Die letzte Vegetarier-Diskussion gab es, leicht fachfremd, im
Zuchtfleisch-Thread.
@009: Die Zusammenfassung der 3. Studie klingt sogar so, als hätten sie sich ausnahmsweise mal ernsthafte Gedanken über Kreuzkorrelationen und all die Störungen, die andere Studien dieser Art fast immer zunichte machen, gemacht. Die Drittvariablenhypothese erscheint naiv sehr einleuchtend.
@Lykurg: Begriffe wie "vegetarisch" oder "Vegetarier" waren mir natürlich auch 2004 schon bekannt; "Vegetarismus" dagegen empfinde ich auch heute noch als eher ungewöhnlich und auch als mit deutlicher Tendenz zum Schmähbegriff behaftet, oft nicht nur auf die reine individuelle Ernährung als vielmehr auf einen ideologisch-missionierenden Lebensstil bezogen.
Für mich persönlich empfände ich vegetarische Ernährung als einen so merklichen Genussverlust, dass ich sie nicht ernsthaft in Erwägung ziehe, aber bei Aufkommen starken Preis- oder Gesundheitsdruckes als durchaus verkraftbar; vegane Ernährung dagen wäre für mich ein so massiver Verlust an Lebensqualität, sowohl durch Verlust mir geschmacklich noch deutlich wichtigerer Lebensmittel als auch durch das notwendige Speiseplan-Durchrechnen zur Mängelvermeidung, dass ich das gar nicht als ernsthafte Option sehe.
Im Rückblick auf 2004 finde ich spannend, dass das Ökologie-Argument damals noch kaum eine Rolle spielte, heutzutage aber wohl gerade jenes ist, das überzeugte Fleischesser noch am ehesten unwidersprochen gelten lassen müssen. ("Wenig reicht auch" halte ich aber für eine valide Entgegnung.)
Das gesundheitliche Argument dagegen schien lange relativ tot zu sein, wurde zuletzt aber in den Medien wieder verstärkt hochgespült (Studien zu angeblicher Fleischkonsum-Lebensdauer-Antikorrelation, bei denen aber anscheinend die Kontrollgruppen nicht sonderlich gut gewählt waren).
Das ethische Argument kommt mir vermutlich vor allem deshalb inzwischen etwas plausibler vor, weil ich es seltener mit "die armen Schweinchen"-Teenagern und häufiger mit älteren, reflektierteren Vegetariern zu tun habe.
Leider ist es aufgrund der Subjektivität das mit am wenigsten Missionskraft ausgestattetste Argument, das aber gleichzeitig gerne am offensivsten vorgebracht wird.
Negativ reagiere ich Vegetariern gegenüber wohl vor allem in zwei Fällen: wenn sie das Ethikargument zu unrelativiert und aggressiv propagieren, oder im Falle der erneuten Umkehr von Lykurgs "umgekehrtem Rechtfertigungsdruck": wenn Vegetarier furchtbar stolz darauf sind, dass ihr Ernährungsstil gesund und reflektiert sei, sich aber schwer damit tun, auch fleischbeinhaltende Ernährungsstile als ebenso gesund und reflektiert anzuerkennen. Beides geht. Vegetarisch (und jeweils gesteigert vegan) gesund ist schwieriger, aber damit ist es weder automatisch ungesünder noch automatisch reflektierter und damit doch gesünder; nur die Verteilung auf die 4 Quadranten im Reflektiertheits-Gesundheits-Achsenkreuz dürfte deutlich verschieden ausfallen.
@e-noon: Vermutlich hält bereits ein ähnlich hoher Anteil der Arizonesen alle Demokratenwähler, Außerstaatler, Studenten, Frauen, ...., für Drogenabhängige und erwischt somit halt die Vegetarier gleich mit.
"ethisch überlegen" nach welcher Ethik? Anscheinend nicht nach deiner eigenen, wenn dir deine eigene Gesundheit letztlich doch ein höheres Gut ist? Oder ist das für dich explizit eine kontraethische Entscheidung, mit der du ein schlechtes Gewissen hast?
"Nicht satt" fühle ich mich eigentlich eher, wenn ich Fleisch ohne oder mit nur marginalen Gemüse- und Stärkebeilagen bekomme; auch große Mengen Fleisch führen dann höchstens zu Fülle, nicht zu echtem Sättigungsgefühl. Braten mit Klößen ohne Braten oder Chili con carne sin carne (...sin chili...) fehlt natürlich offensichtlich etwas, aber schon unzählige simple Nudelgerichte wirken ja ohne Tier nicht unvollständig.