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Motivation / Sinnsuche

Verfasst:
Mi 26. Mai 2004, 23:57
von Shockk
Hiho ...
Ich habe zur Zeit eine Sache, die mich beschäftigt. Ein Problem ist es zwar noch nicht (ich hoffe es zumindest), aber es geht mir ziemlich auf die Nerven.
Irgendwie kann ich mich seit einiger Zeit zu gar nichts mehr wirklich motivieren, schlimmer noch, ich stelle fest, dass mir auch kaum noch Sachen wirklich gefallen. Schwierige Situation, ich versuchs mal zu beschreiben.
So ein typischer Tag wäre dann, dass ich zu Hause sitze, irgendwas tue, zB ein wenig Zocken, und dann einen Anruf kriege von einem Kumpel, doch mal Abends was zu unternehmen. Manchmal gehe ich darauf ein, manchmal nicht, aber in vielen Fällen ist es dann so, dass, wenn ich zu Hause bleibe, ich mir den Kopf zerbreche das es doch mit den Freunden viel schöner gewesen wäre, dass ich aber genauso oft unterwegs nur daran denke, dass ich viel lieber zu Hause wäre. Es gibt einige Gelegenheiten - zB ein Grillabend vor einiger Zeit - wo ich wirklich nur Spaß hatte und auch mit der Einstellung nach Hause kam, aber das ist selten. Manchmal bin ich auch genauso "erfüllt", wenn ich einen ganzen Tag faul zu Hause rumgehangen habe und die Sozialkontakte auf ein Minimum reduziert habe.
Soviel zu der sozialen Ebene - ich möchte zu Hause bleiben, denke da aber nur an Weggehen, gehe ich weg, will ich wieder zu Hause fernsehn, zocken, surfen, was weiss ich.
Auf größerer Ebene - ich habe keine Ahnung was ich mal machen will. Aber irgendwie reizt mich auch schlicht gar nichts. Ich könnte theoretisch ohne Zeitverlust anfangen zu studieren, aber ich habe keine Ahnung was. Als Ersatz werde ich wohl Zivi / FSJ machen, aber auch da habe ich nicht wirklich eine Ahnung was mir besser gefällt, bzw wozu ich Lust habe - ich habe Aussicht sowohl auf eine Zivi- als auch auf eine FSJ-Stelle, aber irgendwie kann ich mich auch da nicht wirklich motivieren (endet oft darin das ich zB wichtige Termine und Dokumente und dergleichen immer kurz vor knapp fertig mache).
Keine Ahnung ob es jetzt so rüberkommt wie es mir durch den Kopf geht (ich hoffes mal), aber vielleicht kennt ja der ein oder andere solche Situationen ...

Verfasst:
Do 27. Mai 2004, 00:35
von Traitor
Hmm... habe von deiner Schilderung ein wenig das Gefühl, als ob die private Unmotiviertheit zu alles und jedem die Folge der Karriere-Unsicherheit ist. Kenne das nicht von mir selber, habe es aber von Freunden, die sich ähnlich unsicher sind, auch ähnlich gehört. Du denkst im Endeffekt den ganzen Tag zumindest unbewusst an deine Zukunft und kannst dich dadurch nicht auf den alltäglichen Spaß einlassen.
Deshalb denke ich, dass du da schnellstmöglich etwas entscheiden solltest. Wenn du dir so unsicher bist, wohl wirklich besser ein FSJ oder Zivi-Jahr - ein überstürzter Studienanfang im falschen Fach ist sicher nichts gutes, zumal, wenn man es dann abbricht und doch bis zum nächsten Jahr warten muss.
Ich würde dir dann empfehlen, einen wirklich intensiven Job zu suchen - als Zivi also nicht Jugendherberge oder Fahrdienst, sondern Hilfskraft in einer Behindertenschule oder ähnliches. Etwas, das einem einen Sinn gibt (hätte selbst auch lieber so eine Stelle genommen, wenn ich Zivi hätte machen müssen).
Hast du dann soetwas, was dir für die Gegenwart einen Sinn gibt, bist du vielleicht entspannter, was die weitere Zukunftsplanung angeht, und wirst dir klar darüber, was du studieren willst.
Klingt vermutlich etwas altklug dafür, dass ich im gleichen Alter bin - soll aber das darstellen, was ich denke, das ich selber in dieser Situation versuchen würde.

Verfasst:
Do 27. Mai 2004, 11:08
von gothlove
Ich glaube weniger, dass es eine „Folge der Karriere-Unsicherheit“ ist.
Mir geht es von Zeit zu Zeit genau so. Und schiebe es auf meine depressive Ader.
Ich habe mich mit einpaar Büchern in meinem Bett oder auf die Couch verkrochen, oder manchmal einfach an alles und nicht gedacht (also rumgegammelt), obwohl der schönste Sommertag war und genug Möglichkeiten bestanden mit Freunden oder Familie einen schönen Tag zu verbringen. Und abends war dann auch nicht selten die Reue da, die Anderen versetzt zu haben, obwohl ich den Tag nicht anders verbringen wollte.
Oft fehlte mir einfach die Motivation morgens aufzustehen, wenn kein Zwang (wie Schule und Arbeit) dahinter war.
Ich kann und will an solchen Tagen mit keinem zutun haben, selbst telefonieren ist mir dann zuwider. Einfach nur in Ruhe gelassen zu werden und den Tag mit Nichtigkeiten vergehen zu lassen, hat mich dann, wie Shockk schon sagt, erfüllt.
Es klingt echt komisch (man kann es schlecht erklären), aber ich bin trotzdem NORMAL (aber was ist schon normal

)!!!
Jetzt ist es bei mir etwas anders, da meine Tochter mich auf Trab hält, aber wenn sie im Kindergarten oder bei den Großeltern ist, überfällt es mich schon mal „faul zu sein“, obwohl eine Menge Arbeit anliegt.
Vielleicht brauche ich es einfach zum Ausgleich an die ständige Hetze des Lebens, die Seele auf dieser Art baumeln zu lassen.

Verfasst:
Do 27. Mai 2004, 19:44
von Padreic
Ich kenne die Situation der Motivationslosigkeit und dass kaum noch was wirklich Spaß macht, auch. Wie ich mich im Moment fühle, geht in eine ähnliche Richtung. Es ist nicht so, dass ich nichts mehr machen würde, aber ich tue es meist eher lustlos und aus Gewohnheit.
Ich denke, das spiegelt das grundsätzliche Problem einer gewissen Orientierungslosigkeit in der Welt wieder. Die einzige Möglichkeit, es zu beheben, ist wohl, sich einen Orientierungspunkt zu suchen. Ich weiß, dass das nicht leicht ist, sonst wär man nicht in der Situation

. Die berufliche Perspektive ist als langfristige Sache sicherlich von wesentlicher Bedeutung, aber man darf auch kurzfristig bedeutsame Sachen, gerade im sozialen Bereich, nicht vernachlässigen, sonst weiß man irgendwann nicht mehr, warum denn gerade jetzt lebt, wenn seine Ziele erst in einigen Jahren erfüllt sein werden...
Padreic

Verfasst:
Do 27. Mai 2004, 21:20
von janw
gothlove und Shockk, ihr sprecht mir aus der Seele!
Mir geht es auch bisweilen so, und das schon länger, gnau genommen habe ich das auch schon gehjabt, als ich so alt war wie ihr.
Besonders wenn ich irgendwelche etwas schwierige Sachen vor mir habe, die nicht mal eben zu machen sind, geht die Motivation weg, ich verbringe viel Zeit mit Kleinkram und Schein-Sinnvollem und ziehe mich zurück.
Irgendwie habe ich immer gute Freunde gehabt, die mich dann mal rausgezogen oder mich motiviert haben, und Leute die was von mir wollten, die die Uhr angehalten haben...
Mir ist das irgendwann klar geworden, und ich versuche, diese Phasen zu vermeiden, indem ich meinem ziemlich einzelgängerischen Leben Struktur gebe, regelmäßige Vormittagstermine in der Woche, die mich zwingen, nicht erst Mittags zu frühstücken, Termine in jeder Woche, an denen ich mich mit Freunden treffe und eine Tagesorganisation, die meiner Kreislaufkurve folgt -gerade letzteres ist in der 8-18 Uhr-Gesellschaft allerdings etwas schwierig für mich.
Damit funktioniert es einigermaßen, wenn nicht irgend welche Erkältungen dazwischen kommen und alles über den Haufen werfen.
Wegen was tun nach der Schule: Allgemein gewünscht ist ja heute der 23jährige Diplom-WiWi mit Rekord-Studienzeit und
-Note...
Wenn mensch nicht genau weiß was er will, würde ich aber erstmal zu FSJ oder FÖJ (freiwilliges Ökologisches Jahr) raten...zeit zur orientierung ist IMHO immer gut.
Ich hab damals ein Praktikum bei der Stadt im Umweltamt angefangen, bis ich dann doch den Studiplatz bekam. Eine kurze Zeit, die ich dennoch nicht missen möchte.

Verfasst:
Fr 28. Mai 2004, 13:05
von Student27NRW
Das Gefühl der Orientierungslosigkeit kenne ich nicht wirklich. Ich habe es in meinem bisherigen Leben eigentlich immer so gemacht, dass ich mir überlegt habe, was mir Spaß machen könnte und bin dann eigentlich ins kalte Wasser gesprungen. Damit bin ich eigentlich immer gut gefahren. Aber um als Zivi nicht wieder so einem langweiligen Trott zu verfallen, würde ich dir auch empfehlen, etwas "Sinnvolles" zu machen.
In Sachen Freizeitaktivitäten kann ich dir eigentlich nur raten, auch wenn du nicht motiviert bist, einfach die Einladung von Freunden anzunehmen. Meist kommt der Spaß dann von selbst.

Verfasst:
Fr 28. Mai 2004, 17:57
von Elbereth
Ich habe dieses gefühl in den letzen Wochen kennengernt. Die Abiturprüfungen sind vorbei, und man hat einfach nichts zu tun (@Schokk: vermutlich hat es bei dir die selben Ursachen). Ich wurde vollkommen aus dem geregeltem Schulalltag rausgeworfen, mein Ziel, Abitur, ist praktisch geschafft, und jetzt habe ich kein anderes Ziel. Natürlich habe ich mir schon überlegt ab Oktober wegzuziehen und zu studieren, und ich bin auch schon fest entschlossen, doch es ist noch ein ganze weile hin. Und jetzt geht es mir auch so, dass ich jeden tag spät aufstehe, mehr computer spiele als sonst oder die bescheurtesten fernsehesendungen gucke, die ich früher nie geguckt habe, und in der restlichen Zeit irgendwie auch nichts sinnvolles mache. Auch wenn ich mir sage ich muss mich um eine Wohnung kümmern oder ich kann mich mit Fachliteratur auf mein Studium vorbereiten, kann ich mir nur selten dazu bringen das zu tun. Und deswegen habe ich auch durchgehen Gewissensbisse, dass ich zu faul bin.
Na ja, ich glaube ich muss diese zeit einfach geniessen, denn selten hat man im Leben so lange "Ferien" und versuchen sich auf den neuen lebensabschnitt vorzubereiten.

Verfasst:
Fr 4. Jun 2004, 17:13
von Frangi
Ich persönlich habe schulisch noch einiges vor mir. Ich habe das Ziel irgendwann (naja, eigentlich hoffe ich ja sobald es dann soweit ist) mein Abi zu schaffen und dann vielleicht irgendwas (ja was denn eigentlich?) zu studieren aber was dann? Es wäre natürlich toll einen interessanten Job zu haben aber irgendwann ist der auch nicht mehr interessant und meine Generation muss ja wahrscheinlich bis sie 67 ist arbeiten! Gibt es eigentlich Hoffnung darauf dass ein Mensch nach seinen ersten 30 Lebensjahren noch etwas tolles erlebt?
Es gibt Leute die motivieren sich mit Träumen, hab mal überlegt und bin zum Schluss gekommen, dass ich umbedingt mal eine Weltreise machen will. Ich weiß nicht ob man heutzutage noch jemanden mit der wahren Liebe locken kann aber ein schöner Traum wär's doch!

Verfasst:
Fr 4. Jun 2004, 22:52
von Maurice
Motivationstiefs kenne ich auch. Weil es hier um den Sinn geht spreche ich ihn hier auch kurz an, will hier aber keine philosophische Diskusion starten.
Da ich von keinen transzendentalen Sinn ausgehe und der biologische Sinn meiner Existenz mich wie wohl die meisten Menschen nicht im nötigen Maße allein motiviert, bin ich wie die Masse an einen persöhnlichen Sinn angewiesen. Tja aber habe ich kein Langzeitziel, was mich bedeutend motiviert... ist ja imo im Grund e egal was ist und sein wird. Wie ich lebe ist egal, ja auch ob ich lebe macht im Grunde keinen Unterschied. Diese Sicht hat mich eine Zeit lang ziehmlich runtergezogen, aber habe ich glaube ich gelernt einigermaßen mit der Einstellung zu leben. Wenn es egal ist ob und wie ich lebe kann ich ja auch einfach so leben, wie es mir in den Sinn kommt. Ich lebe meinen Alltag und hab den ein oder anderen kleinen Wunsch und lebe so vor mich hin. Mal sehen wie die Welt für mich in ein paar Jahren aussieht...

Verfasst:
Sa 5. Jun 2004, 14:32
von Ecthelion
@Shokk: Glaub mir, die Gefühle kenne ich nur zu Gut. Ich könnte deinen Post nahezu unverändert auf mich übertragen. Mit einem Unterschied: Wenn es meinen Freunden gelingt mich wieder mal zu etwas zu motivieren (bzw. meistens ist es eher so, dass ich aus Höflichkeit mitmache) habe ich im Nachhinein praktisch immer das Gefühl, dass es wirklich die bessere Entscheidung war, als wenn ich zu Hause geblieben wäre.
Die Nach-Abi-Zeit kenne ich noch nicht, mir geschieht das vor allem, wenn ich den Ferien längere Zeit zu Hause bin, oder am Wochenende keinen grossen Schulstress habe.
Eines glaube ich aber inzwischen gelernt zu haben: Es ist die immer bessere Entscheidung etwas zu unternehmen, was genau ist weniger wichtig. Die Sozialkontakte länger "auf ein Minimum zu reduzieren" kann regelrecht krank machen (wer "Schuld und Sühne" gelesen hat weiss was ich meine).