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Koran

Verfasst:
Mo 3. Jan 2005, 17:16
von tjej
Ich muss gestehen, dass ich zur Zeit wenig Antrieb habe, mich eingehend mit dem Koran zu befassen. Mich wuerde aber interessieren, ob der Islam gemäss der "Lehre" des Korans eine friedliche und tolerante Religion ist. Vielleicht gibt es ja hier Leute, die den Koran gelesen haben und mir ihre Ansichten dazu mitteilen möchten.
Danke.

Verfasst:
Mo 3. Jan 2005, 17:50
von Arschfurunkel
Falls Du irgend wie die Möglichkeit haben solltest, an alte Ausgaben des "STerns" heranzukommen, dann solltest Du Dir die Ausgabe 50/94 besorgen. Dort beschäftigt man sich ausgiebig mit dem Islam.
Ich denke, pauschal wird Deine Frage nicht zu beantworten sein. Es gibt im Koran die Aussage "Tötet die Heiden, wo immer ihr sie findet", aber auch die "Wer einen umbringt, sei es, als habe er alle Menschen umgebracht."
Und selbst diese Aussagen sind unter einem gewissen Vorbehalt zu sehen, da Übersetzungen des Korans für streng gläubige verpönt sind.

Verfasst:
Mo 3. Jan 2005, 20:30
von Shockk
Genauso gibt es in der Bibel Aufforderungen, Menschen zu töten, die auf einem Acker mehrere Pflanzen anbauen oder Leute zu steinigen, die Sonntags arbeiten. Wir hatten da letztens im Fun-Forum einen netten Text zu. Solche Schriften sollte man schlicht überlesen.

Verfasst:
Mo 3. Jan 2005, 21:55
von Jatrix
Hab den Koran gelesen, aber wir haben im Religionsunterricht sehr viel darüber gelesen. Ist teilweise vernünftig, teilweise nicht. Wie die Bibel.
Würde sagen, stellenweise ist einfach nur die Auslegung aus den Fugen geraten. Und da liegt eben der Unterschied zwischen friedlich und nicht friedlich.
Z.B. bei der Verhüllung von Frauen, im Koran steht nur, dass Frauen sich angemessen und nicht aufreizend kleiden sollen, die Ganzkörperverhüllung mit so was wie Tschadoren kommt aus dem Persischen.
Noch ein Beispiel:
Im Koran steht in Sure 2,282 das unter bestimmten Umständen die Zeugenaussage von zwei Frauen genausoviel gilt wie die von einem Mann. Daraus wurde dann abgeleitet (vor allem von Männern) dass Frauen immer nur halbsoviel wert sind wie ein Mann.
Sind jetzt die einzigen Beispiele die ich grad zur Hand hab, aber erklären vieleicht was ich meine.

Verfasst:
Mo 3. Jan 2005, 23:21
von e-noon
Dem stimme ich zu, der Koran ist in etwa so widersprüchlich und nach Belieben auslegbar wie z.B. die Bibel. Jedes Schriftstück lässt sich um- und fehlinterpretieren; das Problem sehe ich eher darin, dass Staat und Religion im Islam noch viel enger verwoben sind, und dass viele gläubige Muslime den Koran und Mohammeds Aussagen als das tatsächliche Wort Gottes ansehen und ihm sehr unkritisch gegenüberstehen.
Viele Teile des Koran sind friedlich, wie schon das genannte Zitat, das auch noch einen zweiten Teil hat:
"Wenn jemand einen Menschen tötet,
so soll es sein, als hätte er die ganze Menschheit getötet;
und wenn jemand einem Menschen das Leben erhält,
so soll es sein, als hätte er der ganzen Menschheit das Leben erhalten."
Es gibt aber auch sehr intolerante Aussagen, die Nicht-Muslimen sämtliche Rechte absprechen und zur gewaltsamen Ausbreitung des Islam aufrufen.

Verfasst:
Do 6. Jan 2005, 20:47
von tjej
Hallo, vielen Dank fuer eure Antworten. Ich habe uebrigens versucht, mit einigen Muslimen ueber den Islam zu sprechen und musste die Erfahrung machen, dass diese (bis auf eine Ausnahme) nicht sehr auskunftsbereit waren. Ich hatte den Eindruck, dass man mir direkt böswillige Absichten unterstellte im Sinne einer vorurteilsbeladenen Islamkritik. Diese Erfahrung machte ich nicht nur einmal. Mittlerweile bin ich sehr vorsichtig geworden und werde mich nun doch daran machen, selbst Informationen ueber Koran und Islam einzuholen. Lese gerade etwas von Bassam Tibi, sozusagen als Einstieg.

Verfasst:
Fr 7. Jan 2005, 15:08
von Arschfurunkel
Der von mir erwähnte "Stern"-Artikel ist auch online verfügbar:
http://www.stern.de/politik/panorama/index.html?id=532139&nv=sb

Verfasst:
Fr 7. Jan 2005, 19:23
von tjej
Vielen Dank fuer den Tipp!
Ich werde es mir ausdrucken.

Verfasst:
Fr 7. Jan 2005, 19:32
von Fritz
Ich hab mich gerade im Zuge der Abiturvorbereitung mal ein wenig mit unseren Freunden aus dem Osten beschäftigt. Der Islam war zu seiner Entstehungszeit ein Mittel, das zu sehr großer Einigkeit und verhältnismäßig großer Freiheit (auch für nicht Muslime) geführt hat.
Schließlich konnte jeder Anhänger einer Schriftreligion (und teilweise haben sie dann auch den Buddhismus zur Schriftreligion erklärt) gegen die Zahlung einer Kopfsteuer seinen alten Glauben behalten. Auch die kultischen Gebräuche der Christen und Juden wurden respektiert. So wurde zwar bei dem Ausbau der Damaszener Moschee eine Kirche zur Moschee "umgewandelt", die Christen aber trotz aller machtpolitischer Gegebenheiten großzügig entschädigt.

Verfasst:
Fr 7. Jan 2005, 21:09
von e-noon
@tjej: Ich habe mich auch schon (im Internet) mit einem Moslem unterhalten, und seine Ansichten kamen mir anfangs schon mehr als seltsam vor. Er fand z.B. Hitler gut, da er so viele Juden töten ließ, die angeblich den Islam hassen und angreifen würden. Auf meine Frage, wie viele Juden er denn kenne, antwortete er, er kenne keine

Ich habe ihm dann erklärt, dass ich zwar auch keine Juden kenne, mir aber auch kein Urteil über "alle Juden" bilden würde, solange ich nicht jeden einzelnen von ihnen kenne, und das fand er vernünftig. Letztlich schien es mir dann zumindest so, als würde er mir zustimmen.