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BeitragVerfasst: Fr 3. Sep 2004, 16:46
von fanvarion
Dieser Thread wurde abgetrennt aus "Woher kommt die Feindseligkeit gegen die Emotionen?" - Traitor

Original geschrieben von Traitor
@fanvarion: Dein Text wirkte für mich so, als ob du das Verbergen von Emotionen grundsätzlich als "Lüge" und damit als negativ sehen würdest. Aber anscheinend ist dein Begriff von Lüge nicht nur recht weit, sondern auch nicht allzu abwertend.
Damit, dass das Zurückhalten von Emotionen schwerer ist als das von Gedanken, hast du Recht, da sie eben nicht von Anfang an dem Verstand unterstehen. Was einen aber nicht daran hindert, diese Kontrolle so weit wie möglich anzustreben - dies wird nie 100% möglich sein, aber eine mäßige Verarbeitung ist besser als keine.


Nein Traitor ich sehe das Verbergen von Emotionen nicht immer als Lüge an, auch wenn Dues so verstehen möchtest.

Wie weit ich eine Lüge als schlimm betrachte hängt davon ab über welchen Bereich wir gerade schreiben.
Da Du meine Aussage glaube ich nicht so verstehst wie ich sie meine, versuche ich es mal anderes zu erklären,

Die Aussagen die ich hier teilweise niederlege werden von Psychologen getätigt. Das Verhaltensmuster des Menschen ist darauf ausgelegt nicht jedem unverblümt die Wahrheit ins Gesicht zu sagen. Allein darum weil man in der Gemeinschaft lebt und auch weiter leben möchte.
Deswegen ist es normal das jeder ich wiederhole jeder , auch Du Traitor, für den Lieben Frieden häufig am Tag nicht ganz bei der Wahrheit bleibst.
Was ich als schlimm empfinde ist offen in einer Sachfrage angelogen zu werden.
Haben Sie eben den Wasserkasten heruntergeworfen? Antwort Nein, obwohl er es wahr.

Oder wie gerade erlebt mit meiner Tochter: Hast Du den Becher Wasser im Badezimmer ausgeschüttet? Nein obwohl ich es gehört habe.
Das finde ich schlimm. Und alles was darüber hinausgeht ist noch viel schlimmer!

Da fängt bei mir der Unterschied an

Zitat:
Original geschrieben von Traitor
@fanvarion: Du benutzt den Begriff "Lüge" sehr weit. Ein Gefühl zu verbergen, ist doch keine Lüge im engeren Sinne; man macht keine Falschaussage, man hält nur Informationen zurück. Und wir halten alle möglichen Arten von Informationen zurück.

Man kann wenn man will es auch so beschreiben das man nicht alle Informationen weitergibt.
Aber ist Dir schon mal aufgefallen wie sehr die Wahrheit verzehrt wird wenn nur ein kleiner Teil der Wahrheit weggelassen wird?
Mir schon denn wenn man etwas hinterfragen muss um zu einem Ergebnis zu kommen aber die Leute erzählen nur 95% kommt man bei Untersuchungen häufig auf ganz andere Ergebnisse. Das kann bei der Umsetzung verdammt teuer sein wenn man nicht des Pudelskern trifft sondern nur die Schwanzspitze!

BeitragVerfasst: Fr 3. Sep 2004, 19:32
von Traitor
Wenn Du Gefühle nicht zeigts, zeigst Du trotzdem ein GEfühl / eine Emotion.
Du lügst und Schaupielerst den anderen etwas vor.
Diese beiden Sätz mit nichtgewechseltem Bezug lese ich so, dass alle in ihnen enthaltenen Aussagen in jedem Falle zutreffen. Aber ich werde nicht weiter auf sie zurückkommen, da deine jetzigen Erklärungen die Sache ja weiter beleuchten; dies nur zur Erklärung, wie ich auf meine Einschätzung deines Posts kam.

Dass jeder Mensch, auch ich, regelmäßig lügt, ist im eigentlichen Wortsinn von "lügen" natürlich korrekt. Allerdings ist es die Frage, ob es praktikabel ist, schon jede noch so winzige Unwahrheit wirklich als "Lüge" zu bezeichnen, da die meisten von ihnen, wie du ja auch sagst, zum Funktionieren der Gesellschaft notwendig sind und auch meist niemandem schaden.
Ich finde einfach, der Begriff "Lüge" ist zu stark negativ aufgeladen, man assoziiert sehr schnell Vorsatz und Schädigungsabsicht damit.l

Aber ist Dir schon mal aufgefallen wie sehr die Wahrheit verzehrt wird wenn nur ein kleiner Teil der Wahrheit weggelassen wird?
Mir schon denn wenn man etwas hinterfragen muss um zu einem Ergebnis zu kommen aber die Leute erzählen nur 95% kommt man bei Untersuchungen häufig auf ganz andere Ergebnisse. Das kann bei der Umsetzung verdammt teuer sein wenn man nicht des Pudelskern trifft sondern nur die Schwanzspitze!
Zwischen statistischen Volksbefragungen (ich vermute, darauf willst du hinaus? Bitte Korrektur, wenn dem nicht so ist.) und dem normalen Zusammenleben der Menschen sollte man unterscheiden. Bei ersterem können durch statistische Effekte kleine Unwahrheiten natürlich zu üblen Effekten führen, im normalen Leben wirken sie sich aber kaum aus, sind sogar (s.o.) notwendig. Außerdem wäre es schon allein aus Zeitgründen gar nicht möglich, immer alles zu erzählen...

Aber ich glaube, wir verzetteln uns etwas in einem Kleinkrieg, der arg vom Thema abkommt. Antworte du am besten nochmal hierauf, und dann lassen wir es dabei bewenden oder weichen evtl. auf einen Lügen-Thread aus. :s7:

BeitragVerfasst: Sa 4. Sep 2004, 01:03
von fanvarion
Nein Traitor ich meine keine statistichen Volksbefragungen.
Die haben häufig den Wert von kalten Kaffee.

Ich spreche von Arbeitsinternen Untersuchungen wo Ereignisse (Unfall, Störfall) untersucht wird.

Ein Bsp.

Bei uns waren in einem Teilbereich plötzlich viele Augenverletzungen obwohl angeblich alle eine Schutzbrille getragen wurde, es wurde auch nicht davon abgewichen bei hinterfragungen der Abläufe.
Da einer meiner Kollegen viele der Verletzten kannte und als Vertrauensperson eingeschätzt wurde bekam er nach und nach die wirkliche Anzahl der Personen heraus die eine Brille trugen.

Bei der Aussage alle haben wir eine Brille getragen wäre eine Folge gewesen neue Sicherheitsbrillen zu testen und neue Brillen anzuschaffen. Für nichts und wieder nichts, Geld das man für andere Dinge hätte besser gebrauchen können.

Fazit; Viele dieser Leute trugen ihre Brille aber Sie zogen sie aus um sich kurz den Schweiß abzuputzen oder die Brillengläser zu säubern.
Sie haben zuca. 95% die Wahrheit gesagt, nur nicht das sie die Brille kurz auszogen oder anhoben. Diese 5% wären verdammt teuer gekommen.

Das passiert immer wieder und ich behaupte mal nicht nur in meinem Unternehmen täglich.

BeitragVerfasst: Sa 4. Sep 2004, 01:12
von Traitor
So, ich mache aus den letzten Posts von uns beiden mal einen neuen Thread.

Na gut, in sicherheitsrelevanten Bereichen kann soetwas natürlich entscheidend sein. Allerdings wird es sich hier nicht um eine bewusste Zurückhaltung von Informationsteilen handeln, sondern lediglich darum, dass die Befragten die Folgen nicht korrekt abschätzen können und sich somit gar nicht bewusst sind, dass diese Teilinformation bei der Fragestellung von Relevanz ist. Ohne die Situation genauer zu kennen als in dem Maß, wie du sie hier geschildert hast, würde ich sagen, der "Fehler" (so man denn überhaupt einen zuweisen kann) liegt bei den Vorgesetzten/Fragestellern, die nicht explizit gemacht haben, dass auch kurzzeitiges Absetzen der Brille als negative Antwort gewertet werden muss.

Der Mensch kann nunmal keine 100%ige Ausgabe seiner Wahrnehmungen und Erlebnisse machen, er selektiert immer das, was er für den Empfänger als wissenswert einstuft. Und bei begrenztem Sichtwinkel kann das auch mal das Falsche sein.

BeitragVerfasst: Sa 4. Sep 2004, 18:40
von fanvarion
Also Sicherheit würde ich nicht nur in Betrieben suchen sondern sie ist überall. Das fängt zu Hause mit dem Lichtschalter oder dem Radiowecker an sie sind isoliert.
Es geht weiter mit den Wasserrohren die das Wasser zum Hahn bringen die könnte man doch Prima zum Strom führen verwenden oder?
Das Fahrrad oder die Straßenbahn die mich zur Schule/Arbeit bringen die haben meistens gut funktionierende Bremsen, warum wohl? Weil viele Menschen starben als die Dinger keine oder schlechte Bremsen besaßen.
usw.

Auf einem Lehrgang war ein Dozent der kam hinein stellte sich vor und fragte als erstes: wer hat von Ihnen ein Handy? Ca. 90 % der Anwesenden zeigte auf. Da lächelte er und sagte Klasse so viele Freiwillige Selbstester die austesten wollen ob die Dinger Krebsauslösen. Deswegen hat keiner sein Handy weggeworfen, aber sicher sind wir trotzdem nicht ob die Dinger Krebs auslösen


So jetzt weiter bin etwas ausgeschweift:D
Ich würde es in zwei Bereiche aufteilen.
Zitat Traitor
Der Mensch kann nunmal keine 100%ige Ausgabe seiner Wahrnehmungen und Erlebnisse machen, er selektiert immer das, was er für den Empfänger als wissenswert einstuft. Und bei begrenztem Sichtwinkel kann das auch mal das Falsche sein.

Zum einem ist es ein Selbstschutz ich habe gegen eine Regel verstoßen, in den meisten Betrieben werden sie Betriebsanweisungen genannt, dadurch kann man eine Ermahnung bekommen oder schlimmer eine Abmahnung/ schriftliche Abmahnung beides kommt in die Personalakte.

In diesem Sinne wieder eine Lüge. (= Nur 95% der Wahrheit erzählen)

Die andere Richtung ist wir Menschen belügen uns selber jeden Tag und zwar in die Richtung "Ich bin Unverletzlich die schlimmen Unfälle die in der Zeitung stehen passieren nur anderen!"
Wenn Du deine Umgebung beobachtest wirst Du feststellen das sich jeder Halbwahrheiten erzählt.

Bezug Sicherheit
Ich muss die Bretter vom Baummarkt nur um die Ecke nach Hause bringen. Natürlich können die Bretter nicht herausrutschen und ich muss natürlich nicht scharf bremsen.

Hausbau
Ich brauche keine Gerüste um mein Dach zu decken ich kann es auch mit einer Leiter. Ich falle nicht von der Leiter / Dach und ich spare sehr viel Geld (Nicht überlegt Faktor was wichtiger ist)

Damit stimme ich Dir zu das bei begrenzten Sichtwinkel häufig mal das falsche Entschieden wird!

BeitragVerfasst: So 5. Sep 2004, 01:47
von Traitor
Ich hoffe, ich trete dir mit der Bemerkung nicht zu nahe, aber manchmal habe ich das Gefühl, dass du dich ein bisschen zu sehr in deine berufliche Beschäftigung mit technischer Sicherheit hineinsteigerst... Manchmal sollte man doch auch abschalten können und die Welt ohne diese Analyse wahrnehmen.

Aber zurück zum Thema. Ja, bei vielen inkorrekten/unvollständigen Aussagen spielt auch ein Selbstschutz mit hinein - bewusst oder unbewusst. Dass dieser unmittelbare Selbstschutz vor Fehlerbestrafung den weniger direkten, aber eventuell weit kritischeren Folgen der Fehlinformation vorgezogen wird, liegt dann eben am begrenzten Blickwinkel.
Hmm, somit scheinen wir in unseren Positionen sogar bereits ziemlich übereinandergekommen zu sein...

BeitragVerfasst: So 5. Sep 2004, 19:09
von fanvarion
Du kannst mir mit dieser Bemerkung nicht zu nahe treten.
Es stimmt das wenn man sich mit dem Thema etwas mehr auseinandersetzen muss sehr schnell die Gefährdungen sieht.
Man überlegt schneller ob man etwas dagegen tuen muss zu seinem Schutz.
Aber diese Marotte sollten sich mehr Leute angewöhnen, da wir alle ganz unbedarft mit Gefahrstoffen arbeiten (merkt man meistens erst nach Jahren) und sich wundern warum man aufeinmal Papierhaut haben oder Allergien bis dorthinaus haben. Jeder tankt ohne sich bewußt zu sein was das für seinen Körper an auswirkungen hat. Denke nur mal an die Benzoldebatte.

Das geht in viele Bereiche so unbewußt weil man sich nicht vorher die Gedanken macht was der Stoff/Arbeit ohne die Richtigen Schutzmaßnahmen auslösen kann! Nicht muss. Erst wenn man sein Gehör oder sein Augenlicht verloren hat merkt man was daran hängt.

Laut Statistik gibt es mehr Freizeitunfälle als Arbeitsunfälle ds genau Verhältniss habe ich nicht im Kopf aber es war ein starkes Gefälle.

Du wirst jetzt vielleicht Schmunzeln, aber seit dem ich mich mit dem Thema Ladungssicherung beschäftige und dadurch weiß wieviel LKW´s nicht oder falsch Ladungssicherung durchführen fahre ich an LKW mit typischen Merkmalen fehlender Ladungssicherung ganz vorsichtig dran um dann relativ schnell vorbeizufahren (komplett).

Jetzt zum anderen Thema
Ja ich stimme Dir zu wir haben uns sehr stark angenährt.
Ich danke Dir für die offene Art wie wir diese Disskusion geführt haben!

BeitragVerfasst: Di 7. Sep 2004, 13:45
von Traitor
Man sollte auch im Privatleben einiges an Sicherheitsbewusstsein haben, das ist mir klar. Aber zuviel davon kann einem viele Alltagshandlungen auch so vermiesen, dass die Lebensqualität deutlich sinkt... Nach deinen Ausführungen könnte man dir schon fast unterstellen, dass Autofahren für dich eigentlich ein unakzeptables Risiko darstellen müsste.

Aber ich denke mal, dass, da wir hier über ein Sachthema diskutieren und du deine Sicherheitsposition ja naturgemäß drastisch darstellen musst, deine Position hier extremer ist als im realen Leben und du da genauso auch mal unbeschwert leben und handeln kannst wie jeder andere auch. Deshalb belasse ich es mal bei den bisherigen Einwürfen.

BeitragVerfasst: Di 7. Sep 2004, 19:26
von fanvarion
Original geschrieben von Traitor
... dass Autofahren für dich eigentlich ein unakzeptables Risiko darstellen müsste.


Nein es macht mir wahnsinnig Spaß und wenn man weiß wo man drauf kucken muss behindert es auf keinen Fall, Ich fahre nur bei Zähfließenden Verkehr nicht gerade neben diesem sondern halte einen Sicherheitsabstand ein.

Original geschrieben von Traitor
Aber ich denke mal, dass, da wir hier über ein Sachthema diskutieren und du deine Sicherheitsposition ja naturgemäß drastisch darstellen musst, deine Position hier extremer ist als im realen Leben und du da genauso auch mal unbeschwert leben und handeln kannst wie jeder andere auch. Deshalb belasse ich es mal bei den bisherigen Einwürfen.


Manche Sachen führe ich wirklich so extrem durch.

Denn wenn man mal das passende Material zum Schutz hat kann man es ja immer wieder benutzen :). Dann ist es auch mit dem Übertreiben nicht mehr so schlimm. Sondern eine Sache der Gewohnheit.
Es gibt in der Welt Firmen (häufig Amis) die verpflichten ihre Mitarbeiter auch zu Hause sicherheitsbewußt zu verhalten. Das fängt zum Beispiel damit an da das man zum Rasenmähen Sicherheitsschuhe tragen muss. Oder in der Firma wird jeder verpflichtet beim Treppengehen den Handlauf zu benutzen, ansonsten Abmahnung, das überträgt sich auch auf zu Hause.

Und wie geht das mit dem Vorbild.

Aber jetzt mal was anderes:
Ich ärgere mich gerade das uns unsere Werbung immer total veräppelt.
Eben im Fernsehen wurde das sogenannte Cillit Bang (Ein Bad Reiniger) beworben.
Es wird erzählt und gezeigt was dieser Reiniger alles kann und wie gut er ist!

Er ist gut, ich benutze ihn selber. Aber in dieser Werbung trägt keiner Schutzhandschuhe und Gesichtschutz.
Wie es der Sicherheitshinweis verlangt.
Klar es würde die Werbung ziemlich verreissen aber wer liest sich den schon den Sicherheitshinweis durch, ich möchte die erste Klage sehen wenn sich jemand seine Augen verätzt.
Das zweite ist: Versuch mal die passende Sicherheitsausrüstung in einem Supermarkt zu bekommen.
Selbst in manchen Baumarkt ist so etwas nicht zu bekommen.