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Kindererziehung

BeitragVerfasst: Do 4. Sep 2003, 18:04
von Student27NRW
Wurde durch einen anderen Thread auf die Idee gebracht, mal zu fragen, was ihr momentan von der Kindererziehung haltet.
Meine Meinung ist, dass Erziehung kaum noch stattfindet und die Jugend vor Allem keinen Respekt mehr hat. Seien es Erwachsene, öffentliches Eigentum u.ä.

BeitragVerfasst: Do 4. Sep 2003, 18:37
von Thod
das halte ich wie die alten griechen, die das auch schon festgestellt haben. die jugend hat *nie* manieren.
zumindest nicht die, die man erwartet. als kleine rache könnte man aber doch im auge halten, dass die jugend, wenn sei mal beginnt, älter als 20 zu werden, wieder mit einer jugend konfrontiert ist, die keine manieren haben wird.

oder anders:
es ist die rache für unsere schlechten manieren früher, dass die nachkommen erst recht keine mehr haben :D

gruss,
thod

BeitragVerfasst: Do 4. Sep 2003, 20:32
von Nightripper
Man kann das nicht verallgemeinern, dass die Jugend keine Manieren mehr hat. Sicherlich gibt es einen großen Anteil von kleinen Kindern (vorallem Jungs), die einen ganz schön auf dei Nerven gehen können, aber mal ehrlich:
Waren wir nich alle etwas wild in jungen Jahren ;)

BeitragVerfasst: Do 4. Sep 2003, 23:23
von sledge
Naja, wenn ich bedenke, was sich meine Eltern alles erlaubt oder nicht erlaubt haben (angeblich *g*), dann bin ich auch dreist gewesen. Allerdings hab ich nichts absichtlich kaputt gemacht.

Die nächste Generation ist immer frecher, aber mich nervt das auch. Und dass (wie in dem anderen Thread schon geschrieben) die Erziehung aus der Kinderstube in die Schule verlagert wird ,wenn es nach dem Willen der Eltern geht, das kann man nicht leugnen.

sledge

BeitragVerfasst: Do 4. Sep 2003, 23:34
von Shockk
Nun ja ... Nightripper hat Recht. Pauschalisierungen taugen nicht viel. Es sind immer die Extremfälle - randalierende Jungs aus der Unterstufe, knapp bekleidete Mädchen aus der Mittelstufe usw., die dann die Schlagzeilen machen. Davon gibt es sicherlich einige, aber es sind auch nicht alle.

Wenn man dann aber mal vergleicht, was die Generationen so alles im Vergleich zu den vorherigen zur Verfügung haben. Ich bin mit Fernsehrn und Computer aufgewachsen, mit sehr vielen Medien, mit einer Welt, die zur Globalisierung strebt. Ich musste mir nie um irgendetwas Sorgen machen. Daher sehe ich vieles sehr viel lockerer, gehe mit vielem sehr viel selbstverständlicher um. Meine Eltern hatten - als Bürger der DDR bis '89 - schon mehr Gründe zur Sorge, aber auch sie lebten in relativer Sicherheit. Allerdings hatten sie deutlich weniger zur Vefügung - Medien, Geld, Selbstverständlichkeiten - als es bei mir der Fall war. Und meine Großeltern? Kinder des Krieges. Zum Teil in Trümmern aufgewachsen. Medien? Nicht wirklich. Geld? Selbstverständlichkeiten? Musste man sich dich alles selbst erarbeiten. Und so weiter. Daraus resultiert, das die jeweils nächste Generation sehr viel freier und lockerer mit der Welt umgeht, als es die vorherige tat - und das geht der dann sicher gegen den Strich.

BeitragVerfasst: Fr 5. Sep 2003, 12:17
von Traitor
Was man heute sehr stark erlebt, ist eine "Eigenerziehung" des Nachwuchses. Die Eltern haben immer weniger Einfluss (teils durch eigenes Versagen, teils durch Konkurrenz von Medien und co), und gleichzeitig können andere Einrichtungen wie die Schule dies nicht auffangen. So kommt der Großteil der Sozialisation nur noch durch eigene Erfahrungen und den Umgang mit Freunden und anderen Gleichaltrigen zustande.
Was daraus dann entsteht, hängt vom jeweiligen Kind/Jugendlichen ab - wenn er "intelligent" ist (mal als Pauschalbegriff verwendet) und zumindest noch eine minimale Unterstützung von den Eltern hat, so kann es durchaus ein Vorteil sein, da man sich freier entfalten kann als bei der vergleichsweise strengen Erziehung von früher.
Wenn allerdings die Unterstützung der Eltern völlig weg bleibt und der Jugendliche von sich aus nicht in der Lage ist, den Einfluss der Umwelt richtig zu lenken - dann kommen die "Schlagzeile machenden" Asozialen heraus.

Als Lösung muss man auf jeden Fall auf der staatlichen Seite etwas tun, nur zu sagen, die Eltenr müssten mehr leisten, bringt leider einfach nichts. Dabei sollte es aber kein Gesamterziehugnsprogramm sein, wie wir es zB in Frankreich mit Ganztagsschule, colonies de vacances etc haben oder früher in der DDR, sondern eine optionale Betreuung, so dass die besonders unterstützt werden, die es brauchen.
Natürlich wäre das mit immensem GEld- und Personalaufwand verbunden und wird zugunsten halbherziger Pseudolösungen nicht gemacht werden.

BeitragVerfasst: Fr 5. Sep 2003, 13:17
von Thod
wenn ich mir so den altersdurchschnitt hier ansehe, könnte ich auf den gedanken kommen, man müsste euch auch noch ein wenig erziehen :D

gruss,
thod

BeitragVerfasst: Sa 6. Sep 2003, 13:15
von Padreic
@Thod
Und selbst die Pferde und Esel weichen nicht mehr auf der Straße aus... ;)

@Traitor
Ich denke, keine staatliche Maßnahme kann eine vernünftige Erziehung durch die Eltern ersetzen, besonders nicht in der frühkindlichen Phase, wo Ganztagsschulen und Verwandtes eh nicht greifen. Und wenn jemand diese Erziehungsbasis nicht hat, kann er so intelligent sein, wie er will, er wird größte Mühe haben, auf eine "gerade" Bahn zu kommen (bzw. es zu versuchen).
Ich weiß auch gar nicht, wie du dir eine Lösung von staatlicher Seite vorstellst. Reine Betreuung (am besten noch in größeren Gruppen...) bringt nur wenig und ist keine Erziehung in dem Sinne, höchstens eine Abschwächung von äußeren Auswirkungen mangelnder Erziehung. Für eine richtige Erziehung braucht man auch echte Vertrauenspersonen und diese kann man nicht einfach einstellen, da braucht es mehr als Geld und Personal (obwohl dies auch in großen Mengen vorhanden sein muss, weil echte Vertrauenspersonen selten in großen Gruppen entstehen). Ich sehe das Ganze etwas kritisch...

Padreic

BeitragVerfasst: Sa 6. Sep 2003, 14:46
von Thod
erziehung ist eine gesellschaftliche konvention. wenn alle menschen einer generation nicht erzogen sind, gelten deren umgangsformen als die norm, von der aus man die kinder dann verurteilen wird, wenn sie sie nicht einhalten.

tatsächlich ist mir das verhalten von menschen egal, solange sie nicht arrogant sind.

gruss,
thod

BeitragVerfasst: Do 11. Sep 2003, 00:13
von Feuerkopf
Mir fällt gerade auch, dass hier gar keine dezidierten Erziehungsziele genannt wurden.
Wird hier Erziehung mit "Benimm" verwechselt?

Was für Konventionen gibt es denn überhaupt noch, inwieweit sind sie schichtspezifisch oder gruppenintern?

Wie soll denn ein Kind erzogen werden?

BeitragVerfasst: Fr 12. Sep 2003, 13:21
von Traitor
@Feuerkopf: Als die vorrangigen "Werte" und Fähigkeiten, die Erziehung übermitteln soll, würde ich folgende nennen:
Selbstständigkeit. Man muss in der Lage sein, sein Leben selbst zu führen. Genauso wichtig ist selbstständiges Denken, die eigene Meinung vertreten.
Soziales Verhalten: Respekt vor anderen Menschen (und daraus folgend Höflichkeit und Benimm), Wertlegen auf Freundschaften und Bekannte
Verantwortungsbewusstsein: Sowohl im persönlichen als auch im politischen Bereich.
Kritische Grundhaltung: verwandt mit der Selbstständigkeit - alles hinterfragen, sich nichts sinnlos vorschreiben lassen. Aber auch wissen, wann man dies zurückstecken muss und doch besser gehorcht bzw vertraut.
Das sind sicher nur einige grobe Punkte, die vieles auslassen. Aber die ungefähre Richtung, die ich als am wichtigsten ansehe, sollten klar werden.

@Padreic: Ich meine ja eben keine Ersetzung der Eltern. Das wäre das, was ich als "Gesamterziehungsprogramm" wie etwa in der DDR bezeichnet habe. Was ich meine, ist, dass große Teile der Elternschaft inzwischen so wenig für die Erziehung tun, dass der Staat stärker in die Bresche springen muss. Unterstützend, nicht ersetzend. Einflussnahme auf die Eltern, wieder mehr zu tun, ist mindestens genauso wichtig. Aber sie reicht eben nicht, Teile muss leider inzwischen der Staat übernehmen.
Wie du selber schreibst, sind solche Maßnahmen jedoch ungeheuer aufwendig. Die Vertrauenspersonen zu schaffen sehe ich auch als das wichtigste an. Kleinere Gruppen sind dafür sicher schonmal ein großer Schritt. Ebenso stärkere pädagogische Ausbildung der Lehrer oder alternativ zusätzliche, reine "Betreuer"/"Erzieher"-stellen. Wobei letztere es vermutlich noch schwerer hätten, einen Zugang zu den Kindern zu bekommen.

BeitragVerfasst: Fr 12. Sep 2003, 14:24
von Thod
ein problem scheint mir von vorn herein, dass gut oder böse kein erziehungsergebnis sein kann. erziehung ist letztlich prägung. man kann das eine oder andere verhalten schon frühkindlich anerziehen, und wenn man es nicht tut, kommt halt die allgemein gesellschaftliche prägung.

gut und böse ist aber die fähigkeit, von sich selber loslassen zu können, sich hinzugeben, bzw. lieben zu können. dies kommt nicht aufgrund von prägung zu stande.
man kann also einen gesellschaftskonformen menschen heranziehen, aber das ziehl, eine ethische qualität zu erziehen, ist imho unmöglich. darum ist auch die ganze debatte imho quatsch.

wenn ein mensch ein guter mensch ist, dann kann er imho gern auch schlecht erzogen sein.

gruss,
thod