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Verfasst:
Do 18. Aug 2005, 20:40
von Die Maschine
Hmm das was du gesagt hast, ist übel.... dass quasi die "Hülle", also der Körper des Menschen noch im Sterben das widergibt, was die Seele fühlt/will... obwohl sie ja schon aus dem Körper gegangen ist.
Abgetrennt aus: ein Leben lang auf der Suche nach Liebe?

Verfasst:
Do 18. Aug 2005, 20:47
von Trinity99
Naja, ich denke eher, während sie den Körper verlässt, bzw. es spiegelt den Prozess wieder.
Der Mensch spiegelt immer das wieder, was die Seele zeigt.
Offene Augen, ein Lächeln ...
oder verkniffene Augen, Furchen im Gesicht, ein Blick, der den Kontakt meidet, ...
So soll es wohl auch beim Sterben sein.
Du bist vorbereitet und lässt die Seele gerne gehen, oder du kämpfst, weill du Angst vor der Glut hast.
Gruss
Trinity

Verfasst:
Do 18. Aug 2005, 21:04
von Feuerkopf
...oder Angst vor dem Nichts.

Verfasst:
Do 18. Aug 2005, 21:12
von Trinity99
Vielleicht auch ... wer weiss schon wirklich, was danach kommt ...
Gruss,
Trinity

Verfasst:
Do 18. Aug 2005, 21:47
von Die Maschine
Naja es gibt ja wirklich solche Nahtod-Erfahrungen, wo Menschen in den "Himmel" oder die "Hölle" gekommen sind... bzw. sie gesehen haben sollen.

Verfasst:
Do 18. Aug 2005, 23:51
von aleanjre
Trinity: Ich habe noch keinen Menschen lächelnd sterben sehen, nur voller Angst und Schmerz, oder bereits hirntot im Kampf gegen das Ersticken...
Nja, jetzt mal wieder back to topic?


Verfasst:
Fr 19. Aug 2005, 10:41
von Die Maschine
Okay, vllt. sollte man den Versuch mal wagen, die beiden Themen zu verbinden?
Also ich denke, wenn ein Mensch ein Leben voller Liebe und Freude erfahren durfte, keine (größeren) Ängste ausstehen musste... immer ohne größere vitalen Probleme zurechtgekommen ist und nun aus irgendeinem Grund im Sterben liegt, wird er sehr wohl doch recht vorbereitet sein, denn diese Menschen haben eher weniger die Angst vorm Sterben, als solche Menschen, die nur Profit-geil gewesen sind und Liebe eher nebensächlich war.
Ja ich denke, solchen Menschen, welche Liebe und Freude ihr ganzes Leben hatten, werden auch ohne Sorge einschlafen können....

Verfasst:
Fr 19. Aug 2005, 11:06
von aleanjre
Wie viele Menschen hast du schon sterben sehen?
Erst vor zwei Wochen ist meine Oma gestorben. Sie hat ihr Leben damit verbracht, altruistisch für alle anderen da zu sein, sie hat nie etwas für sich selbst gefordert. Als sie vor einem Jahr schwer krank wurde, hatte sie nur noch den Wunsch zu sterben, denn sie wollte nicht, dass andere Menschen sie pflegen und versorgen müssen.
Sie ist unter entsetzlichen Schmerzen krepiert, an inneren Blutungen und Multi - Organ - Versagen. Voller Angst, im Kampf gegen das Ersticken (Morphium nimmt Schmerzen, deprimiert aber das Atemzentrum im Gehirn).Friedliches Entschlummern, das gibt es in Hollywood. Sterben ist schwierig, denn der Körper wird bis zum letzten Augenblick darum kämpfen zu überleben. Entweder ist es schlagartig: schweres, unrettbares Herzversagen, und Feierabend, bevor das Gehirn reagieren kann. Oder es ist ein erbitterter Kampf.
Mal sehen, ob ich diesen Teil hier abtrenne.

Verfasst:
Fr 19. Aug 2005, 11:20
von Die Maschine
Wäre sinnvoll diesen Teil abzutrennen... ich möchte hier nicht drüber sprechen wie viele Leute ich habe sterben sehen...
ich denke es kommt immer darauf an, ob man bereit war zu sterben... denn auch wenn der Körper kämpft, kann es sein, dass die Seele was anderes möchte, bin ich überzeugt auch wenn andere das nicht meinen...
Ich werde auch nicht sagen, dass es für deine Oma besser gewesen ist zu sterben, ich finde wir dürften uns darüber kein Urteil bilden, weil vllt. geht es ihnen jetzt noch schlechter. Zumindest sollte man sowas wie es ginge der Person jez besser nicht sagen.
Vor allem frage ich mich, wenn man sich früh genug mit der Todesfrage beschäftigt, ob man dann bereiter ist, wenn man zum Beispiel alles erreicht hat, was man machen wollte im Leben.
Ich denke dieser Todeskampf bei deiner Oma ist einfach nur auf Grund der Schmerzen zurückzuführen die sie hatte.... das kann nämlich das Verkrampfte sein, das die Seele nicht mehr spürt.

Verfasst:
Fr 19. Aug 2005, 11:28
von Milena
ich würde auch das Sterben nicht so negativ dramatisieren, ist es doch wie bei der Geburt, kann sich irgend jemand daran erinnern,...?
nein, und doch waren wir plotzlich da,
so wird es mit dem Sterben sein,
plötzlich werden wir weg sein...
egal, ob sich das Gesicht verzerrt dabei,
den Übergang bekommen wir nicht wirklich mit.

Verfasst:
Fr 19. Aug 2005, 11:37
von aleanjre
Den Tod spüren wir nicht, nein. Aber das Sterben. Und wenn es so qualvoll ist, kann man sich nun mal nicht lächelnd von der Welt verabschieden, bereit und zufrieden und im Einklang mit dem Universum. Der Körper kämpft, egal was der Geist sich denken mag. Es mag leichter sein, wenn man bereit ist zu gehen und sich wünscht gehen zu dürfen. Aber weiß man, wie die letzte Stunde aussehen wird? Vielleicht liegt man im Koma, das Gehirn schon lange zerstört, nur das starke Herz kämpft noch um jeden einzelnen Schlag. Vielleicht ist man durch Krankheit oder Medikamente oder auch beides verwirrt und leidet Ängste durch Halluzinationen. Oder es sind tatsächlich die Schmerzen, die durch nichts mehr zu dämpfen sind...
Sterben ist schwierig.

Verfasst:
Fr 19. Aug 2005, 11:37
von Die Maschine
Nein, das würde ich eben nicht sagen.... die Geburt... plötzlich waren wir da... aber auch ein Embryo hat Gefühle, z.B. spürt es den Schmerz bei der Abtreibung.
Man erinnert sich nicht an die Geburt (und übrigens nicht an die nächsten 3 Jahre, es sei denn etwas schreckliches wie Tod passiert), weil das Hirn noch reifen muss, so dass Geschehnisse im Langzeitgedächnis gespeichert werden können und nicht verloren gehen... der Vorgang dauert ca. 4 Jahre...
Und dennoch denke ich schon, dass man weiß, wie man stirbt oder z.B. bei einem Brand in einem Flugzeug... *wusch* das wars.... und jetzt gehts woanders weiter...

Verfasst:
Fr 19. Aug 2005, 11:50
von aleanjre
Natürlich spürt ein Baby die Geburt. Jede werdende Mutter braucht nur auf das CTG zu blicken und dem rasenden Herzschlag zu lauschen, um zu wissen, dass ihr Kind bei jeder Wehe Stress leidet. Aber das Kind kann sich nicht dagegen wehren, geboren zu werden.
Genausowenig können wir uns dagegen wehren zu sterben. Geschieht es bei einem Unfall - ein heftiger Schlag, der Körper wird zerquetscht, der Kopf zerschmettert, Blutverlust von mehr als 1 Liter oder giftiger Qualm nimmt uns den Sauerstoff und wir ersticken - geht es eben schnell. Sitzen wir dabei in einem Flugzeug, sehen den Boden auf uns zurasen und wissen: gleich ist es vorbei! - Tja, dann ist es natürlich möglich, in einem Zustand des Friedens zu gelangen, die Todesangst von Endorphinen ertränkt, und völlig gefasst auf den finalen Schlag zu warten.
Wer vier Jahre harten Kampf gegen Krebs hinter sich hat und nun Morphiumberauscht darauf wartet, dass er endlich nicht mehr nach Luft schnappen muss und die Schmerzen enden, wird weitaus weniger friedlich gestimmt sein.

Verfasst:
Fr 19. Aug 2005, 20:55
von Die Maschine
Ich hab ja auch nie gesagt, dass es bei jedem Menschen so sein muss... es gibt immer mal wieder Bespiele wo dem eben nicht so ist... ich habe auch nur i.d.R. (in der Regel) gemeint... dass es auch Gegenbsp. wie deine Oma gibt, war mir schon bewusst.

Verfasst:
Fr 19. Aug 2005, 21:06
von aleanjre
Ich habe im Krankenhaus gearbeitet, und in 6 1/2 Jahren nur einen einzigen Menschen gesehen, der friedlich gestorben war: nachts, im Schlaf war sein Herz einfach stehengeblieben. Massiver Herzinfarkt, er hat nichts gespürt. Und vorher nichts geahnt.

Verfasst:
Fr 19. Aug 2005, 21:10
von Die Maschine
Ja eben, gerade weil du im Krankenhaus gearbeitet hast, kannst du doch gar nicht wissen, wie viele Leute friedlich zu Hause sterben.... im Krankenhaus erfährt man doch meist eh nur Schmerz, wenns um Tod und Sterben geht... für mich kein Zufall, warum du in 6,5 Jahren so wenige zufriedene Menschen sterben gesehen hat... wer stirbt schon zufrieden, wenn man im Krankenhaus liegt... zu Hause... da wo man hingehört, würde ich auch viel lieber sterben, bei den Menschen, die ich geliebt habe... nicht in einem kalten, möglichst sterilen Raum ohne Freude und Farbe.

Verfasst:
Fr 19. Aug 2005, 21:20
von aleanjre
Natürlich weiß ich das, denn ich habe auch in der häuslichen Pflege gearbeitet, ich habe meinen Schwiegervater zuhause bis zum letzten Atemzug gepflegt. Und auch da war wenig Friede. Mein Schwiegervater ist ebenfalls erstickt, Kollaps des zentralen Nervensystems, nach 9 Tagen Koma.
Eine Frau ist schreiend vor Schmerz gestorben, Krebs im ganzen Körper. Ihr Hausarzt wollte keine höhere Morphiumdosis verordnen, damit die Dame nicht wieder einen Darmverschluss erleidet.
Ein 56jähriger hatte 3 Jahre mit Hirntumor im Koma verbracht. Sehr sportlicher Typ, starkes Herz. Hat lange gedauert.
97jährige Dame, von Kopf bis Fuß wundgelegen, Pilzinfektionen, Kontrakturen aller Gelenke... irgendeiner ihrer unzähligen Schlaganfälle und Herzinfarkte hat sie erlöst. Hatte 4 Jahre gedauert. Ihre Angehörigen waren übrigens die liebevollsten und aufopferungsbereitesten Menschen, die ich je kannte.
Oder die nette Frau, die so fürchterlich an Alzheimer litt. Wann immer man sie berührte, schrie sie vor Angst. Angst ist das letzte, dass ein Alzheimerkranker verlieren kann. Schmerz verliert man nie.
Nein, nur diese eine Mann ist friedlich gegangen.

Verfasst:
Fr 19. Aug 2005, 21:39
von Die Maschine
Ja aber ich denke, dass sind alles Erfahrungen, die du in Zusammenhang mit deinem Berufsleben erfahren oder wahrgenommen hast... da du Krankenschwester [?] bist, ist das doch natürlich, dass in deiner Branche Leute schmerz- und vllt. qualvoll sterben... die Quote ist zumindest höher, als vieles andere... denn wann hat man mit Pflege/Krankenhaus/Krankenschwester was am Hut, wenn man kerngesund ist und einfach sterben kann!?

Verfasst:
Fr 19. Aug 2005, 22:50
von aleanjre
Okay. Und woran genau sterben diese Menschen, die sich von ihren Liebsten verabschieden, ins Sterbebett steigen, sich im Einklang mit dem Leben, dem Tod, dem Universum und dem Rest befinden und dann kerngesund einfach so dahingehen? Ohne Schmerz, ohne Kampf, ohne Medikamente, einfach, weil jetzt Zeit zu gehen ist?

Verfasst:
Fr 19. Aug 2005, 23:12
von Milena
ja sicher, für die Aussenwelt/Umwelt mag es meistens ein dramatischer, qualvoller und grausamer Untergang sein, das Ableben eines Menschen, und doch glaube ich an das Unsichtbare, an etwas, dass dieses Lebewesen in diesem Moment nicht adäquat auszudrücken oder darzustellen vermag, aber doch in sich trägt, bei sich, und für andere nicht erkennbar, eine innere Zufriedenheit, eine tiefe Ruhe, ein Einverständnis...
aber so sind wir Menschen gestrickt, oder zumindest die meisten,:
was wir nicht sehen können, das gibt es auch nicht..