Vegetarismus als bessere Lebensform?

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Was für ein Esser bist Du?

Veganer - die tun nicht mal den Eiern oder der Milch was zu leide!
1
3%
Vegetarier - Tiere essen ist Mord!
7
18%
Ausgewogener - Auf das richtige Verhältnis kommt es an!
25
66%
Fleischfresser - Man sollte was richtiges zum Beissen haben!
5
13%
 
Abstimmungen insgesamt : 38

aleanjre
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Fr 5. Nov 2004, 21:45 - Beitrag #61

1. Wer sagt, dass du wirklich gesund bist, nur weil du dich nicht krank fühlst? ;) Diabetiker erfahren von ihrer Krankheit oft erst etliche Jahre nach Ausbruch, durch puren Zufall.
Fleisch enthält sehr viel Harnsäure. Wer zuviel Fleisch isst, über etliche Jahre, kann an Gicht erkranken. Zuviel Zucker stiehlt dem Körper wertvolle Rohstoffe, denn bei der Verwertung wird u.a. Vit.C und Calcium verbraucht.
Wer immer isst, was und wann er mag, ohne auf seine Ernährung zu achten, wird über kurz oder lang Probleme mit dem Gewicht, der Verdauung und dem Fettstoffwechsel bekommen. Mit allen bekannten Folgen wie Darmkrebs, Diabetes...

2. Fleisch enthält sehr viele Stoffe, die durch vegetarische Nahrung nicht leicht zu ersetzen ist, z.B. Vit. B12. Ein Mangel an diesem Vitamin fällt nicht sehr schnell auf. Hört ein normal ernährter Mensch auf, es zuzuführen, reichen die Körperdepots für max. 12 Jahre. Danach kommt es zu schweren Krankheitssymptomen. Auch wird tierisches Eisen besser vom Körper aufgenommen und verwertet als pflanzliches.

3. Unsere Nahrung ist vielfach industriell überzüchtet. Es ist fast unmöglich, Produkten zu entgehen die mit Vitaminen zugefüttert sind. Das kann langfristig dazu führen, dass die Vitamine A, D, E und Beta - Carotin überdosiert werden, denn sie werden im Körperfett gespeichert - mit schweren Folgen! Andererseits besteht bei vielen Menschen ein latenter Mangel an Magnesium, Calcium, B - Komplex und Folsäure. Tja, aber Calciummangel fällt nun mal erst nach vielen Jahren auf, wenn die Knochen bereits unrettbar geschädigt sind. Folsäure - Mangel äußert sich auch nicht mit rotem Alarmsignal.

Maurice
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Fr 5. Nov 2004, 21:50 - Beitrag #62

Na toll jetzt mach mir auch noch Angst. Vielleicht falle ich morgen plötzlich tot um, weil ich mic hdie ganze Zeit falsch ernährt habe. Naja solnage das so plötzlich passiert, soll es mich nicht stören. :D
Aber wie kann man denn schon sicher sein ob man gesund ist?

aleanjre
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Fr 5. Nov 2004, 21:59 - Beitrag #63

Kann man nicht. Selbst wenn du dich immer perfekt ausgewogen ernährst, jeden Tag 1 Stunde Sport treibst, ohne dich zu überlasten, genug frische Luft und Sonne tankst, genügend gesunde Dinge trinkst und jede Nacht ausreichend schläfst, Alkohol und Zigaretten meidest, eine positive Lebenseinstellung pflegst, dich mit Freunden und angenehmen Dingen umgibst und auch sonst alles tut, was man so tun soll - wer weiß schon, was in deinen Genen schlummert? Vielleicht hast du eine Gefäßaussackung im Gehirn, die eines Tages zu schweren Blutungen führt? Oder eine genetische Besonderheit, die deine Gefäßwände oder den Cholesterinstoffwechsel so ungüstig beeinflusst, dass du mit Anfang 40 trotz perfekten Lebenswandels plötzlich einen heftigen Schlaganfall erleidest und die nächsten 40 Jahre als Pflegefall hinvegetierst? Vielleicht hast du aber auch eine robuste Konstitution geerbt? Jene Art Gesundheit, die dich 102 Jahre lang glücklich und fit hüpfen läßt, obwohl du nichts anderes als Fast Food und Schokoriegel isst und jeden Tag zwei Flaschen Bier kippst? Nobody knows.
Niemand will es wissen.
Dennoch sollte man ein gewisses Bewußtsein für seinen Körper entwickeln und wenigstens annähernd vernünftige Ernährung versuchen. Müssen ja keine 5 Äpfel pro Tag sein.

JaY
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Sa 6. Nov 2004, 05:27 - Beitrag #64

@ aleanjre:

Du hast es sehr gut auf den Punkt gebracht!

Jeder sollte sich so ernähren wie er es für richtig hält. Dennoch sollte ein Gewisses Maß an Körperbewustsein vorhanden sein.

Wombat
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Sa 6. Nov 2004, 13:50 - Beitrag #65

Da quäle ich mich mein Leben lang mit einem gesunden Körperbewußtsein ... gehe morgen über die Strasse ... und werde überfahren ...

aleanjre
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Sa 6. Nov 2004, 15:14 - Beitrag #66

Zu einem gesunden Körperbewußtsein gehört, dass man sich eben nicht "quält", sondern es auf "Wohlfühlen" anlegt. ;)

Chennyboy
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So 14. Nov 2004, 16:27 - Beitrag #67

Hi the_quest :)
Ich hab jetzt nicht die nachfolgenden Posts gelesen, also wenn was Ueberfluessiges da ist einfach Admin bescheid sagen.
Du sagst:
Die armen Bürger und Soldaten hatten keine Wahl, entweder Pferd, Katze und Hund oder selber drauf gehen...

Also sagst du theoretisch auch, dass man in Notfall sowas dann doch essen darf.
Aber was verbietet uns, sowas auch in Nicht-Notfaellen zu essen?
Sterben wir dann? Tun wir dann irgendwas falsch?

Zu aleanjre: (ich greif mir irgendwas raus. Bei weiterlesen droht mir Kopfschmerzen)
Selbst wenn du dich immer perfekt ausgewogen ernährst, jeden Tag 1 Stunde Sport treibst, ohne dich zu überlasten, genug frische Luft und Sonne tankst, genügend gesunde Dinge trinkst und jede Nacht ausreichend schläfst, Alkohol und Zigaretten meidest, eine positive Lebenseinstellung pflegst, dich mit Freunden und angenehmen Dingen umgibst und auch sonst alles tut, was man so tun soll usw.

Richtig, man sollte sein Koerper foerdern, solange man noch jung ist. Dann hat man spaeter statistisch gesehen weniger Gefahren auf schlimme Krankheiten. (Wobei es aber immer noch Grenzwerte gibt, Stochastik hier und da)

009
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Mo 24. Dez 2012, 01:02 - Beitrag #68

Sodele, erneut eine archäologisch ausgegrabene Thread-Reaktivierung.
Grund ist diesmal ein Artikel der FAZ, der über Untersuchungen von Vegetariern berichtet. Es soll erstmals darum gegangen sein, wie sich Vegetarier in psychologischer Hinsicht von anderen Köstlern unterscheiden.

Mehrfach zeigten amerikanischen Studien beispielsweise, dass Vegetarismus offenbar mit einer linksliberalen politischen Haltung assoziiert ist. Fleischesser, die sich mit dem Fleischkonsum gern und bewusst identifizieren, bekennen sich hingegen meist zu autoritären und hierarchisch geprägten Gesellschaftsstrukturen. Im Jahr 2007 zeigte eine Studie mit 8000 Probanden im „British Medical Journal“ dass Kinder mit höheren IQ-Werten dreißig Jahre später mit größerer Wahrscheinlichkeit vegetarisch leben.


[...]

Eine Studie in Arizona aus dem Jahr 1986 belegte, dass Vegetarier in der Bevölkerung nicht nur als pazifistisch und liberal angesehen wurden, sondern auch als hypochondrisch, dem Drogenkonsum zugeneigt und um ihr Gewicht besorgt.


Aus Deutschland stammt eine der ersten Studien, die bei Vegetrariern klinische Fragen der Psychologie und Psychiatrie (wie Depression und Angst) beleuchtet.

Vegetarier erfüllten, ergab Michalaks Analyse der Daten, mit höherer Wahrscheinlichkeit die Kriterien für eine psychiatrische Diagnose - darunter Depressionen, Angststörungen, somatoforme Störungen (körperliche Beschwerden wie Schmerzen oder Übelkeit, die sich nicht auf eine somatische Erkrankung zurückführen lassen) und Essstörungen - als die Nichtvegetarier aus dem Survey. Um Einflüsse auf die psychische Gesundheit auszuschließen, die nichts mit dem vegetarischen Lebensstil zu tun haben, verglich Michalak die Vegetarier nicht nur mit der Gesamtgruppe aller anderen Probanden, sondern auch mit einer aus den Daten herausgefilterten Gruppe von Fleischessern, die den Vegetariern in soziodemographischer Hinsicht vollkommen entsprach.

[...]

Vegetarier hatten mit doppelt so hoher Wahrscheinlichkeit wie ihnen in anderen Eigenschaften gleichende Nichtvegetarier eine Angststörung; die Rate an Depressionen war um fünfzehn Prozent erhöht.

[...]

Worin der Zusammenhang genau bestehe, sei noch unklar. „Darüber kann man spekulieren“, sagt Michalak. „Es ist denkbar, dass die psychische Störung Mechanismen in Gang setzt, die dazu führen, dass die Betroffenen sich bemühen, ihre Lebensgewohnheiten zu ändern, um sich sozusagen zunächst selbst zu therapieren.“

[...]

„Oder es gibt eine Drittvariable, einen Faktor, der sowohl die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass jemand Vegetarier wird, als auch, dass er an einer psychischen Störung erkrankt. Dazu könnte beispielsweise eine größere emotionale Sensibilität beitragen. Vegetarier sind möglicherweise gewissenhafter, denken stärker in ethischen Kategorien.“ Auch andere Studien haben ergeben, dass Vegetarier besonders selbstkritisch sind und ihre Verschiedenheit von anderen sehr bewusst und stark wahrnehmen.


Da klingt manches überraschend und exkat, ist aber offensichtlich weit davon entfernt, gesicherter Stand der Wissenschaft zu sein.

In der Bilanz sagt Michalak: „Die Studie gibt ein Stück weit Entwarnung: Vegetarische Ernährung ist nicht die Ursache für psychische Störungen.“ Doch eine Ausnahme gibt es: die Esstörungen. Der Zusammenhang zwischen der Magersucht, Anorexia nervosa, und der Ess-Brech-Sucht Bulimie und einem vegetarischen Ernährungsstil ist Michalaks Ergebnissen zufolge besonders deutlich ausgeprägt.


Warum Vegetarier sich vegetarische ernähren, kann wissenschaftlich nicht gesichert erläutert werden. Interessant finde ich die Übereinstimmungen von dem uralten Diskussionsverlauf da oben und den aktuellen Studien-Aussagen:
Aber auch die Frage, warum jemand überhaupt Vegetarier wird, konnte von Wissenschaftlern bisher nur teilweise beantwortet werden. Vertreten seien zum einen gesundheitliche, zum anderen ethische Gründe und außerdem die Absicht, die Umwelt zu schützen und einen Beitrag gegen den Klimawandel zu leisten, sagt Matthew Ruby. Man wisse kaum etwas darüber, wie sich die jeweils anders motivierten Vegetarier unterscheiden, aber auch nicht, wie die Fleisch essende Umgebung auf die unterschiedlichen Motivationen reagiere, ob sie sich etwa stärker angegriffen fühle, wenn ethische Gründe dahinterstehen: „Die Menschen in der Umgebung könnten annehmen, dass die Vegetarier ihnen etwas vorwerfen“, mutmaßt Ruby.

Lykurg
[ohne Titel]
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Do 27. Dez 2012, 10:30 - Beitrag #69

Danke für die Reaktivierung dieses interessanten Threads, dazu noch mit dem aktuellen Zeitungsartikel, der gerade den Entstehungszeitraum des Threads (2004) mit der Gegenwart vergleicht. Daß, wie der Artikel anspricht und auch aus dem Thread erkennbar wird, Vegetarismus inzwischen sehr viel verbreiteter ist als damals, halte ich für eindeutig.
Traitor, ich denke, der Begriff dürfte dir inzwischen auch häufiger begegnet sein? ;)

Meine Freundin, die seit ihrer Jugend Vegetarierin und seit einigen Jahren Veganerin ist, berichtet ebenfalls, daß die Akzeptanz und die Möglichkeiten, sich vegan zu ernähren, sich insbesondere in den letzten ca. fünf Jahren massiv verbessert hätten. Ich selbst bin seit einem halben Jahr Vegetarier, innerhalb des eigenen Haushalts auch weitgehend vegan - das ergibt sich ja beim gemeinsamen Kochen fast zwangsläufig, und in den letzten Monaten habe ich auf Einkauf und Zubereitung von Milch(-produkten) und Eiern zunehmend bzw. völlig verzichtet, esse nur auswärts die entsprechenden Speisen.

Die Umstellung verlief erstaunlich reibungslos und wirkungsvoll - was ich ursprünglich als im Rahmen des Zusammenlebens praktisch und als Entgegenkommen empfand, ist für mich sehr schnell zu einem inneren Bedürfnis geworden. Der Geruch von gebratenem Fleisch widerstrebt mir, und die ethischen und ökologischen Gründe vegetarischer Ernährungsweise haben für mich einen hohen Stellenwert gewonnen, der mir nahelegt, meine Entscheidung auch aus mir selbst heraus zu bekräftigen (auch deshalb der oben angesprochene zunehmende Veganismus meinerseits).

In meinem Freundeskreis gibt es eh mehr Vegetarier als ich dachte (bzw. es greift um sich), das ist insofern unproblematisch und im Sinne gemeinsamer Kocherfahrungen, vegetarischer Grillparty etc. auch sehr nett; bei meinen Eltern stößt es dagegen auf eher wenig Verständnis und große Besorgnis ("Wirst du denn überhaupt satt?", "Das ist doch eine Eßstörung!", etc.), das weihnachtliche Essen war dadurch ein wenig beeinträchtigt.

Interessant finde ich den 'umgekehrten' Rechtfertigungsdruck: Erstaunlich viele Fleischesser sind offenbar irgendwie davon überzeugt, daß Vegetarismus und insbesondere Veganismus in irgendeiner Weise falsch ist, ich bin mir noch nicht recht sicher, auf welchem Wertesystem basierend. Die ethische Begründung unserer Entscheidung (etwa im Sinne eines starken Tierschutzbegriffs) wird infragegestellt oder gleich negiert, offenbar von manchen auch als Anklage verstanden - obwohl es für sich genommen eine private Entscheidung sein sollte. Da werden biologistische Argumente zur Ernährung der Hominiden angeführt; dann der menschliche Eiweiß-, Kalzium- und Vitaminbedarf; außerdem, daß etwa die Milch ja 'sowieso vorhanden' sei.

Sehr oft wird einfach pauschal darauf verwiesen, eine solche Ernährungsweise sei 'ungesund' (dabei habe ich mich wohl noch nie dauerhaft so bewußt vielseitig, frisch und unbelastet ernährt wie im letzten halben Jahr) - alles anscheinend mit dem Ziel, uns vor Augen zu führen, daß unsere Ernährung falsch sei ('abartig'?). Merkwürdig finde ich dabei nur, daß das grundsätzlich ungefragt kommt, gewissermaßen, als sei unser Verhalten an sich schon eine Provokation bzw. ein 'Missionierungsversuch'. Ein ähnliches Phänomen beschreibt Ruby im Artikel, und es ist mir ählich wenig verständlich. Denn aktives Werben für eine fleischfreie Ernährung betreiben wir nicht (zumindest nicht über diese Darstellung hinausgehend^^) es ist die Entscheidung jedes Einzelnen, und genauso wie ich das für mich beanspruche, gestehe ich natürlich auch allen anderen das Recht zu, zu essen, was ihnen paßt (solange niemand mit Döner oder Würstchen direkt vor meiner Nase herumwedeln 'muß' - aber dann setze ich mich schlimmstenfalls woanders hin).

e-noon
Sterbliche
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Do 27. Dez 2012, 12:47 - Beitrag #70

Ich denke, die Reaktion anderer beruht zum großen Teil auf Vorurteilen und einer unbewusst wahrgenommenen Provokation - es wird ja schon seit Jahren suggeriert, dass Deutsche, Amerikaner etc. zu viel Fleisch essen, es sei ungesund für den eigenen Körper und schlecht für die Umwelt - und wenn andere vormachen, dass es sich vegetarisch sehr gut leben lässt, fällt natürlich ein gewisses Unzumutbarkeitsargument weg, mit dem Fleischesser sich gegen diese Suggestionen der Gesundheitsbehörden oder Umweltschützer zu wehren versuchten. Vielleicht gehört "fressen oder gefressen werden" tatsächlich zur Grundeinstellung einiger Menschen, wer weiß.
Zudem zeigt ja die obige Studie, dass viele (Amerikaner?) Vegetarier für Drogenabhängige halten :D (ich glaube nicht, dass es dieses Stereotyp in Deutschland gibt).

Ich persönlich fand Vegetarismus immer sehr interessant und halte es für die ethisch überlegene Position. Ich habe aber das Gefühl, dass ich noch müder und schwindelanfälliger bin, wenn ich wenig Fleisch esse. Ich folge daher dem gegenläufigen Trend und versuche, eher mal häufiger ein Steak zu essen, obwohl ich Geschack und Geruch gar nicht so sehr mag und das Ganze auch zeitweise als eher barbarisch empfinde.

Das Gefühl, dass man ohne Tierprodukte nicht satt wird, kenne ich ebenfalls. Das liegt aber sicher daran, dass die bekannten Gerichte einfach Tierprodukte enthalten und ohne diese nicht vollständig und ausgewogen sind.

Ipsissimus
Dämmerung
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Do 27. Dez 2012, 14:03 - Beitrag #71

möglicherweise liegt es aber nicht so sehr an den Produkten, obwohl deren vielfach wirklich schlechte Qualität sicher dazu beiträgt, sich krank zu fühlen. Aber die Spezies Mensch ist eine Allesfresser-Spezies, der gesamte Nahrungsverarbeitungstrackt ist auf die Verarbeitung einer aus tierischen und pflanzlichen Anteilen bestehenden Mischnahrung ausgelegt. In biologischer Hinsicht liefert also die Ausgewogenheit der Ernährung das Optimum des Ernährungsprozesses. Da vegetarische Ernährung nicht auf Anteile tierischer Nahrungsmittel verzichtet, wäre zu fragen, ob eine vegetarische Lebensweise dieser Ausgewogenheit nahekommt, oder ob die Formel doch nicht eher lautet "vegetarisch plus ein bisschen Fleisch/Fisch", wobei "ein bisschen" soviel heißt wie "höchstens ein Viertel der derzeitigen Menge".

Ethische Dimensionen der Fragestellung sehe ich eigentlich nur auf Grundlage der großen Zahl von Menschen, die schon lange jegliche Natürlichkeit der Nahrungsproduktion obsolet macht, "bio" hin oder her. Diese Frage wird auch nicht in europäischen Bauernhof-Idyllen und "grüne Politik"-Träumen entschieden, sondern in den Epizentren der Nahrungsmittelproduktion in den USA, Asien oder Afrika. Und die Leute dort scheißen aus unterschiedlichen Gründen auf das "bio".

Traitor
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Do 27. Dez 2012, 20:23 - Beitrag #72

Die letzte Vegetarier-Diskussion gab es, leicht fachfremd, im Zuchtfleisch-Thread.

@009: Die Zusammenfassung der 3. Studie klingt sogar so, als hätten sie sich ausnahmsweise mal ernsthafte Gedanken über Kreuzkorrelationen und all die Störungen, die andere Studien dieser Art fast immer zunichte machen, gemacht. Die Drittvariablenhypothese erscheint naiv sehr einleuchtend.

@Lykurg: Begriffe wie "vegetarisch" oder "Vegetarier" waren mir natürlich auch 2004 schon bekannt; "Vegetarismus" dagegen empfinde ich auch heute noch als eher ungewöhnlich und auch als mit deutlicher Tendenz zum Schmähbegriff behaftet, oft nicht nur auf die reine individuelle Ernährung als vielmehr auf einen ideologisch-missionierenden Lebensstil bezogen.

Für mich persönlich empfände ich vegetarische Ernährung als einen so merklichen Genussverlust, dass ich sie nicht ernsthaft in Erwägung ziehe, aber bei Aufkommen starken Preis- oder Gesundheitsdruckes als durchaus verkraftbar; vegane Ernährung dagen wäre für mich ein so massiver Verlust an Lebensqualität, sowohl durch Verlust mir geschmacklich noch deutlich wichtigerer Lebensmittel als auch durch das notwendige Speiseplan-Durchrechnen zur Mängelvermeidung, dass ich das gar nicht als ernsthafte Option sehe.

Im Rückblick auf 2004 finde ich spannend, dass das Ökologie-Argument damals noch kaum eine Rolle spielte, heutzutage aber wohl gerade jenes ist, das überzeugte Fleischesser noch am ehesten unwidersprochen gelten lassen müssen. ("Wenig reicht auch" halte ich aber für eine valide Entgegnung.)
Das gesundheitliche Argument dagegen schien lange relativ tot zu sein, wurde zuletzt aber in den Medien wieder verstärkt hochgespült (Studien zu angeblicher Fleischkonsum-Lebensdauer-Antikorrelation, bei denen aber anscheinend die Kontrollgruppen nicht sonderlich gut gewählt waren).
Das ethische Argument kommt mir vermutlich vor allem deshalb inzwischen etwas plausibler vor, weil ich es seltener mit "die armen Schweinchen"-Teenagern und häufiger mit älteren, reflektierteren Vegetariern zu tun habe. ;) Leider ist es aufgrund der Subjektivität das mit am wenigsten Missionskraft ausgestattetste Argument, das aber gleichzeitig gerne am offensivsten vorgebracht wird.

Negativ reagiere ich Vegetariern gegenüber wohl vor allem in zwei Fällen: wenn sie das Ethikargument zu unrelativiert und aggressiv propagieren, oder im Falle der erneuten Umkehr von Lykurgs "umgekehrtem Rechtfertigungsdruck": wenn Vegetarier furchtbar stolz darauf sind, dass ihr Ernährungsstil gesund und reflektiert sei, sich aber schwer damit tun, auch fleischbeinhaltende Ernährungsstile als ebenso gesund und reflektiert anzuerkennen. Beides geht. Vegetarisch (und jeweils gesteigert vegan) gesund ist schwieriger, aber damit ist es weder automatisch ungesünder noch automatisch reflektierter und damit doch gesünder; nur die Verteilung auf die 4 Quadranten im Reflektiertheits-Gesundheits-Achsenkreuz dürfte deutlich verschieden ausfallen.

@e-noon: Vermutlich hält bereits ein ähnlich hoher Anteil der Arizonesen alle Demokratenwähler, Außerstaatler, Studenten, Frauen, ...., für Drogenabhängige und erwischt somit halt die Vegetarier gleich mit. ;)

"ethisch überlegen" nach welcher Ethik? Anscheinend nicht nach deiner eigenen, wenn dir deine eigene Gesundheit letztlich doch ein höheres Gut ist? Oder ist das für dich explizit eine kontraethische Entscheidung, mit der du ein schlechtes Gewissen hast?

"Nicht satt" fühle ich mich eigentlich eher, wenn ich Fleisch ohne oder mit nur marginalen Gemüse- und Stärkebeilagen bekomme; auch große Mengen Fleisch führen dann höchstens zu Fülle, nicht zu echtem Sättigungsgefühl. Braten mit Klößen ohne Braten oder Chili con carne sin carne (...sin chili...) fehlt natürlich offensichtlich etwas, aber schon unzählige simple Nudelgerichte wirken ja ohne Tier nicht unvollständig.

Maglor
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Do 27. Dez 2012, 20:55 - Beitrag #73

Die aufgezeigten Korrelationen überraschen mich keineswegs, sondern bestätigen nur meine Vorurteile.
Die Spielarten des Vegetarismus werden immer spezieller. Am häufigsten ist die Hitler-Diät, man ist kein Fleisch dafür Wurst. Noch häufiger ist die folgende Variante des Hitlerismus: Man isst kein Fleisch außer Wurst, Frikadelle und Schnitzel.
Es ist beschämendes Beispiel für die ganze teutsche Art! Die meisten können noch nicht einmal Kartoffeln mit Augen essen. :crazy:

Ich selbst treffe immer wieder auf Anfeindungen und Unverständnis, wenn ich z. B. die Haut vom Spanferkel mitesse. Es sind aber keineswegs Missionsversuche sondern das blanke Entsetzen. :crazy:

Negativ reagiere ich in aller Regel auf de Ernährungsweise von anderen Menschen. Alles andere liegt mir fern.

Traitor
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Fr 28. Dez 2012, 00:17 - Beitrag #74

Dass Wurstismus die häufigste Art ist, wage ich zu bezweifeln. Du selbst beklagst doch auch immer, dass Leute nur noch feinste Filets mögen, Wurst ist da ja fast am anderen Ende des Spektrums anzusehen - auch, wenn sicher manche es schaffen, das nicht wahrzuhaben. Ökologisch wäre mehr Wurst statt Steak/Filet aber durchaus hilfreich.
In der Variante fehlt noch Hack in Burgerform, aber kann man meinetwegen auch unter Frikadelle führen.

Kartoffeln esse ich meistens lieber mit dem Mund. ;)

Viecherhaut habe ich lange komplett gemieden, mir inzwischen bei Geflügel angewöhnt, beim Schwein mag ich sie weiterhin nicht. Aber das gehört dann wiederum eher in diesen Thread.

009
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So 30. Dez 2012, 18:06 - Beitrag #75

Zitat von e-noon:Ich folge daher dem gegenläufigen Trend und versuche, eher mal häufiger ein Steak zu essen, obwohl ich Geschack und Geruch gar nicht so sehr mag und das Ganze auch zeitweise als eher barbarisch empfinde.


Hmmh, ichmag gerade den Geruch von gebratenem oder gegrillten Fleisch sehr gerne. Geschmacksabsenz ist bei Fleisch leider schon mal öfters gegeben, wenn es an Qualität des Produktes oder Geschick bei der Zubereitung mangelt.

Leicht vorurteilig platt, und doch mit realem Kern, ist es eben ein genusstechnisch riesiger Unterschied zwischen Steak aus Massenverpflegungsbetrieben (im extrem so trocken, das Einsatz als Mittel zum aufsaugen von Flüssigkeiten naheliegt - und das bei einer Konsistenz, die es zum fast verschriebungsfähigen Hilfsmittel zur heim-physiotherapeutischen Behandlung einer Schwächung der Kaumuskelatur geeignet erscheinen lässt) und professionellen Steak-Häusern. Es gibt da mind. (oder doch genau?) eine recht gute Kette in Deutschland.

Und die teuersten, aber mit weitem Abstand allerbesten Steaks habe ich in Hamburg in einem Grillhaus eines bekannten Fernsehkochs und seines Kompagnons geniessen können. Und dort gab es mit den Gemüsebeilagen zugegeben auch fleischlos einen kulinarischen Höhenflug.

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Do 31. Jan 2013, 18:02 - Beitrag #76

Ohne es als Werbung zu betrachten finde ich hier einen Beitrag der Zeit interessant. Sie berichtet über einen Unternehmensgründer, der einen reinen Bio-Veganen Supermarkt als Kette aufziehen möchte. Aktuell erst in Berlin, bald wohl im Hamburg und dann am liebsten mit mind. 20 Läden in D und drumherum, damit er auch die Größenvorteile wie andere Supermärlkte nutzen kann und seine Produkte nicht mehr ganz so teuer anbieten muß.
Mir deucht auch, da war der Mann zu beeindruckend und die Zeit zu rechercheschwach, denn zumind. ohne das Kriterium "nur Bio" existieren einzelne vegane Supermärkte mind. in Köln und ?Dortmund?; über letzteren meine ich auch schon in der Matrix geschrieben/gelesen zu haben, finde aber aktuell nichts wieder.

Traitor
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Do 31. Jan 2013, 23:47 - Beitrag #77

Hat für den Betreiber natürlich den Vorteil, dass er sich einen Großteil der Kühlabteilung sparen kann. Für die Verbraucher aber eher ein Konzept, dass die Spaltung zwischen Kampfveganern und "Normalessern" vertieft. Marketingtechnisch geschickter fände ich es, das normale System "komplett tierproduktdurchsetzter Laden plus 1-2 explizit-aktiv vegane Regale" umzukehren zu "Großteil des Ladens vegan, alles mit Tierprodukten drin in Extra-Regalen". Dann müssten Vegetarier/Veganer nicht mehr die Zutatenlisten aller Fertig- oder Halbfertigprodukte nach versteckten Tierprodukten durchsuchen, Allesfresser könnten den Laden aber weiterhin frequentieren und müssten sich im Gegenzug nicht mal vor gut getarnten Würstchen- oder Käseimitaten, die sich in Allgemeinregale geschlichen haben, in Acht nehmen.

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Fr 1. Feb 2013, 02:16 - Beitrag #78

Eine klarere, deutliche und "ehrliche" Kennzeichnung von Produkten und Zutaten wäre wohl allgemein zu begrüßen.

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