Kommunikation zwischen den Generationen einer Familie

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Ipsissimus
Dämmerung
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Do 27. Jan 2005, 22:00 - Beitrag #1

Kommunikation zwischen den Generationen einer Familie

es kommt mir so vor:

als Kind sagen mir meine Eltern, wo es lang geht, und ich vertraue ihnen und hinterfrage nicht
heranwachsend vertraue ich weniger, hinterfrage mehr
herangewachsen löse ich mich ab, beginne gelegentlich zu lächeln über die abstrusen Vorstellungen meiner Eltern
älter werdend lächele ich immer mehr, bis die Abstrusität anfängt, mich zu nerven
schließlich stelle ich ihre Altersdebilität fest

gleichzeitig bin ich Objekt des analogen Vorganges seitens meiner Kinder.

Abläufe variierend, Intensitäten variierend, zeitlicher Rahmen usw. variierend, aber hinsichtlich der Grundcharakteristik tendentiell vielleicht doch wiedererkennbar.

Was mir dabei auffällt: an keiner Stelle ist eine hierarchische Ausgeglichenheit gegeben (die ich für unabdingbar für echte Kommunikation halte). Damit ist Kommunikation zwischen den Generationen einer Familie anscheinend immer mehr oder weniger stark belastet und es geht überwiegend um Schadensreduzierung, um die Restillusion von Gemeinsamkeit aufrecht zu erhalten, sofern die Konditionierung hält, welche dies verlangt.

Eure Erfahrungen, Ansichten, Analysen diesbezüglich?

aleanjre
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Do 27. Jan 2005, 22:34 - Beitrag #2

Das hängt meiner Erfahrung nach weniger vom Alter, sondern vom Bewußtsein einer Person ab. Auch wenn meine Mutter unter vollständig anderen Bedingungen aufgewachsen ist als ich, sie demzufolge in vielen Punkten einen vollkommen anderen Standpunkt hat, kann ich hervorragend mit ihr kommunizieren - weil wir beide das Bewußtsein für den anderen haben. Für seine Stärken, Schwächen - und seine variierenden Standpunkte. Manche Dinge, die ich gerne ausdiskutieren möchte, sind für meine Mutter tabu. :( Dennoch respektieren wir uns in allen Belangen.

Auch mit meiner Oma kann ich über vieles sehr gut reden. Obwohl ihr Horizont durch mangelnde Bildung stark begrenzt ist, hat sie doch ein ganz erstaunliches Bewußtsein für Menschen und Entwicklungen. Sie ist, trotz schwerer Krankheit und der Last von 80 Jahren, vielen Kümmernissen und Trauer, nicht gefangen in sich selbst. Mit ihrer Tochter hingegen (Schwester meines Vaters) kann ich keine zwei Worte wechseln, ohne den Wunsch zu spüren in irgendetwas hineinzubeißen - sie ist völlig unflexibel, erstarrt in sich selbst, ohne jedes Bewußtsein für irgendjemanden. Nicht einmal für sich selbst.

Eltern vergessen oft, wie sie waren in ihrer Jugend. Daran krankt die Kommunikation! Denn auch wenn die äußeren Bedingungen sich ändern, die Vorlieben und Moden, die Politik und die Wissenschaft - die inneren Werte bleiben genau gleich.

Feuerkopf
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Fr 28. Jan 2005, 01:07 - Beitrag #3

Das Zauberwort heißt "Neugier". Nicht im tratschhaften Sinne, sondern im Sinne von "Wissbegier".

Wer neugierig ist und bleibt sein Leben lang, der hat immer Interesse am Denken und Tun anderer.
Meine Großmutter war bis zu ihrem Tode immer offen für mich. Ich konnte über wirklich alles mit ihr reden, sie war nicht immer meiner Meinung, aber nie dogmatisch. Bis auf eine Oma hat keiner meiner alten Vorfahren unter Demenz gelitten. Und bei einer Oma von knapp 90 Jahren kann man das auch als natürlichen Abbauprozess akzeptieren, denke ich.
Meine Mutter und mein Vater haben immer alles mit uns beredet. Natürlich sind wir nicht immer im Konsens. Ich habe auch lernen müssen, mich abzugrenzen, denn sonst wäre ich nie aus der Kinderrolle herausgekommen. Ich habe aber auch aufgegeben, meine Eltern belehren zu wollen, denn sie sind erwachsen und Herren ihrer eigenen Entscheidungen.

Eine tolle Erfahrung für mich war, wie ernsthaft schon kleine Kinder sind, welche tollen Gedanken in ihren kleinen Köpfen entstehen. Ich erwarte von meinen Kindern allerdings auch Respekt für meine Einstellungen. Wenn ich ihnen mal wieder peinlich bin, dann ist das IHR Problem, nicht meines. ;) Wir sind beileibe nicht immer einer Meinung, aber wir sind im Gespräch, und das ist für mich das wichtigste.

Wichtig neben der nie versiegenden Neugier ist auch die Toleranz, das Akzeptieren der Einzigartigkeit des anderen, ganz gleich, wie alt der betreffende ist.
Dann wird es möglicherweise Differenzen in der Sache, aber nicht wegen der Person geben.

Ich habe Bekannte sehr unterschiedlichen Alters. Für mich stellt sich die Generationenfrage nicht so massiv.

Milena
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Fr 28. Jan 2005, 08:40 - Beitrag #4

...je älter ich werde, umso mehr habe ich das Gefühl

meine Mutter zu verstehen....die Bereitschaft sie zu verstehen,
wächst mit den Jahren.....und mit den Jahren wächst die Bereitschaft
mich mit ihr zu versöhnen....es ging vieles einher, vielerlei voraus...
eine verbale Kommunikation hat es nie wirklich gegeben....
was sie mir eigentlich sagen wollte, hat sie auf andere Weise gesagt...
eine Umarmung hat es nie gegeben..nicht von ihrer Seite..
und auch nicht von meiner...
wir waren beide aufeinander fixiert...es gab sonst niemanden..
keinen Vater...keine Geschwister...niemanden ausser uns selbst....
wir haben uns geliebt und uns gehasst....wir leben beide noch....
ich habe vieles meinen Kindern gegeben, vermittelt, geschenkt,
was ich selbst nie bekam, nie erfahren durfte....nämlich zu sehen,
zu verstehen, zuzuhören, zu berühren....
manchmal allerdings, wenn ich Lieder aus meinem fernen Lande höre,
mitsinge oder nur schaue, in die Ferne schaue,
dann höre ich von meinem Sohne:
..`Ma, du wirst der Oma immer ähnlicher....`..
und mit den Jahren bemerke ich, wie meine Kinder mir immer
ähnlicher werden....
...eine Generation überträgt sich auf die nächste
und hinterlässt Spuren...egal, wie gross die Kommunikation
dazwischen war...vieles passiert im Stillen....
für manches bedarf es nicht vieler Worte.......

Ipsissimus
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Fr 28. Jan 2005, 09:59 - Beitrag #5

das beste, was ich diesbezüglich berichten kann, läuft darauf hinaus, daß der Krieg einem Waffenstillstand aus Erschöpfung gewichen ist - mit der Option, bei jedem falschen Atemzug in voller Stärke wieder aufgenommen zu werden ...

Feuerkopf
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Fr 28. Jan 2005, 10:49 - Beitrag #6

"Kriege" hat es in meiner Familie (auch in den entfernteren Zweigen) fast nur zwischen Mitgliedern derselben Verwandtschaftsstufe gegeben, vornehmlich zwischen Geschwistern, was gegen ein Generationenproblem und mehr für Eifersüchteleien im weitesten Sinne spricht.

Freyja
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Fr 28. Jan 2005, 11:25 - Beitrag #7

Also ich weiß gar net, ob es überhaupt so positiv ist, mit den Eltern auf eine Weise zu kommunizieren, wie man es mit Freunde tut. Also auf gleicher Ebene. Ich konnte mit meiner Mutter nie reden, wie mit einer Mutter, weil sie Ihre Meinung/Einstellung immer der meinen angepasst hat. Das tut sie immer noch. Das find ich schrecklich. In der Pubertät hab ich das natürlich ausgenutzt, aber mittlerweile, find ich es wirklich schlimm. Ich habe einfach das Gefühl, daß bei uns diese Rollen überhaupt net so gegeben sind, wie hier beschrieben.
Mit meinen Schwiegereltern ist das anders. Sie haben in vielen Dingen andere Vorstellung, als wir. Auch wenn ich sie net immer nachvollziehen kann oder wenn sie Fremde wären, darüber diskutieren würde, so genieße ich das bei ihnen. Daß sie einfach anders sind, eine andere Generation mit einer anderen Sicht auf die Dinge. Meine Schwiegermutter beschwert sich oft über die Mutter von meinem Schwiegervater, weil diese irgendwie wieder ins kindlich zurückfällt. Aber auch das ist wohl einfach der Lauf der Dinge (auch wenn ich hoffe, daß es bei uns net so sein wird)
Ich denke, daß ist einfach das besondere an einer Familie, daß es einfach verschieden "Ränge" gibt. Das macht eine Familie doch aus! Ich find das gut...

Feuerkopf
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Fr 28. Jan 2005, 12:11 - Beitrag #8

Eure unterschiedlichen Erfahrungen haben bei mir wirklich zu einer kleinen Erinnerungsreise in meine Jugend geführt. ;)
Rückblickend waren die Kommunikationsprobleme zwischen mir und z. B. meinen Eltern auch begründet in der Unfähigkeit (besser: Unkenntnis), Meinungen und Gefühle adäquat auszudrücken. Oder zu streiten, ohne das Gegenüber zu verletzen. Ich habe erst im Laufe der Zeit gelernt, dass man sich auch konstruktiv auseinandersetzen kann.
Die erlernten Techniken setze ich inzwischen ganz bewusst ein und es ist wirklich einfacher, sich zu verständigen.

Um auf den Titel des Topics zurückzukommen:
Es heißt ja hier "Kommunikation zwischen den Generationen" und nicht pauschal "Streit". :)

Anaeyon
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Fr 28. Jan 2005, 12:17 - Beitrag #9

Ich red fast nie mit meinen Eltern. Ich akzptiere ihre Meinungen und Lebenseinstellung, aber wir haben fast nichts gemeinsam, und ich weis meistens garnicht über was ich mit denen reden soll.
Meistens kommt beim essen sowas wie *na wie war dein Tag*
Als Antwort kommt seit Jahren regelmäßig *So wie jeder andere.*

Unterschiedliches Alter spielt bei uns keine Rolle. Meine Eltern haben von Politik weit mehr Ahnung als ich, aber wenn wir beim Essen mal über die aktuellen Nachrichten reden steh ich denen meist in nichts nach...


Mit meinem Vater kann ich fast garnicht reden. Er kommt immer erst Abends nach hause und ich seh ihn im Grunde nur wenn wir essen oder er an den Pc will.
Trotzdem hab ich aber nichts gegen ihn oder meine Eltern allgemein. Es gibt einfach kein Gesprächsthema was man in meinem Alter mit den Eltern beredet....

aleanjre
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Fr 28. Jan 2005, 12:26 - Beitrag #10

Anaeyon: Auch das würde ich auf gar keine Fall aufs Alter schieben! Reden kann man immer mit Menschen, egal welchen Alters! Die Frage ist, ob du mit BESTIMMTEN Menschen über etwas reden kannst. Es klingt, als hätten deine Eltern und du, nie wirklich Anteil am gegenseitigen Leben genommen. Natürlich vertraut man als Teenager nicht unbedingt jeden Gedanken seinen Eltern an, und das ist gut und richtig so. Sie sollen Eltern, keine Freunde sein. Aber ein grundlegendes Interesse ist immer möglich - wenn man es will.

Feuerkopf
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Fr 28. Jan 2005, 12:31 - Beitrag #11

Ich komme noch mal auf "Neugier" zurück.
Anaeyon,
um überhaupt Gesprächsthemen zu haben, muss man sich für den anderen interessieren. Das wird erst zum Generationenproblem, wenn man auf seinem Status verharren will ( "Es gibt nach den Beatles keine gescheite Musik mehr" ;) ), oder die Ansichten des anderen klein macht. "Originell soll das sein? Der Punk ist seit 20 Jahren tot!"
Eltern neigen ein bisschen dazu, herablassend zu sein. Das bringt Entfernung mit sich.
Andererseits können Jüngere auch ruhig mal neugierig auf die Lebenserfahrungen der Älteren sein. Speziell Großeltern sind Zeitzeugen, deren Erinnerungen irgendwann unwiederbringlich verloren gehen.

Ipsissimus
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Fr 28. Jan 2005, 12:48 - Beitrag #12

ich bin nicht sicher, Feuerkopf, ob es an den fehlenden Gesprächsthemen liegt. Was mich immer aufgeregt hat an meinen Eltern war gerade diese Haltung "wir sind älter, wir haben mehr Lebenserfahrung, wir wissen besser als du, was für dich angemessen ist". Das mag eine allgemein akzeptierte gesellschaftliche Grundposition widerspiegeln, aber das habe ICH nie akzeptiert und deswegen seit meinem sechsten Lebensjahr Krieg gegen sie geführt, bis sie sich nicht mehr trauten, irgendetwas zu sagen. Als der Krieg dann irgendwann wegen Erschöpfung der Kombattanten unterbrochen wurde, war es ein Eiertanz. "Kommunikation" ist als Begriff beinahe zu viel dafür. Aber ich habe bis zum heutigen Tag nicht das Gefühl, daß sie darauf verzichten, ihre hierarchische Überlegenheit einzufordern, wenngleich nur noch mit subtilen kleinen Unterschwelligkeiten, und somit ist der Krieg in der Latenz nach wie vor aktuell.

Milena
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Fr 28. Jan 2005, 14:02 - Beitrag #13

weisst Du ipsissimus,

es herrscht Waffenstillstand...
hauptsächlich aus dem Grunde, weil sie (meine Mutter)
an Macht verloren hat...und ich an Reife, menschlicher
Reife gewonnen hab....
ich bin ihr deswegen nicht überlegen, aber auch nicht
mehr untertan..
klar, es könnte jederzeit zu einem Kriegsausbruch kommen,
wer ist davor gefeit...
aber die Machtverhältnisse haben sich verlagert...
die Zeit hat es so mit sich gebracht...
das Ganze mag hart klingen...
ändert allerdings nichts an dieser Tatsache...

aleanjre
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Fr 28. Jan 2005, 14:15 - Beitrag #14

Ipsissimus: Das klingt für mich nach genau das, was Feuerkopf beschrieben hat - die Eltern beharren stur auf ihrer Position der Überlegenheit und zeigen dem Kind nicht, dass sie es als Person respektieren, seine Fähigkeiten anerkennen, seine Meinung für anhörenswert halten. Sprich: das Kind als vollwertigen Menschen wahrnehmen. Dieses Phänomen war in früheren Generationen verbreiteter als heute, aber nie wirklich normal und auf keinen Fall richtig. Traurig, das du so aufwachsen musstest.

Ipsissimus
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Fr 28. Jan 2005, 14:42 - Beitrag #15

es machte mich zu mir ... was auch immer das wert ist

Feuerkopf
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Fr 28. Jan 2005, 15:04 - Beitrag #16

Du gehört doch jetzt selbst zur Elterngeneration, Ipsissimus.
Wie hat sich Deine Erfahrung auf Deine eigene Haltung ausgewirkt? Schaust Du hin und wieder in den Spiegel und siehst Deine Eltern, oder hat es Dich zu einer anderen Position bewogen? Kurz: Wie gehst Du mit jungen Menschen um?

e-noon
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So 11. Mär 2007, 01:47 - Beitrag #17

Wenn Lykurg einen alten thread ausgraben kann... ^^ Zu dieser Fragestellung habe ich einiges beizusteuern.

Die Kommunikation in unserer Familie ist vollkommen gestört :crazy: Maurice als mehr oder weniger unbeteiligter Beobachter kann das bestätigen. Dies liegt eindeutig (ich traue mir die notwendige Objektivität durchaus zu) an der Beschränktheit meiner Eltern. Es geht nicht darum, dass ich nicht zur xy-Party gehen darf oder ähnlichem, sondern es herrscht ein täglicher Kampf, weil meine Eltern Forderungen (besonders an meine Brüder) stellen, die diese nicht erfüllen. Das ist ja noch kein Wunder, aber meine Eltern schaffen es einfach nicht, sich entweder durchzusetzen oder ihre Niederlage zu akzeptieren. Es ist leicht zu sehen, dass seine durchschnittlichen 8 Stunden am PC meinem 14-jährigen Bruder nicht guttun (krummer Rücken, keine Freunde, versetzungsgefährdet) und dass er abhängig ist (keine Fähigkeit zu anderer Beschäftigung, rasende Wut und übermenschliche Widerstandskraft beim Wegnehmen des PC). Meine Eltern drohen "Wenn du nicht Hausaufgaben, dann PC weg" (verkürzt), mein Bruder kennt das langsam und dreht den Spieß um "wenn ich nicht PC, dann ich nicht Hausaufgaben", teilweise ignoriert mein Bruder die aus Resignation durch die ge- (nicht ver-) schlossene Tür gebrüllten Forderungen. Es passiert eh nichts. Wenn der PC zwei Stunden weg ist, macht er so einen Terz, dass er ihn sofort wieder bekommt, und wenn er ihn nicht wiederbekommt, macht er auch keine Hausaufgaben, sondern sucht ihn, bis er ihn findet.
Dauernd herrscht lauter Streit (wenn sie das wenigstens unter sich ausmachen würden), am Tisch, im Zimmer meines Bruders (durch sehr dünne Wände von meinem getrennt) oder im Wohnzimmer, wenn ich Fernsehen will (darum und weil mein Zimmer im Keller liegt, wurde ich zum Kellerkind :cry:

Mein Vater beruft sich auf nicht vorhandene Autorität und Überlegenheit, wenn er mit seiner langsamen Art zu denken mal wieder keine Argumente findet (meist hat er keine), meine Mutter redet einfach konsequent an mir vorbei, ohne es zu merken, beides macht mich aggressiv, logisch, aber meine Mutter muss man belächeln, die hat diese geistigen Gaben eben einfach nicht, während bei dem Dicken regelmäßig Hassgefühle aufkommen.

Zwischen meinem Bruder und mir klappt die Kommunikation gut (ich weiß quasi immer, was er denkt und sagen will), ist aber selten, da wir wenig gemeinsam haben und er sich eigentlich nur für PC interessiert. Mein anderer Bruder ist meist außer Haus bei Freunden, was manchmal unterbunden werden soll, dann wirds wieder laut :rolleyes: und dann geht mein Bruder trotzdem (17,5 Jahre).

Diesem Wahnsinn werde ich bald entrinnen ^^ (Ihr müsstet es mal erleben, hat was von Stand-up-comedy). Meine Großeltern lass ich mal außen vor, weil die nicht hier leben. Man kann sich mit ihnen nett unterhalten, solange man nichts gegen Gott sagt (meine Großeltern halten mich konsequent zum beten an, wissend, dass ich nicht an Gott glaube, und es mit unglaublicher Beharrlichkeit verdrängend, ansonsten mag ich sie sehr).

Bei Maurice ist es ähnlich, Kommunikation mit Vater total gestört (der wohnt auch nicht mehr bei ihnen), Kommunikation mit Mutter meist erfolgreich, aber bei komplizierteren bzw. abstrakteren Themen deutet sie meist alles esoterisch, ohne zuzuhören oder das gehörte in der intendierten Bedeutung erfassen zu können.

Trotzdem glaube ich, dass ich einfach Pech hatte mit den Eltern in meinem Umfeld. Mit Gleichaltrigen trifft man häufig auf ähnliche Kommunikationsschwierigkeiten, weil diese die Themen nicht interessieren oder sie sich bei komplexeren Zusammenhängen keine Meinung bilden können/wollen bzw. mit Argumenten belegen. Es gibt auch ältere Leute in meiner Verwandtschaft, z.B. die Schwester meiner Oma und deren Mann, bei denen ich immer das Gefühl habe, dass Intelligenz hinter ihrer feinsinnigen Miene existiert und sie die Bedeutung dessen, was ich sage, immer erfassen. Bei dem Bruder meines Vaters ebenso :) Es liegt also imo weder an Verwandtschaft noch am Alter, sondern einfach an den einzelnen Individuen. Da kann man schwer Pech haben, sodass man irgendwann glaubt, alle Eltern/Alten/Teenager/was auch immer wären so. Oder man hat Glück :) Aber beides sollte man nicht verallgemeinern.

Lykurg
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So 11. Mär 2007, 11:42 - Beitrag #18

In der Hinsicht bin ich ein Glückskind - und habe, wie teilweise auch meine Geschwister, mit denen ich mich zwar in unterschiedlicher Weise und nicht in jedem Detail, aber grundsätzlich sehr gut verstehe, den Frieden meines Elternhauses auch in den Freundeskreis insofern exportieren können, als diese insbesondere dann, wenn bei ihnen Unfrieden eingekehrt war, bei uns ihre Ruhe finden konnten. Ein Freund meines Bruders und Scheidungskind war über Jahre an mindestens zwei Wochentagen bei uns; meiner Freundin, die kaum je mit ihren Eltern gemeinsam ißt, war von unseren Großfamilienfeiern beinahe überfordert - die Harmonie ist selbstverständlich nicht immer ungetrübt, aber grundsätzlich nehmen wir aneinander Anteil, stützen, dulden und verstehen. Auch die Verbindungen zu meinen diversen Onkeln und Tanten sowie den (meisten) Vertretern der Großtantengeneration sind durchweg gut - wie gesagt ein (wohl kaum zu verallgemeinerndes) Glückskind.

henryN
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So 11. Mär 2007, 23:58 - Beitrag #19

dieses Elternkarussel... es dreht sich um sich selbst. Du bist Mitfahrer und lange Zeit ohne die Option auszusteigen. Und wenn Du abspringst, kannst Du es Dir von außen anschauen, wie es sich weiterdreht, um Befindlichkeiten, um Schmerz ob der verlorenen Mitfahrer....
...und wenn Du Pech hast, drehst Du dich weiter, nimmst die ewige Kreisbewegung um Dich selbst mit in Dein Leben, bis es auch Rost ansetzt und kein Mechaniker dieser Welt es mehr anrühren möchte......

habe versucht viele "Tode" zu sterben um einen Riß anzubringen in dieses verfluchte Rad der Zeit, bis ich feststellte, daß auch Sie mehrere Dimensionen hat, nichts linear sein muß.....

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Mo 12. Mär 2007, 00:03 - Beitrag #20

Heißt im Klartext? Kannst du mit deinen Eltern offen sprechen, ja oder nein?

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