Vorstellen kann ich mir so ziemlich alles
Eine Welt, in der niemand den Wunsch hat, anderen in irgendeiner Weise zu schaden, fände ich langweilig und unrealistisch. Es liegt in der Natur des Menschen (oder zumindest der meisten Menschen), andere übertrumpfen zu wollen, Macht zu erlangen, sich an anderen zu messen und dies schließt meistens Neid, Enttäuschung und Mißgunst des Unterlegenen mit ein. Eine Welt, in der wie nach dem kommunistischen Ideal alle für das Wohl des Ganzen arbeiten und jeder dem anderen alles gönnt, wo man nicht mal schlecht über andere sprechen oder denken soll und möchte, halte ich in der näheren Zukunft für nicht lebensfähig und auch nicht wünschenswert.
Eine Welt dagegen, die sich nur insofern von der jetzigen unterscheidet, dass auf physische Gewalt (die nicht das Einverständnis des Opfers hat, also nichts gegen SM-Fans) verzichtet wird, fände ich dagegen erstrebenswert. In einer solchen Welt wäre die Sicherheit für den Einzelnen in größerem Maße gewährleistet und man könnte Gelder, die weltweit für Sicherheitsmaßnahmen ver(sch)wendet werden müssen, gewinnbringender einsetzen. Niemand müsste mehr fürchten, in einer dunklen Gasse zusammengeschlagen oder an einem ganz normalen Schultag von einem ganz normalen Mitschüler erschossen zu werden. Und vor allem die weltweite Bedrohung, die Zerstörung der Erde durch ein paar Wahnsinnige mit geeigneten Waffen oder ein Atomkrieg, hätte sich damit erledigt.
Allerdings würde ohne Kriege und Kämpfe die Überbevölkerung noch schneller voranschreiten, und zehn Menschen, für die genau ein Glas Wasser zur Verfügung steht, davon abzuhalten, sich darum zu prügeln, halte ich für unmöglich. Der Selbsterhaltungstrieb, der Wille zum leben ist bei den meisten wohl zu ausgeprägt, um in einer solchen Situation überlegt zu handeln und anderen den Vortritt zu lassen.
Nicht nur in Situationen, in denen es ums Überleben geht, kommt es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen; die meisten Kriege werden nicht aus physischer Not, sondern aus Macht- und Besitzgier und aus Rücksichtslosigkeit geführt. Solange es so viele Menschen gibt, denen das Wohl anderer
nichts wert ist und die sich Ziele setzen, die Kriege und Gewalt notwendig mit sich führen, kann es keinen weltweiten Frieden geben.
Eine solch friedliche Welt kann es allein deswegen nicht geben, weil die psychischen Schäden der letzten Generation mittlerweile schon längst auf die jüngere Generation übergegangen ist. Ein Vater, der früher verprügelt wurde, hat sein Kind mit der Prügelstrafe erzogen, und da dies kein Einzelfall war, ist es sehr wahrscheinlich, dass sich viele dieser geprügelten Kinder ihrerseits als Erwachsene aggressiv und gewalttätig verhalten. Menschen lernen, indem sie das Verhalten anderer Menschen kopieren; somit müsste eine Generation sich komplett einer schlechten Einflussnahme auf die nächste Generation enthalten, um die Chance zu erhalten, eine vollkommen friedliche Welt zu erschaffen. Und selbst wenn alle sich dazu entschließen, ist immer noch nicht sicher, dass diese nächste Generation nicht irgendwann von selbst auf die Idee kommt, gewalttätig zu sein.
Daher halte ich auch diese, imo schönere Welt zumindest in absehbarer Zeit für eine Utopie.