sprachniveau zu niedrig ist. ;)
Vielmehr hatte ich mal wieder eine fixe Idee und mir sind einige Gedanken durch den Kopf geschossen (deskriptiver Natur), und zwar aus dem Gebiet Sprachwissenschaft, da ich darüber momentan wieder brüte. Spezielles Unterforum passt dafür eigentlich kaum, deshalb hier.

Und zwar widme ich mich diesmal der Untersuchung der Sprache, die vor allem in Foren/Newsgroups etc. verwendet wird, im Hinblick auf Nähe zur Schrift- oder gesprochenen Sprache und ähnlichen Aspekten. Dies hier soll aber kein wiss. Aufsatz sein, sondern meine eigenen Gedanken populärwiss. darlegen. Deswegen auch kein Rückgriff auf schon eventuell erfolgte Untersuchungen und Literatur.

Primär will ich die Frage klären, ob wir uns hier in der Nähe der Schrift- oder der Sprechsprache bewegen. Oder in der Mitte. Die Antwort darauf ist nicht so trivial, wie man sich vorstellt. Abklopfen will ich die Frage anhand folgender Kriterien: Planungsaufwand (wieviel Zeit nehme ich mir zum Formulieren meiner Gedanken), "Nähe" der Kommunikationsteilnehmer, schließlich eine Betrachtung in orthographischer, morphosyntaktischer und lexikalischer Hinsicht.

Der Planungsaufwand ist zwar nicht so groß wie bei offiziellen Schreiben, Briefen, Aufsätzen etc., allerdings um einiges größer als bei der gesprochenen Sprache und Chat-Beträgen/SMS. Eine Besonderheit ist, dass der Planungsaufwand nicht einheitlich ist: einige Beiträge besitzen einen recht hohen Planungsaufwand und sind kaum spontan (so wie dieser hier), andere wiederum werden spontan verfasst und zeichnen sich durch geringen Planungsaufwand aus. Festzuhalten bleibt, dass nach oben der Planungsaufwand offizieller Schriftstücke (fast) erreicht werden kann, aber wohl nie übertroffen, genauso, dass nach unten hin der Planungsaufwand denjenigen eines Chat-Beitrags auch nie unterschreiten wird, wohl im Regelfall sogar weit darüber liegen wird, auch bei eher kurzen und spontanen Beiträgen. Von gesprochener Sprache ganz zu schweigen. Grund hierfür sehe ich in der asynchronen Kommunikationssituation, die jeden automatisch dazu bringt, noch einmal ein bisschen mehr zu überlegen, da der Gegenüber nicht unmittelbar auf eine Antwort wartet. Ich bin geneigt, folgendes Kontinuum bezügl. des Planungsaufwands aufzustellen:
Sprechsprache -> synchrone Netzkommunikation -> asynchrone Netzkommunikation -> Schriftsprache (v.a. in offiziellen, formellen Dokumenten)

Nächster Punkt: die "Nähe" der Kommunikationsteilnehmer. Der Begriff steht deswegen in Anführungszeichen, weil ich damit auf das Konzept von Nähe- und Distanzsprache hinaus will, ich aber keinen mit Fachchinesisch nerven will. Gemeint ist, ob das Sprachniveau Nähe schafft oder eben eine gewisse Distanz zwischen den Kommunikationsteilnehmern. Auch hier sehe ich die Sachlage nicht eindeutig. Zum ganz großen Teil wird man wohl von Nähesprache ausgehen können: eher umgangssprachliche Wendungen (kein hochsprachliches Register), spontane Äusserungen, direkte Anreden, die in der Regel nicht in der Höflichkeitsform getätigt werden, mündliche Konzeption, der Versuch, Nähe herzustellen und die physische Distanz zu überwinden. Dies alles trifft wohl beispielsweise nicht auf einen wissenschaftliche Vortrag, eine Ansprache, eine Bewerbung etc. zu. Nicht einmal auf diesen Beitrag, zumindest in der Form, da man in dieser Kommunikationssituation scheinbar immer dazu tendiert, ein etwas niedrigeres Register zu wählen und mehr Bezug zu seinen Kommunikationspartner herstellt. Vielleicht hat man hier die tatsächliche, fiktive Kommunikation direkt vor Augen, während man bei rein formellen Vorträgen und Artverwandtem die Dialogizität vollkommen ausblendet. Ein ganz wichtiger Faktor, der zur Nähesprache gehört und hier eine besondere Blüte in Punkto Verschriftlichung hervorbringt: der vermehrte Rückgriff auf außersprachl. Phänomene wie Gestik und Mimik, dier hier in Form von Emoticons angewandt werden, aber nicht nur: auch Besonderheiten in der Interpunktion, aber dazu später mehr.

Zur Orthographie: Auffällig ist zunächst, dass den traditionellen Regeln kaum gefolgt wird. Die Interpunktion wird zu einem Mittel, um mehr Expressivität zu erlangen. Beispielsweise stellen drei Punkte eine Sprechpause dar, der Gemütszustand der Verwirrtheit kann durch mehrere Fragezeichen gut dargestellt werden. Auch hier zeigt sich der Rückgriff auf außersprachliche Phänomene. Was die Interpunktion im normalen Satzgefüge angeht, so werden hier zwar auch viele Fehler gemacht, wobei allerdings nicht alle auf mangelde Kompetenz zurückzuführen sind. Jedoch scheint die Fehlertoleranz hier nicht so groß zu sein wie bei Chat-Beiträgen, aufgrund der Schelligkeit, in der Beiträge verfasst werden. Selbiges gilt auch für die Rechtschreibung: auch hier ist die Toleranz größer als bei konventionellem Schriftgut, allerdings kleiner als beim Chatten oder bei SMS. Groß- und Kleinschreibung kann auch aus Gründen der Expressivität mißachtet werden, bspw. um einen Schrei nachzuahmen. Abkürzungen sind hingegen allgemein toleriert, solange ihre allg. Verständlichkeit garantiert ist.
Morphosyntaktisch ist die Abweichung von der Standard- bzw. Schriftsprache nicht so wahnsinnig groß, was aber auch an den geringen Unterschiedene innerhalb des deutschen Varietätensystems liegt (Vermutung meinerseits, ich bin romanischer Sprachwissenschaftler). Die Tendenz geht allerdings mehr in Richtung Nominalstil und Parataxe. Auch hier zeigt sich eine Nähe zur Sprechsprache und zur Mediensprache. Es wird versucht, viele Informationen auf kleinem Raum unterzubringen. Ansonsten die selben Merkmale wie bei der Sprechsprache: Futur wird zunehmend durch Präsens (+ Zeitadverb) ersetzt, der Konjunktiv geht v.a. im Imperfekt verloren und wird hier durch eine (analytische) Kondizionalform ersetzt, z.B. "würde backen" statt "büke". (NB: Analytisierungstendenz bedeutet, dass eine Verbform durch zwei oder mehr Wörter statt nur einem dargestellt wird. Dies dient der Eliminierung irregulärer Konjugationen, wie man an dem Beispiel schön sieht). Für weiteres müsste man einen deutschen Sprachwissenschaftler hinzuziehen.
Lexikalisch wird es interessant: hier zeigt sich eine Tendenz zur Sprachökonomie, wenngleich sie auch nicht so extrem ausfällt wie bei der Sprechsprache oder Chat-Beiträgen. Die Nähe zur Sprechsprache wird z.B. durch Lautmalereien hergestellt, z.B. "Boah!". In Richtung Ökonomie geht hingegen die häufige Verwendung von Abkürzungen wie Akronymen und Siegel (aus Anfangsbuchstaben gebildete Wörter). Bekannte Beispiele: Afaik oder IMHO. Obwohl mittlerweile zumindest im Netz fast Standard. ist die Verständlichkeit noch nicht zu 100% gewährleistet. Umgangssprachlichen Ausdrücken und Wendungen werden der Vorzug vor den hochsprachlichen Äquivalenten gegeben, was wieder ein Indiz für die Nähe zur Sprechsprache ist. Abgerundet wird das verwendete Lexikon durch einen hohen Anteil an Lehnwörtern (direkte Übernahme eines Wortes mit bestenfalls einheimischen Suffix) und Lehnprägungen (synatkitsche Übernahme unter Verwendung einheimischer Wörter), was durch die Fortschrittlichkeit und die Internationalität des Netzes und durch das zumeist jugendliche Publikum bedingt wird. "Code-switches" ins Englische kommen hier oft häufiger vor als in der Sprechsprache. Nicht vernachlässigen sollte man das spielerische Element: so ist schon mancher Neologismus hier geboren worden oder Wörter zweckentfremdet. Die Verwendung von abstrakten Nomen und Metonymien (z.B. bei "Berlin zählt Entschädigung" ist natürlich die Regierung in Berlin gemeint) zeigt wieder eine Nähe zur Mediensprache an, wobei die Medien ja zunehmend normbildend wirken und damit auch die Sprechsprache, sogar dir Standardsprache beeinflussen.

Zusammenfassend kann man sagen, dass sich das verwendete Sprachniveau uneinheitlich zeigt, je nach Sparte und Background und Sprachkompetenz der Teilnehmer. Dennoch liegt es wohl immer im Kontinuum zwischen Sprech- und Schrift- bzw. Standardsprache. Ich bin deshalb sogar geneigt, wie oben schon angedeutet, zwischen synchronen und asynchronen Kommunikationssituationen im Netz zu unterscheiden. Das hat keine tradintionelle Basis, die distinktiven Merkmale genügen mir persönlich jedoch, um hier zwischen zwei verschiedenen Registern zu unterscheiden.
Vielleicht noch die Bemerkung, im Hinblick auf ein Thema, das wir schon hatten (Bewerbung gescheitert, weil Chef Kauderwelsch in Forumsbeiträgen als mangelnde Sprachlkompetenz auslegte): man muss sich immer vor Augen halten, dass hier eine andere Kommunikationssituation vorherrscht und somit ein Register ausgewählt wird, dass für diese spezielle Situation funktional ist und von daher besser geeignet ist als eine verschriftete Standardsprache.

Re: Forumsbeiträge und ihre Sprachebene

BeitragVerfasst: Fr 8. Aug 2003, 11:46
von Fargo
Original geschrieben von Krautwiggerl
man muss sich immer vor Augen halten, dass hier eine andere Kommunikationssituation vorherrscht und somit ein Register ausgewählt wird, dass für diese spezielle Situation funktional ist und von daher besser geeignet ist als eine verschriftete Standardsprache.


Eben, eben, Alter. Hätteste nich' mehr Smilies einstreu'n können?

:D

Ansonsten stimme ich Dir gerne zu. Wobei ich noch auf ein Anpassungsphänomen hinweisen möchte. Auf Schriftsprache geprägte Teilnehmer an der Forenkommunikation verwenden umgangssprachliche Elemente nicht unbedingt immer, weil sie sich wohl mit ihnen fühlen oder weil sie ihnen im gegebenen Umfeld prägnanter erscheinen, sondern weil sie fürchten, sonst nicht gelesen zu werden. Das heißt dann eben nicht nur, dass der Beitrag eine andere Oberflächenpolitur erhält. Er wird eventuell auch naiver und emotionaler. Die Frage wäre also, wie schnell und wie stark sich das Denken selbst durch die Sprache verändert, die man sich zu benutzen vornimmt.

Und falls Du bei dieser Hitze noch eine weitere Höllenarbeit brauchst, dann schreib' uns doch einen Beitrag über die Frage, ob es Sprachunterschiede zwischen Webforen und Usenet gibt. :)

Für diesen Beitrag jedenfalls vielen Dank von

Fargo

BeitragVerfasst: Sa 9. Aug 2003, 22:22
von Feuerkopf
AL, ich hätte Dir doch besser nichts vom Salat von gestern übrig lassen sollen. Vitamine machen Dich immer so aktiv.:s126:

Zunächst mal überreiche ich dem geschätzten Krautwiggerl das Fleißkärtchen am Bande. Ich glaube, in meinem ganzen INet-Foren-Dasein habe ich noch nie einen derart langen Beitrag verfasst.

Es ist interessant, die Websprache mal auf der Meta-Ebene beschrieben zu sehen. In den meisten Aspekten gebe ich Dir natürlich Recht.
Ein Phänomen, das immer in Foren auftritt, ist die Vermischung von Schreibstilen. Da kann ein Thread noch so intellektuell sein, die Beiträge noch so geschliffen, irgendwann taucht immer ein Dödel auf, der eine Art Chat-Einwurf liefert. Es gibt also offenbar keinen Konsens, wie ein Beitrag aussehen sollte, eher unausgesprochene Übereinkünfte, an die sich nicht jeder hält.

Ich persönlich mag so lange Beiträge wie Deinen eigentlich nicht. Es ist mühselig, so viel Text auf dem Bildschirm zu lesen; ich hatte ernstliche Sehprobleme (Streifensehen) hinterher.
Von einem Webforum erwarte ich "eingedampfte" Beiträge, knapp, übersichtlich strukturiert. Der Ton darf dem Thema angemessen sein, kann mit Sprechsprache oder Dialekt spielen, auch der Einsatz von Emoticons oder anderen gestalterischen Mitteln ist okay, so lange es nicht inflationär ist.

Du hast gut beschrieben, dass Forumsbeiträge einen erstaunlich persönlichen Bezug schaffen können. Himmel, wie oft habe ich schon virtuell gestritten oder geflirtet...
:shy:

Fargo, meine Schwester ist eine erfahrene Usenet-Nutzerin. Von ihr weiß ich, wie streng die Regeln dort sind. ;)

Feuerkopf
Initiative "Legalisiert die Ruhrgebiets-Verlaufsform - Es ist alles am sich wandeln."

BeitragVerfasst: Sa 9. Aug 2003, 22:43
von Thod
Hallo Krautwiggerl,
die analyse find ich recht gelungen. bei mir selber aber stelle ich fest, dass ich hier näher am gesprochenen wort schreibe, und kaum einen unterschied zu chats mache.

was mich im anschluss an deine ausführungen interessieren würde, ist deine meinung zu der frage, wie sehr die internetsprachen die von dir zitierte schriftsprache beeinflussen. ich denke, es wird deutlich weniger geschrieben in diesen "normalen" medien geschrieben, und könnte mir vorstellen, dass sich generell rechtschreibung u.a. nachhaltig verändern werden.

gruss,
thod

BeitragVerfasst: Sa 9. Aug 2003, 22:50
von Krautwiggerl
Ich glaube, dass die Internetsprache (noch) kaum Einfluß auf die Schriftsprache hat. Das liegt an dem noch recht kleiner Kreis derjenigen, die sich in Communities aufhalten. Die meistbesuchtesten Pages sind von Unternehmen, und verwenden als solche für ihre Präsentation eine eher normgerechte Sprache. Da hat die (Boulevard-)Presse und das Fernsehen derzeit weit mehr Einfluß. Mittelfristig können sich die Relationen wohl verschieben.

BeitragVerfasst: Di 12. Aug 2003, 21:00
von JaY
Planungsaufwand:

Das ist schwer zu sagen, denn es gibt Beiträge so wie diesen hier den schreibe ich spontan und überlege während des schreibens wie es weiter gehen soll. Doch dann gibt es Posts die sind von langer Hand geplant was aber nichts mit der Länge des Beitrages zu tun hat. Bei mir kommt es vor das ich mir auf der Arbeit gedanken zu einem Thema mache und diese dann in Stichpunktenfesthalte oder ganze Sätze schon vor formuliere.

Schrift- oder gesprochenen Sprache:

Ich versuche mich wie eininge andere Member schon an das geschriebene Wort zu halten in seiner hochdeutschen Form. Was mir aber leider nicht immer, zum leidwesen der anderen gelingt. Wenn ich so schreiben würde wie ich mit Kumpels Spreche, würde wohl ein Großteil nur "Bahnhof" verstehen und das will ich nicht. Deshalb bemühe ich mich etwas um Satzbau und Rechtschreibung was mir aber auch nicht immer gelingt, da ich nicht gerade ein Ass in Deutsch war oder bin.

Im ganzen glaub ich versucht jeder, so wie er schreibt irgendwie seine Persönlichkeit wiederzugeben. Ich würde evtl. fast behaupten das der Schreibstil den Charakter darstellt.

BeitragVerfasst: Di 12. Aug 2003, 22:08
von Krautwiggerl
Mit gesprochener Sprache meinte ich nicht Dialekt oder bestimmte Jargons wie Jugendsprache, sondern das, was im Duden mit "ugs." gekennzeichnet werden würde. Und ich möchte mal behaupten, dass die wenigsten sich an die Schriftnorm halten. Wenn ich sagen "hat's" statt "hat es", dann sind wir schon bei der Umgangssprache.

BeitragVerfasst: Mi 13. Aug 2003, 09:05
von Feuerkopf
Mir fällt gerade was ein...

Krautwiggerl, Du meinst, die INet-Sprache habe kaum Einfluss auf die geschriebene Sprache. Nun, wenn ich auch nur ein kleines Bisschen repräsentativ sein sollte, so kann ich darüber berichten, dass ich im normalen Brief inzwischen "Emoticons" einstreue. Bescheuert, ich weiß. Meine Hauptkorrespondenz läuft zur Zeit via eMail, da ist das Usus. Und wenn ich per Papier kommuniziere, dann habe ich inzwischen ernstlich Probleme, Gefühle oder Nuancen korrekt auszudrücken.

Von meiner Tochter weiß ich, dass es inzwischen richtige Mischformen gibt, mit vielen in Sternchen eingestreuten Kommentaren, wie im Chat.

Wer Pippi Langstrumpf kennt, weiß, dass sie schon vor Jahrzehnten in dieser Kurzform geschrieben hat. :)

BeitragVerfasst: Mi 13. Aug 2003, 09:36
von Krautwiggerl
Klar, das mach ich mittlerweile auch. Ich rede aber von der Gesamtheit der hier lebenden Menschen. Und um dies ins allgemeine Repertoire aufzunehmen, ist der Anteil noch zu klein. Wenn ich einen solchen Brief an zufällig ausgewählte Leute verschicke, dann würden zwar 80% wohl noch verstehen, was ich mit solchen stilistischen Merkmalen meine, gleichwohl würde es ihnen fremd vorkommen.

BeitragVerfasst: Mi 13. Aug 2003, 09:49
von Feuerkopf
Mich interessiert in diesem Zusammenhang mal die Anzahl der Menschen, die überhaupt noch Briefe schreiben, bzw. die in der Lage sind, richtig zu lesen.
Stimmt es eigentlich, dass gut 5 Mio Bundesbürger streng genommen zu den Analphabeten zu rechnen sind?

Ketzerischer Gedanke: Für diese Klientel müsste eine mehr Bild-und Alltags-orientierte Sprache doch eine Erleichterung bedeuten.

BeitragVerfasst: Mi 13. Aug 2003, 10:26
von Fargo
Ich halte diese Zahl ja mittlerweile für eher untertrieben. Eine bildorientierte Sprache haben wir ja längst - schau Dir die vielen Piktogramme im öffentlichen Raum an. Offiziell sind sie ja für Menschen fremder Sprache da - so muss man nicht darüber nachdenken, ob man sie nicht längst auch für Deutsche anbringen muss.

Eine eher alltagsorientierte Sprache wird den funktionalen Analphabeten aber wenig nutzen. Sie scheitern ja schon am Zusammensetzen der Schriftzeichen zum Begriff, sei's aus Konzentrationsmangel oder anderen Gründen.

Aus dem Bauche heraus würde ich vermuten, dass in einfachen Dingen der klare Code einer Hochsprache für Leseschwache sogar leichter zu entschlüsseln sein wird als die fließenden Formen der Umgangssprache.

Fargo

BeitragVerfasst: Mi 13. Aug 2003, 12:12
von Thod
nuja, denjenigen, die mit lesen schwierigkeiten haben, kommt ja das tv, oder auch commics oder ähnliche medien (bildzeitung, hat auch kaum text) entgegen.

was mir zudem aber auch noch aufgefallen ist: internetsprache wird nicht nur in briefen, also schriftstücken, sondern auch in der umgangssprache benutzt. so kenn ich aus meine vor-internet-zeit kaum die gesprochenen begriffe "argh", "lol" oder gar "imho". hab sie aber mittlerweile schon des öfteren gehört.
dies mag aber auch eine generationenfrage sein. die von krautwiggerl angesprochene mehrheit der bevölkerung, welche dort noch nicht so beeinflusst ist, ist wohl eher mittleren bis höheren alters.

gruss,
thod