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Meinungsbildung ein Widerspruch zu Toleranz?

BeitragVerfasst: Mi 20. Jul 2005, 01:51
von Bauer-Ranger
Nun, ich möchte mich sehr kurz ausdrücken. Aber mir kam gerade der Gedanke, ob die Meinungsbildung ein Widerspruch zu Toleranz darstellt?
Vertritt nun jemand die Meinung, eine Musikband sei die beste der Welt, ist er dann intolerant gegenüber anderen Leuten, die diese Meinung nicht vertreten? Wäre es nicht besser, auf eine Meinung zu verzichten, weil man für sich diesen Wahrheitsanspruch gar nicht haben darf und anderen gegenüber nicht aufrecht erhalten kann? (Vermerk auf den anderen Thread im Musikforum)

Nehmen wir ein etwas anderes Beispiel. Jemand ist ein überzeugter Gegner der Atomkraft. Ist dieser dann intolerant gegenüber den Atomkraftbefürwortern? Oder kann man die Meinung des anderen akzeptieren? Aber warum darf man dann für sich eine richige Meinung in Anspruch nehmen? Wie kann man die Meinung eines andern akzeptieren, wenn man von der Richtigkeit seiner Meinung überzeugt ist? Verhedder ich mich gerade in den Begriffen und verwische deren Bedeutung?

Muss man wirklich immer eine Meinung haben? Es gibt viele Gebiete, in denen man sich nicht genug auskennt, um für sich eine Meinung in Anspruch zu nehmen, der man einen Wahrheitsgehalt zuordnet. Und in Gebieten, in denen man sich sehr gut auskennt, kann man in etwa gleichschwere Argumente für beide Seiten finden, so dass eine Patsituation entsteht. Äquivalent das gleiche, falls es mehr als zwei Seiten gibt.

Oder ist die Meinungsbildung sogar ein Widerspruch zur vollendeten Wahrheit? Also vertritt jeder, der eine Meinung hat, die Ansicht, dass es keine vollendete Wahrheit gibt, sondern mehrere Wahrheiten?

Bin grad etwas verwirrt :crazy:

mfg Michi

BeitragVerfasst: Mi 20. Jul 2005, 12:36
von Ipsissimus
"Wahrheit" ist ein Begriff, der in der Religion zu Hause ist und jahrtausendelang arme Philosophen irritierte, ehe diese dem idealistischen Wahrheitsbegriff, der den Gesetzesreligionen im Kern zugrunde liegt (eine ebenfalls idealisierte Auffassung, tatsächlich liegt im Kern dieser Religionen eine Machtfrage verborgen) einen kräftigen Tritt in den Allerwertesten gegeben haben und sich darauf verständigten, in Zukunft nur noch von unterschiedlichen Beschreibungen und von Konsistenz und Plausibilität derselben zu sprechen. Gut, die Religionsphilosophie schielt manchmal immer noch ein bißchen zu den paradiesischen Zuständen mittelalterlicher Glaubensgewissheit, aber die nimmt eh niemand mehr ernst.

Ich denke, anders gesagt, nicht, daß der Umstand, eine Meinung zu haben und zu vertreten, per se damit korreliert, anderen Meinungen mit Intoleranz zu begegnen; dies hängt vielmehr im hohen Maße davon ab, wieweit dieser Mensch im "heute" angekommen ist und gewisse aufklärerische Grundsätze verinnerlicht hat (Paraphrase Voltaire: "Ihre Meinung ist falsch, aber ich würde dafür sterben, damit Sie sie unbehelligt äußern und danach leben können").

Oder noch anders: intolerant ist Mensch gegen Mensch, nicht Meinung gegen Meinung.

BeitragVerfasst: Mi 20. Jul 2005, 13:25
von Maglor
Ich glabue, Bauer-Ranger, du verwechselst Toleranz und Gleichgültigkeit.
Ein Atomkraftgegner toleriert im Grunde keine Atomkraftwerke, aber er toleriert unter umständen Atomkraftbefürworter.
Wenn jemand meint "Die Ärtzte" sei die beste Band der Welt, so ist das seine Meinung und solange er nicht behauptet, alle anderen Musikgruppen sollten verboten werden, ist er durchaus tolerant.
Wenn jemand keine Meinung zu etwas hat, so ist es ihm gleichgültig.

MfG Maglor

BeitragVerfasst: Sa 13. Aug 2005, 02:38
von Die Maschine
Gehört der ganze Thread nicht irgendwie in den Bereich "Philosophie"? Ich meine, ich meine ja nur...

BeitragVerfasst: Sa 13. Aug 2005, 11:50
von Buddha
Toleranz hat eigentlich sehr viel mit der eigenen Meinung zu tun, finde ich. Man hat einen eigenen Geschmack an Musik, Kleidung, Möbeln etc. aber man kann ihn ja nicht anderen Leuten, denen er nicht gefällt aufzwingen. Also wäre es sinnlos intollerant zu sein, da, wenn eine Konversation zwischen zwei unterschiedlichen "Parteien" stattfindet, dies nur auf einen Streit hinauslaufen würde. Man sollte die Meinu8ng des anderen respektieren, auch wenn man nicht der selben Meinung ist.