Über- und unter-

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Bauer-Ranger
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Fr 27. Mai 2005, 18:21 - Beitrag #1

Über- und unter-

Hallo,

mir sind heute diverse komische Formulierungen mit den Vorsilben unter- und über- aufgefallen.
Also halten wir einmal fest, dass unter- das Gegenteil von üner- ist. Also das kann man so sagen, oder?
Also wenn ich von jemand unterbuttert werde, dann überbuttere ich diesen jemand?
Es gibt eine Unterbrechung. Was ist dann eine Überbrechung? Ist das, wenn man mehr als möglich schafft? Eine Unterbrechung wäre ja eine Pause einer Tätigkeit. Ist dann eine Überbrechung, wenn man mahr schafft als normal?
Was ist normal? Ist normal das, was der masse entspricht? Wer entcheidet, was normal ist? Ab wann hat der Begriff normal einen Anspruch auf Objektivität? Ist der Begriff normal objektiv, wenn ihn die Normalen als nomal sehen? Oder ist die Suche nach der Objektivität eine Suche, die uns überfordert?
Wenn ich jemand überhole, hat derjenige dann mcih unterholt? Oder muss man hier immer zwischen dem Aktivem und dem Passivem unterscheiden? Wenn jemand überholt, geht ja die Initiative von ihm aus, wenn jemand unterholt auch. Also unterholt niemand, wenn er überholt wird, oder?
Ein Problem hab ich:
Warum ist der Begriff unterhalten mit der Vorsilbe unter-? unter- bedeutet ja einen Mangel. Wenn jemand unterhalten werden will, dann ist das ja eine Tätigkeit gegen den Mangel. Also warum heißt das nicht überhalten?
Oder wird bei diesem Begriff der Mangel an Tätigkeit als Reichtum an Langeweile angesehen und deswegen unterhalten? Was wäre dann überhalten?
Kann man jemand überdrücken?

mfg Mich!

Monostratos
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Fr 27. Mai 2005, 18:41 - Beitrag #2

Ersteinmal bitte zwischen Worten trennen, bei denen "unter-", "über-" etc. als Präfix verwendet werden (Was auf deine Definition zutrifft), und denen, bei denen es ein fester Bestandteil des Wortes ist. Auf z.B. Unterernährung passt Deine Definition der Vorsilbe schon, da sie ihn ihrer Funktion Deine Definition ausfüllt. Aber bei Begriffen wie z.B. "Unterhaltung" ist das unter keine Vorsilbe mehr, von daher auch nicht mehr deckungsgleich mit "Mangel" u.ä... Und wenn man das Unter bei Unterhaltung ganz entfernen würde, käme kein Mittelding zwischen Unterhaltung und Überhaltung heraus, sondern ein gänzlich anderer Begriff. Siehe auch Unternehmen, Unterricht ( ;D ), usw.

Zum Thema "normal" mal die Such-Funktion betätigen, da sollte es viele Threads zu geben... Zuletzt kam diese Diskussion im Homo-Thread auf, iirc.

Traitor
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Fr 27. Mai 2005, 18:43 - Beitrag #3

Schon The Who stellten fest, dass eine Oper, die eine Overture hat, auch eine Underture braucht.

Ein weiterer Beitrag zu deiner Sammlung: Was sagt man zu dem Fall, dass ein Unternehmen es unternimmt, ein anderes zu übernehmen? Man konsultiere hier auch das Nehmen dolphin took fish.

Aber es ist ja nicht der Fun-, sondern der Diskussionsbereich. Gehen wir die Sache also ein wenig linguistisch an.

Unter- und über- müssen natürlich nicht immer Gegenteile sein, oder präziser ausgedrückt: die Existenz der einen Relation impliziert nicht immer die der anderen, so dass diese überhaupt gegenteilig werden könnte. Oft gibt es absolute Bezugspunkte, zu denen man die Obrigkeit oder Untrigkeit einer Sache feststellt, und deren gegenteilige Beziehung zur Sache zu benennen irrelevant ist. Oder es tritt der Passiv-Fall ein, siehe dein überholen. Oder unter-x ist bereits in einem anderen Kontext definiert und seine Verwendung als Gegenteil zu über-x würde für Verwirrung sorgen. Oder all die anderen Sonderfälle, die eine lebendige Sprache so zu bieten hat.

Der konkrete Fall "Unterhaltung": Unterhaltung/Unterhalt wird einen gemeinsamen Ursprung mit Unterstützung haben, denke ich, also einfach bedeuten, dass man etwas von unten stützt und hochhält, in diesem speziellen Fall halt kein materielles Objekt, sondern das Amüsiertheitsniveau des Publikums.

PS: [mod]Betreff etwas verbetrefflicht.[/mod]

Bauer-Ranger
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Fr 27. Mai 2005, 19:59 - Beitrag #4

Hat über- und unter- in temporaler Verwendung eine kleinste Einheit? So ähnlich wie in der Physik, in der alles in Vielfache von Elementarladungen iengeteilt ist.
Beispiel:
Übermorgen: Dieses Wort bedeutet, dass man den Tag nach Morgen meint. Man meint damit nicht die Zeit nach Morgen, sondern exakt den Tag danach, also eine kleinste Einheit.
Untermorgen gibt es nicht und ergibt aufgrund dieser Zählung mit der Einheit auch keinen Sinn, denn dann wäre Untermorgen gleich Heute.
Wenn man etwas ohne diese Einheit sagen will, dann verwendet man vor- und nach-.
Beispiel:
Vormittag. Das ist die Zeit vor Mittag. Es hat keine Einheit, im gegensatz zu Übermorgen
Nachmittag. Das ist die Zeit nach Mittag, hat auch keine Einheit.
Würde man Übermittag sagen, dann meint man den nächsten Mittag.
Untermittag wäre demnach der vergangene Mittag.
Aber warum sagen wir dann Vorgestern und nicht Untergestern? Das passt wiederum nicht in das System und ergibt mit keinen Sinn. Wir haben gerade an den Beispielen gesehen, dass wir mit unter-/über- intuitiv eine klare Einheit verbinden und mit vor-/nach- keine Einheit, aber warum ist das bei dem Wort Vorgestern anders?

mfg Mich!

Traitor
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Fr 27. Mai 2005, 20:49 - Beitrag #5

Man meint damit nicht die Zeit nach Morgen, sondern exakt den Tag danach, also eine kleinste Einheit.

Vormittag. Das ist die Zeit vor Mittag. Es hat keine Einheit, im gegensatz zu Übermorgen

Weshalb sollte "genau der Tag nach morgen, nicht die Tage danach" eine "kleinste Einheit" sein, "genau die Stunden vor dem Mittag, nicht die noch davor oder andere Tage davor" nicht?

Ich kann dir schon jetzt sagen, dass dein Versuch, ein logisch kohärentes System zu finden, sogar wenn es nur auf "so scheint die Sprache prinzipiell zu funktionieren, auch wenn sie oft abweicht" hinauslaufen will, erfolglos sein wird ;)

Bauer-Ranger
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Fr 27. Mai 2005, 21:20 - Beitrag #6

natürlihc ist die Suche erfolglos. Das ist ja der Sinn darin ;)
Also: Übermorgen: Die Einheit ist ein Tag. Übermorgen ist genau der Tag nach Morgen, er beginnt um 0.00Uhr und endet um 24.00uhr, geht also genau 24 Stunden, keine Sekunde länger oder kürzer. Mit der kleinsten Einheit hab ich versucht, die Analogie zur Physik herzubringen.
Hat man stattdessen Nachmittag, dann ist das eine undefinierte Zeit nach dem Mittag. Würde es nach meiner Sprachintuition das Wort Übermittag geben, dann wäre das GENAU der nächste Mittag und es wäre nicht die Zeit nach dem Mittag, also nicht Nachmittag.
Das gegenteil zu Übermorgen wäre ja, wenn man von der Sprache ausgeht, also wenn man eine temporäre Spiegelung an Heute durchführt, wäre ja Untergestern. Aber es heißt ja Vorgestern. Woher kommt diese Verknüpfung von vor- und über-?? Die beiden Silben haben ja in dem Sinne keinen Zusammenhang, werden aber im temporären Zusammenhang als die exakten Gegenteile benutzt. Das ist komisch.

mfg Mich!

Milena
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Fr 27. Mai 2005, 21:40 - Beitrag #7

ja wirklich, sehr komisch, von dieser Seite aus habe ich das Leben, Erleben noch gar nicht betrachtet..

Feuerkopf
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Sa 28. Mai 2005, 01:04 - Beitrag #8

Manchmal freut mich die Anarchie, die so ganz subversiv in unserer Sprache verborgen liegt. :cool:

LadysSlave
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Do 9. Jun 2005, 23:47 - Beitrag #9

[quote="Bauer-Ranger"]natürlihc ist die Suche erfolglos. Das ist ja der Sinn darin ]
Ist der Tag wirklich genau 24 Stunden und keine Sekunde kürzer? 23:59:59 und eine -Sekunde später ist es schon wieder der Nächste Tag 0:00 Uhr;) :)

Nicolas
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Fr 10. Jun 2005, 16:47 - Beitrag #10

Nein, der Tag ist manchmal einige Sekunden länger oder kürzer. Siehe auch hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Sonnentag oder auch unter http://www.waa.at/hotspots/zeitgleichung/wintersonne.html


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